Autor/in: Cordula

Pflege bei Nierenerkrankungen Seite 3

• SUPRAPUBISCHER KATHETER
= Katheter wird supra (oberhalb des Schambeins) durch die Bauchdecke (Os pubis) gelegt

Lage ungefähr: 2 Querfinger oberhalb Symphyse auf der Mittellinie zw. Bauchnabel + Symphyse (Schambein)

Indikationen

  • – längerfristige Harnableitung
  • – Genitalerkrankungen
  • – neurogene Miktion-Störungen
  • – intensiv OP-Harnableitung (Bilanzierung ist so genauer)
  • – Harnabflussstörung

Kontraindikationen

  • – Schrumpf blase → Fehlpunktion
  • – Blutgerinnungsstörungen
  • – Raumforderungen im Unterbauch, z. B.: Blasentumor, Schwangerschaft
  • – Entzündungen im Oberbauch
  • – OP´s im Oberbauch


nieren4

Arbeitsblatt: Standard VW Suprapubischer Katheter

5. HARNWEGSINFEKTIONEN

Prädisponierende Faktoren für Infektionen der Harnwege:

  • mangelnde/ falsche Intimpflege
  • Analgetika-Abusus
  • Missbildungen, Verengungen? Abfluss gestört.
  • Schwangerschaft? Vermehrte Zunahme von Eiweißen? PH Wert-Verschiebung
  • Stoffwechselstörung? pH-Wert Verschiebung.
  • Immunschwäche
  • Inkontinenz
  • Dauerkatheter
  • Mangelnde Flüssigkeitszufuhr
  • Kinder (wegen vesiko-urethralem Reflux)
  • Frauen (kürzere Harnröhre)
  • Männer mit Prostatahypertrophie

E. coli
Klebsielle
Proteus
Pseudomonas physiologische
Enterokokken + Stäbchen
Harnwegsinfektionen verursachen

Bakterielle Infektion:

  • meist aufsteigend von der Blase
  • seltener hämatogen/ lymphogen

Pat-INFO ZUR HARNWEGSINFEKTION:
1) ausreichende Flüssigkeitszufuhr
2) ggf. Intimpflege überdenken (Waschrichtung)
3) Intimbereich warm halten
4) Immunsystem stärken
5) Regelmäßige Blasenentleerung (kein Harnstau? keine Keimwanderung)
6) Nicht auf zweifelhafte Toiletten setzen … (Schule …)
7) Keine Slipeinlagen/Binden dauerhaft tragen
8) Lange Bäder vermeiden
9) Reizende Pflegemittel vermeiden
10) Vor Geschlechtsverkehr reinigen (HA HA)

a) Zystitis
Definition: akute Entzündung der Harnblase, die in über 50 % der Fälle durch Bakterien verursacht wird

SYMPTOME

  • Pollakisurie
  • Dysurie
  • Hämaturie
  • Leuko´s im Urin
  • Ggf. übel riechender Urin
  • Blasentenesmen
  • Suprapubische Schmerzen (kein Flanken-Schmerz)
  • Kein Fieber!

MAßNAHMEN:
11) Infektions- und Entzündung Behandlung

  • hohe Flüssigkeitszufuhr 3L
  • Bettruhe
  • Lokale Wärme
  • Evtl. Eukalyptus auflagen
  • Spasmolytika/ Analgetika, z. B. Homburger Cocktail.

2) Antibiotika für kurze Zeit (z. B. Cotrim forte)
3) Ausschaltung der Risikofaktoren
4) Überwachung der Ausschaltung.

b) URETHRITIS
Definition: Es handelt sich um eine isolierte Infektion der Harnröhre distal vom Sphincter urethrae internus

ÄTIOLOGIE BEI NICHT GONORRHOISCHE URETHRITIS DURCH:

  • Chlamydien
  • selten Trichmonaden
  • Candia albicans
  • Mycoplasma hominis
  • Herpesviren

KLINIK:

  • Jucken, Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • Pollakisurie
  • Bei Gonorrhoe Harnröhrenausfluss

DIAGNOSTIK:
– Urinsediment (Leukozyturie)
– Oft keine signifikante Bakteriurie
– Erreger- oder Antigennachweis in Abstrich oder Blut.

6. PYELONEPHRITIS
a) AKUT
Definition: akut einsetzender Befall des Bindegewebes und der Tubuli einer oder beider Nieren mit Entzündungszeichen; bakterielle Entzündung des Nierenbeckens mit Parenchym Beteiligung

KLINIK:

  • Flanken/ Nierenlager sind druckschmerzhaft
  • Dysurie, Pollakisurie, gegebenenfalls. Proteinurie
  • Urin ist trübe (Leuko´s/ Hämaturie)
  • Fieber, Schüttelfrost
  • Allg. Entzündungszeichen? Müde, Abgeschlagenheit
  • Ödeme fehlen
  • Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens? Ggf. Übelkeit, Erbrechen

b) CHRONISCH

KLINIK:

