Autor/in: Cordula

Flüssigkeitshaushalt des Menschen 2

Pyelonephritis:

Definition: akut einsetzender Befall des Bindegewebes und der Tubuli einer oder beider Nieren mit Entzündungszeichen, bakterielle Entzündung des Nierenbeckens mit Parenchym Beteiligung

Bakterielle Infektion:

  • meist aufsteigend von der Blase
  • seltener hämatogen/ lymphogen

Dispositionen:

  • Chronischer Analgetika missbrauch.
  • Schwangerschaft› Ureteren sind weit gestellt
  • Prostata Hypertrophie
  • Stoffwechselstörungen
  • Missbildungen (Abknicken des Ureters, Nierensenkung.)

Klinik:

  • Flanken/ Nierenlager sind druckschmerzhaft
  • Dysurie, Pollakisurie, gegebenenfalls. Proteinurie
  • Urin ist trübe (Leuko’s/ Hämaturie)
  • Fieber, Schüttelfrost
  • Allg. Entzündungszeichen
  • Ödeme fehlen
  • Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens

› Müde, Abgeschlagenheit
› ggf. Übelkeit, Erbrechen


Diagnostik:

  • Durch das klinische Bild
  • Laborparameter
  • Urinbefund

› Mittelstrahlurin / Sammelurin

  • Sono

› Harnstau, Parenchym, Beteiligung

Therapie:

  • Antibiotika oder Sulfonamide nur bei symptomatischer Bakteriurie (wenn nach 3 Tagen keine Wirkung eintritt: Resistogramm)
  • Bettruhe, lokale Wärme
  • Flüssigkeitszufuhr ca. 3 L (Bärentraubenblätter oder Zinnkraut)
  • Bei Tenesmen (=anhaltende Krämpfe der Blase) Kompressen mit Eukalyptusöl auflegen (warme Kompressen)
  • Überwachung der Ausscheidungsmenge, Urin, Kultur, Sediment
  • Ursache ausschalten

Komplikationen:

  • paranephritischer Abszess (Eiteransammlung in nicht vorgegebenen Höhlen)
  • Urosepsis (von der Niere aus)
  • Steinbildung
  • Chron. Verlauf› Hypertonie/ Niereninsuffizienz.
  • Schrumpfniere

Glomerulumnephritis:

Definition: Abakterielle doppelseitige Nierenentzündung mit Befall der Glomeruli, die häufig im Rahmen einer fehlgeleiteten Immunreaktion   1 – 4 Wochen nach einer Infektion auftritt

Post-Streptokokken Infektion nach: Tonsillitis, Angina, Scharlach, Zahngranulome

Beobachtung:

• Vollhard´sche Trias

Proteinurie

  • Mikrohämaturie
  • Hypertonie
  • Ödeme im Lidbereich
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Oligurie
  • Kardiovaskuläre Beteiligung (Dyspnoe, Zyanose, Lungenödem wegen Eiweißverschiebung)

Äußerungen des Patienten:

  • Müdigkeit/ Abgeschlagenheit
  • Übelkeit
  • Rückenschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen

Diagnostik:

  • Anamnese (kurz vorher primär Infekt?)
  • Labor (CRP, BSG, Anti-Streptolysintiter, Urinsediment, Harnstoff, Krea› Ery’s   + Proteine, keine Bakterien im Urin)
  • Sonografie (Nieren gestaut)
  • evtl. Nierenbiopsie

Komplikationen

  • chronische Verlaufsform
  • Nierenversagen
  • Niereninsuffizienz
  • Herzinsuffizienz
  • Lungenödem

Prognose:

  • abhängig vom Alter: Erwachsener 60 – 70 % ; Kinder 90 %
  • bei Alkoholikern chronischer Verlauf häufiger

Therapie:

  • Entlastung von Herz + Kreislauf:
  • Entlastung der Nierenfunktion
  • Überwachung der Vitalfunktionen, Laborparameter
  • Medikation
  • Herd Sanierung
  • Hämodialyse

genaueres siehe Arbeitsblatt: Akute Glomerulumnephritis

Laborwerte:

Kreatinin

Ausscheidungsform von Kreatin, das sich als Energiereserve im Muskel befindet. Kreatinin wird über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Es hat keine besondere Bedeutung für den Körper, da es aber fast vollständig filtriert wird, wird es zur Überprüfung der Nierenfunktion verwendet (siehe Kreatinin-Clearance).

