Autor/in: Ann-Kathrin, Christiane, Claudia und Carina

Homosexualität im Alter

Im Rahmen des Unterrichtes bei Hr. Weidemann zum Thema „Wohnformen im Alter“ haben wir uns als Kurs entschlossen, anstelle einer Klausur eine Art Zeitung zu entwickeln, die verschiedene Bereiche der Wohnformen anspricht und erklärt. Unsere Gruppe hat das Thema Homosexualität im Alter gewählt und sich aufgeteilt. Jeder hat einen Bereich unserer Arbeit ausgewählt und erarbeitet. Am Schluss haben wir themenbezogene Übergänge erarbeitet und ein Fazit verfasst.

Wir haben uns für das Thema Homosexualität im Alter entschieden, da wir uns gerne näher mit diesem Aspekt der Pflege auseinandersetzen wollten. Es gibt immer mehr pflegebedürftige Homosexuelle, die ihre eigenen Bedürfnisse und Ansprüche an eine Pflegeeinrichtung stellen und am liebsten „unter sich“ sind. Wir möchten aufzeigen, dass Pflege und Homosexualität Dinge sind, die sich ergänzen und an die auch gedacht werden muss. Speziell, wenn wir an unsere heutige Klientel denken, was zur nationalsozialistischen Zeit gelebt hat und dementsprechend Vorurteile gegenüber der jeweils anderen Gruppe hat.


Wir haben in unserem Bekanntenkreis Homosexuelle und wollten herausfinden, was sich im Laufe der Jahre für sie geändert hat, inwieweit die Akzeptanz in der Gesellschaft ist und ob es bereits Wohnprojekte für Homosexuelle gibt. Bei unserer Recherche und
Informationen durch unseren Dozenten Hr. Weidemann, stießen wir auf das „Altenpflegayheim“ und den Pflegedienst „LWP“, die versuchen die schwule Pflege in die Gesellschaft zu integrieren.

Doch zuerst möchten wir mit der Thematik der Homosexualität im frühen 20. Jahrhundert beginnen. Darauf basierend wird ein kurzer Einblick gegeben, was Heterosexuelle und Homosexuelle für Vorurteile gegeneinander haben und wie diese ausgelebt werden. Danach folgt die Vorstellung der beiden Projekte über Wohnformen für Homosexuelle. Zum Abschluss möchten wir gerne noch einen Blick in die aktuelle Situation der Homosexuellen geben, was wir durch eine kleine Umfrage unterstreichen möchten.

Die Verfolgung der Homosexualität

1871 wurde mit der Gründung des Deutschen Reiches der § 175 ins Strafgesetzbuch aufgenommen und ermöglichte die Verfolgung sexueller Handlungen zwischen Männern. Der § 175 besagt, dass sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stehen. Bis 1969 bezeichnete er auch die widernatürliche Unzucht mit Tieren. 1935 verschärften die Nationalsozialisten den § 175, unter anderem wurde die Höchststrafe bei Verstoß gegen den Paragrafen von 6 Monaten auf 5 Jahre angehoben und der Tatbestand von beischlafähnlichen auf sämtliche unzüchtige Handlungen ausgeweitet. Im Jahr des Deutschen Reiches wurden 40.000 Männer verurteilt oder sie wurden in Konzentrationslager geschickt.

15.000 von diesen Männern sind in KZ gebracht worden, viele von diesen Männern sind dort nicht mehr herausgekommen. Bis 1969 wurden noch einmal unter dem gleichen „Naziparagrafen“ ca. 50.000 Männer in Westdeutschland verurteilt.  Frauen wiederum wurden verfolgt und als „Asozial“ bezeichnet. Bis 1965 wurden fast 100.000 homosexuelle Männer nach dem Paragrafen verfolgt und verurteilt. 1968 wurde erstmals in der DDR der Paragraf 175 abgeschafft, dennoch wurden Lesben und Schwule in der Gesellschaft nicht anerkannt und akzeptiert. In der Zeit von 1969 bis 1994. Dort hatte das Gesetz zwar noch ihre Wirkung, aber es wurde nicht mehr so durchgeführt wie in der NS-Zeit. Die Schwulen und Lesben haben darum gekämpft, um Anerkennung zu bekommen und um ihren eigenen Lebensstil leben zu können.

