Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Seite 5
Ausgewählte Krankheitsbilder
Stimmlippenlähmung Stimmlippenparese
• Definition : Ein- oder beidseitige Fehlstellung und Beweglichkeitseinschränkung der Stimmlippen
• Ursachen:
- Nervenlähmung oder eine isolierte Schädigung der Kehlkopfmuskulatur
- Am häufigste: Schädigung des N. laryngeus recurrens
• Bach Schilddrüsenoperation durch Verletzung des N. recurrens
• Traumata (Stichverletzungen, Klavikulafraktur..)
• Bakterielle oder virale Entzündungen
• Tumoren in der Nähe des N. recurrens
- verebte Lähmung
- ideopatisch: Ursache unklar
Klinik
- Einseitig: Heiserkeit
- Beidseitig: Dyspnoe
Diagnostik
- Atem- und Stimmfunktionsüberprüfung
- Spiegeluntersuchungen
- Sonographie
- Röntgen
- Evtl. CT
Therapie
- Richtet sich nach Ursache
- Sprachüberlastung vermeiden
- Evtl. logopädische Behandlung
Laryngitis
Kehlkopfentzündung
Ursachen
- Viral: Begeleiterscheinung von Infekten der Nase, Nasennebenhöhlen und Tonsillen
- Bakteriell: als Superinfektion
- Toxisch. Durch Reizgase
- Thermisch: bei starken Temperaturschwankungen, trockenen oder heißen Raumklima
- Mechanisch: durch Stimmüberlastung
Klinik
- Heiser oder völlig stimmlos (aphon)
- Leichte Halsschmerzen
- Hustenreiz
- Subfebrile Temperaturen
Diagnostik
- Laryngoskopie: gerötete, ödematös aufgetriebene Stimmlippen
Therapie
- Sprechverbot
- Rauchverbot
- Evtl. Antitussiva
- Luftfeuchtigkeit erhöhen
- Halswickel
- Inhalationen
Gutartige Larynxtumoren
• Sind relativ häufig
Stimmlippenpolyp
- Häufigste Veränderung der Stimmlippen
- Symptome: Heiserkeit
- Ursache: Stimmüberlastung
- Vorwiegend sind Männer im mittleren Lebensalter betroffen
- Therapie: mikrochirurgische Abtragung des Polyps, 14 tage Stimmruhe
Stimmlippenknötchen
- Bei Kindern: Schreiknötchen, bei Erwachsenen: Sängerknötchen
- Ursache: durch hohe Stimmbelastung
- Therapie: logopädische Behandlung
Intubationsgranulome
- Können einige Wochen nach Intubation entstehen
- Meist spontane Rückbildung
- Therapie: ansonsten mikrochirurgische oder laserchirurgische Abtragung
Juvenile Larynxpapillome
- Folgeschwere Erkrankung
- Symptome: Heiserkeit im Kindesalter, Hustenreiz, in schweren Fällen: Stimmritze fast völlig verlegt
- Papillome rezidivieren häufig
- Ursache: vermutlich Virusinfektion
- Therapie: operative Entfernung der Papillome
Bösartige Larynxtumore/Larynxkarzinom
• Machen 40 bis 50% aller Karzinome im Kopf-Hals-Bereich aus
• Männer neunmal häufiger betroffen als Frauen
• Altersgipfel liegt bei ca. 60 Jahren
Risikofaktoren
- Nikotinkonsum
- Alkoholkonsum
Symptome/Klinik
- Machen wenig Symptome › werden erst spät erkannt
- Heiserkeit (Dysphonie)
- Räusperzwang
- Fremdkörpergefühl (Kloßgefühl)
- Später: Dyspnoe und Schmerzen (Schmerzausstrahlung Richtung Ohr)
Diagnostik
- Indirekte /direkte Laryngoskopie und Probenentnahme
- Blutuntersuchungen
- CT, MRT
- Metastasensuche
Therapie
- Dysplasien und Carcinoma in situ: Stimmband-Dekortikation
- T1-2 mit beweglicher Stimmlippe: Chordektomie (Stimmbandentfernung)
- T1bis3 (ohne Möglichkeit der Chordektomie: Larynxteilresektion