Der Kreatinin Spiegel im Blutserum ist abhängig von der Muskelmasse, vom Lebensalter und von der Nierenfunktion.

Allerdings steigt der Kreatinin Spiegel erst ab einer Funktionseinschränkung der Nieren von über 50 Prozent an. Unterhalb dieser Schwelle liegt der sogenannte Kreatinin blinde Bereich. Dort ist die Kreatinin-Clearance aussagekräftig.

Bei akutem Nierenversagen steigt der Kreatinin-Spiegel erst nach mehreren Stunden an. Der Harnstoff-Spiegel reagiert dagegen etwas schneller.

Normwert aus Laborkunde: 0,7 –   1,2 mg/dl im Serum

Harnstoff

Hauptendprodukt des Eiweißstoffwechsels. Aus dem Stickstoff, der beim Eiweißabbau anfällt, wird in der Leber Ammoniak gebildet. Aus Ammoniak (NH3) und Kohlendioxid (CO₂) entsteht Harnstoff. Harnstoff wird zu 90 Prozent über die Nieren ausgeschieden, der Rest mit Schweiß und Darmsekreten.

Da Harnstoff in den Nieren aus dem Blut filtriert wird, ist er ein Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Allerdings kommt es erst bei einer Funktionseinschränkung von 50 bis 70 Prozent zu einem Anstieg des Harnstoffs im Blut. Außerdem ist der Harnstoff-Spiegel im Blut auch bei gesteigertem Eiweißabbau erhöht.

Normwert: 15 – 36 mg/dl im Serum

Laut Jakobs ab 50 kritisch

Elektrolyte Anionen

Chlorid

Regelung der Wasserverteilung in den Körperräumen. Es wird durch die Nahrung als Kochsalz aufgenommen. Kochsalz besteht chemisch aus Natrium und Chlorid – NaCl. Der Stoffwechsel des Chlorids ist deshalb eng mit dem des Natriums verbunden.

Änderungen der Chloridkonzentration im Serum gehen also meist parallel mit denen des Natriums. Isolierte Chlorid Abweichungen finden sich bei Störungen im Säure-Basen-Haushalt. Der Säure-Basen-Haushalt ist ein System des Organismus, um Schwankungen des pH-Wertes (z. B. durch bei Stoffwechselprozesse entstandene Säuren respektive Basen) auszugleichen.

Normwert: 98 – 107 mg/dl im Serum

Bikarbonat

Die drei Blutgaswerte Kohlendioxid (pCO2), Bikarbonat (HCO3) und Basenüberschuss (BE) werden immer gemeinsam mit dem Blut-pH-Wert und dem Blutsauerstoff in Bezug zum Säure-Basen-Haushalt des Körpers beurteilt.

Überprüfung des Säure-Basen-Haushalts mit Blutgaswerten

Kohlendioxid-Partialdruck: Gibt den Anteil von Kohlendioxid an, das im Blut gelöst ist

Bikarbonat: Ist eine sogenannte Pufferbase. Diese Substanzen sind essenziell, um das Säure-Basen-Gleichgewicht im Blut aufrechtzuerhalten. Bikarbonat wird durch ein spezielles Enzym aus Kohlendioxid gebildet. Der Kohlendioxid-Gehalt des Blutes und der Bikarbonat-Gehalt stehen immer im Gleichgewicht.

