Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Seite 4
Ausgewählte Krankheitsbilder
Hyperplasie der Rachenmandel (Adenoide Vegetationen, „Polypen“)
Pathophysiologie
- Überdurchschnittliche Mengenzunahme des immunbiologischen im Kindesalter besonders geforderten und aktiven lymphatischen Gewebes
- Vergrößerung der Rachenmandeln
Klinik
- Chronische Mundatmung, da Nasenatmung erheblich behindert ist
- Schnarchen
- Infektanfälligkeit
- Rhinorrhoe
- Hören schlecht
- Da die vergrößerte Rachenmandel die Mündung der Ohrtrompete im Nasopharynx verlegt und so zu Belüftungsstörungen des Mittelohres führt, treten gehäuft Mittelohrentzündungen auf mit Paukenergüssen
Therapie
- Adenotomie (Operative Entfernung der Rachenmandeln)
Komplikationen
- Tubenventilationsstörungen
- Serotympanon (Flüssiges Sekret mit Erguss)
- Mukotympanon (Schleimiger Mittelohrerguss » Schalleitungsschwerhörigkeit)
- Sprachentwicklungsstörungen
- Schlaf-ApnoeSyndrom
Tumoren des Nasopharynx
Gutartige Tumoren
- Häufigste gutartige Tumor des Nasopharynx: juvenile Nasenrachenfibrom
- Vor allem Jugendliche betroffen
- Symptome: Einseitige Nasenatmungsbehinderung , häufiges Nasenbluten
- Therapie: operative Entfernung des Tumors
Bösartige Tumoren
- Symptome im Frühstadium: einseitige Schwerhörigkeit, da sie die Mündung der Ohrtrompete verlegen, » Belüftungsstörungen
- Symptome im fortgeschrittenen Stadium : behinderte Nasenatmung und Nasenbluten
- Therapie: Op wegen der Nähe zur Schädelbasis schwierig » Strahlentherapie
- Prognose: meistens schlecht
Pharyngitis
Definition
- Entzündung der Rachenschleimhaut
Einteilung
- Akute Pharyngitis
- Chronische Pharyngitis
Akute Pharyngitis
- Kommt meist bei Infektionen der oberen Atemwege vor
- Symptome: Halsschmerzen, vor allem beim Schlucken
- Therapie: Antibiotika bei bakterieller Pharyngitis, symptomatische Maßnahmen bei viraler Pharyngitis (Analgetika)
Chronische Pharyngitis
- Entstehung: langfristige Einwirkung verschiedner Noxen (Staub, Nikotin, Alkohol, Chemikalien, Reizgasen); oder chronische behinderte Nasenatmung
- Symptome: ständig trockner Hals, Räusperzwang, zäher Schleim; Beschwerden sind nach längeren Sprechen verstärkt
- Therapie: Noxen meiden; symptomatische Maßnahmen (Inhalationen, Nasentropfen.); evtl. operative Sanierung
Akute Tonsillitis (Angina tonsillaris,-lacunaris)
Pathophysiologie
- Akute meist bakterielle Infektion der Gaumenmadeln z. B. meist durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A
- Mandelentzündung
Klinik
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Otalgie
- Hohes Fieber mit Schüttelfrost
- Kloßige Sprache bei extrem großen Tonsillen
- Foetor
Diagnotik
- Inspektion: gerötete, putride belegte, geschwollene Tonsillen
- Kieferwinkellymphknoten evtl. geschwollen
- Evtl. Streptokokken-Schnell-Test
Therapie
- Penicillin
- Lokale Desinfektionslösungen und -sprays
- Anlagesie
- Kein ASS » wegen möglicher OP
Komplikationen
- Peritonsillarabzess (OP-Indikation: Tonsillektomie)
- Larynxödem
- Rheumatische Folgeerkrankungen
Chronische Tonsillitis
Pathophysiologie
- Chronische Entzündung, zumeist Mischflora, bei beta-hämolysiernden Strepokokken der Gruppe A
- rheumatischen Folgeerkrankungen möglich
Klinik
- Rezidiviernde Tonsillitiden (Nicht obligat)
- Häufig stummer Verlauf
- Foetor
Diagnostik
- Inspektion: zerklüftete Tonsillenoberfläche, schlecht luxierbare Tonsillen, auf Druck entleert sich Pus
- Labor: erhöhter ASL-Titer (über 400)
- Rachenabstrich
Therapie
- Tonsillektomie :
Indikationen
• Häufig rezidivierenden Anginen
• Chronische Tonsillitis
• Diese Entscheidung sollte jedoch insbesondere bei kleinen Kindern gut überlegt werden, da die Tonsillen in diesem Alter für die Immunabwehr wichtig ist
Komplikationen
- Rheumatisches Fieber
- Glomerulumnephritis
- Endo-, Myo- und Perikarditis
Infektiöse Mononukleose
• Pfeiffer-Drüsenfieber
• Erreger: Epstein-Barr-Virus
