Beobachtung eines Bewohners nach psychologischen Gesichtspunkten
Darstellung und Beschreibung einer psychologischen Störung
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
1.1. Begriffsklärung: Psychische Störung 3
1.2. Beobachtetes Krankheitsbild. 3
1.3. Nähere Betrachtung Demenz / Typ Alzheimer (DAT) 3
1.4. Diagnosemöglichkeiten 4
2. Beobachtung der gewählten Person respektive Bewohners. 4
2.1. Mögliche Therapieformen, respektive Behandlungsmöglichkeiten. 6
3. Quellennachweis 7
4. Glossar 8
1. Einleitung
Das im Rahmen meiner Ausbildung zum Altenpfleger abgelegte erste Praktikum führte mich in ein kirchliches Pflegeheim bei Frankfurt(Oder). Dass Klientel, respektive die Bewohner dieser Einrichtung der Diakonie, wiesen bis auf wenige Ausnahmen Krankheitsbilder auf, die mit dem Alterungsprozess in engem Zusammenhang stehen.
Typische Vertreter waren so unter anderem Diabetes Mellitus (Typ II), Morbus Parkinson, Apoplexie und auch Alzheimer-Demenz. Der pathologisch veränderte Geisteszustand soll nun Gegenstand dieser Ausarbeitung sein.
Inhaltsverzeichnis
Anmerkung: Auf die Einstufung der Demenz nach ICD-10 wurde verzichtet.
1.1. Begriffsklärung psychische Störung.
Psychische Störung ist die Bezeichnung für die Verhaltens- und Erlebensweisen eines Menschen, die von den Normen abweichen und für die betroffene Person oder die Gesellschaft mit Beeinträchtigungen verbunden sind.
In der Psychiatrie befasst man sich dabei mit den psychischen Krankheiten, die durch Verletzungen, Erkrankungen oder angeborene Schäden des Nervensystems entstanden sind. In der klinischen Psychologie beschäftigt man sich mit den p.n S.en, die ihre Ursache im Erleben und Verhalten des Menschen selbst haben.
Psychogene Störungen sind z. B. Neurosen und Verhaltensstörungen. Endogene Störungen sind z. B. affektive Psychosen und endogene Depressionen. Exogene Störungen sind z. B. hirntraumatische Psychosen (Trauma) und Demenz. Oft sind die einzelnen Störungen jedoch nicht genau voneinander abzugrenzen.
1.2. Beobachtetes Krankheitsbild.
Das beobachtete Krankheitsbild ist das der Demenz des Typs Alzheimer (DAT), die mit ca. 50 % von allen Demenzerkrankten die häufigste Form von Demenz darstellt. Die gesicherten Kenntnisse, dass es sich um Alzheimer-Demenz handelt, entstammen der Bewohner-Dokumentation.
1.3. Nähere Betrachtung Demenz / Typ Alzheimer (DAT)
Zuallererst ist vorauszuschicken, dass es mehrere Definitionen von Demenz gibt. Ich wählte die nun folgende aus, weil sie die für mich, logischste Erklärung abliefert und sowohl psychische als auch physische Einflussgrößen respektive Faktoren eine Rolle spielen.
Zum Begriff Demenz: „Chronische organische Psychosyndrome sind die Folge einer chronischen Veränderung des Gehirns. Das Demenz-Syndrom ist durch das Fehlen einer Bewusstseinstrübung gekennzeichnet, charakteristisch ist eine objektiv nachweisbare erworbene Beeinträchtigung des Gedächtnisses (v.a. Lernfähigkeit für neue Informationen, Reproduktion von Erinnerungen) sowie ein zunehmender Verlust früherer intellektueller Fähigkeiten (v.a. abstraktes Denken, Urteilsvermögen, Konzentrationsfähigkeit). Eine weitere Gruppe von Symptomen betrifft Veränderungen der Persönlichkeit (Motivation, Psychomotorik, emotionale Kontrolle, Sozialverhalten).“
Zum Begriff Alzheimer: Die Alzheimer-Krankheit ist eine chronische, nicht ansteckende Erkrankung des Gehirns, bei der langsam, aber stetig fortschreitend Nervenzellen untergehen.
Die Alzheimer-Krankheit ist nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannt, der 1907 als Erster die Krankheitssymptome und die typischen krankhaften Veränderungen im Gehirn beschrieben hat. Diese Veränderungen entstehen durch Ablagerung von fehlerhaft gebildeten Eiweißstrukturen innerhalb und außerhalb der Nervenzellen. Vor allem die Gehirnanteile im Schläfen- und Scheitelbereich sind betroffen.
Die Alzheimer-Krankheit führt zu Störungen
› des Gedächtnisses
› der Sprache
› des Denkvermögens
› des Erkennens
› der Handhabung von Gegenständen
› der örtlichen und zeitlichen Orientierung
Es können auch andere Symptome wie Verwirrung oder starke Stimmungsschwankungen auftreten.
Die Alzheimer-Krankheit ist in der Gruppe der demenziellen Krankheiten oder Hirnleistungsstörungen die häufigste Form. Unter Demenz versteht die Medizin den krankhaften Verlust geistiger Fähigkeiten – bei Fortschreiten der Krankheit kommt es zunehmend zur Verwirrtheit.