Sie versuchten auf sich aufmerksam zu machen, sodass der Paragraf 175 in Vergessenheit geriet und die Homosexuellen nicht mehr aktiv verfolgt wurden. Am 11.06.1994 wurde der Paragraf 175. im Rahmen der Rechtsangleichung an die ehemalige DDR, komplett abgeschafft. In den 80’er Jahren scheiterten bereits die Grünen mit einer Gesetzesinitiative. Trotz der Abschaffung gibt es heutzutage noch immer Berührungsängste und viele Vorurteile. Mittlerweile hat sich in den Großstädten eine „Szene“ entwickelt, das heißt, es gibt ein eigenes kulturelles Angebot für die Homosexuellen und mittlerweile auch schon pflegerische Angebote. In Köln leben 220.000 Menschen, die älter sind als 60 Jahre. Wenn 10 % der Bevölkerung schwul und lesbisch sind, heißt das, dass 22000 über 60 Jahre alt sind. In den vergangenen Jahrzehnten erkämpften sich die Schwulen und Lesben Freiheit und Selbstverständlichkeiten.

Heutzutage gibt es auch Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Schwulen und Lesben, da die älteren zu ihrer Jugendzeit verfolgt und ihnen, wenn sie gefasst wurden, der Tod bevor stand. Die jüngere Generation der Homosexuellen hat dieses Problem nicht, da sie bereits für ihre Lebensart kämpfen konnten, ohne dass ihnen mit dem Tod gedroht wurde. Sie haben ein einfacheres Leben, das sie nicht führen könnten, wenn nicht viele Menschen für ihre Geschlechtswahl in der Partnerschaft eingestanden und für ihren Lebensweg gekämpft hätten. Daher kann man den Vorreitern des homosexuellen Lebens dankbar sein, dass sie ihre Leben für eine bessere Akzeptanz in der Gesellschaft gelassen haben.

Daher möchten wir als Nächstes die Diskrepanzen zwischen den Lebensarten der Homo- und Heterosexualität aufzeigen und die Vorurteile gegeneinander aufzeigen und auswerten.

Schwule Pflege und seine Vorurteile

Homosexuelle können sich an einen Ort zurückziehen, der ihnen Schutz bietet. Aufgrund der geschichtlichen Ereignisse, wollen die heutigen Alten nur ungern mit ihren Altersgenossen zusammenleben, da diese sie vor 60 Jahren noch verfolgt und getötet hätten. Daher ist es positiv zu sehen, dass es Möglichkeiten gibt, dass schwule und lesbische Menschen unter ihresgleichen Leben können. Dennoch sollte man hier auch den Aspekt der Gettoisierung nicht vernachlässigen. Die Homosexuellen bilden eine eigene Gemeinschaft und wollen nicht mit ihren „Verfolgern“ zusammenleben und stellen sich somit selbst ins Abseits.

Sie fordern Gleichberechtigung und Akzeptanz in der Gesellschaft. Wollen diese aber von Ihrer Seite aus nicht erbringen und verstehen nicht, dass auch ihre Altersgenossen eingesehen haben können, dass sie damals falsch gehandelt haben und möglicherweise homosexuelle Kinder haben und sich mit diesem Thema eingehend auseinandersetzen mussten. Das Verständnis muss eindeutig auf beiden Seiten wachsen. Einerseits sollten die älteren Heterosexuellen akzeptieren, dass Menschen ihres Alters einen anderen Lebensweg gewählt haben, andererseits müssen auch die Homosexuellen Verständnis für mögliche Einsicht der Heterosexuellen haben.

Für die Homosexuellen ist es im Ganzen schon ein Fortschritt, dass sie an die Öffentlichkeit gegangen sind und versuchen, dass ihre Form des Lebens in allen gesellschaftlichen Schichten akzeptiert wird. Da der erhoffte Erfolg aber leider immer noch ausbleibt, ist es verständlich, dass die Homosexuellen sich zudem zurückziehen, damit sie ihre Lebensart nicht in öffentlichen Altersheimen unterdrücken müssen. Und gegebenenfalls sogar geschnitten oder ungerecht von Pflegepersonal behandelt werden, nur weil diese mit ihrem Lebensstil nicht klarkommen.

Es gibt bereits Pflegedienste (auf die wir später zurückkommen), die „schwule Pflege“ anbieten. Das Personal ist entweder selbst homosexuell oder zumindest für diese Bereiche geschult. Daher ist der Umgang zwischen Homosexuellen untereinander und sensibel geschultem Personal bevorzugt, da man sich nicht verstellen oder um Akzeptanz kämpfen muss.

Heterosexuelle haben Angst vor Übergriffen durch Homosexuelle und scheuen daher den Umgang mit ihnen. Sie möchten lieber für sich sein und sich nicht den Homosexuellen und ihren Lebensweg „aussetzen“. Sie haben größtenteils angst. Angst davor, dass sie umworben oder gar bedrängt werden und sich nicht wehren können. Des Weiteren bemängeln sie, dass Homosexuelle oft wechselnde Lebenspartner haben, teilweise offene Beziehungen führen und keine Beziehungen haben, die ein Leben lang halten.

Doch hierbei handelt es sich größtenteils um Vorurteile. Natürlich gibt es Homosexuelle, die oftmals ihren Geschlechtspartner wechseln, doch dieses kommt ebenfalls oft bei Heterosexuellen vor, wird jedoch nicht so streng beäugt. Es wird als Selbstempfindungsphase bezeichnet und wird eines Tages wieder vorbeigehen. Bei Homosexuellen soll es immer so sein, dabei gibt es viele langjährige Beziehungen, die genauso wie bei Heterosexuellen auf Vertrauen, tiefer Liebe, Verständnis und Freundschaft basieren.

Es gibt daher von beiden Seiten Vorurteile, die noch ausgeräumt werden müssen, damit ein gemeinsames Leben von Homosexuellen und Heterosexuellen in einem Altenheim gewährleistet werden kann. Man sollte über seinen Schatten springen können und sich den Befürchtungen und Ängsten der gegenüberliegenden Partei annehmen und sie versuchen aufzuklären oder sogar, wenn möglich, zu beseitigen. Es liegt an jedem Einzelnen, ob es möglich ein gemeinsames Leben zu führen oder ob man weiterhin auf Kriegskurs ist und versucht dem Anderem so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, damit keinen Kontakt hat.

Im weiteren Verlauf möchten wir Ihnen nun gerne Einrichtungen vorstellen, die sich der „schwulen Pflege“ verschrieben haben und dort nach einer neuen Art von Pflegeleitbild arbeiten, das revolutionär für die Pflege der Homosexuellen ist. Natürlich gibt es dort auch Konflikte, die im Verlauf des Themas angesprochen werden.

Wohnprojekte für Homosexuelle

Das erste Wohnprojekt für Homosexuelle Senioren in Europa startete 1998 in Amsterdam.
Sechs Männer und eine Frau zogen in eigene Wohnungen ein des neu gebauten LA Ries Hus (eine Art von betreuten Wohnen). Es existiert heute noch, auch wenn in der Zwischenzeit ein paar Bewohner gestorben sind. Dafür sind neue Schwule und Lesben nachgerückt! Die inzwischen 60 bis 80-Jährigen sind sehr zufrieden, auch wenn sie sich Betreuer wünschen, die ebenfalls homosexuell sind. Dies ist aber zurzeit nicht möglich, da keiner der Mitarbeiter so veranlagt ist. Das größte Problem ist aber die Gruppenbildung, die sich bildete. Für die Bewohner, die nicht in dieser Gruppe fest mit eingebunden sind, gestaltet sich die Integration als schwierig. Daher wird beim nächsten Wohnprojekt eine Belegung von mindestens 50 Homosexuellen Personen angestrebt, damit sie es leichter haben ihren Wohnpartner zu finden.

Ambulanter Pflegedienst LWP

(Pflegedienst für Schwule und Lesben)

Diesen besonderen Pflegedienst gibt es seit 2002 in Frankfurt und hat sich besonders auf die Homosexuellen Pflege spezialisiert. Zudem arbeiten fast ausschließlich Pfleger und Pflegerinnen, die ebenfalls Homosexuell sind.
Zurzeit hat der Pflegedienst 20 Klienten, davon sind über die Hälfte schwul oder lesbisch.
Vor allem ihr Menschenbild spricht Heteros wie auch Homosexuelle an, daher hier ein Auszug aus ihrem.

Pflegeleitbild:
„Für jeden Menschen ist der Wunsch nach einem selbst bestimmten Leben anzuerkennen und zu fördern, ebenso wie die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Jeder Mensch hat ein Recht auf einen Lebensraum, in dem er nach seinen eigenen Vorstellungen Lebens- und Wohnkultur realisieren kann. Wir achten jeden Menschen als eigenständige Persönlichkeit, als Einheit von Körper, Geist und Seele und sozialer Beziehungen.“

Die Individualität eines jeden Menschen wird von uns respektiert. Jeder Mensch schafft durch sein Verhalten Bedeutung. Auch verwirrtes, zwanghaftes, niedergeschlagenes, grenzenloses, süchtiges oder wahnhaftes Verhalten ist in den Kontext der Persönlichkeit einzuordnen. (www.lwp.de) Der LWP arbeitet bei sich bereits sehr erfolgreich, wenn man bedenkt, dass die homosexuelle Pflege ein neues Gebiet in der Pflege ist. Es werden kontinuierlich mehr Klienten, die die Pflege durch Homosexuelle für Homosexuelle in Anspruch nehmen wollen. Sie sind Vorreiter auf einem Gebiet, was es nun zu erkunden und auszubauen gilt, solange die Schwulen und Lesben noch nicht vollkommen in die Gesellschaft integriert sind.

Altenpflegayheim in Frankfurt:

Der Verein wurde 1999 gegründet und setzt sich für ein Wohnprojekt für Homosexuelle Senioren ein unter dem Motto „Wir gestalten unser Leben selbst“ Allerdings soll es kein klassisches Pflegeheim sein, sondern das Modell der KDA Hausgemeinschaft (siehe Script von Herrn Weidemann). In dem Artikel von 1999 heißt es, dass die Planungen und die Verwirklichung in 2–3 Jahren abgeschlossen sein sollten.

2002 haben die Initiatoren des Altenpflegayheims eine repräsentative Umfrage unter Homosexuellen gestartet, um herauszufinden, was für Bedürfnisse ältere Schwule und Lesben haben und um besser Argumentationsstrukturen gegenüber öffentlichen Institutionen zu haben, damit das Projekt weiter vorangetrieben werden kann. Leider lag uns die Auswertung der Umfrage nicht vor, sodass es uns leider nicht möglich ist, hier die Bedürfnisse der älteren Homosexuellen aufzuzeigen.

Im Artikel stand ebenfalls eine E-Mail-Adresse und wir haben uns entschlossen, das Altenpflegayheim anzuschreiben und uns zu informieren, was aus dem Projekt geworden ist und welche Vor- und Nachteile das Gayheim bereits erfahren hat. Hier ist eine kurze Zusammenfassung der Antwortmail des Projektes:

„2003 haben wir (das Gayheim) Eröffnung gefeiert und die Resonanz darauf war gewaltig (im Positiven wie auch im negativen Sinne). Die Presse und das Fernsehen waren gekommen, um dieses Ereignis zu dokumentieren und festzuhalten. Bedauerlicherweise aber gab es viele Nachbarn, die trotz Einladung fern geblieben waren. Das liegt zum einen daran, dass unser Pflegeheim inmitten älterer Menschen verweilt, die sich generell schwertun, sich für neue Projekte, Fortschritte und Ähnlichem zu öffnen. Es wurde von den Personen auch viel getan, um den Bau des Heimes zu verhindern, z. B. durch Beschwerdebriefe an die Stadt oder auch an die Kirche, die mit Vorurteilen gespickt waren.

Dies führte dazu, dass unser Projekt für 6 Monate gestoppt wurde und wir uns mit vielen Rechtsanwälten und Verfügungen plagen mussten. Das wiederum hatte die Folge, dass die Stadt mit seinen fest zugesagten finanziellen Unterstützung ausstieg und das mit uns nicht nachvollziehbaren Gründen, vorwiegend die dort ansässige katholische Kirche machte uns das Leben schwer. Selbst in den Messen taten sie unser Projekt und auch Homosexuelle an sich als nicht gleichberechtigt ab und als eine nicht gewollte Schöpfung des Herren. Sie sehen also von vorne rein, dass wir viel zu kämpfen hatten. Umso stolzer bin wir und ich, dass das Heim dennoch gebaut wurde und mittlerweile schon 25 Klienten samt Partner bereits eingezogen sind.

Wir haben es heute immer noch nicht einfach und die Nachbarn gehen uns nach, wie vor, aus dem Weg, aber wir geben unser Bestes, um die Vorurteile gegenüber Homosexuellen abzubauen z. B. durch Veranstaltungen und Feste. Dies wird vor allem von den Jugendlichen hervorragend aufgenommen und nicht selten erleben wir es, dass Jugendliche die Gelegenheit nutzen, um ihr Coming-out zu machen.“ (Antwortschreiben von Walter Curkovic-Paul, Heimleiter des Altenpflegayheim in Frankfurt/ Main)

Dieses Schreiben zeigt uns, dass die oben genannten Vorurteile immer noch vorherrschen und sogar zur Unterbrechung von Bauvorhaben führen können. Was natürlich nicht nur erhebliche Mehrkosten verursacht, sondern die Kluft zwischen Homo- und Heterosexuellen vertieft und das Überwinden wieder ein Stück in die Ferne rücken lässt.

Daher haben wir uns entschieden, eine Umfrage zu starten, in der wir auf die Möglichkeit der homosexuellen Pflege aufmerksam machen und Meinungen zu verschiedenen Themen einholen wollen. Es wurden sowohl Homo- als auch heterosexuelle Menschen befragt.

Meinungen zu Homosexualität im Alter

Wir haben eine Umfrage mit Leuten verschiedenen Alters und verschiedenen Einstellungen gemacht. Es sind teilweise nur positive Meinungen herausgekommen. Die Menschen gehen mit der Homosexualität hervorragend um, es gibt allerdings auch welche, die damit ein Problem haben. Wir haben 21 Menschen befragt, wovon wir nur einige Antworten mit eingebaut haben.

Wie siehst du die Zukunft der Homosexuellen?

„Ich denke, dass es immer mehr gibt und es in der heutigen Gesellschaft auch kein Problem ist. Daher denke ich, wer so ist, braucht sich nicht mehr zu verstecken!“

„Ich denke, auch in Zukunft wird es Vorurteile und Einschränkungen für Homosexuelle geben. Es hat sich zwar in der Vergangenheit viel getan, aber dennoch ist es derzeit so und es wird, denke ich, auch immer so sein, dass viel Menschen, Religionen und Gruppen Homosexualität als etwas „abartiges“ empfinden. Genau so hält es ja nicht mal unser Staat für nötig homosexuelle Paare den heterosexuellen Paaren gleichzustellen und ich denke auch nicht, dass sich da in Zukunft so schnell etwas ändern wird!“

„Also ich denke nicht, dass ich dir da Auskunft geben kann, mir egal, was mit denen in Zukunft passiert, hoffe es werden mehr, dann bleiben mehr Frauen für die normalen übrig.“ „Weiterhin eine ‚Gruppe‘ für sich, die sich gerne auch von anderen abheben wollen. Nicht so sein wollen, wie alle anderen. Weiterhin Akzeptanz, aber keine Normalisierung. Bleibt etwas Außergewöhnliches!“ Insgesamt wird die Zukunft der Homosexuellen positiv gesehen. Der Zeitpunkt für den Wandel der Ideale und Lebenswege ist momentan perfekt, da die Gesellschaft ihre Vorurteile allmählich abbaut und offen für „Neues“ wird.

Könntest du dir vorstellen, später auch mit Homosexuellen in einem Altenheim zusammenzuleben?

„Ja, da sie ja im Prinzip nicht anders sind, sondern auch nur einen Menschen lieben und ihm vertrauen, wie ‚normale‘ Paare auch!“ „Klar, warum denn nicht, es sind genauso Menschen wie ich, warum sollte ich darüber werten, ob man Homosexuell ist oder nicht? Mich persönlich würde es nicht stören!“ „Ich habe nichts gegen homosexuelle Menschen, also stört es mich in keinerlei Hinsicht, mit ihnen zusammen in einem Altenheim zu leben, es sind doch Menschen wie du und ich, manchmal sogar noch freundlicher sogar als andere!“

Das gegenseitige Verständnis füreinander ist hier schon zu sehen, jedoch erkennt man auch deutlich, dass immer noch Ängste vor Übergriffen bestehen, die aber sicherlich in der weiteren Zukunft eben abgebaut werden.

Hast du Ängste davor?

„Nein, da habe ich keine Angst vor, denn es sind ja Menschen wie du und ich und so sollte man sie auch behandeln und nicht wie einen aussätzigen, der ansteckend ist!“ „Dass sie mich nerven!“ „Vor Übergriffen, wenn ich mich eventuell körperlich nicht mehr wehren könnte. PK nicht für Sicherheit vor anderen Frauen mir geben würden. Ich verbal mich nicht zur Wehr setzen könnte. Meine Freundlichkeit missverstanden werden würde!“

Auch hier werden wieder die Ängste vor den körperlichen Übergriffen deutlich. Auch leichte Abneigungen sind zu erkennen. Der Satz  „dass sie mich nerven“ verdeutlicht, dass Homosexuelle als anstrengend und „nervig“ angesehen werden. Diese Meinung ist jedoch ein Einzelfall in unserer Umfrage geblieben.

Wie findest du, dass der § 175 erst 1994 abgeschafft wurde?

„Das finde ich eine Frechheit, dass er 1994 erst abgeschafft wurde, da er erstens nur Männer bestraft und zweitens den Mensch nicht leben lässt, wie er will, sondern ein Mann MUSS mit einer Frau zusammen leben!“  „Dass dieser § entstanden ist, kann ich mir vorstellen, weil die Welt damals noch nicht bereit dafür war, aber, dass er erst so spät abgeschafft wurde, ist mir unklar. Immerhin haben sich ja Beziehungen unter Männern angehäuft und mit Einsperren kann man so was nicht verhindern. Passiert da drin genauso wie hier draußen!“

„Homosexualität gibt es seit den Anfängen allen Lebens auf diesem Planeten. Schon die Tiere sind teils schwul und Plato stellte die Liebe zwischen Männern sogar höher als die zwischen Frauen. Von da an es gibt Homosexualität schon, solange, wie es auch Heterosexualität gibt. Es macht in meinen Augen daher keinen Sinn diese zu verbieten und ich finde es tatsächlich erbärmlich, dass Homosexuelle erst 10.000 Jahre nach Beginn der Menschheit straffrei wurde!“

„Das finde ich absolute Sauerei, wenn die sexuelle Orientierung von Männern in diese Richtung geht, warum denn nicht. Das ist von jedem seine eigene Entscheidung, da finde ich solche Gesetze menschenverachtend!“ „Finde gut, dass dieser abgeschafft wurde. Meiner Meinung nach ist es schwachsinnig seine Gefühle (egal ob Mann für Mann oder Frau) zu unterdrücken, nur weil man(n) sonst bestraft würde!“

„Tut mir leid, ich bin sprachlos, ich wusste nicht, dass es so einen § jemals gegeben hat, so was ist einfach nur menschenunwürdig. Jemand zu beurteilen oder verurteilen, mit welchen Geschlecht man schläft, zusammen ist oder sonst was, wo bleibt denn da noch die Freiheit? Dieser § ist unterstes Naziverhalten, die Leute die diesen § ins Leben geholt haben sollte man bestrafen, für die beschränkte uneinsichtige Art zu denken!“

Insgesamt sind alle Befragten schockiert darüber, dass der § 175 erst so spät abgeschafft wurde, und überhaupt entstanden ist. Viele betrachten dies als menschenverachtend und absolut unakzeptabel. Denn wie bereits durch einen Befragten geäußert, gab es die Homosexualität schon sehr lange und daher sollte sie nicht weniger wert sein, als eine herkömmliche Beziehung und erst recht nicht unter Strafe gestellt werden.

Wir haben auch einen Homosexuellen befragt, dessen komplettes Interview wir hier aufführen:

Könntest du dir vorstellen, später in einem Homosexuellen Altenheim zu leben?

„Nein, das würde mich für mich ganz und gar nicht infrage kommen!“

Könntest dir denn vorstellen, überhaupt in einem Altenheim zu leben?

„Ich sage mal so, kann man sich überhaupt vorstellen, sich von fremden Leuten pflegen zu lassen? Ich denke, niemand kann sich das vorstellen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es irgendwann einmal die Zeit geben wir, in der das notwendig sein wird. Und man kann nie genau wissen, wann das eintreffen wird!“

Wie stellst du dir die Zukunft der Homosexuellen vor?

