Das Urologische System
Wesentliche Aufgaben des Urosystems:
- Kontrolle der Salz- und Wasserausscheidung und damit Aufrechterhaltung von Volumen und Osmolarität des Extrazellularraumes
- Konstanthaltung des pH-Wertes im Blut durch Ausscheidung eines je nachdem mehr oder weniger stark saurem Urins
- Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten (Harnstoff, Harnsäure, Kreatin)
- Konservierung wertvoller Blutbestandteile (Glucose, Aminosäuren)
- Hormonproduktion (Renin, Erythropoietin)
› Anteile:
- 2 Nieren (lat. Ren, griech. Nephros) = Harnbildungsort
- 2 Nierenkelche und Nierenbecken (Pelvis renalis) = Auffangtrichter für Urin
- Harnleiter (Ureter) = Harnweg
- Harnblase (Vesica urinaria) = Harnreservoir
- Harnröhre (Urethra) = Harnweg
Nieren Topografie:
Die Nieren liegen im oberen Abschnitt des Retroperitonealraums auf der Höhe des 11. respektive 12. Brustwirbels bis 2. respektive 3. Lendenwirbel. Da die rechte Niere durch die Leber ein wenig verdrängt wird, liegt sie etwas tiefer.
Makroskopie:
Die Nieren sind bohnenförmig. Sie sind etwa 12 cm lang, 7 cm breit und 4 cm dick. Das Gewicht einer Niere beträgt 120 bis 200 Gramm. Jede Niere ist von einem Fettpolster aus Baufett umgeben. Darum herum finden wir einen bindegewebigen Sack (Fasziensack), welcher an der Lendenwirbelsäule befestigt ist und zusammen mit dem Fettpolster die Niere in ihrer Lage hält.
Zusammen mit den Nieren werden auch die Nebennieren vom Fasziensack umgeben. Die Nebennieren haben in ihren Aufgaben primär jedoch keinen Zusammenhang mit den Aufgaben der Nieren.
Bei der Nierenpforte (Hilus) treten
Ein:
Nierenarterie 8Arteria renalis
Nerven
Aus: Nierenvene (Vena renalis)
Nierenbecken (Pelvis renalis), das beim Hilus in den Harnleiter (Ureter) übergeht
Nerven
Lymphgefäße
Wenn wir die Niere längs aufschneiden, erkennen wir makroskopisch zwei verschiedene Schichten, außen die Nierenrinde und innen das Nierenmark, welches von den Nierenpyramiden gebildet wird.
Mikroskopie
In der Nierenrinde liegen pro Niere etwa eine Million Nierenkörperchen (Malpighische Körperchen), die eine Größe von 0,1 bis 0,3 mm haben. Ein Nierenkörperchen wird von einem arteriellen kapillar Knäuel (Glomerulus) gebildet. Um den Gefäßknäuel herum liegt die Bowmansche Kapsel, eine Kapsel aus einschichtigem Epithelgewebe. In Richtung der Harnkanälchen ist die Bowmansche Kapsel geöffnet.
Ebenfalls in der Nierenrinde liegen die zu jedem Nierenkörperchen gehörenden gewundenen Anteil der Harnkanälchen (Tubulus/Tubuli), ausgenommen jeweils die Henlesche Schleife.
Im Nierenmark liegen die gestreckten mittleren Anteile des Tubulus als Henlesche Schleife, außerdem die Sammelrohre, welche mit ihren Öffnungen bei der Pyramidenspitze in die Nierenkelche des Nierenbeckens münden. Natürlich ist der Aufbau des Nierengewebes durch ein Bindegewebegerüst abgestützt, in welchem auch Lymphbahnen und Nerven verlaufen.
In jeden Nierenkelch mündet eine Markpyramide mit je 20 bis 30 Sammelrohren. Die Mündungsstellen der Sammelrohre an der Pyramidenspitze ergibt die siebförmige Area cribrosa.
Je ein Glomerulus mit dazugehörender Bowmanscher Kapsel und ableitendem Tubulus (die Sammelrohre gehören nicht mehr dazu), nennt man Nephron, in jeder Niere liegen etwa eine Million Nephrone.
Funktion:
1. Primär Harn Bildung.
Die in die Bowmansche Kapsel hineinführende Arteriole ist bedeutend größer als die wegführende Arteriole. Dadurch wird der Gefäßknäuel prall gefüllt und es entsteht in den Gefäßen ein Überdruck. So wird Plasma ähnliche Flüssigkeit in die ableitenden Harnkanälchen gepresst respektive filtriert. Jetzt sprechen wir von Primär Harn. Primär Harn besteht aus Blutplasma mit allen im Plasma befindlichen Stoffen, jedoch ohne hochmolekulare Eiweiße, da diese die Gefäßwand der Glomeruluskapillaren nicht passieren konnten, innerhalb von 24 Stunden werden 150 Liter primär Harn filtriert.
