Soziale Gruppe
- Mehrere Menschen, die
- Ein gemeinsames Ziel haben
- Über bestimmte Zeit zusammenbleiben, um das Ziel zu erreichen
- Untereinander abhängig sind
- Diese Abhängigkeit als Beziehung sehen
Gruppenfunktionen
- Vermittlungs- und Kontrollgruppe
- Vermitteln Interessen oder Ziele von Menschen zur Gesellschaft
- Durch das Aufstellen von Regeln werden die Normen der Gesellschaft geschützt
- Entlastungs- und Schutzfunktion
- Zeitliche Entlastung, z. B. durch Arbeitsteilung
- Normative Entlastung
- Biete Rückzugsmöglichkeit
- Erprobung neuer Verhaltensweisen
- Strukturelle Entlastung
- Kleine Systeme bieten Überschaubarkeit, Orientierung und Sicherheit
- Versorgungsfunktion
- Sicherstellung des Lebensunterhaltes
- Essen, Kleidung, Geld
- Sicherung der Lebenswelt
- Zimmer, Wohnung, Haus
- Rückhalt durch sozial-emotionales Klima
- Anerkennung, Liebe, Zugehörigkeit
- Sicherstellung des Lebensunterhaltes
Gruppenformen
- Je nach Wichtigkeit und Bedeutung oder Organisation und Funktion werden verschiedene Gruppenformen unterschieden
- Nach Wichtigkeit für ein Mitglied
- in Primär- oder Sekundärgruppe
- Nach Organisationsform
- in formelle oder informelle Gruppen
- Nach Gruppenrahmen
- in offene und geschlossene Gruppen
- Nach Identifikation der Mitglieder einer Gruppe.
- In Mitgliedschafts- oder Bezugsgruppen
- Nach Zugehörigkeit zur Gruppe,
- in Eigen- oder Fremdgruppen
- Nach Gruppengröße
- in Klein- oder Großgruppen
- Nach Zusammensetzung
- in homogene oder heterogene Gruppen
- Nach Wichtigkeit für ein Mitglied
Primär- und Sekundärgruppen
- Primärgruppe
- Wichtigste Gruppe für die Mitglieder
- Langfristig, regelmäßig, direkt und intensiv
- Jeder kennt jeden (face-to-face-group)
- Überschaubare Anzahl
- Interaktion auf Gegenseitigkeit und Intim
- Wir-Gefühl (Familie, wir von der Station oben …)
- Abgrenzung nach außen
- Sekundärgruppe
- Mitglieder kennen sich eher selten
- Kontakte zufällig oder kurzfristig
- Zusammenhalt durch gemeinsame Interessen oder eine Aufgabe
- Große Anzahl
- z. B. Gewerkschaft, Religionsgemeinschaft, Sportverein
- Kann sich auch zu einer Primärgruppe entwickel
Formelle und informelle Gruppen
- Formelle Gruppe
- Gruppenziele gesetzt
- Gruppennormen formuliert und Sanktionen festgelegt
- Mitglieder übernehmen Rollen und Funktionen
- z. B. Vorstand, Mitglieder-Beiträge kassieren, Fest organisieren
- z. B. Verein, Betriebsrat, OG eines Verbandes
- Informelle Gruppe
- Entsteht aus spontanem Impuls
- Durch Interesse oder Zusammengehörigkeitsgefühl
- Unbestimmte Dauer, oft kurzfristig
- Geringer Regelungsbedarf
- z. B. Zuhörer eines Vortrages, Gesprächsrunde, Hobbygruppe
Offene und geschlossene Gruppen
- Offene Gruppe
- Veränderlichkeit
- Mit Mitglieder-Wechsel – Wechsel der Interessen
- z. B. Offene Selbsthilfegruppe, Gesprächskreis, Freizeitgruppe
- Geschlossene Gruppe
- Beständigkeit der Mitglieder
- Gruppenzusammenhalt durch Offenheit und Akzeptanz
- z. B. Therapiegruppe, geschlossene Selbsthilfegruppe, Selbsterfahrungsgruppe
- (Slow-open) bei Mitglieder-Schwund vereinzelt Öffnung
Mitgliedschafts- und Bezugsgruppen
- Mitgliedschaftsgruppe
- Mitglied, ohne sich mit der Gruppe zu identifizieren
- z. B. passives Mitglieder einer Religionsgemeinschaft
- Bezugsgruppe
- Identifizierung mit der Gruppe
- Übernahme der Ziele, Werte und Sichtweisen
- z. B. OG einer Gewerkschaft, Gruppe der Gleichaltrigen, Clique
Gruppe der Gleichaltrigen
- Peer-group
- Ableitung von Sicherheit und Orientierung von gruppenspezifischen Handlungsmustern
- Identitätsfindung durch Ausprobieren unterschiedlicher Rollen
- Wir-Gefühl durch Symbole, Rituale, Gruppensprache
- Kinder
- Kindergartengruppe, Spielgruppe
- Jugendliche
- Schulklasse, Mädchengruppe, Jugendbande
- Ältere Menschen
- Seniorenkreis, Frauengruppe
Clique
- Bezugsgruppe in der Gruppe
- Hat eigene Interessen
- Zugehörigkeit offen oder verdeckt
- Aufnahme an bestimmte Merkmale gebunden
- z. B. bestimmte Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Kenntnisse
- Wird als Auszeichnung verstanden
- z. B. eine Gruppe unzufriedener Mitarbeiter, Skatrunde mit festen Teilnehmern in einer Altentagesstätte
Elite
- Gruppe von Inhabern der höchsten Rangplätze in der Macht-, Einkommens- oder Prestigehierarchie einer Gesellschaft
- Verbindet Führungskräfte und Entscheidungsträger mit gemeinsamen Interessen aus Politik, Wirtschaft und Medien
- Macht wirkt sich auch auf Sozial- und Gesundheitswesen aus
Eigen- und Fremdgruppen
- Eigengruppe
- Die Gruppe, der eine Person angehört
- Ausgeprägtes Wir-Gefühl
- Neigung zur Aufwertung der Eigengruppe – Wahrnehmung verzerrt sich zum Positiven
- Neigung zur Abwertung der Fremdgruppe
- Fremdgruppe
- Eine Gruppe, der diese Person nicht angehört
Klein- und Großgruppen
- Kleingruppe
- Zahlenmäßig überschaubar
- Mindestens 2 Personen
- Höchstens 8 bis 12 Personen
- z. B. Familie, Bewohner – Altenpfleger
- Großgruppe
- Oft 20 und mehr Personen
- Größte Gruppe, unüberschaubar groß – Masse
- Je größer die Gruppe, desto komplexer der Interaktionsprozess
- Regelungsbedarf steigt mit der Gruppengröße
Homogene und heterogene Gruppen
- Homogene Gruppen
- Mitglieder nach Geschlecht, Alter, Beruf oder Interessen gleichartig
- z. B. Supervision für Frauen, die Altenpflegerinnen sind
- Heterogene Gruppen
- Mitglieder mit unterschiedlichem Alter, Geschlecht, Beruf oder Interessen
- z. B. große Feier mit allen MitarbeiterInnen, Bewohnern und Angehörigen
Phasen der Gruppenbildung
Nach B.W. Tuckman
- Formierungsphase forming
- Ankommen und Kontakt aufnehmen
- Abtastendes Verhalten
- Vorgegebene Normen werden zur Kenntnis genommen oder infrage gestellt
- Fragen der Mitglieder
- Wer sind die anderen?
- Was gilt hier?
- Wer darf hier was?
- Was darf ich?
- Was wird hier möglich sein?
- Werde ich auf meine Kosten kommen?
- Hoffnungen und Aufmerksamkeit auf die Leitung
- Was ist das für eine Person?
- Wie kompetent ist er oder sie?
- Werde ich bekommen, was ich benötige?
- Was habe ich zu tun, um angenommen zu werden?
- Wird er/sie gerecht sein?
- Konfliktphase storming
- Konflikte zwischen den Polen Abhängigkeit und Autonomie
- Verunsicherung
- Vorwürfe gegenüber der Leitung und anderen Gruppenmitglieder
- Drang zur Selbstbehauptung
- Rollen- und Statusvergabe innerhalb der Gruppe
- Bildung von Untergruppen
- Schwierige Phase
- Offene oder verdeckte Ablehnung
- Massives Kritisieren von Zielen und Normen
- Aufgabe wird als Belastung und als Einschränkung der persönlichen Freiheit erlebt
- Auseinandersetzung mit Aggression, Rivalität, Feindseligkeit und Konfrontation
- Normierungsphase norming
- Organisation
- Wir-Gefühl
- Selbststeuerungskräfte erfolgreich aktiviert
- Fähig zur sachbezogenen Arbeit
- Das Ergebnis der durchlebten Phase 2 ist Baustein für die Organisation
- Gruppe wächst zusammen, stellt Normen auf, achtet auf Einhaltung
- Gegenseitiges Akzeptieren und Unterstützen
- Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen
- Zur Verfügung stellen von individuellen Ressourcen
- Leistungsphase performing
- Vertrauen
- Intimität
- Arbeitslust
- Produktivität
- Toleranz
- Das Erreichen des Ziels / Erfüllung der Aufgabe steht im Mittelpunkt der Gruppe
- Bewusstsein, voneinander lernen zu können, gemeinsam leichter und besser das Ziel zu erreichen
- Unterschiedlichkeit wird als nutzbringend anerkannt
- Gemeinsames Lösungssuchen
- Offenes, zugewandtes Gruppenklima
Gruppenstrukturen und Führungsstile
- Zusammenhang zwischen Gruppenstruktur und Führungsstil
- Wer leitet die Gruppe?
- Wer ordnet sich unter?
- Wie wird die Gruppe geleitet?
- Kann durch einen Wechsel des Führungsstils die Gruppendynamik beeinflusst werden?
- Wer spricht mit wem?
- Sternmodell
- Hohe Autorität / Autoritärer Führungsstil
- Eine zentrale Person in der Mitte des Geschehens
- Lenkt das Geschehen
- Bestimmt Ziele und verteil Aufgaben
- Darf Mitglieder kritisieren
- Hält die Gruppe zusammen
- Alle Informationen laufen hierüber
- Beschleunigt oder verlangsamt Gruppenprozess
- Führung durch personale Autorität
- Die Macht wird von den Mitgliedern anerkannt und akzeptiert
- Mitglieder ordnen sich unter
- Eine zentrale Person in der Mitte des Geschehens
- Kennzeichen
- Hohe Leistungsfähigkeit
- Weil zentral organisiert (Fremd kontrolliert)
- Überwachung der Durchführung
- Kontrolle der Ergebnisse
- Sanktionen bei Nichterfüllung
- Geringer Zeitaufwand
- Aufgaben verteilt
- Jeder weiß, was er zu tun hat,
- geringe Zufriedenheit
- Aufgrund der Fremdkontrolle
- Wer selbstständig arbeiten möchte,
- ist auf Dauer unzufrieden
- neigt dazu offen oder verdeckt in Opposition zu gehen
- Wer starke Lenkung sucht,
- fühlt sich wohl
- Hohe Leistungsfähigkeit
- Im Pflegeheim
- Nach außen perfekt
- Zügiges, effektives Arbeiten
- Reibungslose Arbeitsabläufe
- Innen Unzufrieden
- Verlangsamtes Arbeitstempo
- Dienst strikt nach Plan
- Häufiger Krankmeldungen
- Arbeitsplatzwechsel
- Burnout
- Nach außen perfekt
- Hohe Autorität / Autoritärer Führungsstil
- Kreis-Modell
- Demokratischer oder partnerschaftlicher Führungsstil (demokratisch – dezentral)
- Mitglieder wie auf einer Perlenkette (Perlenketten-Modell)
- Jeder kann und macht alles
- Jeder kann mit jedem kommunizieren
- Gemeinsame Zielsetzung und Aufgabenverteilung
- Positionsinhaber besitzt Fach- und Sachautorität
- Rotation der Position möglich
- Arbeitsteilung
- Gruppenergebnis steht im Mittelpunkt
- Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen
- Teamwork orientiert sich an diesem Modell
- Kennzeichen
- Steigende Leistungsfähigkeit
- Anfangs während der Gruppenbildung gering
- Steigert sich nach einiger Zeit beachtlich
- Aufgabenteilung
- Selbstkontrolle
- Abnehmender Zeitbedarf
- Höherer Zeitaufwand, bis sich die Gruppe aufeinander abgestimmt hat
- Wenn abgeklärt ist, wer was wo macht, wenig Zeitaufwand
- Hohe Zufriedenheit
- Hohe Motivation und starker Zusammenhalt
- Wer eher Lenkung durch zentrale Person benötigt, ist unzufrieden
- Steigende Leistungsfähigkeit
- Im Pflegeheim
- Positionen wie Stationsleitung, Praxisanleiter und Aufgaben wie Dienstplangestaltung, Arztkontakte, -Termine, Kontakt mit der Altenpflegeschule werden auf die Mitglieder verteilt
- Alle treffen sich regelmäßig zu Besprechungen
- Arbeitsabläufe und Umgang mit Bewohner/in werden besprochen (Selbstkontrolle)
- Gruppenklima ist gut
- Schwierigkeiten und Probleme werden gemeinsam gelöst
- Demokratischer oder partnerschaftlicher Führungsstil (demokratisch – dezentral)
- Mikroskop-Modell
- Laissez-faire (lass laufen)
- Gruppenmitglieder unzusammenhängend nebeneinander
- Jeder macht, was er will
- Zusammenhalt nur durch gemeinsame Aufgaben und Ziele
- Keine führende Person
- Keine Lenkung erkennbar
- Aufgaben werden nicht verteil oder abgestimmt
- Keine Zielkontrolle
- Ungleichmäßige Kommunikation
- Einige sind isoliert oder arbeiten allein
- Zusammenhalt schwach ausgeprägt
- Kennzeichen
- Geringe Leistungsfähigkeit
- Einige Aufgaben werden mangels Koordination doppelt ausgeführt
- Andere Aufgaben werden wegen ausbleibender Kontrolle gar nicht ausgeführt
- Hoher Zeitaufwand
- Geringe Zufriedenheit
- Geringe Leistungsfähigkeit
- Im Pflegeheim
- Wirkt nach außen chaotisch
- Keine Struktur erkennbar
- Jeder sucht sich eine Aufgabe
- Kaum oder keine Absprachen
- Einige Aufgaben (Umbetten) kann zusammengearbeitet werden
- Motto: „Hauptsache der Laden läuft“
- Schlechtes Gruppenklima
Kommunikation im Team
- Wozu dient eine gute Kommunikation im Team?
- Ethisch:
- damit es allen gut geht,
- organisatorisch:
- Abstimmung erfordert Vorbereitung
- Image bezogen:
- Ein guter Eindruck macht das Team attraktiv
- Wirtschaftlich:
- Gutes Fehlermanagement
- Fehler vermeiden, sie früh erkennen und ansprechen, aus ihnen lernen
- Kreativität
- Vorausdenken
- Weiterentwicklung
- Ethisch:
- Was beeinflusst die Kommunikation im Team?
- Die Phase der Teamentwicklung (Phasen der Gruppenbildung)
- Gefühle der Zusammengehörigkeit im Team
- Summe der unausgesprochenen Selbstverständlichkeiten
- Gruppendynamik und unbewusste Prozesse
- Führungsstil
- Ressourcen und Arbeitsorganisation
- Das Geschlecht
- unterschiedliche Wohlfühlbereiche
- Punkte beim anderen Geschlecht ergattern
- Regeln aufstellen und ändern
Ausarbeitung aus
Quelle: Altenpflege konkret – Sozialwissenschaften –Herausgeber: Karl Stanjek – Urban & Fischer Verlag