„Alle Männer werden versklavt und ich sitze mit einem rosa Kleid auf dem Thron. Nein, im Ernst: Was gibt es sich da vorzustellen, wenn die Welt ein wenig toleranter wird und die Menschen einander so nehmen, wie sie sind. Sich der Welt öffnen und Homosexualität eines Tages als die natürlichste Sache der Welt ansieht, dann denke ich, dass die Zukunft besser wird, als sie vielleicht schon ist!“

Gehst du offen mit deiner Homosexualität um?

„Hier gibt es bitte zu unterscheiden, was mit offen gemeint ist. Offen, wie dazu stehen und offen, wie damit hausieren gehen oder offen und aller Welt verkünden, die Schwulness in Person zu sein. Ich bevorzuge das erstere und missbillige die beiden letzten Varianten!“

Ja, das meinte ich auch damit.

„Dann erstes, weil ich es nicht verheimliche, aber auch kein Hehl draus mache!“

Wie reagieren die Leute darauf, wenn du es ihnen erzählst?

„Oh, das ist eine sehr interessante Frage, weil ich manchmal sehr entsetzt bin, wie die Leute reagieren. Manche geben vor, das Klasse zu finden und tun so, als wenn ich der Sohn der Queens Mum bin oder so fürchterlich. Ich drehe ja nicht durch, weil eine wildfremde Hetero Person erzählt, dass sie gerade geheiratet hat!“

Hier erkennt man deutlich, dass dieser, exemplarisch gewählte, Homosexuelle darauf besteht, wie jeder andere Mensch behandelt zu werden. Denn es ist egal, ob jemand Homo-, Hetero oder bisexuell ist. Es ist die für ihn gewählte Lebensweise und daran solle sich keiner stören. Denn es ist das normalste auf der Welt so zu sein, wie man ist und so zu lieben, wie man fühlt, ohne Kompromisse schließen zu müssen, nur weil andere sich dadurch gestört fühlen.

Fazit Homosexualität im Alter

Wir möchten hier noch kurz über unsere Ausarbeitung schreiben und was sie für eine Bedeutung für uns hat.

Insgesamt fanden wir es schockierend, dass es einen § 175 gab und dass er auch Anwendung gefunden hat. Des Weiteren ist es erstaunlich, dass der Paragraf auch erst so spät abgeschafft wurde und es nicht vorher möglich war solche menschenverachtenden Umstände abzuschaffen.

Die Wohnprojekte zeugen davon, dass es notwendig ist, einen „gesicherten“ Rahmen für Homosexuelle zu schaffen, damit sie von Anfeindungen und Mobbing nicht betroffen sind. Da momentan noch keine große Toleranz herrscht und die früheren geschichtlichen Ereignisse verständlicherweise auch eine große Rolle in den Köpfen der Homosexuellen spielen.

Sie sind noch immer vorbelastet und können nicht verzeihen, was damals geschehen ist. Die heute jungen Menschen gehen mit dem Thema offener, um und versuchen Vorurteile abzubauen und unvoreingenommen auf andere Menschen zuzugehen. Dieser Wandel ist notwendig, um ein gemeinsames Zusammenleben, was eigentlich selbstverständlich ist, zu ermöglichen und ohne große Konflikte vonstattengehen zu lassen.

Die Umfrage hat ergeben, dass unsere Ideen und Prognosen, die wir von dem Projekt hatten, sich bestätigten und unsere Hoffnungen für die Zukunft mit der Allgemeinheit der jungen Generation übereinstimmen. Wir wünschen, dass die Projekte zum Wohnen im Alter für Homosexuelle weiterhin laufen und in naher Zukunft auch von der Bevölkerung akzeptiert und respektiert werden, vielleicht haben wir mit dieser Arbeit auch einen Teil dazu beigetragen.

Weitere Quellen zu Homosexualität im Alter
Homosexualität im Alter

„Schwul-Sein“ im Altersheim aus der Perspektive homosexueller Männer
Homosexuelle im Alter unter sich
Homosexualität im Alter – Wenn Lesben und Schwule Pflege brauchen

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