  • unklare Fieberanfälle
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit + Abgeschlagenheit
  • Übelkeit und Brechreiz
  • Gewichtsabnahme

DIAGNOSTIK:

  • Durch das klinische Bild
  • Blutuntersuchung: BSG, CRP, Harnstoff, Kreatinin, evtl. Kreatinin-Clearance, Blutkulturen sowie Gerinnungsparameter im Verlauf einer Urosepsis
  • Urinbefund? Mittelstrahlurin / Sammel Urin
  • Sono? Harnstau, Parenchym Beteiligung
  • Urographie: Erkennung der wichtigen prädisponierenden Risikofaktoren

THERAPIE:

  • Kausale Therapie: Beseitigung von etwaigen Missbildungen, Abflussstörungen
  • Antibiotika oder Sulfonamide nur bei symptomatischer Bakteriurie (wenn nach 3 Tagen keine Wirkung eintritt: Resistogramm)
  • Bettruhe, lokale Wärme
  • Flüssigkeitszufuhr ca. 3 L (Bärentraubenblätter oder Zinnkraut)
  • Bei Tenesmen (=anhaltende Krämpfe der Blase) Kompressen mit Eukalyptusöl auflegen (warme Kompressen)
  • Überwachung der Ausscheidungsmenge, Urin Kultur, Sediment
  • Ursache ausschalten

KOMPLIKATIONEN:

  • paranephritischer Abszess (Eiteransammlung in nicht vorgegebenen Höhlen)
  • Urosepsis (von der Niere aus)
  • Steinbildung
  • Chron. Verlauf? Hypertonie/ Niereninsuffizienz.
  • Schrumpf Niere
  • Kalium – / Natriumverlustnieren

Arbeitsblatt: Pflegeschwerpunkte

7. Glomerulumnephritis

Definition: Abakterielle doppelseitige Nierenentzündung mit Befall der Glomeruli

A) AKUT

  • 85 % aller Glomerulonephritiden
  • die häufig im Rahmen einer fehlgeleiteten Immunreaktion 1 – 4 Wochen nach einer Infektion auftritt
  • Post-Streptokokken Infektion nach: Tonsillitis, Angina, Scharlach, Zahngranulome

KLINIK:

  • Hämaturie
  • Proteinurie
  • Azotämie
  • Überwässerung
  • In schweren Fällen: Oligo/Anurie; Aszites, Pleura Ergüsse und Lungenödem
  • Arterielle Hypertonie, ggf. hypertensive Krise
  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Subfebrile Temperaturen
  • Schmerzen in den Nierenlagern

DIAGNOSTIK:

  • Urin: Hämaturie
  • Mikroskopisch: Erythrozyten-, Hämoglobin- und Zellzylinder, dysmorphe Erythroz

– Proteinurie
-Mikrohämaturie
– Hypertonie → Vollhard´sche Trias.

  • BSG; Harnstoff und Kre im Serum
  • Serologie: ANF, Antibasalmembran-Antikörper, ANCA
  • Nierenbiopsie nur bei nephrotischer Verlaufsform

THERAPIE:

  • stationäre Behandlung (Bettruhe, Salz- und Eiweißarme Kost)
  • Bilanzierung von Flüssigkeit
  • Tägliche Gewichtskontrollen
  • Behandlung von Ödemen(Diuretika), Hypertonie(Antihypertensiva) und Niereninsuffizienz (evtl. Dialyse)
  • Später unter Penicillin Schutz bei Herd verdacht Sanierung (z. B.: Tonsillektomie)

KOMPLIKATIONEN

  • chron. Verlaufsform
  • Nierenversagen
  • Niereninsuffizienz
  • Herzinsuffizienz
  • Lungenoedem

PROGNOSE:
abhängig vom Alter: Erwachsener 60 – 70 % ; Kinder 90 % bei Alkoholikern, chronischer Verlauf häufiger.

B) CHRONISCH

KLINIK:

  • im Frühstadium keine Beschwerden
  • Anämie
  • Hypertonie
  • Osteopathie
  • Flüssigkeitsretention (Ödeme)
  • Hypertonus

DIAGNOSE:

  • Urin: Eiweiß, Erythrocyten, Erythrocytenzylinder, Leukocyten, granulierte Zylinder, Wachs- und Fettzylinder, Bakterien
  • Blut: Elektrolyte, Kreatinin bzw. LKreatinin-Clearance, Gesamteiweiß und Eiweißelektroferogramm
  • Erweiterte Dagnostik: Sonogramm, Nierenbiopsie, IVP

SPEZIELLE THERAPIE:

  • diätetische Maßnahmen
  • ausreichende NaCl und Flüssigkeitszufuhr
  • NaCl-Restriktion nur bei Hypertonus und Ödemen
  • Frühzeitige Eiweißeinschränkung (ca. 0,7 g Eiweiß/kg/Tag)
  • Konsequente Therapie des Hypertonus
  • Ausgleich von Elektrolyt-Verschiebungen

genaueres siehe Arbeitsblatt: Akute Glomerulumnephritis 8. AKUTES NIERENVERSAGEN (ANV)
Definition: plötzlich auftretende meist irreversible Niereninsuffizienz, einhergehend mit einem Rückgang der Urinmenge unter 500ml respektive 200ml Urin/Tag → Azotämie (laut Baumännchen meist reversibel!)