Pathopysiologie
- Allgemeinerkrankung mit Beschwerden hauptsächlich an den gaumenmandeln
- Betroffen sind überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene
• Inkubationszeit: 1 bis 3 Wochen
Klinik
- Vorstadium: Müdigkeit, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit
- Dann: mäßiges Fieber, teils sehr starke Schluckbeschwerden
- Lymphknotenschwellung
Diagnostik
- Spiegeluntersuchung: hochrote, grauweiße Fibrinbeläge auf de Tonsillen
- Manchmal: Hepato-Spleno-Megalie : Leber-und Milzschwellung
- Häufig: klinisches Bild uncharakeristisch
- Leukozytose
- Schnelltest
Therapie
- Gefahr der Kontaktinfektion beachten
- Keine Gabe von Ass » evtl. Tonsillektomie
- Gefahr der Milzruptur beachten
Tumoren von Mundhöhle und Oropharynx
Pathophysiologie
- Gutartige Tumoren kommen sehr selten vor, meist bösartige Tumoren
- Entstehen meist in der Rinne zwischen unterer Zahnreihe und Zungenrand
- Nikotin- und Alkohol-Abusus
Klinik
- Frühstadium: meist keine Beschwerden
- Spätsymptome: Schluckbeschwerden
- Behinderungen beim Sprechen, Mundöffnen, blutiger Speichel
Therapie
- Chirurgische Entfernung des Tumors
- Evtl. postoperative Strahlentherapie
Pflege bei Krankheiten des Pharynx und der Mundhöhle
Krankenbeobachtung der Kindern nach Adentomie
• Temperaturanstieg?
• Blutungen im Rachen?
• Sekretion aus dem Gehörgang?
• In den ersten tagen keine heiße Nahrung anbieten, da diese die Durchblutung erhöht
• Schmerzzäpfchen in den ersten Tagen verabreichen
Pflege nach Tonsillektomie
Lagerung
- Halbsitzend oder auf der Seite
- Beim Umlagerung: ruckartige Bewegungen vermeiden
Mobilisation
- Nach 4 bis 6 Stunden
Wundkontrolle/Wundversorgung
- Wegen der hohen Nachblutungsgefahr Mundhöhle regelmäßig inspizieren
- Blut aus Mund und Nase, zunehmende Blässe, Tachykardie weisen auf Nachblutung hin
- Kälteanwendungen von innen (Kalte Getränke) und außen (Eiskrawatte) senken das Nachblutungsrisiko und linden die Schmerzen
Ernährung
- Gewürze sowie Obst und Säfte meiden, da diese brennende Schmerzen verursachen könne
Mundpflege
- Am 1. post-op Tag Zahnpflege nur mit Wasser durchführen
- Kein Mundwasser benutzen
- Ab 2. post-op Tag kann Zahncreme benutzt werden
Schmerztherapie
- Ca. 30 Minuten vor den Mahlzeiten Analgetika
- Ass kontraindiziert, da sie Blutungsneigungen fördern
Speicheldrüsen
- Funktion: produzieren Speichel
• Speichel (Saliva)
Funktion:
- Gleitfähig machen der Nahrung
- Enzymatische Spaltung von Stärke durch a – Amylase
- Tötet Bakterien ab, Abwehr
- Exkretion
- Zahnschutz
- Vermittlerfunktion für Geschmacksempfindung
• Menge :
- ca. 1,5 Liter pro Tag
Arten
• Kleine Speicheldrüsen:
• Ort: Wange, Lippen, auf der Zunge, Gaumen
Menge: 7000 – 1000
• Große Speicheldrüsen
• Ohrspeicheldrüse Glandula parotis
• Größte Speicheldrüse
• Ort: unterm Ohr zwischen der Haut und dem Muskel
• Ausführungsgang (Ductus parotideus) mündet auf der Höhe des 2. oberen Molaren
• Rein seriöse Drüse
• In der Gl. Parotis zweigt sich der N. facilais in seine Endäste auf » Ca » Facilaparese
• Unterkieferspeicheldrüse Glandula submandibularis
• Seriös und muzinös
• Ort : liegt unterhalb der Mundbodenmuskulatur an der Innenseite des Unterkiefers
• Drüse: hakenförmig, zieht um den Hinterrand des Mundbodenmuskels auf dessen Oberseite
• Ausführungsgang: mündet unter der Zunge an einer kleinen Erhebung nahe dem Zungenbändchen
• Unterzungendrüse Glandula sublingualis
- Rein muzinös
• Ort:
- Liegt direkt auf der Mundbodenmuskulatur
• Ausführungsgänge: mehrere, kurz, beidseits der Zunge und einen größeren Ausführungsgang, der gemeinsam mit dem der Unterkieferspeicheldrüse am Zungenbändchen enden
Zusammensetzung des Speichels
- 99,5% aus Wassert
- 0,5% sind gelöste Anteile, vor allem Elektrolyte, Enzyme, antimikrobiell wirksame Substanzen und Schleimstoffe
- Seriös : salz- und enzymreich
- Muzinös : zäher Gleitschleim
Diagnostik
- Inspektion (Schwellung?)