- Fortgeschrittene Karzinome: totale Laryngektomie (Kehlkopfentfernung) ggf. postoperative Bestrahlung)
Laryngektomie
- Teilweise oder totale operative Entfernung (Resektion des Kehlkopfes)
- Bei einer Teilresektion ist je nach Tumorlokalisation eine Stimmerhaltung möglich
- Eine komplette Resektion macht die Anlage eines Tracheostomas notwenig
Trachaestoma
- Operativ angelegt Öffnung der Luftröhre von außen (Luftröhrenschnitt), zumeist in der Höhe der zweiten bis vierten Trachealspange
- Passageres: vorübgehendes Tracheostoma: wird meist oberhalb der Schilddrüse abgelegt im Rahmen der Langzeitbeatmung und durch blockierte Trachealkanüle offen gehalten
- Endgültiges Tracheostoma: nach Laryngektomie. Öffnung ist größer und befindet sich unterhalb der Schilddrüse im Jugulum
- beim passageren oder in der Anfangsphase beim endgültigen Tracheostoma mit einer Trachealkanüle offen gehalten › So entsteht ein sicherer Zugang zu den Atemwege im vorderen Halsbereich Trachaelkanülen
Durchführungsarten
- Bougierungstracheotomie: für eine vorübergehende Tracheostomie
- Operative Tracheotomie (2 Arten): für eine dauerhafte Tracheostomie
• Konventionelles Tracheastoma: Wunde ist nicht zugenäht, es ergibt sich ein offener Wundkanal, der leicht zu Infektionen neigt
• Ephitelisierte Tracheostoma: ?
Indikationen
- Blockade des Luftweges (durch Tumore im Mund, Rachen, Kehlkopfbereich)
- Notwendigkeit einer geblockten Trachealkanüle (zu Langzeitbeatmung › Pflege sonst zu schwierig
- Störungen der Ventilation
Komplikationen
- Irritationen durch den Eingriff
- Verletzungen (Nachblutungen , Pneumonthorax)
- Komplikationen am Tracheostoma
- Spätschäden (Drucknekrosen, Fistelbildungen, Stenose)
Pflege nach Tracheaostomie
- Post-op Atmung, Kanülen können leicht durch Blut und Sekret in der Anfangsphase verstopfen
- 2 Stunden post-op Kanüle entblocken, falls Blutung steht
- Verband und Kanüle je nach Sekretfluss mehrmals am Tag wechseln
- Später komplette Kanüle täglich wechseln
- Bronchialsekret regelmäßig über Tracheostoma absaugen
Reinigung der Kanüle
- Mit klarem Wasser oder milden Seifenlösung, spezielle Pflegemittel
- Spezielles Bürsten reinigen
- Kein Silikonspray
Fixierung
- Mit Halteband in verschiedenen Größen und Materialien
Kanülenwechsel
- Erster Kanülenwechsel: vom Doc
- Folgende Wechsel: Pflegepersonal
- 1 bis 2 mal täglich und bei Bedarf
- Vermeidung von Druckstellen › Kanülen mit unterschiedlichen Biegungen und Längen
- Bei beatmeten Patienten alle zwei Tage (1mal pro Woche)
- Erfolgt der Kanülenwechsel bei beatmeten Patienten, muss er vorher ausreichend oxygeniert sein
Durchführung (Grob)
- Pat, wenn möglich in halbsitzende Position, Hals leicht nach hinten überstrecken
- Halteband, lösen, Verband entfernen
- Cuff entblocken
- Kanüle in Ausatmungsphase unter gleichzeitiger Absaugen vorsichtig herausziehen
- Öffnung mit Spekulum offenhalten
- Neue Kanüle vorsichtig in der Einatmungsphase einführen, Cuff blocken (normal: 18 mmHG)
- Schlitzkompresse von unten nach oben unter die Halteplatte ziehen
- Kanüle mit Halteband fixieren
- Atmung kontrollieren