Prärenales ANV

Ursachen:

zirkulatorische Ursachen (Hypovolämie, Hypotension, kardiale Insuffizienz)

toxische Ursachen (endogene Toxine wie bei Rhabdomyolyse bei Trauma; exogene Toxine wie Medi´s, Zytostatika)

immunologische Ursachen (Transfusionszwischenfälle, anaphylaktische allergische Reaktion)

Renales ANV

Ursachen:

glomerüläre Nierenerkrankungen (z. B.: akute GN)

vaskuläre Nierenerkrankungen (z. B.: Eklampsie, Verschluss der Nierenarterien/-venen)

tubulointerstitielle Nierenerkrankungen (z. B.: akute Pyelonephritis)

Postrenales ANV

Ursachen:

Obstruktion der Ureteren (Karzinom, Lymphome)

Obstriktion des Blasenausganges (Karzinom, Prostatahypertrophie, Infektion → Schleimhautschwellung)

Obstriktion der Urethra (Phimose, Striktur, Tumor)

KLINIK:
Leitsymptom ist die Oligo-/Anurie; Verlauf in 4 Stadien:
1) Initial- bzw. Schädigungsphase (Stunden bis Tage je nach Grunderkrankung)
2) Oligo-/anurische Phase (Dauer 2 Tage bis 9 Monate, in der Regel 10 Tage)
Störungen des Wasser- , Elyt- und Säuren-Basen-Haushalts
3) Polyurische Phase (Erholungsphase, Dauer ca. 3 Wochen), als Ausdruck der Regeneration des Tubulusapparates finden sich täglich steigende Urinmengen (ca. 5L und mehr Abfall der Nierenretentionswerte)
4) Restitutionsphase (Dauer Monate bis ca. 2 Jahre) nicht immer komplett, Defekt Heilung ist möglich

KOMPLIKATIONEN:

  • Überwässerung → „Fluid Lung“, Hypertonie, Herzinsuffizienz, periphere Ödeme
  • Hyperkaliämie einhergehend mit Herzrhythmusstörungen, Hyperphosphatämie, Hypokalziämie, Hypermagnesiämie, metabolische Acidose
  • Urämische Perikarditis
  • Gastrointestinale Symptome (Stressulkus einhergehend mit Blutungen)
  • Zentralnervöse Symptome (Steigerung der neuromuskulären Erregbarkeit)
  • Infektanfälligkeit
  • Anämie, Throbozytopenie, evtl. Leukozytose

DIAGNOSTIK:

  • eingehende Anamnese
  • engmaschige Kontrolle der Nierenwerte und Elyte im Blut
  • Bilanzierung der Ein- und Ausfuhr
  • Untersuchungsverfahren in Abhängigkeit vom klinischen Bild

Achten auf
Bei Verdacht auf post renales ANV:

  • plötzliche Anurie mit Koliken
  • Prüfung des Füllungszustandes der Harnblase (Palpation, Katheterisierung, Sono)
  • Ausschluss eines Nierenhohlraumaufstaus

Bei Verdacht auf post renales ANV:

  • Prüfung von RR, Pulsfrequenz und Qualität, Hautturgor, Füllungszustand der Halsvenen
  • Erkennbar an einer erhaltenen Tubulusfunktion (Urin Natriumkonzentration < 20 mmol/l; Urin Osmolarität > 500 mmol/l)

THERAPIE:

  • Beseitigung der Ursache
  • Ausschluss einer postrenalen Niereninsuffizienz!
  • Behandlung des gestörten Wasser-, Elyt- und Säuren-Basen-Haushalts mit Schleifendiuretika MAnnitol und/oder Furosemid
  • ggf Elytverschiebung ausgleichen
  • Ernährung: mindestens 100g KH, Katabolismus so niedrig wie möglich halten; 35–40 kcal/kg/Tag; Kalium + Eiweißarme Kost
  • Medi´s niedriger dosieren (Antibiotika, Digitalis) → Blutspiegel kontrollieren
  • Bilanzierung des Stundenurins, engmaschige Kontrolle von Gewicht, ZVD und Laborwerte
  • Bei bedrohlicher Hyperkaliämie, medikamentös nicht beherrschbarer Überwässerung mit drohendem Lungen-/Hirnödem und Harnstoffwerten > 100 ml/dl → Hämodialyse

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Pflege bei Nierenerkrankungen
Weitere Quellen zur Pflege bei Nierenerkrankungen

Chronische Niereninsuffizienz
Standardpflegeplan „chronische Niereninsuffizienz“
CHRONISCHE NIERENINSUFFIZIENZ

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