2. Endharnzubereitung
Der Endharn wird in den Harnkanälchen (Tubuli) zubereitet. Notwendig ist ein reger Stoffaustausch zwischen den Blutgefäßen und den Harnkanälchen in beiden Richtungen. Wir unterscheiden verschiedene Vorgänge.
a) Wasser Rückresorption ohne Harnkonzentrierung
Na + H₂O Blut kapillaren 1. Gewundener Teil
b) Wasser Rückresorption zur Harnkonzentrierung
H₂O Blut kapillaren 2. Gewundener Teil, Sammelrohr.
3. Ausscheidung der harnpflichtigen Substanzen.
(Kreatin, Harnstoff, Harnsäure)
4. Sekretion von Stoffen.
(körpereigene Stoffwechselprodukte wie Harnsäure, Sulfate, etc.)
(körperfremde Substanzen wie Medikamente)
5. Rückresorption von Stoffen.
(Glucose, Aminosäuren, Harnsäure, Natrium, Kalium, Chlor, Phosphate, Schwefel, etc.)
6. Ausscheidung von Ammoniak.
7. Hormonbildung
a) Renin
b) Erythropoetin (fördert Bildung von Erythrozyten)
Endharn:
Menge: 1 bis 2 Liter innerhalb von 24 Stunden
Farbe: hell bis dunkelgelb
Reaktion: leicht sauer, pH-Wert 5,5
Spezifisches Gewicht: 1015 bis 1025 (extreme physiologische Werte könne von 1002
bis 1040 schwanken
Zusammensetzung: Wasser, Elektrolyte, Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin, organische Säuren, Hormone, Fermente, Vitamine, Farbstoffe (Urobilin, u. a.)
› Nierenkelche und Nierenbecken
Topografie
Bei jeder Niere münden 8 bis 10 Nierenkelche in das Nierenbecken (Pelvis renalis). Dieses tritt bei der Nierenpforte aus und geht unmittelbar in den Harnleiter (Ureter) über.
Physiologie
Das Nierenbecken fängt mit seinen Nierenkelchen den Harn auf. Es fast 6 – 10 cm3 Harn. Portionsweise wird der Harn an die Harnleiter weitergegeben.
Harnleiter Typografie
Die Harnleiter schließen dem Nierenbecken an und münden hinten in die Blase. Sie liegen hinter dem Bauchfell, also Retroperitoneal. Die Harnleiter verlaufen leicht schräg gegen medial.
Makroskopie
Die Harnleiter sind dünne, röhrenförmige Muskelschläuche. Ihre Länge beträgt 25 bis 30 cm. Das Endstück, etwa 2 cm, liegt in der Blasenwand (intramural). Die Einmündungsstellen heißen Ostien.
Physiologie
Dank der Muskelschicht wird der Harn peristaltisch in die Blase transportiert. Pro Stunde werden ungefähr 50 cm3 Harn zur Blase gebracht.
Harnblase Topografie
Die Harnblase (Vesica urinaria) liegt im kleinen Becken, hinter der Symphyse. Bei der Frau liegt sie ventralwärts vor der Gebärmutter, beim Mann ventralwärts vor dem Mastdarm. Da die Harnblase nur am Blasenscheitel von Bauchfell überzogen ist, wird die Lage als extra Peritoneal (respektive als sub peritonealen Raum liegend) bezeichnet.
Physiologie
Als Sammelbehälter (Reservoir) hat die Harnblase die Aufgabe, den Urin zu sammeln. Ihr Fassungsvermögen beträgt 200 bis 400 cm3. Ist eine gewisse Urinmenge in der Blase, sodass sie sich durch Füllung dehnt, nehmen sensible Rezeptoren in der Blasenwand diesen Füllungszustand wahr. Dies wird bewusst als Harndrang empfunden.
Harnröhre Topografie
Die Harnröhre (Urethra) stellt die Verbindung der Blase gegen außen dar, liegt also zwischen Blasse und dem Scheidenvorhof bei der Frau respektive zwischen der Blase und dem Ende des Penis beim Mann.
Makroskopie
Frau: Die Harnröhre der Frau ist ein kurzer, etwa 4 cm langer Bindegewebeschlauch. Sie beginnt beim inneren unwillkürlichen Sphinkter, verläuft durch den Beckenboden (Diaphragma Urogenitale) und endet unmittelbar vor der äußeren Vaginalöffnung beim äußeren willkürlichen Sphinkter.
Mann: Die Harnröhre des Mannes ist ein etwa 26 cm langes ungleiche mäßiges Rohr. Nach verschiedenen Abschnitten weist sie enge Stellen auf. Am Anfang der Harnröhre, kurz nach der Harnblase, münden die Samenleiter in die Harnröhre. Da die Harnröhre und die Samenleiter einen gemeinsamen Ausführungsgang haben, nennt man diesen auch Harnsamenröhre. Der willkürliche Schließmuskel der männlichen Harnröhre liegt in der Wandung von deren engsten Stellen, nämlich unmittelbar unterhalb der Prostata
im Beckenboden.