- Es muss immer ein Notfallset (siehe unten) bereitstehen
Verbandswechsel
Durchführung (grob)
- Pat wenn möglich in halbsitzender Position und den Hals in leicht nach hinten überstreckten
- Mundschutz und unsterile Einmalhandschuhe
- Halteband und äußeren Verband lösen und entfernen
- Sterile Handschuhe anziehen und Wundabdeckende Kompresse mit Pinzette entfernen
- Wundgebiet mit Kochsalz und Tupfer von innen nach außen reinigen. Für jeden Wischvorgang neuen Tupfer verwenden
- Wundabdeckende sterile Kompresse unter die Halteplatte der Kanüle ziehen und die Kanüle mit Halteband fixieren
Entfernung der Bougierungs-Tracheostomie
- › Hydrokolloidverband
- Patinfo › beim Husten Gegendruck ausüben
Vorbereitung beim Legen
- Unterschiedliche Größen: männlich: 8 – 8,5; weiblich: 7 – 7,5 bereitlegen
- Innen und Außenkanüle müssen passen
- Verschiedene Materialien bereitlegen
Notfallset
- Muss für den Patienten bereitliegen
- Trachealkanüle
- Borkenpinzette
- Beatmungstrichter
- Spekulum (zur Trachealerweiterung)
- Ausweis „Halsatmer“
- Plötzliche Atemnot › Trachealkanüle schnell entfernen und mit Spekulum offen halten
Häufige Ursache für Luftnot
- Fehllage der Kanüle
- Verlegung durch Schleim
- Schleimhautschwellung
Kanülenarten
- Kunststoffkanüle mit Cuff: weicher Kunststoff mit Halteplatte und Cuff: Beatmungspflichtige Pateinten
- Kanüle ohne Cuff
- Kanüle mit Innenkanüle (Inlet)
- Silberkanülen
- Sprechkanülen
Vorteile des Tracheostoma gegenüber Endotrachealtubus
- Essen und Trinken möglich
- Kein Würgegefühl
- Mund und Nasenpflege ansonsten kaum möglich
Pflege von Dauertracheostomierte nach ATL’s sortiert
Körperpflege
- Rutschfeste Dusch- und Badewanne
- Darauf achten, dass kein Wasser in die Kanüle kommt, wenn doch › ausshusten im Sitzen baden
- Nassrasur besser als Trockenrasur, da sonst Haarstoppeln in das Tracheostoma eindringen können
Atmung
- Atemluft anfeuchten, da Funktionen der Nase wegfällt (Anfeuchten, Erwärmen, Reinigen)
- Schleimhäute müssen feucht gehalten werden › Mund- und Nasenpflege › Borkenbildung, Austrocknen der Schleimhäute › Infektionsgefahr steigt
› Feuchte Nase
- › Ultraschallvernebler
- Inhalationen mit NaCl, schleimlösend oder destillierten Wasser
- Luftfeuchtigkeit kontrollieren (60%)
Versorgung der Kanüle und des Stomas
- Stoma trocken halten
- Keine Seife, Watte benutzen
- Mechanische Reizung vermeiden
- 1- 2 täglich wechseln
- Reinigung …
- VW …
Soziale Hilfen
- Selbsthilfegruppen
- Deutsche Krebshilfe
- Informationsbroschüren
- Sozialdienst einschalten
- Info über Schwerbehindertenausweis
- Anfangsmaterialien bestellen
Beschäftigung
- Weitere Teilnahme am Leben
- Hobbies, Sport möglich
- Berufsleben weiter ausüben
Essen und Trinken
- gründlich kauen, kleine Stücke schlucken
- Pusten uns schlürfen um heißes Essen abzukühlen nicht möglich
Kommunikation
- Anfangs: Magnettafel
- Block und Stift
- Vorgefertigte Sprachhilfen
Stimmrehabilitation
- Pseudoflüsterstimme
- Sprechkanüle
- Innenkanüle gefenstert, Außenkanüle gesiebt und Kanülenöffnung mit Ventilkläppchen versehen
- Ventil öffnet sich beim Einatmen und verschließt sich beim Ausatmen. Die Ausatmungsluft gelangt durch das Sieb in die Kanüle und kann zur Stimmbildung genutzt werden
Ösophagusersatzsprache
- Für den Sprechvorgang wird Luft benötigt, die über die Mundhöhle durch Ansaugen in die Speiseröhre befördert wird
- Am oberen Ende der Speiseröhre befindet sich ein Ringmuskel, den man durch Übung willkürlich zusammenziehen und entspannen kann
- Dieser Rindmuskel mit anderen Muskelgewebe und Schleimhautfalten in dieser Höhe an der Tonbildung beteiligt
Elektronische Sprechhilfen
- Gerätestimmen, die ohne Luft auskommen
- Sie erzeugen Schallschwingungen, die beim Ansetzen des Gerätes am Hals in den Mund-, Nasen-, Rachenraum geleitet werden und lassen sich durch gewohnte Sprechbewegungen zu einer verständlichen Sprache formen
- Atmen erfolgt völlig unabhängig über das Tracheostoma
Stimmprothesen
- Operative Möglichkeit zur Stimmrehabilitaion
- Es wird eine ventilartige Verbindung zwischen Trachealstumpf und dem oberen Ösophagus geschaffen
- Dieses Ventil, das entweder aus körpereigenen Gewebe oder aus Plastikröhrchen besteht, dient als Stimmbildung
Trachea
Anatomie
- Beginnt unterhalb des Ringknorpels
- beim Erwachsenen: ca. 12 cm lang
- Wird aufgespannt durch 16-20 hufeisenförmigen Knorpelspangen › verhindert dass bei Unterdruck sich die Luftröhre verschließt
- Zwischen den einzelnen Knorpelspangen befindet sich elastisches Bindegewebe › elastisch in Längsrichtung
- Die Rückseite der Trachea (Paries membranacae) hat Kontakt zur Speiseröhre
- Bifurkation: hier teilt sich die Luftröhre in die zwei Hauptbronchien
- Der Teilungssporn wird als Karina bezeichnet
- Schleimhaut der Trachea: zylindrisches respiratorisches Flimmerepithel mit schleimbildenden Becherzellen
Diagnostik
- Flexible oder starre Bronchoskopie
- Tracheazielaufnahme
- CT und MRT
Verschiedene Krankheitsbilder
- Stenosen
- Trachitis
- Benigne und maligne Tumoren
- Fremdkörper
Ausgewählte Krankheitsbilder
Tracheitis
- Luftröhrenentzündung
- Häufig Begleiterscheinung bei einer Laryngitis oder einer Bronchitis
Symptome
- Reizhusten
- Brennende Schmerzen hinter dem Brustbein
- Manchmal auch eitrigen Auswurf
Therapie
- Entzündungshemmer
- Antitussiva bei Reizhusten
- Exspektorantien bei produktiven Husten
- Bakteriell bedingt › Antibiotika
- Inhalationen, Halswickel
- Rauchverbot
Fremdkörper in der Trachea
- Meist bei Kleinkindern
- Besonders gefährlich sind Fremdkörper, die in der Trachea aufquellen
Symptome
- Hustenreiz
- Schmerzen und Druckgefühl hinter dem Kehlkopf
- Evtl. Dyspnoe
Therapie
Endoskopische Fremdkörperentfernung
Koniotomie
- Indikation: Notfalleingriff bei akuter Verlegung der Atemwege ohne die Möglichkeit der Intubation
- In den Büchern habe ich über Durchführung leider nichts gefunden
Pflege: Absaugen
Siehe auch Standards
Definitionen
- Absaugen: Etfernen von Blut, Sekreten
- Endotracheales Absaugen: die Absaugung erfolgt über einen Endotrachealtubus
- Nasales Absaugen: Absaugung erfolgt über den Nasen-Rachen-Raum
- Orotracheales Absaugen : Absaugung erfolgt über den Mund-Rachenraum
Weitere Quellen zur HNO, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde