Die Leber mögliche Erkrankungen Seite 2
Hepatitis A | |
Erreger | HAV |
Hauptübertragungsweg | Fäkal-oral |
Inkubationszeit | 2 – 6 Wochen |
Dauer der Infektiosität | Bis 4 Wo. Nach Auftreten der ersten Symptome. |
Serologische Routine Diagnostik | Anti-HAV-IgM |
Besonderheiten des Verlaufs | Fulminante Verläufe, ca. 0,1 %, keine chronischen Verläufe |
Impfung | Passiv und aktiv |
Hepatitis B | |
Erreger | HBV |
Hauptübertragungsweg | Parenteral, sexuell, perinatal |
Inkubationszeit | 1 – 6 Monate |
Dauer der Infektiosität | Bis HBs-Ag, HBe-Ag, HBV-DNA und Anti-HBc-IgM negativ |
Serologische Routine Diagnostik | HBs-Ag, Anti-HBc-IgM, (HBV-DNS, HBe-Ag) |
Besonderheiten des Verlaufs | Fulminante Verläufe <1 %, 5 – 10 % chronische Verläufe bei Erwachsenen |
Impfung | Passiv und aktiv |
Hepatitis C | |
Erreger | HCV |
Hauptübertragungsweg | Parenteral, sexuell, perinatal |
Inkubationszeit | 2 Wochen – 5 Monate |
Dauer der Infektiosität | Unklar |
Serologische Routine Diagnostik | Anti-HCV (nach 6 Wo. – 6 Monate positiv), HCV-RNA |
Besonderheiten des Verlaufs | Fulminante Verläufe ca. 1 %, 50 – 80 % chronische Verläufe bei Erwachsenen |
Impfung | Nicht möglich |
Hepatitis D | |
Erreger | HDV |
Hauptübertragungsweg | Parenteral, sexuell |
Inkubationszeit | 4 – 7 Wochen |
Dauer der Infektiosität | Unklar |
Serologische Routine Diagnostik | Anti-HDV-IgM, (HDV-RNA) |
Besonderheiten des Verlaufs | Fulminante Verläufe in 2 – 10 %, chronische Verläufe |
Impfung | Schutz durch Impfungen gegen Hepatitis B |
Hepatitis E | |
Erreger | HEV |
Hauptübertragungsweg | Fäkal-oral |
Inkubationszeit | 2 – 8 Wochen |
Dauer der Infektiosität | Unklar |
Serologische Routine Diagnostik | Anti-HEV-IgM, (HEV-RNA) |
Besonderheiten des Verlaufs | Bei Schwangeren bis 25 % fulminante Verläufe, keine chronischen Verläufe |
Impfung | Nicht möglich |
Pathophysiologie
- Viren erreichen die Leberparenchymzellen + vermehren sich dort
- Immunologische Reaktion durch Lymphozyten
- Es kommt zur Leberzellschädigung› Zell ständige Enzyme z. B.: Transaminasen verlassen die Zelle (› Anstieg der Transaminasen GOT und GPT im Blut)
- Durch Entzündungsreaktion ist der Transport des Gallenfarbstoffe Bili gestört› Ikterus
- Ausscheidung von Gallensäuren durch die Leber behindert› Vermehrung der Gallensäuren im Blut und Anreicherung in der Haut› Juckreiz
Symptome
Prodromalphase (Prä Ikterisches Stadium) Dauer: mehrere Tage
- Grippeähnlichen Allgemeinsymptomen
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz, Durchfall und Druckgefühl im Oberbauch
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Unverträglichkeit von Alkohol, Fett und Nikotin
- Leber ist druckempfindlich und von vermehrter Konsistenz
- Dunkler Urin
- Lymphozytose
- Petechien
Krankheitsphase (Ikterisches Stadium) Dauer: meist 2 – 6 Wochen
- Ikterus (ggf. auch anikterische Verläufe bei Hepatitis A, selten auch B)
- Grau-gelber Stuhl und braun gefärbter Urin
- (Druckschmerzhafte) Vergrößerung von Leber, Milz und evtl. Lymphknoten
- Insbesondere bei ausgeprägtem Ikterus, Juckreiz.
- Begleitend ggf. Myokarditis, Pankreatitis oder Pleuraergüssen
- Gerinnungswerte
- Cholinesterase
- Transaminasen
Rekonvaleszenz Phase (Postikterisch Stadium)
- Krankheitszeichen bilden sich langsam zurück
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Leber + Milz tastbar, aber nicht mehr druckschmerzhaft
- Cholinesterase + andere Laborwerte normalisieren sich wieder
Komplikationen
- fulminanter Verlauf mit schwersten Leberfunktionsstörungen
- Leberkoma
- Übergang in eine chronische Hepatitis
- erhöhtes Risiko einer Leberzirrhose und eines Leberzellkarzinoms
Ein anikterischer Verlauf oder insgesamt milde Krankheitserscheinungen sind nicht gleichbedeutend mit einem komplikationslosen Abheilen der Erkrankung. Gerade Patienten mit einer Hepatitis C haben in bis zu 75 % keinen Ikterus, entwickeln aber in bis zu 80 % eine chronische Hepatitis.
Diagnostik
- Bilirubin und Transaminasen (SGOT, SGPT) deutlich erhöht
- AP und γ-GT leicht erhöht (sehr erhöht bei biliärer Genese)
- Eisenspiegel, γ-Globulinfraktion der Albumin – Elektrophorese sind vermehrt
- Maß für die verfügbare Lebersynthese Leistung: Gerinnungsstatus, Bili gesamt und die Cholinesterase.
- Spez. Virusserologie
Therapie
- keine kausale Therapie verfügbar
- Ausschaltung leberschädigender Noxen
- sorgfältigen Pflege
• Hepatitis A: wird meist nicht therapiert
• Hepatitis B: Lamivudin p.o. 1/d (nicht bei akuter Hepatitis)
• Hepatitis C: a-Interferon 1-mal wöchentlich über 6 – 12 Monate
Ribavirin 800 -1200 mg p.o. (Virostatikum, welches gleichzeitig Wachstum von Tumorzellen hemmt)
Nebenwirkungen:
- Hb-Abfall, depressive Verstimmung, Fieber, Muskelschmerzen
› abends nehmen, Benuron bei Bedarf
Kontraindikation: Depression
Sonderformen:
• anikterischer Verlauf
• fulminanter Verlauf (1000er Transaminasen, besonders schwer) korreliert mit der Immunantwort
› ist Immunantwort gering› leichter Verlauf, Patienten bleibt Virusträger
› ist Immunantwort stark› schwerer Verlauf mit Leberzellschäden (Transaminasen werden freigesetzt), Ikterus
• cholestatischer Hepatitis: Bili steigt an
• autoimmune Hepatitis
• medikamentös-toxische Hepatitis
Ätiologie:
- Tuberkulostatika
- Cholesterinsenker
- Cava Cava (pflanzliches Medikament)
- Paracetamol (>9g/d)
- Gilurytmal (Antiarrhytmika)
autoimmune Hepatitis
Nachweis: normale Virushepatitis ausschließen
- Menghini Punktion› Pathologie
- Serum Antikörper testen:
ANK › Anti nukleare AK
AMA› Anti mitochondriale AK
SMA› Smooth muscular Antibody
SLA › soluble liver Antigen -AK
LKM› liver kidney mikrosomale AK
› lässt Typisierung zu
Symptome:
- Transaminasen ↑
- Quick ↓
- Ikterus, Juckreiz
Therapie: Immunsuppression mit Cortison
Immunprophylaxe (nur bei Hepatitis A und B)
Immunisierung Hepatitis A
Passiv: Human-Immunglobulin (i.m.) mit standardisiertem Gehalt an Antikörpern gegen Hepatitis A
Schutz für ca. 3 Monate
Aktiv: Havrix (Hepatitis-A-Impfstoff) i.m. Enthält inaktivierte Hepatitis-A-Viren Schutz für 5–10 Jahre
Immunisierung Hepatitis B
Passiv: nur gleichzeitige passive und aktive Immunisierung humanes Hepatitis-B-Immunglobulin (i. m.) mit standardisiertem Gehalt an Antikörpern gegen HBs-Antigen
Schutz wahrscheinlich
Aktiv: Gen-H-B-Vax oder Energix ®-B (i.m.) mit gentechnisch hergestellten HBs-Antigenen nach eingetretener Serokonversion (Impferfolgskontrolle, mit Anti-HBV-Titer
Schutz für mehrere Jahre
sofortige Auffrischimpfung bei Werten unter 10 U/l (U = Units) erforderlich, bei Titern zwischen 10 und 100 U/l in den nächsten 3 – 6 Monaten, bei Titern über 100 U/l nach 10 Jahren. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D.
Pflege
Hygienemaßnahmen
- Patienten über Hygienemaßnahmen informieren
- Wenn ein Kontakt zu virushaltigem Material wie Blut oder anderen Ausscheidungen möglich ist, Handschuhe und Schutzkittel tragen. Nach Umgang mit kontagiösem Material Hände desinfizieren. Auch eingetrocknetes Blut ist ansteckend.
- Kanülen nicht in ihre Hülle zurückstecken (Verletzungsgefahr), sondern sofort in einen als „infektiös“ gekennzeichneten Abfallbehälter werfen
- Laborröhrchen je nach Richtlinien des Hauses besonders kennzeichnen
- Mit virushaltigem Material in Berührung gekommene Gegenstände desinfizieren. Kontaminierte Bettwäsche sowie Verbandsmaterial kennzeichnen und gesondert entsorgen.
- Hygieneartikel des Patienten beschriften und gesondert aufbewahren (z. B. im Nachttisch)
- Separate Toilette/Waschbecken zur Verfügung stellen
- Badewanne und Dusche nach Gebrauch desinfizieren und versehentliche Benutzung durch andere Patienten vermeiden.
Allgemeine Pflegemaßnahmen
- körperliche Schonung
- Ressourcen-orientierte Unterstützung der ATL’s
- absolute Alkoholkarenz
- warme Wickel bei Oberbauchschmerzen
Krankenbeobachtung und Dokumentation
Allgemeinbefinden, Vitalzeichen, Temperatur, Gewicht
Ausscheidungen (Häufigkeit, Konsistenz, Blut)
Haut und Skleren.
Patienteninformation
- Notwendigkeit regelmäßiger Kontrolluntersuchungen
- absoluten Alkoholkarenz nach der Entlassung
- Frauen: erst mal keine „Pille“
- Hepatitis B und C – Patienten: bis zum Negativwerden der serologischen Untersuchungen ist die Ansteckung der Sexualpartner möglich› Kondome
Chronische Hepatitis
Chronische Hepatitis (chronische Leberentzündung): Länger als 6 – 12 Monate bestehende Entzündung der Leber mit zwei prognostisch unterschiedlichen Hauptformen, der chronisch persistierenden Hepatitis (CPH) und der chronisch aggressiven Hepatitis (CAH)
Leberzirrhose
Leberzirrhose (Schrumpfleber): Chronisch-progrediente, irreversible Zerstörung der Leberläppchen, einhergehend mit knotig-narbigem-bindegewebigem Umbau der Leber.
Mögliches Endstadium nahezu aller Lebererkrankungen. Lebensbedrohlich durch ihre Folgezustände. Altersgipfel 50. – 60. Lebensjahr, Männer: Frauen = 7:3.
Ätiologie
Häufigste Ursachen einer Leberzirrhose in Deutschland sind mit ca. 50 % ein chronischer Alkoholabusus und mit ca. 25 % eine chronische Virushepatitis (post hepatische Zirrhose).
- Primär biliäre Zirrhose (Autoimmunvorgänge mit AMA-AK)
- sekundär biliäre Zirrhose (Gallenwegerkrankungen mit Gallenstau)
- Zirrhose cardiaque, Stauungsleber bei chronischer Rechtsherzinsuffizienz
• Stoffwechselerkrankungen, z. B.
› die Hämochromatose, eine vererbte Eisenstoffwechselstörung, bei der es zu pathologischen Eisenablagerungen und in der Folge zu Leberschäden (bis zur Leberzirrhose), Diabetes mellitus und bronzefarbener Haut kommt
› der Morbus Wilson mit abnormer Kupferspeicherung insbesondere in der Leber und in den Basalganglien, der zum klinischen Bild einer chronischen Hepatitis und schließlich einer Leberzirrhose sowie zu neurologischen Erscheinungen führt.
• Arzneimittel oder Gifte
• Leberzelluntergang, narbig-bindegewebige Umwandlung der Leber und Durchblutungsstörungen führen zu einer fortschreitenden Leberfunktionseinschränkung
Formen
- klein knotige Zirrhose
bei der Umwandlung von Parenchym in Bindegewebe folgt das Bindegewebe den Entzündungszellen. Kugelförmig bilden sich zwar neue Leberzellhaufen (› Pseudo Läppchen) aus, die sich nicht um eine Zentralvene gruppieren und deshalb nur eine minimal Funktion erfüllen.
- Grob knotige Zirrhose
bei einer akuten Hepatitis gehen bestimmte Leberbezirke zugrunde, sodass die Nachbarregionen stärker regenerieren
Pathophysiologie
- fortschreitende Nekrosen von Leberzellen führen zur Vermehrung von Bindegewebe
› Steigerung der Bindegewebesynthese
- ungeregelte Regeneration von Hepatozyten lässt Regeneration knoten entstehen
- Untergang von Hepatozyten und die Vermehrung des Bindegewebes sowie die gestörte Durchblutung vermindert die Leistungsfähigkeit der Leber
- Syntheseleistungen, Entgiftungsfunktion der Leber nehmen ab
- Fehler im Eiweiß und Aminosäurestoffwechsel sowie auch im Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel treten auf
Symptome
Pfortaderhochdruck
› Ösophagusvarizen
› Milzvergrößerung
› Bauchhautvarizen (Caput Medusae)
- Aszites
- Spider Naevi
- Palmarerytheme
- verminderte Achsel-, Scham und Bauchbehaarung (gestörte Androgen-Abbau)
- Mann: Brustdrüsenvergrößerung
- Lackzunge
- Libido- und Potenzverlust
- Petechien
Sonstige Symptome:
- Allgemeine Beschwerden sind Mattigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Gewichtsverlust, Schwitzen, psychische Verstimmung und evtl. Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch
- Hautauffälligkeiten: Spider Naevi (Gefäßsternchen der Haut), Palmarerythem (gerötete Handinnenflächen), Weißfleckung der Haut bei Abkühlung, Lackzunge (glatte und rote Zunge durch Vitamin-B-Mangel), Mundwinkelrhagaden (eingerissene Mundwinkel) und das Caput Medusae
- Im fortgeschrittenen Stadium ist die Haut atrophisch, grau-fahl und evtl. ikterisch
- Ausdruck hormoneller Störungen: Potenzstörungen und Libidoverlust, Gynäkomastie (Brustbildung beim Mann), Hodenatrophie und die Ausbildung einer sog. Bauchglatze durch den Verlust der männlichen Sekundärbehaarung. Bei Frauen sind Störungen der Regelblutung häufig.
- Ggf. Ikterus + quälenden Juckreiz
- Blähungen und Aszites› aufgetriebener Bauch
Diagnostik:
- Anamnese
- Klinik + Inspektion
- Palpation› verhärtete und höckrige Leber, ggf. Schrumpfleber; vergrößerte Milz
- Menghini Punktion
- Ultraschall› abgerundete Leberränder
- CT
- Laparoskopie + PE› knotiger Umbau las höckerige Oberfläche zu erkennen
• Labor:
- Quick (II, VII, IX, X)
- Albumin-Mangel
- Cholinsterase
- Ammoniak
- Bili
gesamt + direkt (parenchymaler Ikterus)
- Transaminasen, γ-GT + AP sind leicht erhöht
Sonstiges
- Anämie, Leukozytopenie und Thrombozytopenie
- E´lytstörungen, v. a. Hypokaliämie
- Hepatitis-Serologie, die Bestimmung von Eisen und Kupfer und die Suche nach Autoantikörpern dienen der Ursachenklärung
- Duplexsonografie zur Darstellung des Blutflusses in der Pfortader
- Endoskopie (Ösophagus und Magenfundus Varizen?)
Therapie:
- Beseitigung der Hepatitis B/C
- Noxen Ausschaltung: Alkoholentzug
- Bei Hämatochromatose: (Fe i.S: ↑↑, Ferrit ↑↑)
- wenig eisenhaltige Nahrung
- Aderlass 1-mal pro Monat (250 ml Blut raus – 250 ml NaCl rein)
Komplikationen
- Beeinträchtigte Syntheseleistung der Leber
› erhöhte Blutungsneigung
› Aszites Bildung
› sekundären Hyperaldosteronismus
• portale Hypertension
Verminderung der Leberdurchblutung
Leber
• Leberzellnekrosen• Syntheseleistung ↓
• Entgiftungsfunktion ↓
(hepat. Enzephalopathie)
• Regenerationskraft der Leber ↓
Stauung vorgeschalteter Organe
Pfortader Aszites
Milz Splenomegaliemit/ohne Hypersplenismus
› Lyse aller Blutzellen steigt
Darm Meteorismus Malabsorption Eiweißverlust
Bildung von Umgehungskreisläufen
Verschiedene Organe Ösophagus und Fundus Varizen Caput Medusae
Äußere Hämorrhoiden
• Prä hepatischer Block (Abflussbehinderung liegt vor der Leber) :
Pfortader Thrombose, Milz Venenthrombose, Kompression der Pfortader bei Pankreaskopf-, Magen-, Gallenblasenkarzinom, myeloischer Leukämie, M. Hodgkin
• Intrahepatischer Block bei Lebererkrankungen:
Abflussbehinderung ist durch krankhafte Veränderung des Leberparenchyms bedingt, Zirrhose, Speicherkrankheiten, chronische Hepatitis, Lebertumoren, Budd-Chiari-Syndrom
Posthepatischer Block
Abflussbehinderung liegt hinter der Leber
- Kardial bedingt, Budd-Chiari-Syndrom, d. h. Endophlebitis der Venae hepatica, Thrombosierung der oberen V. cava inferior
- Bei Herz- und Perikarderkrankungen, Cor pulmonale, chronischer Klappenfehler, Herzinsuffizienz, Panzerherz
- Peritonealkarzinose; Meigs-Syndrom
- Seltenere Ursachen: rheumatische Erkrankungen, Eiweißmangel, metastasierendes Dünndarm Karzinoid
• Hepatische Enzephalopathie und Leberkoma
Leberkoma (hepatisches Koma, Coma Hepaticum): Schwerste Bewusstseinsstörung bis zur tiefen Bewusstlosigkeit durch Ausfall der Entgiftungsfunktion der Leber. Häufig tödlich. Unterteilt in:
Leberzerfall, Koma (endogenes Leberkoma) bei massivem Leberzelluntergang z. B. bei einer fulminanten Hepatitis oder bei Vergiftungen (plötzlicher Anstieg der Transaminasen und Abfall des Quick)
Leberausfallkoma (exogenes Leberkoma) durch stetige Umwandlung fortschreitender Funktionsdiensteinschränkung, ausgelöst durch zusätzliche, „exogene“ Belastungen des Organismus wie hohe Eiweißzufuhr, gastrointestinale Blutung, Alkohol oder Infektionen
(Albumine und Quick gehen langsam zurück, Transaminasen kaum erhöht, Ikterus)
• Asterixis, flapping Tremor oder Flatter Tremor bezeichnet man einen symmetrischen, distal betonten Arm Tremor mit 1 – 3 Flexionen pro Sekunde im Handgelenk zusammen mit einem Finger Tremor
• verschiedene neurologische und psychische Auffälligkeiten des Kranken bezeichnet, die v.a. auf einen Anstieg von Ammoniak und anderen Eiweißabbauprodukten im Blut zurückzuführen sind
• Schwerste Form der hepatischen Enzephalopathie ist das Leberkoma, in dem viele Patienten versterben
Hepatorenales Syndrom
› Nierenversagen mit Oligurie und Azotämie
Ursache: zu schnelle Aszites, Ausschwemmung, nach Varizen, Blutung, im Leberkoma als Organversagen
Therapie: Elektrolytausgleich und Dialyse wirken nur symptomatisch, das Syndrom bessert sich erst mit verbesserter Leberfunktion.
• Hepatozelluläres Karzinom
Patienten mit einer Leberzirrhose haben ein erhöhtes Risiko, an einem Leberzellkarzinom zu erkranken.
Therapie bei Komplikationen:
Bei Varizen Blutung:
• Immer sofortige Notfallendoskopie
• Kompressionssonde (Sengstaken, Blakemore bei Ösophagusvarizen; Linton-Nachlas bei distalen Ösophagus und Fundusvarizen)
• Später: endoskopische Sklerosierung (Verödung) oder endoskopischen Gummiligatur (Speed-banding) oder endoskopischen Laserkoagulation
• hämorrhagischer Schock› Plasma Expander, EK’s, Gerinnungsfaktoren)
• Lactulose, um aufgrund des Blutes im Magen-Darm-Trakt einen weiteren Ammoniakanstieg zu vermeiden (Bei Abbau des Hämoglobin’s entsteht Ammoniak)
• Eine Shunt Operation kommt im akuten Blutungsstadium nur in Ausnahmefällen in Betracht
Blutungsprophylaxe:
- Dociton (β-Blocker)
- Portale Drucksenkung
- Ggf. auch Vasopressin + Somatostatin
Operative Verfahren zur Senkung der Portalen Hypertension
Portokavaler Shunt: Kurzschlussverbindung zwischen portalem und kavalem Gefäßsystem zur Druckentlastung des Pfortader Kreislaufs bei Pfortader Hochdruck.
Vorteil: sichere Druckentlastung
› Ösophagus und Fundus Varizen kollabieren
Nachteil: deutlich erhöhtes Risiko einer hepatischen Enzephalopathie
Chirurgischer portosystemischer Shunt (kurz ChiPS): Operativ angelegter portosystemischer Shunt
› nur bei konservativ nicht beherrschbaren Ösophagusvarizenblutungen
(hohe Letalität)
Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer (Stent) Shunt (kurz TIPS) über Spezialkatheter in die Leber eingeführter und zwischen Lebervene und Pfortader Ast platzierter Stent (Metallgitterendoprothese)› interventionell-radiologisches Verfahren
In Lokalanästhesie wird unter Analgosedierung ein Spezialkatheter über die V. jugularis und die Hohlvene in eine Lebervene vorgeschoben. Dort wird über den Katheter ein Pfortader Ast punktiert und das Gewebe zwischen Lebervene und Pfortader Ast mittels Ballondilatation etwas aufgeweitet. In den so entstandenen Kanal wird der Stent (Metallgitterprothese) eingelegt und auf den individuell erforderlichen Durchmesser aufgedehnt (die Blutmenge, die über den Stent abfließt, wird über dessen Durchmesser festgelegt)
Sperroperation:
Die zum Ösophagus ziehenden Venen werden in Höhe des Magenfundus mit einem Klammernaht Instrument verschlossen. Damit ist der Zufluss zu den Ösophagusvarizen „gesperrt“› nur als Notfalleingriff.
Als Faustregel gilt: Je mehr Pfortader Blut umgeleitet wird, desto geringer ist das Risiko einer Ösophagusvarizenblutung oder eines thrombotischen Shunt Verschlusses, aber desto größer ist die Gefahr einer hepatischen Enzephalopathie.
Bei Aszites:
- Diuretika (Lasix, Aquaphor, Aldactone› Ka-sparende Diuretika wegen der Hypokaliämie)
- Punktion nach US-Markierung (erst bei fehlgeschlagener Medikamententherapie)
- Human-Albumin-Substitution
- Denver Shunt (Shunt zw. Bauchhöhle und V. jugularis interna) nur bei steriler Aszites
- Portokavaler Shunt oder splenorenaler Shunt
- TIPS (Trans jugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt)
Beim Leberversagen / Leberausfall
Leitsymptome:
zunehmende Bewusstlosigkeit, Desorientiertheit, Flapping Tremor, Ikterus, Ammoniak, Quick + Albumin ↓
Therapie:
- Abführmaßnahmen (Lactulose)› Darmsterilisation um Ammoniak Anstieg zu vermeiden
- BZ-Ausgleich
- Antibiose
- Amino hepar Infusionen (verzweigtkettige Aminosäuren) diese fehlen dem Patienten
- Wegen Ammoniak (NH 3) Anstieg› Harnstoffe: Hepa Merz
- Alkohol- und Eiweißkarenz
- Darmsterilisation
- Sä-Ba-Haushalt entsprechend der BGA anpassen
- Dialyse
- Lebertransplantation
- Ersatz von Gerinnungsfaktoren und Vitamin K
Exkurs Hepa Merz:
- Fördert die Erneuerung der Leberzellen und wirkt leberschützend.
- Ammoniak-Entgiftung des Organismus (=Abfallprodukt aus dem Eiweißstoffwechsel) wird gesteigert.
- Eiweißstoffwechsel normalisiert sich und es wird weniger Eiweiß aus den Muskeln abgebaut.
- Krankhafte Leberwerte gehen in den Normalbereich zurück und das Krankheitsgefühl durch eine gestörte Leberfunktion verschwindet
Bei HCC (Hepatice-zelluläres-Carcinom)
Diagnostik:
Sono
CT
α 1 -Fetoprotein (Tumormarker)