Autor/in: Anonym

Anregungen für die Begleitung Sterbender

Um Sterbende begleiten zu können, sollte der Begleiter/die Begleiterin sich mit ihrem eigenen Tod auseinandergesetzt haben. Dies kann in Gesprächen, mithilfe von Büchern, Meditationen, in speziellen Veranstaltungen oder Seminaren oder durch Übungen geschehen. Es ist auch möglich, sich für diesen Prozess Hilfe und Beratung, z. B. durch die Hospizbewegung, geben zu lassen.

Überdies ist es für jede/n sinnvoll, sich frühzeitig mit dem möglichen Sterben naher Angehöriger auseinanderzusetzen, dem individuellen Leben entspricht ein individuelles Sterben. Nur das individuelle, persönliche Sterben ist ein menschliches. Die sterbende Person sollte auch das recht haben, einsam zu sein, ohne sie dabei allein zu lassen.


Nimm der sterbenden Person ihre Schmerzen, aber lass ihr Leid Angst ist lebens- und sterbe wichtig. Konkret beängstigende Anlässe, Gegenstände u. ä. können jedoch vermindert werden Versuche, auf Wünsche religiöser Art, z. B. Vorlesen eines Psalms oder eines Gebetes, einzugehen, auch wenn Du nicht religiös bist. Jede/r hat Fähigkeiten, die in einer Situation hilfreich sein können. z. B. zuhören, streicheln, lieben, dabei sein, singen, beten, Blumen gießen, Uhren aufziehen, füttern, sich erinnern, leiden, hilflos sein – all das kann wichtig sein, keine/r kann gar nichts tun. Es ist aber auch wichtig, herauszufinden, welche Form des Beistands stimmig ist, d. h. zu mir und zu meiner Beziehung zum/zur Sterbenden passt!

Halte Dich nicht an Lehren beliebiger Art, wonach der/die Sterbende unbedingt bestimmte Schritte durchzumachen habe! Bewahre Dir Deine Spontaneität und Intuition! Versuche nie, eine/n sterbende/n zum Gespräch oder zur Offenheit zu drängen, sondern vertraue darin, dass er/sie in der Lage ist, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen und auch mitzuteilen. Wenn der oder die Sterbende jedoch das Gespräch sucht, weiche nicht aus, flüchte nicht in Floskeln, zerrede nie das Tragische am Sterben.

Wage zu schweigen, täusche keine falsche Zukunft vor Lasse es zu, dass sich Kummer und Gram, Liebe und Freude, aber auch Feindseligkeit, Aggression und Abwehr äußern können. Rede nicht allein und rede nicht über, sondern mit dem/der Kranken; widersprich möglichst nicht. Sei auch aufmerksam für nichtsprachliche Zeichen und für das, was „zwischen den Zeilen“ gesagt wird.

Versuche, Zärtlichkeit zu wagen, aber sei vorsichtig, damit Du damit nicht erdrückst oder Grenzen verletzt. Vermeide Hektik und Schnelligkeit, plane Deine Zeit sorgfältig und mache Deine Planung transparent. Auch BegleiterInnen benötigen Begleitung: Sorge für Dich, suche Dir eine Person, mit der Du über Deine Erfahrungen sprechen kannst.

Anregungen für die Begegnung mit Angehörigen von Sterbenden und Verstorbenen

Ziel der Begleitung von Angehörigen ist es, sie darin zu unterstützen, die/den Sterbenden loszulassen, ihn oder sie gehen lassen zu können. Auch für die/den Sterbenden selbst ist es eine sehr große Erleichterung, wenn er/sie merkt, dass diejenigen, die er/sie zurücklassen muss, bereit sind, ihn/sie gehen zu lassen, zu akzeptieren, dass er /sie verlassen muss. Versuche, auch organisatorische Schwierigkeiten zu überwinden, um den Angehörigen zu ermöglichen, möglichst viel Zeit bei dem oder der Sterbenden zu verbringen. Sei jedoch auch aufmerksam für Signale des/der Sterbenden, die mitteilen, dass sie/er lieber allein wäre oder eine bestimmte Person (im Moment) nicht sehen möchte.

Beziehe die Angehörigen so viel wie möglich in Pflege und Versorgungstätigkeiten ein, z. B. Essen anreichen o. ä., mache aber auch deutlich, dass es nicht schlimm ist, wenn der/diejenige nichts mehr essen möchte. Erkläre die Funktion von medizinischen Geräten, teile mit, welche Medikamente Du gibst, was in den Infusionen drin ist etc. Bereite die Angehörigen darauf vor, welche physischen und psychischen Veränderungen zu erwarten sind. Ermutige dazu, Beobachtungen dem Pflegepersonal mitzuteilen Fordere auf, mit dem/der Sterbenden zu reden, auch wenn er/sie nicht mehr reagiert und mache darauf aufmerksam, dass sie/er möglicherweise noch immer alles wahrnimmt, was geschieht oder gesagt wird.

Sorge für eine intime Atmosphäre, in der es möglich wird, über Dinge zu reden, die vielleicht noch nie ausgesprochen wurden. Die Erfahrung zeigt, dass viele Menschen genau in dem Moment sterben, in dem die Angehörigen für einen Augenblick das Zimmer verlassen haben. Vielleicht fällt es ihnen leichter, allein zu gehen. Für die Angehörigen kann es jedoch sehr schmerzlich sein, oder sie machen sich Vorwürfe, nicht dagewesen zu sein. Du kannst versuchen, zu erklären, dass der/die Sterbende es vielleicht selbst so gewollt hat.

Nachdem der Tod eingetreten ist, kann es für die Angehörigen bedeutungsvoll sein, dass sie den Leichnam noch einmal sehen und auch berühren können. Übereinstimmend berichten viele Angehörige, dass sie diese sinnliche Wahrnehmung benötigten, um zu realisieren, dass die Person wirklich und unwiederbringlich gestorben ist. Umgekehrt berichten viele, die nicht mehr die Gelegenheit hatten, die/den Tote/n zu sehen, dass sie es lange Zeit nicht wirklich glauben konnten.

Dass sie z. B. an einen Irrtum glaubten oder dass sie einfach keine klare Gewissheit über den Tod hatten. Das gilt ganz besonders auch für Kinder! Kinder sollten nicht aus falscher Vorsicht von der/dem Toten ferngehalten werden, das macht ihnen das Abschiednehmen nur noch schwerer. Kinder begreifen und verarbeiten mehr, als wir ihnen häufig zutrauen. Natürlich darf niemand dazu überredet werde, wenn eine/r für sich entscheidet, die/den Tote/n nicht mehr sehen zu wollen, ist diese Entscheidung zu respektieren!

Sogenannte „Leichengifte“ gibt es natürlich nicht. Trotzdem hält sich das Vorurteil, es sei gefährlich, Tote anzufassen, immer noch. Es kann also nötig sein, diesen Irrtum aufzuklären. Du kannst versuchen, die Hinterbliebenen darauf vorzubereiten, dass sie verwirrende emotionale Erlebnisse haben werden, zu denen möglicherweise auch Gefühle von Zorn, Groll oder Schuld gehören können. Es ist auch „normal“, die Stimme des/der Verstorbenen zu hören o. ä. Es ist wichtig, realistisch und klar über den Tod zu reden und die Angehörigen zu ermutigen, Fragen über medizinische oder andere Einzelheiten zu stellen. All das hilft, den Tod als Tatsache zu akzeptieren.

Wenn Du magst, kannst Du den Angehörigen erzählen, wie Du den/die Verstorbene in Erinnerung hast. Das kann helfen, eigene Erinnerungen zu erzählen, was schmerzlich ist, aber auch zum Abschiednehmen gehört.

Weitere Quellen Anregungen für die Begleitung Sterbender
Anregungen für die Begleitung Sterbender

Sterben als Teil des Lebens betrachten
Pflegestandard: Sterbebegleitung

Diesen Beitrag teilen auf...

Twitter Facebook