Autor/in: Cordula

Geschichte der Krankenpflege

Allgemeines

  • Pflege befindet sich in einem Veränderungsprozess
  • Bedeutung des Berufes in der Gesellschaft verstehen

Heilkunde im Altertum

Frühe Menschheit (seit ca. 10. 000 v. Chr.)

  • Steinzeit: 10 000 – 4 000 v. Chr.
  • Alt-Steinzeit: typische Jäger und Sammler
  • Jungsteinzeit: Menschen wurden sesshaft, Ackerbau und Viehzucht
  • Informationen durch Höhlenmalerei, Knochen (mit Trepanations spuren= Schädeleröffnungen, um böse Geister zu befreien) und durch heute noch existierende Naturvölker
  • Maßnahmen zur Behandlung der Verletzungen
  • Spülungen
  • Kräuterbehandlungen (Fingerhut …)
  • Frakturen wurden erfolgreich (?) behandelt, Schienung
  • Zaubersprüche, magische Handlungen


  • Ursachen: Instinkt und Erfahrung (Empirie)
  • Krankheit in Verbindung von magischen, religiösen Vorstellungen

Archaische Hochkulturen

  • Um 4000 v. Chr. entstanden die ersten uns heute bekannten Hochkulturen
  • Hochkulturen: Schrift, Bewusstsein, organisatorisches Denken, systematisches Vorgehen
  • Die zwei wichtigsten archaischen Hochkulturen für die westliche Heilkunde
  • Ägypten: Nil
  • Mesopotamien : 2 Stromland
  • → wirtschaftlicher Aufschwung, bessere Ressourcen (fruchtbares Land, Ackerbau und Viehzucht wurden ergiebiger, mehr Zeit zum Denken)

Mesopotamien

  • ca. 4000 – 1000 v. Chr. Hochblüte
  • älteste Schriftzeichen, Abwassersystem, Kanalisation
  • Gesetze, Regierung → Hammulari Kodex: ca. 1600 vor Christus, König, Gelehrter
  • Medizin
  • 1. systematisches Vorgehen: gezielte Beobachtungen, Anamnese
  • 1. Rezepte
  • magische religiöse Vorstellungen
  • Hygienevorstellungen
  • Nur Priester durften Heilkunde ausüben
  • Gesetze, wenn Heilmethode nicht erfolgreich → Strafe

Ägypten

  • Ca. 3000 – 1000 v. Chr. Hochblüte
  • Imhotep : 2650 v. Chr. Staatsmann, Architekt, Arzt, Gott
  • Symbol der Ärzteschaft: Schlangenstab
  • Henkel Kreuz: Symbol für Leben und Gesundheit
  • Nur Priester durften Heilkunde ausüben
  • Hygiene und Krankenbeobachtung
  • Spezialisierung der Medizin fing an
  • Vorgehen: systematisch, Anamnese …
  • Ziel: Leistungskraft sollte erhalten werden, wenn nicht, dann ließ man Patient liegen
  • Heilkunde wurde immer mit Religion verbunden
  • Krankheit wird auch heute noch unterschwellig als Strafe betrachtet

Allgemeines

  • Vorhandenes Wissen über Krankheiten und ihre Entstehung:
  • Gezielte Beobachtung und genaue Beschreibung
  • Krankheit wurde als Strafe Gottes angesehen
  • Heilkundliche Maßnahmen
  • Spezielle Heiltechniken, → chirurgische Eingriffe
  • Arzneimittelverordnungen
  • Beschwörungsformeln
  • Hygienevorschriften
  • Heilkunde wurde ausgeübt von
  • Priester = Arzt
  • Angehörige

Antike

Griechenland (ca. 750 – 300 v. Chr.)

Asklepios:

  • Sohn des Apollon, Gott der Heilkunde
  • Altgriechische Heilstätten und Ausbildungsorte für Ärzte: Asklepien, Asklepiaden

Elemente und Säftelehre

  • Siehe Schema auf Arbeitsblatt 3a
  • Die Elemente- und Säftelehre entstand aus der Philosophie, nach der die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer als Grundbausteine der Natur galten
  • Bezeichnung der Elemente und Säftelehre in den folgenden Jahrhunderten: humoral Pathologie
  • Hatte bis ins 19. Jahrhundert Einfluss, ca. 2000 Jahre gelehrt worden
  • Grundlage für die Medizin: 1. Theorie
  • Besteht aus 4 Grundelementen: Feuer, Wasser, Erde, Luft, jedes Element hatte 2 Eigenschaften: trocken, warm, feucht, kalt
  • Makrokosmos = Mikrokosmos – Idee
  • Den Grundelementen wurde Organe zugeordnet, und den Organen Gemütsverfassungen …
  • Mischung der Säfte machen Gesundheit aus
  • Mischverhältnis gestört = Krankheit
  • Medizin: Säfte beeinflussen

Hippokrates

  • 460 – 377 v. Chr.
  • Einer der größten/berühmtesten Ärzte der griechischen Medizin
  • Begründer der modernen Medizin, ethisches Vorbild der Ärzteschaft, → hippokratischer Eid
  • Seine medizinischen Lehre, insbesondere die Diätetik (Grundlage der gesunden Lebensführung) beinhaltet heute viele Aspekte, die heute Grundlage der Krankenpflege sind

Gegenüberstellung

Diätetik des Hippokrates

ATL’s von Liliane Juchli

Licht und LuftSinn finden
Speis und TrankEssen und Trinken
Arbeit und RuheSich beschäftigen
Schlaf und WachenWach sein und Schlafen
Ausscheidungen und AbsonderungenAusscheiden
Anregung des GemütsSich beschäftigen

Hippokratischer Eid

  • Siehe Blatt
  • Einige Aussagen sind immer noch gültig (wie Schweigepflicht, Verpflichtungen zu helfen … (⁣→ Grundsätze der WHO), Ausbildung … und andere nicht (ohne Entgelt, ohne Vertrag arbeiten))
  • Der Eid wird nicht mehr geleistet, ist aber Grundlage der medizinischen Ethik
  • Problem: auch Priester fühlten sich noch für das Leben verantwortlich
  • Lösung: Aristoteles: Trennung von Leib (Körper-> Ärzte) und Seele (→ Prieser)
  • Unterscheidung in Innere Medizin und Chirurgie
  • Krankheit= Selbstverschulden, vom Menschen selbst beeinflusst
  • Krankheit nicht Wille der Götter
  • Medizin = Ratio (Vernunft) + Empirie (Erfahrung) : systematisch geordnet, Wissenschaft geprägt, weil Vernunft dazugekommen ist

Rom (ca. 750 v. Chr. bis 500 n. Chr.)

  • Den Römern war die Humoralpathologie und deren Krankenbeobachtung zu umständlich und langwierig. Der Arzt sollte schnell und angenehm heilen.
  • Die sogenannten Methodiker entwickelten die Solidarpathologie, bestehend aus
  • Status striktus: Zustand der Anspannung (Schließung der Poren, z. B. Obstipation)
  • Status laxus: Zustand der Erschlaffung, Entspannung (reichlich Absonderungen)
  • Gesundheit= Wechselspiel der beiden Zustände
  • Krankheit= ein Zustand überwiegt
  • Ärztliche Behandlung war ein Privileg der gehobenen Schicht oder der Sklaven und Soldaten, solange Aussicht auf Erfolg bestand
  • Soldaten und Sklaven wurden in Valetudinarien behandelt, darin pflegten angelernte Helfer, meist Sklaven
  • Einer der letzten großen Ärzte der Antike waren Galen von Pergamon.
  • Er stellte eine Theorie über das Zusammenspiel der festen und flüssigen Bestandteile des Körpers, insbesondere des Blutes und des Stoffwechsels auf, die bis in die Neuzeit Grundlage von Anatomie und Physiologie war.
  • Seine Erkenntnisse gewann er größtenteils durch Tierversuche

Blut- und Nährstoffbewegung nach Galen

  • Bis ins 17. Jahrhundert gültig
  • Pendelbewegung, kein Kreislauf
  • Leber mit geheimnisvoller Kraft der „Pneuma“
  • Luft flog aus der Lunge in die Arterien, die 2 freie Enden hatten

Frühes Christentum (ab ca. 30 n. Chr.)

  • Das frühe Christentum führte zu Veränderungen im Verhalten gegenüber Kranken und Hilfsbedürftigen
  • Im Unterschied zu der griechischen und römischen Kultur, wurde jeder behandelt, ob er Heilungschancen hat oder nicht (Gebot der Barmherzigkeit)
  • Ideale, die sich teilweise noch bis heute gehalten haben
  • Nächstenliebe, → schlechte Bezahlung („die Bezahlung bekomme ich im Himmel“)
  • Caritas = Nächstenliebe
  • Diakonie: schlichtes Dienen

Organisation und Durchführung der Krankenpflege

  • Organisation war über die Bischöfe (Vorsteher der Gemeinde)
  • Ausführer: Diakone und Diakonissen
  • Nach dem „Toleranzedikt“ von Kaiser Konstantin (313 n. Chr.) von Mailand (christliche Kirche wurde zum ersten Mal erlaubt, davor wurden die Christen verfolgt)
  • Entstanden, die ersten öffentlichen Einrichtungen zur Aufnahme von Bedürftigen. Die Motivation ging von den Betroffenen aus, nicht von der Heilkunde.
  • Nach und nach entstanden die ersten Vorläufer der späten Hospitäler, die sogenannten Hospitalium: Latein: Armen- und Krankenanstalt oder Xenodochium: griech. Armen- und Krankenanstalt

Mittelalter

  • 500 – 1500 n. Chr.
  • Kirche hat das gesamte Leben bestimmt
  • Theozentrisch: leben auf Gott abgestimmt
  • drei große Ereignisse beeinflussten die weitere Entwicklung der Heilkunde im Mittelalter

Entstehung der Klöster

  • Durch das christliche Gebot der Armut zogen sich einige Menschen zurück in die Einsiedelei. Es entstand der Begriff Mönch (=der einzelne Mensch)
  • Da sich „Caritas“ nicht so ausüben lässt, entstand die Idee der klösterlichen Lebensgemeinschaft

  Benedikt von Nursia

  • 480 – 543 n. Chr.
  • Gründer des 1. christlichen Ordens/1. Kloster
  • Begründer des Benediktinerordens
  • Regula Benedicti (Ordensregeln) beinhaltet die Regeln der Krankenversorgung → Grundlage für später begründetet Orden
  • Ursprünge der christlichen Krankenpflege gehen auf die Entstehung der Klöster zurück

Hildegard von Bingen

  • 1098 – 1179 n. Chr.
  • Ordensschwester
  • Sie ist für Naturheilkunde/Naturverfahren berühmt geworden
  • 1. Ärztin, Dichterin, Komponistin
  • pflegerische Fürsorge, Schweigepflicht, ganzheitliche
  • schrieb Bücher über Pflege: Causae et Curae (Ursachen und Heilungen) eine Anthropologie des kranken Menschen
  • Heute wird die Hildegard von Bingen-Medaille für hervorragende Verdienste um die Gesundheitserziehung im Rahmen des Weltgesundheitstages an bedeutende Persönlichkeiten verliehen.

Elisabeth von Thüringen

  • 1207 – 1231
  • Franziskanerin
  • 1. Hospiz in Marburg gegründet.

Änderungen durch die Klostergründungen für die weitere Entwicklung der Heilkunde und das Berufsbild der Pflegenden

  • Reisende, Alte, Arme und Kranke wurden aufgenommen und gepflegt
  • Naturheilkunde wurde stark ausgebaut
  • Es wurden in den Klostern wissenschaftlich gearbeitet (erstmals seit der Antike)
  • Ärzte zog man im Kloster nur im Bedarfsfalle hinzu

Kreuzzüge

  • Ursachen/Ziel der Kreuzzüge: Jerusalem, die heilige Stadt befreien
  • im Rahmen der Kreuzzüge entstandene christliche Ritter-Gemeinschaften, die den Kampf gegen die Ungläubigen und den Pilgerschutz mit karitativen Aufgaben verbanden und nach bestimmten Ordensregeln lebten

Beginen und Beginenhöfe

Religionsgemeinschaften von alleinstehenden Frauen (Beginen), die zur römisch-katholischen Kirche gehörten und sich zwischen dem 12. und dem 14.   Jahrhundert im Nordwesten Europas entwickelten. Sie unterschieden sich von den Nonnen und Mönchen dadurch, dass sie kein lebenslängliches Gelübde ablegten, sondern bloß das Versprechen abgaben, gute Werke zu verrichten und nicht zu heiraten, solange sie der Gemeinschaft angehörten. Sie trugen eine für sie kennzeichnende Tracht und verbrachten ihre Tage mit Beten, Erziehung, Krankenpflege und verschiedenen anderen Arbeiten, z. B. Weben. Anfangs nahmen die Beginen Frauen aus allen sozialen Schichten in ihre Kreise auf, mit der Zeit jedoch verwandelten sich viele der Einrichtungen in Armenhäuser für mittellose Frauen und Witwen. Sie kümmerten sich um die häusliche Pflege, hatten einen miserablen Stand.

Entstehung der Universitäten

  • Mitte des Mittelalters
  • Aus Klosterschulen entstanden die ersten Universitäten
  • Es durften nur Männer studieren
  • Uni Fächer: Theologie, Jura, Medizin
  • Da Frauen die Medizin verschlossen wurde, widmeten sie sich der Kräutermedizin, Volksheilkunde und wurden von der breiten Bevölkerung aufgesucht, da es kostengünstiger war
  • Im Mittelalter fing die Trennung von Medizin und Pflege an

Spätmittelalter

  • Zusammenhang zwischen Volksheilkunde und Hexenverfolgung
  • Frauen haben Naturheilkunde betrieben, und wurden dann als Hexen verfolgt → Wissen wurde ausgerottet
  • Landwirtschaft besser wurde, kam es zu einem starken Bevölkerungswachstum → Verstädterung → Hygienemangel → Seuchenausbrüche, Epidemien (Pest, Lepra, Cholera …)
  • Sozialhygienische Maßnahmen gegen die Pest
  • Hafensperren: Quarantäne
  • Meldepflicht von bestimmten Erkrankungen
  • Leprosorien: Isolation von Leprakranken
  • Alles was nicht gereinigt werden konnte, wurde verbrannt
  • Wichtigster Arzt: Paracelsus: „Dosis macht, dass ein Gift kein Gift ist“. Schrieb das Buch „große Wuinderarznei“
  • Um 1540 Juan di Dios = Johannes Gott (1495-1550) aus Portugal gründete nach einem bewegten Leben in Granada ein Krankenhaus und eine karitative Vereinigung zur Betreuung von Kranken. Aus ihr entstand 1586 der Orden der barmherzigen Brüder. Schutzpatron der Krankenhäuser, Kranken und des Pflegepersonals.

Mittelalter im Islam

  • Spezialisierte Fachabteilungen
  • Hoher Hygienestandard, es wurde nach hygienischen Prinzipien gebaut (leicht zu reinigen, kühl)
  • Anamnese, Arztbesprechung
  • Rhazes (vermutlich Leiter) und Avicenna (persischer Arzt) gehen in Schriften auch auf Krankheiten ein.
  • Um 1025 „Kanon der Heilkunde“ des arabischen Arztes und Philosophen Avicenna. Er fasste darin das damalige Wissen der Heilkunde zusammen und gab es an das mittelalterliche Europa weiter (z. B. Psychotherapie durch Musik, Heilschlaf durch Opiate, Herzwirksamkeit von Kaffee u. a.).

Medizin des Orients

  • Säulen der Medizin des Orients
  • Wissen der griechischen und arabischen Welt wurde zusammengeschlossen
  • Antikes Wissen wurde mit einbezogen

Neuzeit

Die Krankenpflege im 16. und 17. Jahrhundert

Veränderungen der Einstellung gegenüber dem Kranken im 16. und 17. Jahrhundert: Dem Menschen selbst wurde die Schuld der Krankheit angerechnet, nicht mehr Gottes Strafe, Kranke wurden sich selbst überlassen

Welche gesellschaftlichen Entwicklungen riefen diese Veränderungen hervor?
Hexenverfolgung, Wissen ging verloren

Wie lässt sich die Situation der Krankenversorgung beschreiben?
Klöster wurden säkularisiert durch Reformation → Krankenpflege fiel weg → Ersatz durch sogenannte Löhner, das 16. Jahrhundert war die Zeit vieler Kriege und Hexenverfolgung. Durch die Reformation Martin-Luthers und die Gegenreformation verlor die Kirche immer mehr Einfluss. Die Medizin erlangte durch erweitertes Wissen neue Forschungsmöglichkeiten
Zu dieser Zeit wurden viele Entdeckungen gemacht.

  • Galileo
  • Leonardo da Vinci (1492 – 1519)
  • Andreas Vesal: (1514 – 1564)schrieb das erste vollständige Lehrbuch der menschlichen Anatomie
  • Ambroise Paré: (1517 – 1590) berühmter Chirurg
  • William Harvey: (1587 – 1657) hat den Blutkreislauf entdeckt, Arterien, Venen, großer und kleiner Kreislauf
  • Marcello Malphigi: (1628 – 1694) entdeckte die Kapillaren, Begründer der mikroskopischen Anatomie
  • Battista Morgagnie: (1682 – 1771) Anatom
  • Robert Boyle (1627-1691) führt erste erfolgreiche Beatmung beim Tier durch.
  • 1668 Erste i.v. Infusion am Menschen durch J.D.Major (1634-1673) in Kiel
  • 1689 Walter Harris (1647-1712) veröffentlicht die erste größere Abhandlung über „Akute Krankheiten der Kinder“ in London.
  • Zur Zeit des Mittelalters waren Entdeckungen nicht nötig, sondern nur Gottesgefälligkeit
  • Berufsmotivation der Löhner, Wächterin: leicht verdientes Geld, aus sozialer Not, Armut Pflegende kamen aus sozialer Not, hatten keine Ausbildung

Gründer neuer Pflegeorden

Kamillus von Lellis (1550 – 1614): trat dem Kapuzinerorden in Rom bei. 1582 gründete er eine Gemeinschaft von Krankenpflegern (Kamillianer)

Vincent von Paul

  • 24. 04. 1581 – 1660 in Südfrankreich geboren
  • studierte Theologie, merkte als Pfarrer wie vernachlässigt die Armen- und Krankenfürsorge war
  • gründetet mit Frauen seiner Pfarrgemeinschaft eine „Caritas bruderschaft“
  • Vincent wählte fromme, dienstwillige, kräftige Mädchen für die Verwirklichung seines karikativen Pflegegedankens
  • Zusammen mit Madame le Gras gründeten sie den Orden der „Barmherzigen Schwestern“ oder Vinzentinerinnen
  • Dort entstand eine neue Organisationsform für Krankenpflegegemeinschaften, das sogenannte Mutterhaussystem:
  • Die Mädchen lebten gemeinsam im Mutterhaus und wurde dort angelernt (Lesen, schreiben, rechnen, und pflegerische Aktivitäten, und wurden ganz bewusst auf die Anordnungen des Arztes verpflichtet)
  • Vom Mutterhaus wurden sie betreut und in Hospitälern eingesetzt

Franz Anton Mai

  • 1742 – 1814
  • Professor der Geburtshilfe in Heidelberg,
  • stellte fest, dass die Pflege miserabel ist und forderte ausgebildetes Pflegepersonal und stellte die Pflege in den Vordergrund:
  • „Nicht die Arznei, sondern eine gute Pflege stellt die Gesundheit wieder her“
  • 1781: gründete er die 1. Krankenwärter schule.
  • 3 Monate Ausbildung
  • verfasste ein Lehrbuch
  • Aber durch die ungünstigen Arbeitsbedingungen, fehlende gesetzliche Bedingungen … → kein großer Erfolg
  • 1806 nach Streit zwischen ihm und Arztkollegen geschlossen worden