Basenüberschuss: Gibt an, ob zu wenig oder zu viele Pufferbasen im Blut zirkulieren. Die Pufferung spielt bei allen Lebensvorgängen eine entscheidende Rolle, da sämtliche Stoffwechselprozesse an bestimmte, oft begrenzte pH-Bereiche gebunden sind. Pufferbasen sind negativ geladene Teilchen, sogenannte Anionen, wie Biocarbonat, Hämoglobin oder Plasmaprotein, die den pH-Wert konstant halten. Der Basenüberschuss ist ein rein rechnerischer Wert.

PCO232-46 mmHg
Basenüberschuss (BE)-2 bis +3 mmol/l
Bikarbonat21-26 mmol/l
pH-Wert7,37 – 7,45
PO271 – 104
O₂ Sättigung arteriell94 – 98 %

Phosphat:

Baustein vieler wichtiger Moleküle im Organismus (u. a. ATP, DNS, cAMP). Phosphat ist im Säure-Basen-Haushalt die wichtigste Puffersubstanz. Das meiste Phosphat befindet sich in den Knochen als Calciumverbindung. Der Phosphat Haushalt ist eng mit dem Kaliumhaushalt verknüpft.

Normwert: 2,5 – 4,5 mg/dl im Serum

Elektrolyte Kationen

Natrium:

das wichtigste Kation im Raum außerhalb der Zellen, im Extrazellularraum. Es ist dort ca. 35-mal höher konzentriert als die anderen Kationen (s.Ionenbestimmung). Ein 70 kg schwerer Erwachsener besitzt ca. 4200 mmol Natrium. Davon befinden sich nur ca. 2,5 Prozent in den Zellen. Der größte Teil des Natriums steht als Reserve zur Verfügung, wenn durch starkes Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen Natrium kurzfristig im Plasma (s. Blutuntersuchung) verloren geht.

Die tägliche Natriumaufnahme liegt in Mitteleuropa bei 160 mmol/Tag, was fünf Prozent der Natriumreserve entspricht. Natrium gelangt vorwiegend als Kochsalz in den Körper. Bei Naturvölkern liegt der Salzgebrauch um mehr als die Hälfte niedriger, dort sind auch außergewöhnlich Bluthochdruckerkrankungen zu finden.

Natrium ist außerhalb der Zelle hoch und in der Zelle niedrig konzentriert. Dieses Konzentrationsgefälle wird unter Energieverbrauch mit einer Pumpe (Natrium-Kalium-Pumpe) in der Zellmembran aufrechterhalten. Der Natriumtransport ist eng mit dem Kalium Transport verknüpft. Die Konzentrationsunterschiede beider Kationen über die Zellmembran sind essenziell für die Funktionsfähigkeit der Zelle und die Informationsvermittlung zwischen den Zellen.

Eine andere wichtige Funktion hat Natrium in der Volumenregulation (Osmoregulation). Der Natrium- und der Wasserhaushalt greifen komplex ineinander. Natrium bindet Wasser. Wenn viel Natrium im Blut respektive im Extrazellularraum ist, sammelt sich dort auch viel Wasser an, was zu Bluthochdruck führen kann. Wenn wenig Natrium im Blut respektive im Extrazellularraum ist, weil die Niere z. B. Natrium verliert, hat man dort auch zu wenig Flüssigkeit. Bei reinem Wasserverlust – z. B. durch Fieber – steigt relativ der Natriumgehalt im Serum. Beim Erbrechen verliert der Körper Wasser und Natrium, sodass es zu niedrigem Serum Natrium kommt. Es gibt Arten der Durchfallerkrankung, die mit Natriumverlust und solche, die mit einer Erhöhung des Natriumgehalts im Serum einhergehen, abhängig von der Ursache der Durchfallerkrankung.

Normwert: 137 – 145 mg/dl im Serum

Kalium:

tragende Rolle für die Funktionsfähigkeit aller Zellen im Allgemeinen und von Nerven und Muskeln im Besonderen hat.

Kalium kommt im Zellinneren in sehr hoher Konzentration vor (155 mmol), außerhalb der Zellen jedoch nur in sehr niedriger (4 mmol). Wie bei Natrium wird das Konzentrationsgefälle an der Zellwand aktiv mithilfe der Natrium-Kalium-Pumpe aufrechterhalten. Die daraus resultierende Spannung ermöglicht die Informationsübermittlung zwischen den Zellen des Körpers.

Kalium ist verantwortlich für den Flüssigkeitsgehalt (osmotischer Druck) in der Zelle, da es das Ion darstellt, das dort bei Weitem am häufigsten vorkommt. Es spielt eine Rolle beim Eiweißaufbau und der Kohlenhydrat-Verwertung. Kalium steuert die Reizleitung der Nerven und in Verbindung mit Kalzium die Fähigkeit zur Kontraktion nicht nur der Skelettmuskeln, sondern auch der Herz- und Gefäßmuskeln.

Anders als bei Natrium ist der Kalium-Bestand des Körpers (ca. 3300 mmol) frei austauschbar. Bei Kaliumverlusten, z. B. als Folge von Durchfall, kann der Kaliumgehalt des Blutserums schnell mithilfe der Speicher im Zellinneren ausgeglichen werden. Eine Gefahr besteht dabei insofern, als ein relevanter Kaliummangel in den Zellen aufgrund eines lange Zeit normalen Serum Kaliumspiegels nicht zu erkennen ist. Der Kaliumspiegel ist eng mit dem Säure-Basen-Haushalt verbunden, da dieser Einfluss auf die Kalium-Verteilung zwischen Zellinnen- und Zellaußenraum hat.

Normwert: 3,6 – 5,0 mg/dl im Serum

Kalzium:

wichtigster Bestandteil von Zähnen und Knochen.

Kalzium ist in der Zelle sehr niedrig konzentriert (0,001 mmol/l). Mit einer Konzentration von 2,5 mmol/l im Raum außerhalb der Zellen besteht für Kalzium das stärkste Konzentrationsgefälle aller Ionen an der Zellwand. Es strömt daher schon bei kleinsten Änderungen in der Durchlässigkeit der Zellwand in die Zelle ein und gibt damit das Signal für wichtige und vielfältige Funktionsänderungen in der Zelle.

Kalzium regelt die Umsetzung von Nervenimpulsen in Muskeltätigkeit (elektromechanische Kopplung). Es spielt in der Blutgerinnung eine wichtige Rolle, löst die Ausschüttung von Hormonen aus und reguliert die Aktivität von Enzymen. Kalzium hat entzündungshemmende und antiallergische Effekte. Zudem besitzt es eine abdichtende Wirkung an Gefäßen.

Dieses breite Aufgabenspektrum erfordert eine aufwendige und mehrfach abgesicherte Kontrolle dieses Ions.

Hormone (Parathormon, Kalzitonin), der Säure-Basen-Haushalt, der Vitamin-D-Stoffwechsel und der Phosphat Stoffwechsel haben Einfluss auf den Kalziumspiegel im Serum. Da das Serum Kalzium fast zur Hälfte an Eiweiße (Proteine) gebunden und nur der ionisierte (freie) Anteil funktionell wichtig ist, haben auch Abweichungen der Eiweißkonzentration (v.a. Albumin) Auswirkungen auf den Serum-Kalziumspiegel.

Normwert: 4,20 – 5,10   mg/dl im Serum

Magnesium:

› Für die normale Muskelfunktion notwendig ist. Über sogenannte Enzyme, das sind Stoffe, die im Körper chemische Vorgänge in Gang setzen, ist Magnesium auch an der Zuckergewinnung, an der Zellatmung und am Kalziumstoffwechsel beteiligt.

Normwert: 1,40 – 2,0   mg/dl im Serum

Weitere Quellen zum Flüssigkeitshaushalt des Menschen
Flüssigkeitshaushalt des Menschen

Flüssigkeitshaushalt im Alter
Flüssigkeitshaushalt (Wasser- und Elektrolythaushalt)

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