- Palpation
- Sonografie
- Röntgen: Sialografie, CT, MRT
Verschiedene Krankheitsbilder
- Akute bakterielle und virale Entzündungen, z. B. Mumps
- Chronische Entzündungen z. B. Sjören-Syndrom
- Steinbildung (Sialolithiasis)
- Verletzungen
- Benigne Tumoren z. B. pleomorphes Adenom
- Maligne Tumoren z. B. adenoidzytisches Karzinom
Ausgewählte Krankheitsbilder
Sialothiasis
Pathophysiologie
- Steinbildung im Bereich der Speichedrüsen auf dem Boden einer fehlerhaften (dyschylischen Sekretionsstörung; meist Glandula submandibularis betroffen, seltener Glandula Parotis, häufig Übergang in eine chronische Entzündung (chronische Sialadenitis)
Klinik
- Nahrungsabhänge schmerzhafte Schwellung der Drüse
- Klassische Entzündungszeichen: Rötung, Überwärmung
Diagnostik
- Inspektion
- Palpation
- Sonografie
- Röntgen (Mundbodenleeraufnahme)
- Sialographie : Röntgenkontrastmitteldarstellung der Speicheldrüsengänge
Therapie
- Hochdosierte Breitbandantibiotika
- Speichelfluss anregen (Bonbons, Zitrone)
- Gangschlitzung
- Operation (Submandibulektomie der laterale Parotidektomie)
Komplikationen
- Chronische Sialadenitis, Abszedierung
Pleomorphes Adenom
Pathophysiologie
- Benigner polymorpher epithelialer Tumor, meist Glandula Parotis betroffen, häufiger bei Frauen, mittleres Lebensalter, langsames Wachstum
Diagnostik
- Palpation
- Sonografie
- Feinnadelpunktion
Differentialdiagnostik
- Andere benigne Tumoren, Bsp.: Zystadenomlymphom, Malignom
Klinik
- Schmerzloser Tumor der Speicheldrüse, nie Facialparese (da er verdrängend und nicht infilterierend wächst)
Therapie
- Operation ( Laterale Parotidektomie)
Komplikationen
- Übergang in Karzinom
Maligne Tumoren
• Machen etwa 30% der Speicheldrüsentumore aus
• Zeichen eines maligenen Tumors der Parotis kann eine Fazialparese sein
• Lässt sich schlecht gegen die Umgebung abgrenzen; schlechte Verschiebbarkeit
Therapie:
- Operative Entfernung der gesamten Speicheldrüse
- Ggf. Neck dissection (Entfernung der ableitenden Lymphbahnen).manchmal wir d der N. facialis ebenfalls entfernt, kann jedoch durch Einsetzen eines Nerventransplantat rekonstruiert werden
Kehlkopf Larynx
Anatomie
Funktionen
• Verschließt die unteren Luftwege und regelt die Belüftung
• Hauptorgan der Stimmbildung
Aufbau des Kehlkopfes
• Röhrenförmiges Knorpelgerüst, das durch Bänder und Muskeln stabilisiert wird
• vom Zungengrund bis zur Luftröhre
• Schildknorpel: größter Knorpel mit scharfkantigen Adamsapfel , von außen tastbar
• Kehldeckel Epiglottis :
- sitzt auf dem Oberrand des Schildknorpels, spielt beim Schluckakt große Rolle
- Dient als Schaltstelle der Kreuzung zwischen Luft- und Speiseweg
- Atmung: Öffnung der Atemwege
- Schlucken: Verschluss der Atemwege
• Ringknorpel: siegelringförmig, liegt unterhalb des Schildknorpels, dessen Verdickung („Siegel“) nach innen gerichtet ist
- Schildknorpel und Ringknorpel sind durch Gelenke miteinander verbunden
• Stellknorpel: sitzen auf dem Siegel des Ringknorpels und sind für die Stellung und Spannung der Stimmbänder verantwortlich
• Einteilung des Kehlkopfinnenraumes
- Sapraglottis
- Glottis
- Subglottis
• Glottis: Stimmritze
- wird von Öffnung zwischen den beiden Stimmbändern
- Ihre Weite kann über die Larynxmuskeln (siehe unten) verändert werden.
