Pflege bei Nierenerkrankungen
ANATOMIE DER NIERE
Dicke: 2,5 – 3 cm
Länge: 11–12 cm
Breite: 6 cm
Gewicht: 150 g
Eigenschaften:
- Paar Organ
- Retroperitoneal (hinter dem Bauchfell)
- Mit Kontakt zum Zwerchfell? Atemabhängige Verschiebung der Nieren.
- Linke Niere zwischen dem 11. BWK und dem 2. LWK
- rechte Niere aufgrund der Leber 1 WK tiefer
- nach medial liegt der Nierenhilus (Nierenpforte)
- mit Übergang des Nierenbeckens in den Harnleiter
Der innere Aufbau der Niere (Außen → Innen)
- Kapsel (Capsula fibrosa)
- Nierenrinde (Cortex renalis): Ausläufer der Rinde strahlen bis ins Mark (Columnae renalis mit Bertini-Säulen = Rinden Substanz) ; sie besteht hauptsächlich aus Nierenkörperchen und gewundenen Tubulus abschnitten
- Nierenmark (Medulla renalis) unterteilt sich in 6 – 18 Markpyramiden (Spitzen = Nierenpapillen, mit kleinen Öffnungen in Calices majores und Calices minores) besteht hauptsächlich aus strahlenförmig verlaufenden Gefäßen und Tubulus abschnitten
- Nierenbecken
- Fett im Sinus renalis
Gefäßsystem der Niere:
Blut entspringt der Arteria renalis; weitere Aufspaltung in Zwischenlappen Arterien, die in Richtung Nierenrinde aufsteigen (zw. den Pyramiden). Es entspringen Vas afferens (zuleitendes Gefäß), welches Glomerul umschlingen bildet. Dann ins Vas efferens (ebenfalls Arterie), welches in Nierenrinde und äußerer Markzone den Tubulusapparat umgibt. Dort leitet es das Glomerulumfiltrat (Primärhan) ab.
Das Nierenmark wird durch Vasa recta versorgt (entspringen aus A. renalis und den ableitenden Gefäßen der Nierenkörperchen)
Das venöse Blut jeder Niere fließt durch eine von der Nierenrinde zusammenlaufendes Venensystem in die V. renalis. Diese mündet in die V. cava inferior.
PHYSIOLOGIE DER NIERE
Nephron = kleinste Funktionseinheit der Niere (ca. 2 Mio. Nephrone)
Besteht aus Nierenkörperchen (Glomerulum + Bowman´sche Kapsel) und Tubulussystem
Gefäßpol: zuleitendes und ableitendes Blutgefäß am Nierenkörperchen, zeigt Richtung Nierenrinde
Harnpol: der Kapselraum geht in den proximalen Tubulus über, Richtung Nierenmark
Als Filtermembran dienen das Kapillarendothel, die Basalmembran und das innere Blatt der Bowman´schen Kapsel.
Die Kapsel besteht aus dem Äußeren Blatt (umgibt das Nierenkörperchen von außen) und dem Inneren, welches aus Podozyten zusammengesetzt ist. Durch Porenöffnungen von Basalmembran und Bowman´sche Kapsel können nur Wasser und kleinste Plasma bestandteile hindurchdringen (z. B. Ery´s, Leuko´s können nicht durch!!).? Primärharn ist ein nahezu eiweißfreies Ultrafiltrat mit Ionen und kleine Moleküle in der gleichen Konzentration wie im Blut (ca. 180 Liter/ Tag)Sekundärharn entsteht im Tubulussytem durch Resorptionsvorgänge von Flüssigkeit und Sekretion Vorgänge mit Stoffwechselprodukten (ca. 1-2L Tag)
Tubulusapparat:
1) proximaler Tubulus: (im oberen Rindenteil, stark gewunden, wird gerade im unteren Teil, dort ist er von vielen efferenten Arteriolen umgeben → reger Flüssigkeitsaustausch))
2) intermediärer Tubulus (mit Henle-Schleife): stark verengter Bereich
3) distaler Tubulus: aufsteigender Teil Richtung Glomerulum, berührt am Gefäßpol das Nierenkörperchen
Diese sich berührenden Abschnitte von Arteriole und Tubulus nennt man juxtaglomerulärer Apparat.
Der gewundene Teil des distalen Tubulus geht dann in die Sammelrohre über (andere Tubuli kommen hinzu), welche sich in den Nierenkelchen vereinigen und über den Harnleiter in die Harnblase abgeleitet werden. Sammelrohre sind Wirkort des Audiuretin welchen die Wasser Rückresorption in den distalen Tubuli und den Sammelrohren steigert und den Harn dadurch konzentriert.
juxtaglomerulärer Apparat:
- spezialisierte Epithelzellen des distalen Tubulus = Macula Densa; wirkt wahrscheinlich als osmotischer Rezeptor
- Epitheloidzellen: umgewandelte glatte Muskelzellen, bilden Renin
- Mesangiumzellen: liegen zwischen den Zellen des distalen Tubulus und dem zuführenden Gefäß, Phagocytose, sind kontraktil, reagieren auf Hormonreize mit einer Änderung der Filtrationsrate und haben endokrine Funktion
Nierenfunktionen:
1. Wasser- und Elektrolythaushalt regulieren
2. Aufrechterhaltung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes im Blut (pH-Wert – kolloid-osmot. Druck)
3. Ausscheidung körpereigener harnpflichtiger Substanzen (z. B..: von Endprodukten des Eiweißstoffwechsels)
4. endokrine Funktion
a) Bildung von Renin (Bedeutung für Renin-Angiotensin-Aldosteron-System)
b) Bildung des Erythropoetins für die Stimulierung der Erythropoese
c) Umwandlung von 25-Hydroxycholecalciferol in 1,25-Dih<ydroxycalciferol
(Vitamin D3)
5. exokrine Funktion:
a) Ausscheidung von Stoffwechselprodukten
b) Ausscheidung von Fremdsubstanzen
c) Ausscheidung von Wasser.
2. Diagnostik
Leitsymptome:
Pollakisurie | Häufiger Harndrang in kleinen Mengen |
Dysurie | Häufiges und erschwertes Wasserlassen, teilweise mit Schmerzen |
Algurie | Schmerzhaftes Wasserlassen |
Strangurie | Harnzwang, bei Miktion heftigste krampfartige Schmerzen |
Polyurie | Urinausscheidung über 2000ml/24 h Häufig mit Polydipsie (erhöhter Durst) |
Oligurie | Urinausscheidung < 500 ml/24 h |
Anurie | Urinausscheidung < 200 ml/24 h |
Hämaturie | Rotfärbung des Urins |
Makrohämaturie | Mehr als 1ml Blut / 1l Urin mit sichtbarer Verfärbung |
Mikrohämaturie | Ery´s im Urin, jedoch ohne sichtbare Verfärbung |
Ödeme | Laut Buch(!) häufig an den Füßen/Beinen |
Druckgefühl oder Schmerzen | z. B.: akute Pyelonephritis |
Nieren (Urether-) Koliken | |
Fieber | |
Müdigkeit, Abgeschlagenheit | Chronische fortgeschrittene Nierenerkrankungen |
Ü belkeit, Erbrechen | Schwere Acidose oder als urämisches Symptom im Endstadium der chron. Niereninsuffizienz |
Körperlicher Befund:
- Anämie
- Oedeme (an abhängigen Körperteilen, im Gesicht (Lidoedeme) oder am ganzen Körper (Hydrops, Anasaka)
- Hypertonus
- Schmutzig braunes Hautkolorit → bei chron. Niereninsuffizienz (Ablagerung von Krea + Hast in der Haut)
- Graubraun-schmutziges Hautkolorit → Phenacetinabusus (Missbrauch best. Analgetika)
Urinbefund: (Genaueres siehe Blätter Urin Beobachtung!)
