Infusionstherapie
Grundsätzliches zur Infusionstherapie:
- Dient der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsvolumens, Isovolämie
- Korrektur respektive Aufrechterhaltung der lebensnotwendigen Elektrolyt-Konzentrationen und deren Zusammensetzung › Isoionie
- Wiederherstellung oder Aufrechterhaltung eines konstanten osmotischen Druckes› Isotonie
- Regulierung der Osmolarität wird als Homöostase bezeichnet
- Bereitstellung von Grundnahrungsstoffen wie Fett, Kohlenhydrate, Vitaminen und Spurenelementen im Sinne einer parenteralen Ernährung
Aufgaben des Pflegepersonals:
- Vorbereitung der Infusion nach Standard
- Vorbereitung des Patienten (Aufklärung über Zweck, Art und Dauer der Infusionstherapie)
- Anlegen der Infusion
- Kontrolle des Befindens des Patienten wahrend Infundierung
- Abhängen der Infusion
Verteilungsräume
50 % – 60 % des Gesamtkörpergewichts besteht aus Wasser (Neugeborene bis 80 %)
Zusammensetzung der Körperflüssigkeit:
- Elektrolyte (Kationen- pos. Geladen und Anionen-neg. Geladen)
- Kristalloide-kleine Moleküle (Glucose, Harnstoff; Ø Ladung)
- Kolloide-große Moleküle (Eiweiße, Stärke)
Osmose: Durchtritt von Flüssigkeiten durch eine semipermeable Membran vom Ort der niedrigeren Konzentration zum Ort der höheren Konzentration, bis ein Konzentrationsgleichgewicht hergestellt ist.
Hyperhydratation (Überwässerung des Körpers)
- hypertone Hydration:
Wasserüberschuss ist niedriger als der Natriumionenüberschuss
- hypotone Hydration:
Überschuss an freiem Wasser bei erniedrigtem
Natriumgehalt des Serums (kommt vor bei vermehrter Wasserzufuhr respektive verminderter Wasserausscheidung)
- isotone Hydration:
In isotonem Verhältnis stehender Wasser- und Natriumüberschuss im Extrazellularraum (z. B. bei gestörter Natriumausscheidung im Harn, bei großen Infusionen isotoner Kochsalzlösung)
Dehydratation (Mangel an Körperwasser)
- hypertone Dehydratation:
Verlust an H₂O größer als der Natriumverlust
- hypotone Dehydratation:
Verlust an Natrium ist größer als an H₂O
- isotone Dehydratation:
gleich großer Wasser- und Natriumverlust (bei Diarrhö, Erbrechen, Blut- und Plasma Verluste)
Formen der Störungen des Säure-Basen-Haushaltes:
- respiratorische Störungen (bei Lungenerkrankungen)
- metabolische Störungen (bei Stoffwechselstörungen)
Diagnostik:
- Labor – E´ lyte, BGA, Eiweiße, Urin-Status, Hämoglobin, Hämatokrit
- Anamnese – Diarrhö, Erbrechen, Gewichtsreduktion, Diuretika, vermehrtes Schwitzen
- Klinik – reduzierter Hautturgor, RR, Puls, ZVD-Messung, Lungengeräusche
Aufgaben des Pflegepersonals:
- Hygienisch einwandfreie und sachgerechte Vorbereitung der Infusion
- Hinzufügen von Zusatzmedikamenten
- Anhängen der Infusion (Erstinfusion vom Arzt, EK’s werden nur vom Arzt angehängt)
- Überwachung der Einlaufgeschwindigkeit und Einlaufzeit
- Überwachung des Patienten auf evtl. Nebenwirkungen
- Wechseln der Infusion und Überleitsysteme
- Bilanzierung der Flüssigkeitsmenge
- Nachsorge
Komplikationen bei der Infusionstherapie
- Allergische Reaktionen: Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Angst
- Luftembolien: plötzlicher, stechender Schmerzen im Brustkorb
- Blutverlust: z. B. beim Ablösen der Infusion von der Viggo im Schlaf
- Thrombophlebitis (oberflächliche Venen Entzündung): Venenzugang muss entfernt werden
- Sepsis: plötzlich auftretendes hohes Fieber, oft mit Schüttelfrost
ATL’s und Ihre Einschränkung….
ATL, sich sicher fühlen und verhalten:
- Unsicherheit, Angst› mangelnde Info
- Bewegungseinschränkung
ATL sich waschen und kleiden
- Bewegungseinschränkungen
- Viggo könnte nass werden
- Überforderung / Hilflosigkeit
ATL Wach sein und schlafen
- Schlafstörungen durch eingeschränkte Mobilität
- Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
- Angst sich im Infusionsschlauch zu verwickeln› Viggo ex
ATL Ausscheiden
- je nach Infusionsmenge = verminderte / häufige Ausscheidung
- Beunruhigung durch Veränderungen der Ausscheidung (z. B. Geruch)
ATL Essen und Trinken
- Bewegungseinschränkungen
- Manche Patienten haben keinen Durst oder keinen Hunger bei erhöhtem Flüssigkeitsvolumen› durch parenterale Ernährung
- Patienten haben Angst, (med.) Infusionen› Krankheitsgefühl steigt
- Patienten wissen nicht, was sie essen und trinken dürfen
ATL Atmen
Gefahren: Lungenödem› erhöhte Atemanstrengung, Atemgeräusche
Pat hat Angst. Pneumonie Gefahr, Krankheitsgefühl steigt.
ATL Körpertemperatur regulieren
- Patient kann schwitzen = Flüssigkeitsverlust
- Angst, Krankheitsgefühl kann durch das Gefühl eine Infusion zu benötigen steigen
ATL Raum und Zeit gestalten
- Langeweile: Patient fühlt sich ans Bett gefesselt
- Bewegungseinschränkungen = evtl. Depressionen, Aggressionen (Aufklärung durch PP gefordert)
ATL Bewegen
- Bewegungseinschränkungen = Dekubitus, Thrombose, Pneumonie Gefahr
ATL Sinn finden ihm werden, sein und vergehen
- Depression, Aggressionen, Angst, Hoffnungslosigkeit können durch Betreuung und Information durch das PP eingegrenzt werden
Betreuung des Patienten
- ATL sich bewegen
- Bewegungseinschränkungen = bequeme Lagerung ermöglichen, evtl. Klingel, über mögliche Bewegungen aufklären, hat keine Bettruhe = Infusionsständer bereitstellen
- ATL sich sicher fühlen und verhalten
- Information an den Patienten über Bewegungsmöglichkeiten und Probleme, die auftreten könnten = Sicherheitsgefühl wird gefördert
- ATL Wach sein und schlafen
- Evtl. Schlafstörungen
- Angenehme Lagerung anbieten (evtl. durch Lagerungshilfsmittel)
- Infusionsleitung evtl. verlängern
- ATL Essen und trinken
- Bewegungseinschränkungen bei der Nahrungsaufnahme = wenn möglich die Infusionen nicht während der Mahlzeiten verabreichen
- ATL Ausscheiden
- Mit Infusionsständer zur Toilette
- Vor der Infusionsgabe sollte der Patient noch zur Toilette gehen
- Information, dass der Urin verändert riechen könnte
Vorbereitung eines Patienten
- Patienten Information
- Überprüfung der Klingel, in Reichweite bringen
- Über evtl. Nebenwirkungen auftreten
- Dauer der Infusion
- Verhaltensregeln
- Gang zur Toilette mit Infusionsständer ermöglichen
- Patient sollte den Arm, in dem die Viggo liegt, möglich gerade halten
- Pflaster soll beim Waschen nicht nass werden
Überwachung eines Patienten
- Kontrolle der Infusionsgeschwindigkeit / Einlaufzeit
- Auf evtl. Nebenwirkungen des Medikamentes achten
- Vitalzeichen Kontrolle
- Auf Allergien achten
- Darauf achten, dass die Infusion nicht para läuft
- Auf Ödem Entwicklung achten
- Reihenfolge der Infusionslösungen achten
- Überwachung der Punktionsstelle
- Bilanzierung
- Genaue Doku = Menge, Patient; Zeit
Gefahren und Fehlerquellen beim Wechsel von Infusionssystemen:
- Unsteriles Arbeiten› Infektionsgefahr
- Wenn kein Spiegel im Infusionssystem vorhanden ist› neues Infusionssystem nehmen (Gefahr von Luft im System)
- Wenn ein Spiegel vorhanden ist› System kann weiter benutzt werden
- Infusionssystem darf nur 72 Std. lang benutzt werden
- Tropfen Rate überprüfen
Gefahr bei der Medikamentenzugabe:
- Inkompatibilität der Medikamente› Embolie
- Erhöhung der Partikel zahl beim Zuspritzen
- Infusion leicht rollen, nicht schütteln, damit die Lösung oder das Medikament gleichmäßig verteilt werden
- Falsche Dosierung des Medikamentes› veränderte Wirkung
- Kontaminationsgefahr beim Zuspritzen
- Unzureichende Kennzeichnung
Möglichkeiten, warum eine Infusion nicht läuft:
- Höhendifferenz zwischen Patient und Infusionslösung ist zu niedrig = zu niedrige Förderrate
- Nicht ausreichende Belüftung des Infusionsbehälters = Infusionsbehälter zieht sich zusammen und entwickelt einen Unterdruck
- Der Freiwegehahn ist nicht in Flussrichtung gestellt
- Infusionsleitung ist abgeknickt
- Zuleitung ist möglicherweise aufgrund der Inkompatibilität der einzelnen Lösungen verstopft
- Der venöse Zugang ist verlegt (Thrombosierung)
Zu hohe Förderrate
- Höhendifferenz zwischen Patient und Infusionsbehälter ist zu groß
- die Tröpfchengröße, somit die Gesamtmenge pro Tropfen nimmt zu
Beispiel:
Patient bekommt Aminoplasmal und Lipofundin, er klagt über:
Übelkeit, Atemnot, Kopfschmerz, Hitzewallungen
Maßnahmen:
- Infusion abstellen
- Kreislaufsituation einschätzen – Kontrolle des RR, Puls, Gesichtsfarbe, Schweiß
- Äußerungen des Patienten in Bezug auf sein augenblickliches Wohlbefinden beachten
- evtl. Schocklage
- Atemsituation einschätzen – Atemgeräusche, Tachypnoe, Bradypnoe, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, Zyanose
- ggf. Oberkörperhochlagerung, ggf. O2-Gabe nach AO
- Arzt benachrichtigen
In welchen Infusionen sind diese Elektrolyte (Na, K, Ca) enthalten:
Natrium
Wirkung:
- Wichtigstes Kation im extrazellulären Raum (60 %)
- 10 % sind intrazellulär, 30 % in den Knochen
- Mitverantwortlich für das Auslösen von Aktionspotenzialen
- Hauptverantwortlich für Toxizität des Extrazellularraumes
Nebenwirkungen:
- Erhöhung respektive Reduktion des Flüssigkeitsgehaltes und der Osmolarität
- Neurologische Störungen wie Kopfschmerz, gesteigerte Reflexe, Somnolenz, Krampfneigung
- Kardiovaskuläre Störungen wie Hypertonie, Tachykardie, erhöhter Venendruck
- Periphere Ödeme, Lungenödem mit Rasselgeräuschen
- Trockene Haut und Schleimhaut
Kalium
Wirkung:
- Wichtigstes Kation, zu 98 % im intrazellulären Raum, davon 4/5 der Menge im Skelettmuskel
- Als Gegenspieler zum Na+, verantwortlich für die Reizübertragung an Nerven- und Muskelzellen
- Beteiligt an Proteinsynthese und Verwertung von Kohlenhydraten
Nebenwirkungen:
- Neurologische Störungen wie Müdigkeit, Schwäche, Lethargie, Verwirrtheitszustände, Lähmung, der Muskulatur, Muskelkrämpfe
- Kardiale Störungen: Herzrhythmusstörungen, AV-Blockierungen, Kammerflimmern
- Störungen der Leberfunktion bei chronischem Kaliummangel
- Gastrointestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Calcium
Wirkung:
- Kation, Gesamtmenge ca. 1 – 2 % des Körpergewichtes, mit Hauptanteil in der Skelettmuskulatur
- Nur zu 1 % in der extrazellulären Flüssigkeit
- Beeinträchtigt über das Membranpotential die Erregbarkeit der Nerven und Muskeln
- Ist an der Blutgerinnung beteiligt
Nebenwirkungen:
- Erhöhte oder erniedrigte neuromuskuläre Aktivität
- Zerebrale Störungen wie Konzentrationsschwäche, Kopfschmerz, Schwindel, Nervosität, Hyper reflexie, Krämpfe
- Trockene und spröde Haut bei chronischem Mangel
- Intestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm- Atonie
Weitere Quellen zur Infusionstherapie
Infusionstherapie: Gründe, Arten, Ablauf & Kosten
Infusionstherapie
Infusionen sicher verabreichen