- Die Stimmlippen werden vom N. recurresns innerviert, einem Ast dem Nervus vagus
• Taschenfalten/Taschenbänder/Stimmfalten :
- vorspringende Schleimhautfalten kranial der Stimmlippen (Begrenzt durch den Sinus Morgani???)
- von der Kehlkopfschleimhaut gebildete waagerechte übereinander liegende Faltenpaare (Stimmfalten unten, Taschenfalten darüber)
• Stimmlippen: Plicae vocalia : verlaufen von der Innenseite des Schildknorpels dorsal zu den beiden Stellknorpeln, werden vom N. recurrens innerviert
• Stimmbänder Ligamenta vocalia, Stimmlippen: die freien, oberen Ränder der Stimmfalten in der Mitte des Kehlkopfinneren
- Verlaufen von der Innenfläche des Schildknorpels nach hinten zu dem beiden Stellknorpeln
Muskeln (verschiedene Aussagen)
- An den Stellknorpeln setzen mehrere kleine Muskeln an, die die Stimmbänder indirekt über eine Drehung der Stellknorpel bewegen können
- Innere und ein äußerer Kehlkopfmuskel öffnen und schließen die Glottis und spannen die Stimmlippen.
- Einziger Kehlkopfmuskel der die Glottis öffnet: M cricoarytaenoideus posterior (M. posticus)
- M. lateralis und zwei weitere Muskeln: Verengung der Stimmritze
- Reinke-Raum: abgeschlossener Verschiebespalt unter dem Stimmepithel ???
Begrenzungen des Larynx
- Nach kranial: freie Kanten der Epiglottis, Plica aryepiglottica und Interarytaeoidwulst
- Nach kaudal: Unterrand des Ringknorpels (hier Übergang in die Trachea)
• Innervation
- Sensibel: Ramus internus des N laryngeus superior
- Motorisch: Ramus externus des N laryngeus superior) und N .recurrens (alle inneren Kehlkopfmuskeln) aus dem N. vagus (X. Hirnnerv)
• Gefäßversorgung : A. laryngeus superior (aus A. carotis externa)
• Schleimhaut des Larynx
- Epiglottis, Taschenbänder und Stimmlippen: mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel
- Übrige Schleimhautflächen: zylindrisches (respiratorisches) Flimmerepithel, gefäßreich » Atemluft wird befeuchtet, angewärmt und von feien Staubteilchen befreit
Physiologie
• Phonation (Stimmbildung)
• Atmung
• Schutz der tiefen Atemwege durch Verschluß beim Schluckakte, reflektorischen Atemstopp und Hustenreflex
• Thoraxfixierung mit Hilfe des Glottisverschlusses
• Stimmbildung Phonation
- Stimmbänder werden durch den Luftstrom in regelmäßige Schwingungen versetzt
- Frequenz (Höhe des Grundtons) kann durch eine Spannungsveränderung der Stimmbänder reguliert werden
- Lautstärke hängt von der Stärke des Luftstroms ab
- Fülle der Stimme wird durch den Resonanzraum von Rachen, Mund- und Nasenhöhle erzeugt, der auch die Klangfarbe bestimmt
Diagnostik
- Inspektion
- Palpation
- Indirekte Laryngoskopie: Zunge wird vorsichtig nach vorne gezogen. Der Spiegel mit langem Stiel wird hinter das Gaumensegel geführt und so gekippt, dass Hypopharynx und Larynx zu sehen sind
- Direkte Laryngoskopie
- Lupenlaryngoskopie
Verschiedene Krankheitsbilder
- Laryngomalzie (Weichheit des Knorpels)
- Atresien und Stenosen
- Laryngozelen
- Stimmbandparesen, z. B. Recurrensparesen
- Myogene Stimmlippenfehlbildungen
- Kontaktpachydermie
- Intubationsschäden
- Verletzungen, verbrennungen, verätzungen
- Fremdkörper
- Akute Laryngitis (Heiserkeit, evtl Dyspnoe, nicht sprechen
- Subglottische Laryngitis. 3. bis 5. Lebensjahr » Stridor
- Akute Epiglottis
- Chronische Laryngitis -Y Raucher
- Stimmbandpolypen
- Reinke-Ödem » Raucher
- Papillome
- Leukoplakien, Dysplasien, Carcinoma situ
- Larynxkarzinom
- Gutartige Larynxtumoren
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