Autor/in: Bella

Erfahrungs-Bericht im Bereich Beratung und Betreuung
Die Problematik der zusammen Arbeit mit den ehrenamtlichen Helfern

Die Einrichtung ist eine Seniorenfreizeitstätte mit ungefähr 800 Besuchern im Monat. Die Leiterin dieser Einrichtung ist eine ausgebildete Altenpflegerin. Sie wird unterstützt durch ehrenamtliche Mitarbeiter und Berufspraktikanten.

1. Kontaktaufnahme

Voller Motivation begab ich mich am 16.10.2000 zur Seniorenfreizeitstätte. Die Anleiterin kam mir freundlich entgegen und begrüßte mich, sie wies mich darauf hin, dass gleich eine Besprechung stattfinden würde. Ich sollte mich schon mal setzen und mir einen Kaffee genehmigen, da bemerkte ich die ersten kritischen Blicke der Mitarbeiter.

Trotz ihrer Krankheit kam die Anleiterin, um mich persönlich zu empfangen und den Mitarbeitern vorzustellen. Jetzt erfuhr ich, dass die Mitarbeiter teils ehrenamtlich beschäftigt und teils Berufspraktikanten sind. Gleichzeitig gab sie bekannt, wie die erste Woche für mich verlaufen soll, denn sie kam nur, um mich persönlich zu empfangen. Für mich hieß es jetzt erst einmal alles anzuschauen, den Tagesablauf mitzubekommen und überall einmal reinzuschnuppern, womit ich auch gleich anfing. Schon jetzt bemerkte ich, dass alle Augen auf mich gerichtet waren.


Ich fühlte mich ständig beobachtet, aber nur von den ehrenamtlichen Mitarbeitern. Von den Berufspraktikanten bekam ich viel Unterstützung. Ich hatte das Gefühl, dass die ehrenamtlichen Helfer nicht recht wussten, was sie mit dem Begriff der Schulpraktikantin anfangen sollten. Sie versuchten dennoch, mir gegenüber freundlich zu sein. Wenn ich Fragen hatte, so wurden mir diese auch beantwortet, aber immer mit einem Unterton, als wenn sie sagen wollten: „Was, das wissen sie nicht!“

2. Problemklärung

Was ich auch machte, wie ich es machte und wie ich mich dabei engagierte, ich fühlte mich ständig beobachtet. Die Augen der ehrenamtlichen Mitarbeiter waren nur auf mich gerichtet. Fortwährend kamen mir kritische Blicke dieser Mitarbeiter entgegen. Egal, was ich tat, sie gaben mir das Gefühl, dass alles, was ich machte, falsch wäre. Eine leichte Verunsicherung kam in mir hoch. Das fing schon beim Kaffee kochen an. Entweder war er zu schwach oder aber zu stark, die Tassen auf dem Tisch standen nicht richtig oder die Löffel lagen verkehrt herum.

Es handelte sich also nur um Lappalien. An allem, was ich anfasste, wurde herumgenörgelt. Zwar nicht verbal, aber ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie behandelten mich, wie eine 15-jährige Schülerin, was mir missfiel. Am schlimmsten war der ständige Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen ehrenamtlichen Beschäftigten, der wie folgt aussah:

  • Die eine wollte immer besser sein als die andere.
  • Jede musste sich mehr oder weniger beweisen.
  • Wenn die eine sagte: „Es wird so gemacht!“, meinte die andere: ‚Nein, es wird anders gemacht!‘.
  • Jede gab mir auf unterschiedlichste Art und Weise zu verstehen, was für eine Position sie in dieser Einrichtung hat.

Das ging den ganzen Tag so. Die eine „Hü“ und die andere „Hott“. Ich wusste nie, woran ich jetzt war. Hätte ich nicht die Unterstützung der Berufspraktikanten gehabt, hätte ich vielleicht das Handtuch geworfen, denn so konnte und kann ich nicht arbeiten. Am liebsten hätte ich schon beim ersten Mal gekontert, aber ich entschloss mich zu überlegen, wie ich an dieses Problem herantreten sollte, da ich mich kenne.

Ich bin sehr temperamentvoll und kann mich dann auch leicht im Ton vergreifen, was ich niemandem zumuten wollte. Da ich mir aber nicht alles gefallen lassen wollte, suchte ich das Gespräch mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern. Ich gab ihnen, unmissverständlich zu verstehen, dass ich eine erwachsene Frau von 39 Jahren bin und dass ich auch dementsprechend behandelt werden und meine Wünsche und Vorschläge mit einbringen möchte. Sie sahen mich mit großen Blicken an und äußerten: „Ach, sie haben auch eine eigene Meinung?“

Nach einer Woche Krankheit kam meine Anleiterin wieder zur Arbeit und sie fragte mich auch gleich, wie es mir ergangen war. Ich schilderte ihr das Problem. Daraufhin meinte sie, dass es ihr leidtäte, dass die erste Woche so für mich verlaufen sei. Sie gab mir auch zu verstehen, dass sie das von ihren ehrenamtlichen Helfern nicht kennt, sie kommt mit ihnen gut aus. Wir überlegten gemeinsam, was wir machen konnten, um dieses Problem zu lösen. Ich machte darauf hin den Vorschlag, dass man sich an einen Tisch setzen und das Problem gemeinsam besprechen sollte. Die Anleiterin fand diesen Vorschlag gut und bejahte ihn.

Leider kam es nie zu diesem Zusammentreffen, weil eine der ehrenamtlichen Mitarbeiter dann in den Urlaub ging. Ich dachte mir, dass ich dieses Problem eben allein bewältigen müsste, schließlich wollte ich mich in meinem Praktikum wohlfühlen und es gut zu Ende bringen. Daraufhin überlegte ich mir, wie ich am besten an dieses Problem herangehen konnte. Das war gar nicht so einfach. Erst einmal wollte ich sehen, ob die Anleiterin hinter mir steht. Erst dann konnte ich Taten folgen lassen. Im Inneren dachte ich: „Denen werde ich es zeigen – mit mir nicht!“ Ich wollte nicht, dass die ehrenamtlichen Helfer sahen, dass ich mich über ihr Verhalten mir gegenüber ärgerte oder besser gesagt wütend war.

3. Zielsetzung und Planung.

Ziele:
1. Weg mit den Vorurteilen (Vorurteile der ehrenamtlichen Mitarbeiter gegenüber den Praktikanten) !
2. Gute Zusammenarbeit und ein „Miteinander“ und kein „Gegeneinander“!

Mein fachlicher Grund: Unter Beratung und Betreuung verstehe ich nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Angestellten und Senioren, sondern auch das Zusammenspiel zwischen allen Beteiligten. Ich wollte erreiche, dass die ehrenamtlichen Helfer ihre Vorurteile den Praktikanten gegenüber ablegen, damit das Arbeitsklima mit all seinen Problemen verbessert wird.

Mein persönlicher Grund: Ich dachte dabei in erster Linie an die Praktikanten, die nach mir kommen. Ich will ihnen damit für die Zukunft ersparen, was ich erlebt habe. Wenn die Ehrenamtlichen sehen, dass nicht alle Praktikanten gleich sind, dann werden sie vielleicht mit ihren Vorurteilen vorsichtiger und geben jedem Praktikanten eine Chance.

Maßnahmen:

1. Abbau der Vorurteile gegenüber den Praktikanten.

Die Hauptvorurteile bestehen darin, dass Praktikanten faul sind, dass sie sowieso keine Lust haben, nur herumsitzen und nichts machen. Bei mir kommt das Problem hinzu, dass ich Übergewichtig bin und deshalb davon ausgegangen wird, dass ich mich schlecht bewegen kann und obendrein noch langsam bin. Die typischen Vorurteile gegenüber übergewichtigen Menschen. Mein Streben war jetzt, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

2. Eine gute Zusammenarbeit, ein „Miteinander“ und kein „Gegeneinander“

Es war mir persönlich sehr wichtig, die ehrenamtlichen Mitarbeiter von ihren Verlustängsten abzubringen, die sie zwar nicht bewusst, aber doch unbewusst sicherlich hatten. Es musste ihnen das Gefühl gegeben werden, dass gerade sie, aufgrund ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit, gebraucht werden, und dass sie ein wichtiger Bestandteil dieser Einrichtung ist. Denn wir Praktikanten sind immer nur für kurze Zeit da, aber alle anderen Mitarbeiter und Helfer stehen der Anleiterin stetig und ständig zur Seite. Die Seniorenfreizeitstätte benötigt Praktikanten genauso wie alle anderen Beschäftigten. Mein Streben war es deshalb, die ehrenamtlichen Mitarbeiter von ihrer Wichtigkeit zu überzeugen und ihnen gleichzeitig klarzumachen, dass wir Praktikanten von und mit ihnen etwas dazu lernen wollen.

4. Durchführung

Ich machte meine Arbeit, versuchte mir nichts anmerken zu lassen und verhielt mich wie immer. Mit dem Unterschied, dass ich immer öfter an die Helfer herantrat, ihnen Fragen stellte, obwohl ich diese Fragen nicht hätte stellen müssen, was jedoch zu meiner Taktik gehörte. Wenn ich diese Fragen stellte, bemerkte ich, wie ein Lächeln über ihren Lippen kam, allerdings kein ironisches, sondern ein zufriedenes Lächeln, weil sie wahrnahmen, dass sie gebraucht wurden und werden. Außerdem kam der Zusatz von mir: „Sie sind doch schon so lange hier, Sie wissen das doch sicherlich“. Das schmeichelte den Helfern. Ich versuchte mir viel Mühe zu geben, um es den ehrenamtlichen auch recht zu machen.

Zusätzlich wurden sie von mir in ihrem Handeln und Tun positiv bestärkt, beispielsweise: „Ich empfinde es als gut, dass sie sich die Zeit nehmen, um hier in dieser Einrichtung auszuhelfen“. Ich gab ihnen schon zu verstehen, dass ich ihre Arbeit in der „SFST“ sehr schätze. Dies bemerkten auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter und kamen mir demzufolge immer mehr entgegen. Das freute mich doch sehr. Was ich noch anstrebte war, die ehrenamtlichen Helfer in meine Arbeit einzuweihen. Ich teilte ihnen meistens meine Arbeitsabläufe mit, mit dem Hintergedanken, dass sie mir eventuell Verbesserungsvorschläge geben könnten und außerdem, um ihnen zu zeigen, dass sie wirklich wichtig sind.

Nach einiger Zeit wandelte sich auf einmal das Blatt und das Arbeitsklima wurde immer besser. Die Ehrenamtlichen wurden immer freundlicher zu mir. Sie lobten mich sogar bei der Leitung und das hat schon viel zu sagen. Man sah ihnen sichtlich die Erleichterung an, dass ich ihnen nichts Böses wollte. Ich nehme an, dass sie erst jetzt erkannten, was ich in Wirklichkeit für einen Mensch bin und dass ich doch anders bin, als die Praktikanten, die vor mir da waren.

Das ließen sie mich auch spüren. Sie zeigten mir, dass sie sich freuten, mich zu sehen und brachten mir ihr Vertrauen entgegen. Wenn ich bedenke, dass es am Anfang doch extrem schwierig war und anschließend so eine tolle Harmonie herrschte und zudem eine Zufriedenheit auf beiden Seiten, machte das Arbeiten wirklich spaß. Es war daraufhin so eine tolle Zusammenarbeit und vor allem war es ein „Miteinander“ und kein „Gegeneinander“. Ich habe meine Ziele erreicht, obwohl ich nicht daran geglaubt habe.

5. Ergebnis und Reflexion.

Das Ziel ein „Miteinander“ und kein „Gegeneinander“ zu erreichen, konnte ich nur deshalb, weil ich ein Mensch bin, der trotz Ablehnung, die mir doch am Anfang entgegengebracht wurde, auf Menschen zugehe. Ich bin immer wieder auf die Helfer zugegangen, was ich für angebracht hielt, damit sie sahen, dass ich doch an einer guten Zusammenarbeit interessiert war und nicht resignierte. Nach kurzer Zeit sahen sie auch, dass ich recht fleißig war und nicht nur dumm herumsaß.

Und insbesondere sahen sie auch, dass ich selbstständig arbeiten konnte und gleichzeitig auch noch umsichtig war, worüber sie doch sehr staunten. Die Feedbacks, auf die ich so sehr gewartet hatte, kamen nun endlich. Beispielsweise: „Mensch Bella, du denkst ja mit!“; oder auch: „Was es ist alles schon erledigt — überall bereits Kaffee gekocht – toll!“. Ich denke mal, dass die Helfer es mir auch anmerkten, dass eine gute Zusammenarbeit für mich bedeutungsvoll war und zukünftig auch immer seien wird.

Die Helfer und ich führten darüber auch einmal ein Gespräch. In diesem teilte ich ihnen mit, dass für mich ein gutes Arbeitsklima das wichtigste überhaupt ist. Erst dann macht die Arbeit Spaß. Nach diesem Gespräch wurde das Arbeitsklima von Tag zu Tag besser. Vielleicht habe ich mit diesem Gespräch zum Nachdenken angeregt. Das Ziel, die Vorurteile den Praktikanten gegenüber abzubauen, habe ich zwar in meinem Fall erreicht, aber ich weiß nicht, wie es aussieht, wenn nach mir jemand anderes kommt, ob sie dann nicht Vergleiche mit mir ziehen. Auf jeden Fall werden sie mit ihren Vorurteilen vorsichtiger sein.

Das wünsche ich mir zumindest. Warum konnte ich dieses Ziel erreichen? Es lag mir sehr viel daran, die Helfern davon zu überzeugen, dass nicht jeder Mensch gleich ist, dass jeder eine Chance verdient hat und dass nicht der erste Eindruck ausschlaggebend ist. Davon konnte ich mich selbst auch überzeugen. Mein erster Eindruck war vollkommen daneben. Ich bin froh, dass ich das erkannt habe. In erster Linie habe ich das Ziel erreicht, weil ich immer wieder das Gespräch zu den Helfern gesucht habe, ihnen Verständnis entgegengebracht habe.

Meine offene, aber auch ehrliche Art hat viel dazu beigetragen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Die Helfer gaben mir zu verstehen, dass sie mich sehr vermissen werden und mich gar nicht gerne gehen lassen. Wer hätte das am Anfang gedacht.

Persönliche Reflexion:

Die 10 Wochen waren erneut viel zu kurz. Jetzt, wo man richtig loslegen könnte, ist es leider schon vorbei, aber schließlich hat es sich ja um ein Schulpraktikum gehandelt, in dem es schwierig ist, all seine Wünsche und Vorstellungen zu verwirklichen. Trotz alledem konnte ich eine Menge Erfahrungen sowie Anregungen für mein späteres Berufsleben sammeln und mitnehmen.

Weitere Quellen zum Ehrenamt im Altenheim
ehrenamtlichen Helfern

Ehrenamt im Altenheim
Recherche Spektrum ehrenamtlicher Helfer
Ehrenamt in der Pflege: Bedeutung, Hürden, Umsetzung
Haupt- und Ehrenamt in der Pflege:

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