Theodor Fliedner

  • 1800 in Eppstein geboren, gestorben 1864 in Kaiserswerth
  • studierte Theologie, protestantisch
  • er erkannte, dass die katastrophalen Zustände in der Krankenpflege nur durch gezielte Ausbildung zu verändern waren
  • gründete mithilfe seiner Frau Frederike 1836 das erste Diakonissenhaus
  • Um eine Abhebung von verrufenen Lohnwärtertum deutlich zu machen, wählte er seine Schülerinnen sorgfältig aus
  • Erstmals eine gezielte durchdachte Ausbildung
  • Die Diakonissen erhielten Gehalt
  • Organisatorisch orientierte er sich auch am Mutterhausprinzip

Einige Beispiele für den raschen medizinischen Fortschritt

  • 1847: Ignaz Semmelweiß: Händedesinfektion, Wochenbettfieber ging zurück
  • 1877: Robert Koch(1843-1910)   entdeckte Bakterien als Krankheitserreger (Milzbranderreger,   Tuberkelbakterium und Choleraerreger) und wurde dadurch Begründer der Bakteriologie und Infektionslehre
  • ab 1860: Chirurg Robert Lister (1827-1912), begründete das Verfahren der Antisepsis, der Wundbehandlung mit desinfizierenden Lösungen
  • ab 1860: französischer Chemiker und Bakteriologe Louis Pasteur entwickelte eine Tötungsmethode für Mikroorganismen durch Hitze
  • durch den Fortschritt wurden auch immer höhere Anforderungen an das Pflegepersonal gestellt.
  • 1869 Rudolf Virchow (Begründer der Zellenlehre): verlangte eine berufsmäßige Ausbildung an staatlichen Häusern, außerhalb der kirchlichen Organisationen

Vinzenz von Paul (ca. 1600)

  • Gründete die barmherzigen Schwestern   (katholischer Pflegeorden) zusammen mit Madame Le Gras
  • Entwickelte das Mutterhausprinzip

Mutterhausprinzip

  • Ausgangspunkt aller Aktivitäten ist das Mutterhaus
  • Unterweisung in Lesen, Rechnen, Schreiben und Pflege
  • Verpflichtung ärztliche Anweisungen zu akzeptieren und auszuführen
  • wurden per Gestellungsvertrag in andere Häuser geschickt
  • Schülerinnen lebten gemeinsam, waren in Alter + Krankheit versorgt

Theodor Fliedner (ca. 1836)

  • Führte Mutterhausprinzip in nicht Ordens gebundene Frauen
  • Nannten sich die Diakonissen (in Kaiserswerth) = geschlossene Pflegegemeinschaft im Bereich der evangelischen Kirche

Rudolf Virchow (ca. 1860) (Arzt)

  • Forderte Krankenpflegeausbildung außerhalb der kirchlichen Organisationen

Rotes Kreuz (1836)

  • gegründet von Jean Henry Dunant
  • führte weltliche Mutterhausverbände ein
  • Gründung des IKRK (Internationalem Komitee des Roten Kreuzes)
  • 1864: RK als internationaler Hilfsverband auf der Grundlager der Genfer Konventionen
  • 1863 -66: Gründung der Landesverbände in Deutschland (u. a. vaterländische Frauenvereine)
  • 1921: Gründung des DRKs (Zusammenschluss der Landesverbände)

Wilde Schwestern (ca. 1900)

  • Pflegerinnen, die nicht an den Orden oder Organisationen gebunden waren
  • Sind in der Privatpflege tätig
  • Wenig geachtet, da Bezahlung von Pflege an Entweihung der Aufgabe galt
  • Erste Gedanken freier Arbeitsplatzwahl + Entlohnung

Agnes Karll (um 1900 rum)

  • Gründete am 11.1.1903 die Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands (später DBfK)
  • Sorgte 1906 für eine einheitliche Prüfungsverordnung
  • War Mitbegründerin der ICN
  • Aufnahmebedingungen: Nachweis einer Ausbildung + 2 Jahre Berufserfahrung
  • Sie war eine ehemalige Rotes Kreuz Schwester
  • Wurde die erste Präsidentin des ICN

