Autor/in: Cordula

Die Geschichte der Krankenpflege (chronologisch)

Mittelalter (500 bis 1500 Jahrhundert)

Um 480–547 Benediktinerorden wir durch Benedikt von Nursia gegründet. Der Orden setzt sich für die hippokratisch-galenische Medizin ein. Gleichzeitig entwickeln sich mit den Klöstern Behandlungsstätten für Mönche, Wanderer und Arme. Auch werden Klostergärten mit Heil-Pflanzen angelegt, so in St. Gallen sowie Fulda, Hersfeld und Reichenau.

707 Im nicht christlichen Damaskus (Syrien) wird ein Hospital mit vier verschiedenen Abteilungen errichtet.

787 Die erste Findelanstalt wird von dem Erzbischof Datheus in Mailand gegründet.

8. Jh. Trennung von Heilmittel-Verordnung und -Zubereitung. Damit Schaffung der „Apotheke“. Erste Apotheke in Bagdad unter Harun Al Raschid (766-809)

873 Hospital Ibn-tulun in Kairo mit Ambulanz und Apotheke erbaut.

981 Krankenhaus in Bagdad. Vorwiegend Behandlung von chirurgisch Kranken und von Augenkrankheiten. Rhazes (vermutlich Leiter) und Avicenna (persischer Arzt) gehen in Schriften auch auf Kinderkrankheiten ein.

Um 1025 „Kanon der Heilkunde“ des arabischen Arztes und Philosophen Avicenna. Er fasste darin das damalige Wissen der Heilkunde zusammen und gab es an das mittelalterliche Europa weiter (z. B. Psychotherapie durch Musik, Heilschlaf durch Opiate, Herzwirksamkeit von Kaffee u. a.).


11. – 13. Jh. Ursprung aller medizinischen Schulen Europas (Montpellier, Paris, Bologna, Padua)

11. Jh. Der „Orden der Lazarus-Ritter“ widmet sich in Jerusalem der Pflege der Aussätzigen. Nur ein mit Lepra behafteter konnte Ordens-Großmeister werden (vermutlich geht der Begriff „Lazarett“ auf diesen Ordensnamen zurück).

12. Jh. Nach dem Wiederaufbau eines Pflege-Krankenhauses, welches im 11. Jh. durch die Türken zerstört wurde, übergab man es dem Benediktinerorden und im Jahre 1110 dem Johanniterorden. Welcher aus der Bruderschaft junger Edelleute aus dem Heer der Kreuzritter zu Ehren Johannes des Täufers sich entwickelt hatte. Das Hospital konnte 2000 Pfleglinge aufnehmen, denen 5 Ärzte und 3 Chirurgen Beistand leisteten. Der Orden wird 1187 aus Jerusalem und 1291 aus dem Heiligen Land vertrieben. Er verlegte seinen Sitz nach Rhodos, baut dort ein neues Hospital; er weicht erneut dem türkischen Druck, lässt sich in Malta nieder (Malteserritter). Er wird 1798 durch Napoleon aufgelöst.

1128 Gründung des „Hospitals S. Mariae Teutonicum“ in Jerusalem zur Krankenpflege
deutschsprachiger Pilger.

Um 1150 Hildegard von Bingen (1098-1178). Äbtissin und erste deutsche „Heilkundige“ von Rang schreibt über Krankheiten und ihre Heilung sowie über Naturkunde. Ihre medizinischen Vorstellungen basieren auf Volksüberlieferungen und Klostermedizin. Die Klöster waren seit Benedikt von Nursia auch Zentren der Heilkunde und antiker
Textüberlieferung. Heute wird die Hildegard von Bingen-Medaille für hervorragende Verdienste um die Gesundheitserziehung im Rahmen des Weltgesundheitstages an bedeutende Persönlichkeiten verliehen.

1190 Gründung des Deutschen Ritterordens in Jerusalem durch Kaufleute aus Bremen und Lübeck, der sich anfänglich der Krankenpflege widmete. Nach Verlust des Heiligen Landes verlegte man den Hochmeistersitz über Venedig auf die Marienburg in Westpreußen.

12./13. Jh. Außer dem Klosterhospital und den Hospitälern der Ritterorden entwickeln sich im 12. Jahrhundert die Häuser zum Heiligen Geist, dessen Mitglieder sich der Krankenpflege widmeten. Das erste deutsche Heilig Geist Spital entstand 1204 in Brandenburg. Die Spitäler standen anfänglich unter geistlicher Leitung, gingen aber bald in die Verwaltung der weltlichen Behörden über. Dem Bautyp des Hospitals im Mittelalter lag die Idee zugrunde, die Unterkunftsräume der Insassen in eine gute Verbindung mit der Kapelle zu bringen. Diese Hospitäler dienten sowohl dem Heil der Seele als auch dem des Leibes. Es gab vorwiegend den sogenannten Hallentyp, aber auch Anlagen mit Einzelzellen.

Die Städte eröffneten zur Bekämpfung von Seuchen, vorwiegend Lepra (Leprosenheime-Gutleute-Haus), Blattern (Pocken) und Pest (Schwarzer Tod) eigene, außerhalb der Stadt liegende „Isolierhäuser“. Die weiblichen Ordensgruppen der Franziskaner und der Dominikaner hatten zunächst ebenso wie die männlichen Orden selbst keine Pflegeaufgabe, sondern sahen das Armutsideal und die Predigt als ihre Besonderheit an. Die Sorge um das Wohl der Mitmenschen wird den Tertiären, dem sogenannten „dritten Orden“ des heiligen Franz von Assisi (1182-1226) aufgetragen. Diese waren weltliche Mitglieder, die eine verminderte Anzahl von Gelübden abgelegt hatten und nicht in Klöstern, sondern in ihrer bisherigen Umgebung lebten. Eine solche Tertiarierin war Elisabeth von Thüringen (1207-1231), nach der sich fünf verschiedene Kongregationen der Elisabetherinnen benennen.

Um 1210 eine Art von weiblichen Tertiariern sind die Beginen. Es handelt sich um eine religiöse Gemeinschaft, die zu Beginn des 13. Jh. im Bistum Lüttich entstand und in Gütergemeinschaft unter Aufsicht von Pfarrern ohne streng bindende Gelübde innerhalb der Städte zusammenlebte (Beginenhöfe). Sie waren vorwiegend in Holland, Brabant und Flandern, Frankreich, Schweiz und am Niederrhein verbreitet. Sie leisteten Gemeindehilfe, Pflege in der Familie und halfen bei der Totenbestattung. (hieraus ergab sich eine multiple Choice Frage im Examen 2000)

1276 Baubeginn des Lübecker Heilig-Geist-Hospitals. Eine der ältesten Sozialeinrichtungen.

1347-52 Pest (schwarzer Tod) auch in Deutschland. Innerhalb von wenigen Jahren starben 25 Millionen Menschen am „schwarzen Tod“. Es wurden wichtige hygienische Maßnahmen gegen die Pest entwickelt. „Pest Hospitäler“, Grenzsperren, Anzeigepflicht und Verbrennung von Gegenständen aus der Umgebung, die nicht abzustreifen waren. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts musste mit dem Ausbruch neuer Epidemien gerechnet werden. (Erst 1894 brachte der Nachweis des Erregers durch A.Yersin zeitgleich mit S. Kitasato letztlich Klärung). Weiter Seuchen waren Lepra (Aussatz), Typhus (Nervenfieber) und Syphilis sowie später die Cholera. Andere wichtige Krankheiten im Mittelalter waren Pocken, Epilepsie (St. Veits-Plage), Krätze(Scabies), Tuberkulose und Durchfallerkrankungen verschiedener Ätiologie. Zur Abtrennung ansteckender Krankheiten entstanden Quarantäne (quaranta = 40 Tage) Stationen, zuerst auf einer Insel (isola – isolieren!)

Krankenpflege im 15./16. Jh.

1452 Älteste deutsche Hebammen Ordnung. Sie verlangt mehrjährige Ausbildung mit Examen. 147 2 Nach der Entdeckung der Buchkunst erschienen kurz hintereinander drei Abhandlungen über Kinderkrankheiten. Die ersten Bücher über Kinderkrankheiten in deutscher Sprache waren von P.Bagellardi (1472), B.Metlinger (!473) und C.Roelans (1485)

1495 Syphilis: Intensive Ausbreitung der Seuche im Kontext der Belagerung und Eroberung Neapels.

1513 Das „erste Lehrbuch für Geburtshilfe“ erscheint. Titel: „Der schwangeren Frauen und Hebammen Rosengarten“ von Eucharius Roesslin, Stadtarzt in Worms (mehr als 100 Auflagen).

1529 klinischer Unterricht am Krankenbett beginnt in Padua.

1530 italienischer Seuchenforscher (Epidemiologe) Girolamo Fracastoro (1478-1553), Begründer der Contagien lehre, Astronom, Dichter und Leibarzt von Papst Paul III., verfasst drei bedeutende Bücher über Syphilis und deren Behandlung mit Guajak-Holz und Quecksilber.

1537/38 „Große Wunderarznei“, eines der großen Werke von Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493-1541). Er war ein bedeutender Arzt und Naturwissenschaftler. Bekämpfte das bisherige scholastische Denken in der Medizin und verlangt empirisches (auf Erfahrung beruhende) Behandlung. Er verwendete zunehmende anorganisch-chemische Mittel (Chymiatrie) und fasst die noch heute gültige Erkenntnis in Worte: „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“.

Um 1540 Juan di Dios (1495-1550) aus Portugal gründete nach einem bewegten Leben in Granada ein Krankenhaus und eine karitative Vereinigung zur Betreuung von Kranken. Aus ihr entstand 1586 der Orden der barmherzigen Brüder.

1543 Andreas Vesalius (1514-1564) veröffentlicht das Buch „Über den Bau des menschlichen Körpers“

1545 Die fünfbändige Chirurgie des großen französischen Chirurgen Ambroise Paré (1509-1590) erscheint. Paré vertritt eine schonende Wundbehandlung; statt des Ausbrennens durch das Glüheisen verordnet er kühlende Verbände und Salben.

1550 Der Anatom Gabriel Fallopia (um 1523–1562) beschreibt das Innenohr und die Eileiter.

1553 In dem Werk „Christianismi restitutio“ veröffentlicht der in Spanien geborene Miguel Servetus (1511-1553) anonym die Entdeckung des kleinen Kreislaufes. Wegen unorthodoxer theologischer Ansichten wird er auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

1574 Der Arzt Jacob Oetheus gibt in Dillingen ein dreibändiges Lehrbuch zur Krankenfürsorge heraus. Es ist das älteste Buch dieser Art in Deutschland und soll sowohl der Hausbetreuung als auch der Wartung im Spital dienen. Die kranken Bürger werden zur damaligen Zeit- und noch bis ins 19. Jh. in ihren Wohnungen, Arme, Alleinstehende und Fremde in Hospitälern betreut. Nach dem Vorbild des Ospedale Maggiore in Mailand werden in vielen Städten neue Krankenhäuser gebaut. Es handelt sich um eine Bauweise in Kreuzform mit getrennten Abteilungen für Männer und Frauen,
einen verbindenden Hof und einer daran anschließenden Kirche. Da ein Bett meist mit zwei Kranken, Gebrechlichen oder Obdachlosen belegt war, waren die Hospitäler für heutige Begriffe überfüllt.

Krankenpflege im 17. Jh.

1633 Von dem Heiligen Vincent von Paul (1581-1660) und seiner Mitarbeiterin Louise Le Gras wird in Paris der Orden der barmherzigen Schwestern begründet. Vincent von Paul hatte als Priester besonders auf dem Lande eine schlechte Armen- und Krankenfürsorge kennengelernt. Er sammelte mit seiner treuesten Anhängerin, Frau Le Gras, die sogenannten Töchter der Barmherzigkeit.

1658 Erythrozyten werden von Marcello Malpighi (1628-1694) beim Menschen beschrieben; letzter Begründer der mikroskopischen Anatomie, entdeckte auch die Kapillaren (Verbindung zwischen Arterien und Venen).

1667 Robert Boyle (1627-1691) führt erste erfolgreiche Beatmung beim Tier durch.

1668 Erste i.v. Infusion am Menschen durch J.D.Major (1634-1673) in Kiel

1689 Walter Harris (1647-1712) veröffentlicht die erste größere Abhandlung über „Akute
Krankheiten der Kinder“ in London.

Krankenpflege im 18. Jh.

1709 Hermann Boerhaaves (1668-1738) Buch: „Aphorismen über das Erkennen und Heilen“ beeinflusst über ein Jahrhundert die Medizin. Gilt als Begründer der am Krankenbett orientierten Medizin.

1722 Der Schweizer Arzt Theodor Zwinger (1658-1724) prägt den Begriff Pädiatrie.

1727 Jakob Fried (1689-1769), erster klinischer Lehrer für Geburtshilfe in Straßburg, gibt Hebammen und Studenten Unterricht in der praktischen Entbindungslehre.

1740-70 unter dem Einfluss von Hermann Boerhaaves in Leiden und seiner Schüler Gerhard van Swieten und Anton de Haen, die später in Wien wirkten sowie von Johann Peter Frank machte, sich ein Wandel in der Struktur des Krankenhauses. Und damit in der Zusammensetzung der Patienten und ihrer Betreuung bemerkbar. In Österreich wurden an dem 1784 errichteten allgemein Krankenhaus der Stadt Wien die Kranken nach Art ihrer Leiden getrennt. Es wurden Anamnesen erhoben, die Befunde und Behandlung schriftlich niedergelegt. Diesem Beispiel folgen die Charité in Berlin (gegründet 1710), das Julius Hospital in Würzburg (gegründet 1579)

1751 Erste geburtshilfliche Klinik in Göttingen; in London wird die erste Nervenheilanstalt eröffnet.

1782 Franz Anton Mai (1742-1814); Professor der Geburtshilfe in Heidelberg, gründete die ersten Krankenwärter schule. Er forderte ausgebildetes Pflegepersonal und stellt die Pflege in den Vordergrund. 1801 wird eine gleiche Schule für Frauen in Heidelberg eröffnet. Es herrscht großer Mangel an ausgebildetem Pflegepersonal, zumal jetzt nicht nur Arme, sondern Bürger und Patrizier ins Krankenhaus gehen, um sich behandeln zu lassen.

1784 Das in Wien errichtete allgemeine Krankenhaus enthält eine Krankenabteilung, ein Findelhaus, eine Gebäranstalt sowie ein Siechenhaus und einen „Narrenturm“ (für Geisteskranke)

1794/95 Philippe Pinel (1745-1826) tritt für eine humanere Behandlung der Geisteskranken ein („Befreit sie von den Ketten“)

Krankenpflege im 19. Jh.

1802 „Hospital des enfants malades“, das erste Kinderkrankenhaus Europas, wird in Paris gegründet.

1807 nach Verbot sämtlicher Orden während der Französischen Revolution wurden die Genossenschaften der barmherzigen Schwestern durch Napoleon I. wieder zugelassen.

1808 im Verlauf dieses Jahres wird in Münster/Westfalen auf Veranlassung des damaligen Kapitularvikar späteren Erzbischofs von Köln, Clemens August Freiherrn Droste von Vischering (1773-1843) die erste Kongregation der barmherzigen Schwestern in Deutschland, nach ihm Clemens Schwester benannt, geschaffen. Ihre Aufgabe bestand zunächst in der häuslichen Krankenpflege, wie sie heutzutage durch Gemeindeschwestern ausgeübt wird. Am 01.05.1820 übernahmen sie das Clemens Hospital in Münster/Westfalen.

1819 René Théophile Laennec (1781-1826) erfindet das Stethoskop zur Auskultation.

1832 Von Frankreich aus (Straßburg) erfolgen Niederlassungen der Vinzentinerinnen in Bayern (1832), später auch in Fulda (1834), Paderborn (1841) und Hildesheim (1857).

Unter dem Eindruck der großen Choleraepidemie in Europa (1831/32) gründete Amalie Sieveking (1794.1859), die in Hamburg eine Privatschule für protestantische junge Mädchen leitete, den „Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege“.

1836 Gründung des „Evangelischen Vereins für christliche Krankenpflege“ in der Rheinprovinz und in Westfalen durch Pastor Theodor Fliedner (1800-1864) in Kaiserswerth. Hierbei handelt es sich um die erste protestantische Krankenpflegeschule in Deutschland. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde eine theoretische und praktische Ausbildung im Krankenhaus verlangt. Das bedeutete gegenüber allen früheren pflegerischen Traditionen eine entscheidende Neuerung, die auch darin bestand, dass die Schwestern in dem gesonderten Kinderkrankensaal und den Knabenstuben eine Spezialausbildung erhielten. Diese Ausbildung der Pflegerinnen wurde mit dem
Examen abgeschlossen. Dieser Prüfung unterzog sich auch Florence Nightingale (1820-1910)

1841 Erste Zuckerprobe im Harn durch Karl August Trommer (1806-1879) Chemiker.

1842-Entwicklung der Methoden der Narkose; durch die amerikanischen Ärzte und Zahnärzte

1847 Crawford Lang und William Morton mit Äther

1847 Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865) weist nach, dass „Leichengift“ die Ursache von Kindbettfieber ist und fordert eine Desinfektion der Hände der Untersuchenden und der Instrumente mit Chlor, Kalklösung. Er wird zum „Retter der Mütter“.

1848 In England kommt es zur Gründung des „Order of St. John“, der Krankenpflegerinnen in Krankenhäusern auch für Familien- und Armenpflege ausbildete. Die Gründung ging von der anglikanischen Kirche aus. Wie schon vorher in britischen Krankenhäusern, gab es zwei Gruppen von Krankenpflegerinnen, die sogenannten Sisters aus den gehobenen Schichten der Bevölkerung und die Nurses. Diese rekrutierten sich aus Schülerinnen, die nach zweijähriger Ausbildung Nurse wurden und Wohnung und Verpflegung sowie Gehalt im Krankenhaus erhielten, während die Sisters zu Hause wohnen durften und im Krankenhaus die leitenden Stellungen einnahmen.

1850/51 Florence Nightingale hält sich in Kaiserswerth auf zwecks Teilnahme an einem
Ausbildungskurs mit Abschlussprüfung. Ihr großes Ziel war, die Krankenpflege zu einem gut ausgebildeten und öffentlich anerkannten Beruf zu machen. Sie war Oberin eines „Instituts zum Wohl kranker Damen in beschränkten Verhältnissen“ in London, als sie durch das britische Kriegsministerium gebeten wurde, die Leitung des weiblichen Pflegedienstes der britischen Hospitäler in der Türkei während des Krimkrieges zu übernehmen. Auf russischer Seite war die von der Großfürstin Jelena Pawlowna, einer deutschen Prinzessin, gegründete „Gesellschaft der Schwestern zur Kreuzerhöhung“ in der Verwundetenpflege systematisch eingesetzt. Diese Gesellschaft gilt als Vorläuferin des russischen Roten Kreuzes.

1860 richtete Florence Nightingale am St. Thomas-Hospital in London die erste nicht konfessionelle Krankenpflegeschule ein, die vom Krankenhaus unabhängig war. Dabei kein Rückgriff auf das Mutterhaussystem. Die Art dieser Schwesternausbildung verbreitete sich bald in den britischen Kolonien, den USA und den nordeuropäischen Ländern.

1852 Erste grafische Darstellung des Fieberverlaufes mit gleichzeitiger Aufzeichnung von Puls und Atemfrequenz durch Ludwig Traube (1818-1876).

1853 Charles Gabriel Pravaz (1791-1861) erfindet die Injektionsspritze zur subkutanen Injektion.

1859 Der Kaufmann Jean Henri Dunant (1828-1910) besucht am 24. Juni das Schlachtfeld von Solferino /Gardasee und sieht das Elend der verwundeten und sterbenden Krieger. Er veröffentlicht 1862 sein Buch „Erinnerungen an Solferino“.
H. Dunant, der lange Jahre vergessen lebte, erhält 1901 den Friedensnobelpreis für die
Organisation, die zur Gründung des „Internationalen Komitees vom Roten Kreuz“ (1863) führt. In Deutschland und im Ausland werden zahlreiche Schwesternschaften vom Roten Kreuz gegründet, die nach Mutterhäusern gegliedert sind. Das älteste deutsche Mutterhaus gehört zum „Badischen Frauenverein vom Roten Kreuz“ in Karlsruhe.

1863/64 auf Veranlassung des Schweizers Gustave oynier (1826-1910) wird nach Vorbereiten der Konferenz im Oktober 1863 im folgenden Jahr (August 1864) von zwölf Staaten die Genfer Konvention geschlossen:
Lazarette und militärisches Hilfspersonal, die unter der neu geschaffenen Flagge des
Roten Kreuzes (Umkehr der Farben der Schweizer Flagge) arbeiten, sowie das zivile
Hilfspersonal ist neutral. Dem Vertrag treten später weitere Staaten bei.

1865/ 76 Louis Pasteur (1822-1895), französischer Chemiker, Physiker und Biologe, beweist, dass durch Erhitzen von Flüssigkeiten Mikroorganismen (Bakterien) abgetötet werden.

1867 Sir Joseph Lister (1827-1912), ein schottischer Chirurg, empfiehlt die Wundbehandlung und Sterilisation der Instrumente mit Karbolsäure = Antisepsis. Dieser
Antisepsis-Periode folgt die Zeit der Asepsis, d. h. Operieren in Keim armen Milieu, mit Instrumenten, die durch Hitze keimfrei gemacht wurden. An der Ausbreitung dieses aseptischen Verfahrens war der Berliner Chirurg Ernst von Bergmann (1836-1907) maßgeblich beteiligt.

1874 Durch die Pflicht-Impfung gegen Pocken (Reichsimpfgesetz – Aufhebung 1982) gehen die Todesfälle dieser Infektionskrankheit schnell zurück.

1876/83 Robert Koch (1843-1910) weist in Wollstein und in Breslau nach, dass der Milzbranderreger ein Sporen-Bildner ist. – 1882 entdeckt er das Tuberkelbakterium und 1883 den Choleraerreger.

1881/82 Eröffnung des Viktoria-Hauses in Berlin zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen. Die Schülerinnen waren an keine Konfession gebunden, mussten sich jedoch für drei Jahre verpflichten. Sie konnten Arbeitsplatz wechseln und später ins Mutterhaus zurückkehren.

1895 Entdeckung der X-Strahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923). Die in Deutschland nach ihm benannten Röntgen-Strahlen finden breite Anwendung in der Diagnostik. Ihre Nutzung wurde erst jüngst (siehe 1957) durch die Sonografie eingeschränkt.

1897 In Nürnberg wird das städtische Krankenhaus, das die Tradition des Heilig-Geist-Spitals fortführt, eröffnet. In seiner Haus- und Krankenhausordnung ist ähnlich, wie früher vermerkt, dass unbemittelte Kranke der Stadt, Krankenkassenmitglieder und nur in Ausnahmefällen Selbstzahler aufgenommen werden sollen. Zu dieser Zeit spielt die Hauspflege durch gelernte Pflegekräfte noch eine wesentliche Rolle. Der Zug zum Krankenhaus setzt bei der bürgerlichen Familie in den operativen Fächern mit der
Entwicklung der Chirurgie und Narkose, in der inneren Medizin mit der Zunahme der technischen Diagnostik ein. In der Kinderheilkunde hat die Wohnungsnot nach dem I. und II. Weltkrieg die Eltern veranlasst, ihre Kinder leichter in ein Kinderkrankenhaus zu geben.

Um 1900 Mit dem Fortschritt in der ärztlichen Diagnostik und Therapie werden um 1900 Thermometer und Pulsuhr zum unerlässlichen Hilfsmittel der Krankenschwester. Schon um die Mitte des 19. Jh. werden Gewicht und Länge von Kranken festgehalten. Eine Kurvenführung kommt in der zweiten Hälfte dieses Jh. auf, jedoch zunächst nur bei einzelnen Ärzten. Zu Ende des Jh. hat die Grazer Kinderklinik bei allen Säuglingen die Gewichtskurve auf den Krankenblättern und die Nahrung in Farben aufgezeichnet.

Krankenpflege im 20. Jh.

1901 Entdeckung der Blutgruppen ABO durch Karl Landsteiner (1868-1943) in Wien.

1903 Agnes Karll (1868-1927), eine ehemalige Schwester des Roten Kreuzes und Elisabeth Storp, eine frühere Schwester des Viktoria-Hauses, sowie Marie Cauer und Helene Mayer fassen die in der Privatpflege und sonst wie freiberuflich arbeitenden Krankenschwestern in der „Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands“ zusammen. Diese Organisation sorgte für eine Vermittlung der Tätigkeit bei selbstständigem Vertragsabschluss und beriet in Arbeits- und Rechtsfragen. Sie nahm nur Schwestern mit dreijähriger Berufstätigkeit als Mitglieder auf. Agnes Karll forderte eine dreijährige Ausbildung mit einer einheitlichen staatlichen Regelung.

1904 wurde sie Gründungsmitglied im ICN (International Council of Nurses). Als Abzeichen des Verbandes wurde das sogenannte Laser-Kreuz gewählt. Nach dem II. Weltkrieg erhielt diese freiberufliche Organisation den Namen „Agnes-Karll-Verband“. Daraus entstand 1973 der „Deutsche Berufsverband für Krankenpflege“ (DBfK), der dem ICN angehört. Es kam nunmehr zur Gründung eigener Pflegeschulen. Mit dieser Gründung gibt es noch heute katholische Ordenspflege, die protestantische Diakonie, die weltlichen Mutterhausverbände und die freiberufliche Krankenpflege.

1917, am 31. März, werden die Vorschriften über die staatliche Prüfung von Säuglingspflegerinnen in Preußen erlassen. Es wird eine einjährige Ausbildungszeit vorgeschrieben. Bei Meldung zur staatlichen Prüfung müssen die Bewerberinnen das 21. Lebensjahr vollendet haben.

1923 In einem neuen preußischen Erlass wird die Ausbildungszeit für Säuglings- und Kinderpflegerinnen auf 2Jahre und das Mindestalter für die Prüfung auf 20 Jahre festgelegt.

1927 Oberin Antonie Zerwer und Oberin Albrecht gründen den „Reichsverband für Säuglings- und Kleinkinderschwestern“, der 1934 durch das NS-Regime aufgelöst wurde.

1933, das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, mit seinen Folgen führte zu rassenhygienischen Wahnvorstellungen und schließlich zur sogenannten Kindereuthanasie (1939), der zahlreiche missgebildete Kinder zum Opfer fielen.
Es muss daran erinnert werden, dass jedes menschliche Leben schutzbedürftig ist!

1938 Gesetz zur Ordnung der Krankenpflege 1 1/2 Jahre Ausbildungszeit, 1 Anerkennungsjahr; Leitung der Schule: Arzt, dieses Gesetz ist für ganz Deutschland gültig

1940 Karl Landsteiner und Alexander Wiener beschreiben den Rhesusfaktor.

1943 erster Dialyse-Apparat (künstliche Niere) durch den niederländisch-amerikanischen Arzt Willem Johann Kolff entwickelt.

1945 Länder regeln die Ausbildung in der Krankenpflege: keine einheitliche Ausbildung in Deutschland.

1948 WHO (Weltgesundheitsorganisation) wird am 07.04.1948 von 61 Staaten gegründet. Dieser Gründungstag wird seither jährlich als Weltgesundheitstag von z.Z. 166 Staaten begangen.

1950 Krankengymnastin: jetzt staatlich anerkannte Berufsbezeichnung.

1957 „Einheitliches Krankenpflegegesetz für die Bundesrepublik Deutschland“. 2 Jahre Ausbildungszeit, 1 Anerkennungsjahr + 400 Stunden theoretischer Unterricht, mündliche Prüfung. Leitung der Schule: Arzt.

1965 „Änderung des Krankenpflegegesetzes von 1957“. 3 Jahre Ausbildungszeit, 1200 Stunden theoretischer Unterricht, Abschlussprüfung vor einem staatlichen Ausschuss. Leitung der Schule: Arzt oder Arzt und Krankenschwester/Krankenpfleger mit besonderer Vorbildung. Die Ausbildung wird damit internationalen Niveau angepasst. Es wird dabei auch gefordert, dass die Schüler die Mittlere Reife oder eine gleichwertige Ausbildung vor Beginn der Schwesternausbildung erworben haben muss.

1971 Der amerikanische Kinderarzt Robert Guthrie gibt den Hemmtest zur Früherkennung der Phenylketonurie bekannt, der für die Screening-Untersuchung wertvoll ist, da er im Gegensatz zur Eisenchlorid Probe bereits bei Neugeborenen positiv ist.

1977/78 In den USA wird die Hormonproduktion mittels Gentechnik aufgenommen. So werden sowohl das Wachstumshormon als auch das Humaninsulin durch genetisch veränderte Bakterien im Labor produziert.

1978 In einer Londoner Klinik wird das erste außerhalb des Körpers gezeugt Baby der Welt geboren (In-vitro-Fertilisation). Das dem Körper der Empfängnis unfähigen Frau entnommene Ei wird dabei in einer Retorte befruchtet und dann in die Gebärmutter dieser Frau eingepflanzt (Retortenbaby).

1979/81 nach Vorberichten aus San Francisco berichtet der Arzt M.Gottlieb aus Los Angeles über fünf homosexuelle Männer (Gays), die an einer atypischen Pneumonie starben. Dies war die erste Mitteilung einer Erkrankung, die seit 1981 offiziell AIDS (Acquired immuno deficiency Syndrome) genannt wird und den Erreger das HIV-1 (Human immuno deficiency Virus) ist.

1985 „Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege“ Als Voraussetzung für diese Berufsbezeichnung gilt der erfolgreiche Abschluss einer dreijährigen Ausbildung mit 1600 theoretischen und 3000 Stunden praktischer Ausbildung (Ausbildungs- und Prüfungsordnung 16.10.1985).

1994 Pflege-Versicherung: Nach jahrelanger Auseinandersetzung wird als viertes Standbein der sozialen Sicherung (Kranken-, Renten und Arbeitslosenversicherung) die gesetzliche Pflegeversicherung beschlossen.

Weitere Quellen zur Geschichte der Krankenpflege
Geschichte der Krankenpflege

Geschichte der Krankenpflege
Die Geschichte der Krankenpflege in 13 Stationen
Pflegegeschichte unterrichten

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