Geriatrie Seite 3
Pflege psychisch kranker alter Menschen
Beispiel: Demenz
Es gibt immer mehr alte Menschen, dadurch bedingt immer mehr alte demente Patient
→ höherer Pflegeaufwand
→ mehr Pflegepersonal
→ höhere Kosten
Die Häufigkeit demenzieller Erkrankungen steigt mit zunehmendem Alter.
Die Demenz ist die häufigste Einzelursache von Pflegebedürftigkeit im Alter.
Ca. 7 % der über 65-Jährigen und 30 % der über 80-Jährigen leiden an einer Demenz.
Demenz: (= nicht bei Sinnen sein, Entgeistung)
• Ist eine erworbene, in aller Regel eine organische Hirnschädigung (Gefäßveränderungen, hirnatrophische Prozesse). Es kommt aufgrund der Gefäßveränderungen zu einer dauerhaften Geistesschwäche mit fortschreitender Persönlichkeitsveränderung.
Ursachen der Verwirrtheit
Akut (sind reversibel)
- – Exsikkose
- – verzögerter Abbau von Medis, z. B. Psychopharmaka
- – plötzliche tiefgreifende, Psycho-soziale Veränderungen (z. B. Tod des Partners, wenn jemand ins Heim muss, usw.)
- – körperliche Ursachen, z. B. Blutzuckerabfall, RR-Abfall bei hyper-tonen Patient
- – Alkohol (weil Alkoholtoleranz im Alter herabgesetzt ist)
Chronisch (irreversibel)
- – Durchblutungsstörung
- – Stoffwechselstörung im Gehirn
Man unterscheidet:
- Akute Form mit Bewusstseinstrübung
- Chron. Form ohne Bewusstseinstrübung.
Demenz kann man einteilen in:
- Senile Demenz → bei Alzheimer Erkrankung – kontinuierlicher Verlauf
- Vaskuläre Demenz → z. B. nach Apoplex – schubweiser Verlauf.
Weitere Einteilung in:
- Leichte Demenz → es sind Defizite da, die das normale Leben nicht beeinträchtigen
- Mittlere Demenz → selbstständige Lebensführung nur schwierig möglich, Berufsausübung nicht mehr möglich, Aufsicht erforderlich
- Schwere Demenz → komplette Desorientierung, Aufsicht ist erforderlich
Verlauf
→ Unterteilung in drei Stadien:
Frühstadium: dauert 1 – 3 Jahre
Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, u.U. Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. Apathie, Verunsicherung und Ängstlichkeit, schwierige Satzkonstruktionen werden immer problematischer oder sind nicht mehr möglich, das Denk- und Urteilsvermögen sowie die Orientierungsfähigkeit nehmen unmerklich ab.
Mittleres Stadium: kann bis zu 10 Jahren anhalten
Es treten deutliche Sprachstörungen auf, sowohl Sprechen wie Sprachverständnis nehmen ab, Störungen des Wiedererkennens und der visuellen Wahrnehmung, Bewegungsstörungen stellen sich ein.
Spätstadium: kann bis ca. 10 – 15 Jahre nach Ausbruch der Krankheit anhalten
Alle intellektuellen Fähigkeiten sind betroffen, Verständigung ist fast nur noch auf der nonverbalen Ebene möglich, Urin und Stuhlinkontinenz sowie eine zunehmende körperliche Immobilität runden das Bild ab.
Die Alzheimer-Krankheit ist eine progressive und degenerative Erkrankung, d. h. es handelt sich um ein chronisches, sich ständig verschlimmerndes Leiden, bei dem die intellektuellen Grenzen immer bestimmender werden.
Störungen im intellektuellen und kognitiven Bereich
- Merkfähigkeitsstörungen
- Gedächtnisausfälle, verlangsamte Denkabläufe
- Reduzierung von Kritik- und Urteilsvermögen
- Beharren an gewohnten Dingen
- Nachlassen der Initiative etwas zu tun, z. B. dem Hobby nachgehen.
- Mangelnde Flexibilität
Störungen im emotionalen Bereich
- Emotionale Labilität (von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt)
- Aggressivität
- Apathie
- Distanzlosigkeit (Distanz zur Umwelt geht verloren)
- Neigung zu Gewalttätigkeiten
→ 70 % leiden an einer Alzheimerdemenz
→ Frauen sind häufiger betroffen als Männer
→ Krankheitsentstehung ist ungeklärt
→ Gehirn, der Patient wird im Laufe der Erkrankung atrophisch, mit großen Liquor gefüllten Hohlräumen
→ Im Zeitraum von 10 Jahren, max. 15 Jahren, verstirbt der Patient
Warnsignale:
- Erinnerungsprobleme
- Schwierigkeiten bei Routineaufgaben
- Sprachprobleme
- Orientierungslosigkeit in Bezug auf Ort und Zeit
Abgrenzung der Depression mit Hirnleistungsstörung (depressive Pseudodemenz) von der Demenz bei Alzheimer-Krankheit
Depression | |
Krankheit beginn | erkennbar |
Krankheits-Gefühl | Klagen über kognitive Einschränkungen |
Affekt | Tagesschwankungen (Morgentief) Hilflosigkeit Versagensangst Selbstabwertung |
Aktivität | Patient versucht nicht leistungsfähig zu bleiben („Ich kann nicht“) |
Orientierung | ungestört |
Schlafstörungen | frühmorgendliches Erwachen |
Demenz | |
Krankheits- beginn | schleichend |
Bagatellisierung | |
Affekte | Affekt labil affektarm ratlos |
Aktivität | Patient versucht, Defizit auszugleichen, scheitert an Aufgaben |
Orientierung | meist gestört |
Schlaf Störungen | Umkehrung des Schlaf-Wach Rhythmus |
Umgang mit Verwirrten
- Gleichmäßig freundliches Klima
- Keine Anforderungen stellen, die nicht mehr erfüllt werden können
- Beschäftigung vermitteln, keine Langeweile aufkommen lassen (→ richtet sich nach der Situation/ Stadium, in der der Patient sich befindet)
- Keine Erziehungsversuche
- Biografiearbeit! (Zeit vor der Erkrankung des Patienten sollte das PP kennen, wie war der Lebensrhythmus, wichtige Personen im Leben des Patient)
- Realistische Ziele
Besonderheiten bei der Pflege bei der Alzheimer-Krankheit
Realistische erreichbare Ziele
- Das Leben mit der Krankheit kann durch eine gute Pflege und Betreuung erträglicher gestaltet werden.
- Kranke fühlen sich gut aufgehoben
- Dankbarkeit der Kranken zu Beginn
- Gefühlsmäßige Verständigung
Unrealistische, nicht erreichbare Ziele
- Die Krankheit kann durch eine gute Pflege und Betreuung aufgehalten werden.
- Kranke werden wieder gesund
- Dankbarkeit der Kranken besonders bei schwieriger Pflege in späten Stadien
- Verständnis mäßige Verständigung
Skript: Validation
Kommunikation und Umgang mit dem demenzkranken Patient
- Klare Anweisungen in einfachen, kurzen Sätzen geben
- Deutlich und bestimmt sprechen
- Sich um einen fürsorglichen, aber bestimmten Umgang bemühen
- Wichtige Informationen bei Bedarf wiederholen
- Geduldig sein, dem Patient Zeit geben für seine Reaktion
- Bei richtiger Reaktion Patient durch Worte, Berührung oder einem Lächeln loben, anstatt unerwünschte Reaktionen zu kritisieren
- Anschuldigungen überhören und sinnlose Diskussionen vermeiden. Ablenken und Einlenken führen schneller zum Erfolg.
- Nicht den Leistungsmaßstab gesunder anwenden, Patient nicht überfordern, sondern sanft aktivieren
- Einfache Regeln und feste Gewohnheiten etablieren
- Konkrete Angaben wie Zeit, Datum, Ort und Namen als Erinnerungshilfen einsetzen
- Uhr, Kalender, Orientierungstafel zum Erhalt der Orientierung nutzen
- Das Denken in der Vergangenheit akzeptieren und versuchen, davon ausgehend zur Gegenwart überzuleiten
- Sinnvolle selbstständige Aktivitäten des Patienten fördern
- Bei nachlassendem Sprachverständnis des Patienten versuchen, ihn durch nonverbale Zuwendung, Bsp. Geste, Blicke oder Berührungen, zu erreichen und zu beruhigen
Arbeitsblatt: die Welt der Alten
Forderungen an
→ die Pflege
→ die Betreuer
→ den Lebensraum
Realitätsorientierungstraining – ROT-
Dieses Training soll helfen, verwirrten Patient eine Verbesserung der Orientierungsfähigkeit und der allgemeinen Gedächtnisleistung zu ermöglichen (unabhängig von der Entstehungsursache der Demenz).
→ Personal muss trainiert werden (gesamtes Pflegeteam)
→ 24 h Programm
→ ergänzende Gruppensitzungen
– ROT – ist eine konzentrierte gezielte Kommunikation, d. h. dass jeder Mitarbeiter jedem Patienten jederzeit Grundinformationen vermittelt (eigener Name, Tag, Tageszeit, Uhrzeit usw.) Patient erfährt eine orientierende Stimulation
→ optische Orientierungshilfen (Namens-Türschilder, usw.)
→ persönliche Identifikationsobjekte (Familienbilder, eigenes Kissen, eigener Wecker, usw.)
→ Sinnes Training (benennen, erkennen, erinnern von Gegenständen, z. B. eine blühende Rose erinnert evtl. an den eigenen Garten und an Geschichten, die damit verbunden sind)
→ Sozialtraining (leben und beschäftigen in einer Gruppe, z. B. Singen)
Regelmäßigkeit, Gewohnheit und ein fester Zeitplan sind notwendig!
Ergänzung zum 24 H Programm:
→ Gruppensitzungen (→ Orientierungsübungen, vorstellen der Patient, Musik hören, vorlesen 15 – 20 min., Gespräche fördern)
Arbeitsblatt: Die Puppe im Arm holt verschüttete Erinnerungen zurück
Weitere Quellen Geriatrie
Bundesverband Geriatrie
Geriatrie
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie