Das Atmungssystem des Menschen Seite 2
Diffusion der Atemgase
- Diffusion ist abhängig von
- Gesamtoberfläche des Gasaustauschfläche (auch durchblutet): 100m²
- Diffusionsweg: Kapillarendothel, Basalmembran und Alveolen, Endothel
- Differenz der Partialdrücke für O 2 und CO 2 in den Alveolen und im venösen Blut
•› Gasaustausch erfolgt vom Orten hoher Konzentration (respektive mit einem hohen Partialdruck) zu Orten niedriger Konzentration (respektive Partialdruck)
Partialdruck
- (engl.) Partial pressure, Teildruck eines Gases in einem Gasgemisch, der dem Volumenanteil des Gases am Gesamtvolumen des Gasgemisches entspricht
- d. h. hoher Partialdruck› Anteil des Gases ist im Gasgemisch (z. B. Einatemluft) oder Flüssigkeit (z. B. Blut) ist groß
Normalpartialdruck werte im arteriellen Blut
- Po²: 100 mmHg in den Alveolen und 40 mmHg in den Kapillaren
- Pco²: 40 mmHg in den Alveolen und 46 mmHg in den Kapillaren
Hypoxie: Po² < 100mmHg
Hyperoxie: Pco² > 100 mmHg (O₂ Vergiftung führt bei Neugeborenen zur Glaskörpertrübung)
Hyperkapnie: Pco² > 40 mmHg
Hypokapnie: Pco² < 40 mmHg
Atemgastransport im Blut
O 2 -Transport
- Sauerstoff wird in zwei verschiedenen Arten im Blut transportiert
- Am Hb gebunden: Der über die Lunge ins Blut aufgenommene O 2 diffundiert zum größten Teil sofort in die roten Blutkörperchen und bindet sich an das Eisen des Hämoglobins (Oxygenation)
- Im Blut gelöst (nur ein geringer Teil, aber jedes O₂ Molekül durchläuft dieses Stadium)
- Sauerstoffabgabe ins Gewebe erfolgt wiederum durch Diffusion (= Deoxygenation)
CO₂-Transport
- Der Körper versucht einen möglichst konstanten Pco² und damit pH zu halten
- Physikalische Lösung im Plasma 10 %
- Bindung als HCO 3 (Bikarbonat) im Erythrozyten und im Plasma 80 %
• In den Erythrozyten gibt es das Enzym Carboanhydrase, welches folgende Reaktion katalysiert: CO₂ + H₂O Û H+ + HCO³- Û HCO 3 (Kohlensäure)
• Anlagerung an das Hämoglobin 10 %
Lungen- und Atemvolumina
- Kapazitäten: zusammengesetzte Volumina
- Atemzeitvolumen = Atemzugvolumen x Atemfrequenz (Norm: 7l/min)
- Atemzugvolumen: normales in respektive Exspirationsvolumen, ca. 500ml (ca. 7 ml pro kg Körpergewicht; normales Atmen
- Inspiratorische Reservevolumen: Volumen, das nach normaler Einatmung noch zusätzlich eingeatmet werden kann
- Exspiratorisches Reservevolumen: Volumen, das nach normaler Ausatmung noch zusätzlich ausgeatmet werden kann: ca. 1500 ml – 3000 ml
- Residualvolumen: Volumen, das nach maximaler Ausatmung noch in der Lunge bleibt, ca. 1,2l
- Vitalkapazität: Volumen, das nach maximaler Einatmung ausgeatmet werden kann (=1 + 2 + 3) ca. 4,5l ; ist abhängig von Alter, Geschlecht, Größe und Trainingszustand
- Inspiratorische Kapazität: Volumen, das nach normaler Ausatmung maximal eingeatmet werden kann (=1 + 2)
- Funktionelle residual Kapazität: Volumen, das sich nach normaler Exspiration noch in der Lunge befindet (ca. 2,4l), im Alter nimmt sie zu
- Totalkapazität: Volumen, das sich nach maximaler Inspiration in der Lunge befindet ca. 6l Vitalkapazität + Residualvolumen
- Messung der einzelnen Volumina in der Lungenfunktion (Spirometer)
- Atemzugvolumen * Atemfrequenz = Atemminutenvolumen
- AZV * f = AMV
- 500 ∗ 16 = 8000 ml /min
Anatomischer und funktioneller Totraum
- Anatomischer Totraum: zuleitende Luftwege, in denen kein Gasaustausch stattfindet, ca.150 ml (ca.30 % % des Atemzugvolumens)
- Totraumvolumen : 150 ml ® 350 ml nimmt nur am Gasaustausch teil bei der Atmung
- Funktioneller Totraum: Raum in der Lunge, der zwar belüftet, aber nicht durchblutet ist (z. B. Lungenspitzen)
- Totraum ist eine konstante Größe
Steuerung der Atmung
- Anpassen der Atmung an den Stoffwechsel des Körpers
- Konstant halten des Pco²
- Modulation durch Atemtiefe und Atemfrequenz
- Taktgeber ZNS
- Steuersystem für die Atmung liegt im verlängerten Mark, also unmittelbar oberhalb des Halsrückenmarkes
- Dieses Atemzentrum steuert die gesamte Atemmuskulatur, indem es Impulse aussendet, die über Halsmark und periphere Nerven die Atemmuskeln und die Hilfsmuskeln zur Kontraktion veranlassen
Mechanische-reflektorische Kontrolle der Atmung
- In der Lunge liegen Dehnungsrezeptoren, die eine Überdehnung der Lunge verhindern sollen.
- So wird am Ende der Inspiration automatisch die Exspiration eingeleitet
Chemische Kontrolle der Atmung
- Die arteriellen Werte von Po², Pco² und pH beeinflussen die Atmung
- Die Kontrolle erfolgt über sogenannte Chemorezeptoren (periphere und zentrale)
- Steigt der Pco² an oder fällt der pH ansteigt die Atmung an (ab einem Pco² von > 70 mmHg kommt es zur Lähmung des Atemzentrums)
• Fällt der Po² ab, so steigt die Atmung an
• Die Veränderung des Po² stellt einen geringeren Anreiz dar als die des Pco² oder des pH-Wertes
pH-Wert
- Maß für die H+ -Ionenkonzentration
- Normalwert im arteriellen Blut: 7,4 (7,36 – 7,44)
- Alkalose: pH > 7,44
- Azidose: pH < 7, 36
Puffersysteme
- Sie dienen dazu, die Effekte von H+ und OH-abzuschwächen und den pH konstant zu halten
- Bikarbonat System
- CO₂ + H₂O Û H+ + HCO³
- Es ist ein offenes System, da CO₂ abgeatmet werden kann
- Phosphat Puffer System
- Eiweißpuffersystem
PH-regulierende Maßnahmen
- Atmung
- Abgabe von überschüssigem CO₂ (=flüchtige Säure) oder Zurückhalten von CO₂
- Azidose › Hyperventilation
- Alkalose› Hypoventilation
- Niere
- Ausscheidung von H+, OH, HCO³- und anderen Säuren
- Je nach Ursache für eine Azidose respektive Alkalose unterscheidet man
- Metabolische Störungen
- Respiratorische Störungen
- Unterscheiden kann man die ursächliche Störung durch den Vergleich von drei Parametern: pH, Pco² und BE
- BE: Base Exzess: Summe aller Puffersysteme (Normwert: +2 bis +2)
- Der Körper versucht die ursächliche Störung zu kompensieren
- Metabolische Azidosen werden versucht durch Hyperventilation zu kompensieren (respiratorische Kompensation)
- Respiratorische Störungen werden metabolisch kompensiert
- Die metabolische Kompensation setzt erst nach einigen Tagen ein
- Die respiratorische Kompensation beginnt sofort
Andere unspezifische Atmungsantriebe
- Warm-Kaltreize, Körpertemperatur (Fieber), Schmerzen, Hormone (z. B. Adrenalin)
Alveoläre Ventilation
- Atemzeitvolumen (ca. 7l) = Atemzugvolumen (500ml) x Atemfrequenz (14/min)
- Maximales Atemzeitvolumen : 120l/min (Steigerung des Atemzugvolumens und der Atemfrequenz)
- Sinkt das Atemzugvolumen unter 200 ml wird nur der Totraum ventiliert (kein Gasaustausch)
- Ventilationszustände
- Normoventilation
- Hyper- oder Hypoventilation: Steigerung oder Abfall der alveolären Ventilation
- Tachypnoe: Zunahme der Atemfrequenz
- Apnoe: Atemstillstand
- Dyspnoe: erschwerte Atmung mit dem subjektiven Gefühl der Atemnot
Beobachtung der Atemfrequenz
- Normalwerte
- Neugeborenes: 40 – 45 Atemzüge /pro Minute
- Kleinkind : 25 – 30 Atemzüge /Minute
- Erwachsener: 10 – 20 AZ/min
- Eupnoe: normale Atmung
- Tachypnoe: beschleunigte Atmung
- Kompensationsmechanismus, Sauerstoffversorgung wird aufrechterhalten
- Pneumonie → Tachypnoe → Lungenfläche verkleinert
- Fieber → Tachypnoe → Körpertemperatur steigt → Körper benötigt mehr Energie → Körper braucht mehr Sauerstoff → schnellere Atmung
- Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) oder Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) → Transportproblem → rote Blutkörperchen enthalten Blutfarbstoff
- Bradypnoe: Verlangsamte Atmung:
Physiologische Veränderungen:
- Tachypnoe:
- Körperliche Anstrengung,
- Stress
- Unter Umständen: Hitze
- Bradypnoe:
- Schlaf, tiefe Entspannung
Pathologische Veränderungen
- Tachypnoe:
- Lungenerkrankungen
- Herzerkrankungen
- Fieber
- (Ausgeprägte) Anämie
- Bradypnoe
- Schädigungen des zentralen Nervensystems, z. Bsp.: SHT (Schädelhirntrauma)
- Vergiftungen (Intoxikationen) z. Bsp.: Schlafmittel
- (Massive Unterkühlung) Hypothermie