1) Spezifisches Gewicht:
Gibt an, wie viel Gramm gelöste Stoffe in 1L Flüssigkeit enthalten sind = Dichte
- gibt Auskunft über Konzentration einer Flüssigkeit
- Das ist abhängig von der Menge + Konzentration der in der Flüssigkeit gelösten Stoffe
- Normwerte: 1012 – 1025 mg/ml
- wird mittels Senkwaage bestimmt
Hyperstenurie > 1025
Hypostenurie < 1010
Isostenurie (Harn starre) 1012 konstant bei Niereninsuffizienz
2) pH-Wert
Beim Nierengesunden weist der Urin einen pH-Wert zwischen 4,8 und 8 auf
Je Fleisch reicher →, desto saurer
Je Fleisch ärmer →, desto alkalischer
Gesammelter Tagesurin ist meist sauer (pH-wert von 6)
3) Eiweißgehalt
- Nieren gesunde können bis zu 150 mg Eiweiß / Tag durch die Nieren ausscheiden
- Untersuchung des morgigen Mittelstrahlurins meist mit Albuminteststreifen (Nachweisgrenze bei 20 mg/ 100 ml)
- Genauere Testverfahren siehe Buch (fand ich nicht wichtig, da sie nie angesprochen wurden)
- Leichte vorübergehende Proteinurien lassen sich oft bei Fieber, körperlicher Anstrengung, Stress und Lendenlordose nachweise
4) Zuckergehalt
Quantitative und qualitative Bestimmung und Keton Körper bei Diabetes mellitus
Sediment
Siehe Urin Beobachtung (Mikro-, Makrohämaturie, Pyurie)
Bakteriologische Harndiagnostik
= Keimzählung, Keimidentifizierung und Die Antibiotika-Resistenz-Bestimmung
Wichtigste Erreger:
- Escherichia Coli
- Streptokokkus faecalis
- Pseudomonas
- Proteus mirabillis
Keimzählung mittels Uricult:
Zu beachten ist, dass der Uricult
- vollständig mit Urin bedeckt werden muss
- nicht berührt werden darf
- bei ca. 37 im Brüter für 24 H gelagert werden muss
- Mittelstrahlurin oder Katheter Urin genommen werden muss
- Nicht das Verfallsdatum überschritten haben darf
- Und richtig gelagert wird…. (steril anschließend usw.)
Keimzahl Bakterien pro ml | Befund |
Unter 10.000 | Kontamination bei Punktions- oder Katheterurin, auch bei > 10.000 könnte eine Infektion vorliegen |
10.000 – 100.000 | Zweifelhaft, da es sich um eine chronische Harnwegsinfektion handeln kann oder kontaminierter Mittelstrahlurin genommen wurde durch unsachgemäße Technik |
Über 100.000 | Infektion → signifikante Bakteriurie – Keimidentifizierung – Empfindlichkeit Prüfung. |
Uricult hat 2 Agar medien:
CLED Agar: Bestimmung der gesamten Keimzahl
Mac-Conkey-Agar: Selektiv Nährboden für gramnegative Harnweg pathogene Bakterien
Vorsicht bei einmal Kathetern:
Gleitmittel Instillagel und Endosgel enthalten Desinfektionsmittel!
→ Conveen- oder LoFric Kathetern benutzen, besitzen eine PVP Beschichtung, die man mit 0,9%iger NaCl Lösung aufweicht
chemische Untersuchung des Blutes
Beispiele für eine Nierenerkrankung: renale Anämie, Hypokaliämie, Hyperkaliäme, Hyponatriämie, Hyperphosphatämie und Acidose
Kreatinin: entsteht im Muskelstoffwechsel durch Abbau von Kreatininphosphat (Serumkreaspiegel ist nahrungsabhängig, Harnstoffspiegel nicht!)
Kreatinin wird in der gesunden Niere ausschließlich glomerulär filtriert → Aussagend über Glomerulusfunktion
Kreatinin-Clerance
→ gibt die glomeruläre Filtrationsrate an (d. h. die Menge des pro gebildeten Primärharns
→ sie fällt mit zunehmendem Alter physiologisch ab
→ leichte Funktionseinschränkung werden frühzeitig erkannt
→ Clerance bedeutet Klärung, Entfernung entweder bekannter körpereigener (Kreatinin) oder in die Blutbahn gebrachter Stoffe aus dem Blut
→ Normalwert: 80-120ml/min
Harnstoff: Endprodukt des Eiweißstoffwechsels; Höhe des Harnstoffspiegels im Blut ist abhängig von der Größe des Glomerulumfiltrats und der Harnstoffrückdiffusion in die Tubuli
→aussagend über die Tubulusfunktion
weiterhin sind extrarenale Faktoren wie Eiweißzufuhr und Katabolismus von Bedeutung, um Harnstoffspiegel im Blut zu beurteilen, da auch sie den Wert beeinflussen
zunehmender Nierenfunktionseinschränkung → Hyperphosphatämie und Hyperkaliämie
Weiter lesen auf Seite 2…
Weitere Quellen zur Pflege bei Nierenerkrankungen
Chronische Niereninsuffizienz
Standardpflegeplan „chronische Niereninsuffizienz“
CHRONISCHE NIERENINSUFFIZIENZ