Berufsverband bot:

  • Arbeitsplatzvermittlung bei Selbstständigkeit im
  • Vertragsabschluss
  • Beratung bei Berufs- u. Rechtsfragen
  • Versicherungsmöglichkeiten für den Krankheits-   und

Invalidität-Ausfall

  • freies Verfügen über das eigene Gehalt

Aufgaben und Ziele:

  • Interessenvertretung der Mitglieder
  • dreijährige Ausbildung (1965 Realität!)
  • laufenden Fortbildung + Vorbereitung auf Spezialaufgaben
  • Verbesserung der sozialen Stellung und des sozialen Ansehens
  • Beruflicher Rückhalt und Rechtsschutz
  • Kranken- und Altersversorgung
  • Stellenvermittlung
  • Verbandszeitschrift
  • Herstellung internationaler Beziehungen

Weitere Entwicklung im 20. Jahrhundert

  • Zur Nazi – Zeit distanzierte die BO von den braunen Schwestern (=Schwestern der Reichsfachschaft)
  • 1938 Auflösung der BO
  • 1945 Neugründung der Agnes Karll Verbandes in Regionalverbänden
  • 1954 Zusammenschluss der Regionalgruppen zum Bundesverband der Agnes K. Verbände später: DBFK

aktuelle Berufsverbände in Deutschland:

ADS (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesterndach) :

  • sichert jeden Verband Selbstständigkeit und Eigenständigkeit
  • Zusammenschluss vieler einzelner Verbände:

katholisch: Caritas Gemeinschaft für Pflege – u. Sozialberufe
evangelisch: Diakonische Schwesternschaften des DRK
neutral: Schwesternschaften der DRK

  • Mitgliedschaft nicht direkt möglich, nur über Untergruppen

DBFK (Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe) :

  • Nachfolgeverband des Agnes K. Verbandes
  • Konfessionell + Parteipolitisch ungebunden
  • Zentrale Organisationen
  • e. V. als Rechtsform
  • Vertreter im ICN
  • In Landesverbände aufgeteilt

Weitere Beispiele:

Katholisch:

  • Caritas Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe
  • Arbeitsgemeinschaft Kranken pflegender Orden Deutschlands (AKOD)

Evangelisch:

  • Diakonische Schwesternschaft – Gemeinschaft von evangelischen Frauen und Männern im Kaiserswerther Verband

Neutral:

  • Schwesternschaften des DRK

Probleme der Zersplitterung bei der Vielzahl von Organisationen:

  • Keine einheitliche Meinung
  • Zu viele Ansprechpartner
  • Kein einheitliches Auftreten

Wohlfahrtsverbände: (siehe auf dem von der CD ausgedruckten Skript)

Internationale Verbände:

ICN(International Council of Nurse)  Weltbund der Krankenschwester-/Pfleger

  • Gegründet: 1. Juli 1899 in London
  • Erste Satzung: 1900
  • Erster Kongruenz: Juni 1904 in Berlin

→ Beschluss, dass nur Dachverbände Mitglied sind

  • Zweiter Kongruenz: 1908 in London

→  Agnes Karll wurde als Präsidentin gewählt

ICN steht in Verbindung oder Vertritt

  • WHO
  • UNESCO
  • Beratende Funktion beim internationalen Arbeitsamt ILO
  • Interna. KH – Gesellschaft.

Arbeitsblatt: Zielsetzungen des ICN (examensrelevant!)

CICIAMS = katholischer: Weltbund für Krankenpflege

  • Im Unterschied zum ICN sind neben KS auch andere medizinisch – soziale Berufe
  • Deutsche Mitglied AG katholischer Pflegeorganisationen

(AKaP = Arbeitsgemeinschaft katholischer Pflegeorganisation)

DIAKONIA

  • ökonomischer Bund von Schwesternschaften + Verbände der Diakonie
  • Mitglieder: KS + medizinisch – soziale Berufe
Weitere Quellen zur Geschichte der Krankenpflege
Geschichte der Krankenpflege

Pflegegeschichte unterrichten
Geschichte und Bedeutung der Pflege

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