- Dyspnoe: Atemnot: subjektiv empfunden, sagt nichts über die Ursache aus = Ausdruck einer respiratorischen Insuffizienz mit unterschiedlichen Ursachen
- Pulmonale Ursachen (Lunge): z. Bsp Pneumonie (Lungenentzündung), Asthma bronchiale, chronische Bronchitis
- Kardiale Ursachen (Herz)
- Mangelnde Pumpleistung des Herzens (Herzinsuffizienz) → vermehrter Austritt von Flüssigkeit in der Lunge = Lungenödem → Atemfläche stark verkleinert
- Andere Ursachen
- Störungen der Atemtechnik, (Thorax, gebrochene Rippen, Rippenfraktur …)
- Kollabieren der Lungen, wenn Luft von außen in die Lunge kommt; Unterdruck weg
Begleiterscheinungen
- Puls und RR Veränderungen (steigen meistens an)
- Kalt, schwitzen stark
- Hautfarbe: Lippen, Fingerspitzen bläulich
- Unruhig, heftige motorische Unruhe
- Angst, Panik
Schweregrade
- Grad 1: Atemnot nur bei körperlichen Anstrengungen (schnelles Gehen auf ebener Strecke, Berg aufgehen oder Treppensteigen)
- Grad 2: Atemnot schon bei mäßigen Anstrengungen (langsames Gehen auf ebener Strecke)
- Grad 3: Atemnot bei geringen körperlichen Anstrengungen (An /Ausziehen oder leichten Verrichtungen im Haushalt)
- Grad 4: Ruhedyspnoe: Atemnot auch in Ruhe
- Orthopnoe: schwerste Form der Atemnot, nur ertragbar im Sitzen mit Hilfenahme der Atemhilfsmuskulatur
- Apnoe: Atemstillstand, Störungen im Atemzentrum, Lähmungen der Atemmuskulatur –) akute Lebensgefahr
Maßnahmen bei Atemnot
- Frische Luft
- Hilfe besorgen (Patienten nicht mehr allein lassen)
- Oberkörper hochlagern
- Beengende Kleider öffnen, entfernen
- Beruhigend auf Patienten einwirken
- Atmung einleiten
- Lippenbremse: beim Ausatmen Luft nur durch einen kleinen Schlitz –) lange Ausatmung
- Bewußtseinslage kontrollieren (RR, Hautfarbe, Puls)
Atemgeräusche
- Stridor: Notfallzeichen, pfeifendes Atemgeräusch, entsteht bei verengten Atemwege
- Inspiratorisches Stridor: Verengung oder Verlegung der oberen Atemwege (massive Schleimproduktion, Fremdkörper, Verlegung der Stimmritze durch Anschwellen der Schleimhäute (besonders bei Kindern))
- Exspiratorischer Stridor: Folge von verengten Bronchien, Asthmatikern (Lippenbremse), chronisch obstruktiver (verengter) Bronchitis
- Rasselgeräusche
- Trockene Rasselgeräusche: Asthma, chronische Bronchitis (nur mit Stethoskop hörbar)
- Feuchte Rasselgeräusche: durch Flüssigkeits- oder Sekretansammlung in den Luftwegen (besonders in den Alveolen), hört man mit bloßem Ohr, Symptome für ein Lungenödem: (Oberkörper hochlagern, Beine runter –) Arzt) schaumiges kommt aus dem Mund
Atemgeruch
- Ammoniakgeruch: Beeinträchtigungen der Leber, sodass das Ammoniak nicht mehr verarbeitet werden kann
- Eitergeruch (süß, fad): bakterielle Infektionen (Mandelentzündung, eitrige Bronchitis)
- Fäulnisgeruch (faulig): weist auf Zerfallsprozesse in den Atemwegen (Bronchialkarzinom)
- Acetongeruch (fruchtig, obstig): diabetisches Koma (Coma diabeticum), tagelanger Hungerzustand (durch Abbau von Fettreserven)
- Foetor urämicus: Uringeruch: Endstadium beim Nierenversagen
Atemqualität und Tiefe
Pathologische Atmungstypen
- Hypoventilation (weniger Atmung: führt zum Abfall von Sauerstoff und Anstieg von Kohlendioxid)
Gründe:
- Behinderung der Atmung durch Störungen des Atemzentrums
Hyperventilation: gesteigertes Atemminutenvolumen, vermehrte Abgabe von Kohlendioxid, schnelle oberflächliche Atmung
- Pfötchenstellung
- Plastiktüte
• Gründe:
- Organische Ursachen
- Meist psychische Gründe: starke Erregung, Angst
Weitere Quellen zum Atmungssystems
Atmungsorgane
Atmung – so funktioniert der lebenswichtige Prozess
Atemtrakt
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