1.4. Diagnosemöglichkeiten
Grundlage der Diagnose ist eine gezielte Patientenbefragung, die üblicherweise auch eine Befragung der Angehörigen zu den Symptomen der Hirnleistungsstörung einschließt. Internistische Untersuchungen sowie gründliche Erhebung des neurologischen Status schließen sich an, wobei häufig die bildgebenden Verfahren der Computer- oder Kernspintomografie eingesetzt werden. Sie ermöglichen den Nachweis, ob und wie viel Gehirnsubstanz geschwunden ist oder ob sonstige Läsionen oder Blockaden, etwa durch Hirnblutungen, vorhanden sind. Mit verschiedenen Arten von Intelligenztests kann das Ausmaß der Abnahme der geistigen Fähigkeiten festgestellt werden.
2. Beobachtung der gewählten Person respektive Bewohners.
Die beobachtete Bewohnerin, nennen wir sie Frau M., ist zu diesem Zeitpunkt 84 Jahre alt. Zu tiefschürfenden Erkenntnissen ihrer Lebensgeschichte bin ich leider nicht gelangt, da der Gesundheits- oder Geisteszustand detaillierte Erkenntnisse leider nicht zuließ. Die Kommunikation mit Frau M. gestaltete sich äußerst schwierig und stellte mich oft vor Probleme. Angehörige habe ich bedauerlicherweise nicht dazu befragen können. Offenbar liegt hier aber der Schlüssel zu Demenzerkrankten, mit dem Erkenntnisgewinn aus Befragungen der Angehörigen einen „Draht“ zu den Zu-Pflegenden zu finden und Vertrauen zu schaffen, das die tägliche Arbeit ungemein erleichtern kann. Eine Bezugsperson ist ungeheuer wichtig für Alzheimer erkrankte und die Arbeit durch diese Person nicht hoch genug zu bewerten.
Nur soviel zur Lebensgeschichte (aus Gesprächen mit dem Personal): Frau M. ist im Brandenburg der post kaiserlichen Zeit aufgewachsen und verbrachte Ihre Jugend auf dem Gehöft ihrer Eltern. Schon immer musste sie hart zupacken, was die tägliche Arbeit anbetraf. Die Spuren dieser harten Zeit sind heute noch zu spüren und auch zu sehen. So hat Frau M. als äußeres Merkmal sehr raue und für eine Frau ungewöhnlich große Hände mit einem festen, fast schon derben Händedruck. Der körperliche Zustand von Frau M. ist den Umständen und dem Alter entsprechend relativ gut. Sie läuft aus eigener Kraft, auch wenn es mit ihrer Orientierung natürlich nicht mehr zum Besten bestellt ist.
Häufiger habe ich einen Antriebsschub bemerkt, bei dem Frau M. einen unbändigen Bewegungsdrang an den Tag legte. Sie läuft dann vehement über die Flure des Wohnbereiches und folgt fast stoisch dem Verlauf dieser. Frau M. ist manchmal ansprechbar, sodass man den Eindruck gewinnen könnte, sie kann den gestellten Fragen konkrete, sachbezogene Antworten folgen lassen. Ich hatte den Eindruck zugegeben nicht sehr lange.
Frau M. kann keine kontextbezogenen Antworten mehr geben. Sie stammelt und sucht nach Worten und spätestens nach einer halben Minute, schaut man in leere, fast erstarrt wirkende, trübe Augen. Man selbst ist natürlich sehr betroffen in diesem Moment, aber auch hilflos. Soll man weiter nachfragen? Soll man sie einfach in Ruhe lassen und gar nicht mehr mit ihr reden, wo sie doch ohnehin keine Antworten geben kann?
Der Grad, respektive die Stufe der Störung, ist nach der Stadieneinteilung nach Reisberg als mittelschwer bis schwer einzustufen und entsprechend diesem Stadium erinnert sie sich nicht an kurz zurückliegende Ereignisse. Erfahrungen aus der Vergangenheit sind unbestimmt. Auch Routinetätigkeiten werden kaum noch bewältigt. Mithilfe von Bezugspersonen (in diesem Fall das Personal) gelingt es Ihr noch einige Aktivitäten der Selbstversorgung auszuführen.
Frau M. kann leider nicht mehr an den Aktivitäten teilnehmen, die zur Beschäftigung gedacht sind. Es gibt allerdings in der Einrichtung eine sogenannte „Dementen Runde“, bei der auf die speziellen Anforderungen der Dementen eingegangen wird. Bedauerlicherweise war die Dauer des Praktikums zu kurz, um dieses genauer zu verfolgen oder zu beobachten. Inwieweit dadurch eine Verbesserung, oder eine Stagnation (bei Alzheimer ist selbst das ein Erfolg) der Situation erreicht wird oder werden konnte, kann ich an dieser Stelle bedauerlicherweise nicht beurteilen.
Wie oben stehend schon beschrieben, äußert sich die Erkrankung bei ihr, in einem akuten Verwirrtheitszustandes mit gleichzeitiger Unfähigkeit den Tagesablauf selbstständig zu planen und täglich wiederkehrende Tätigkeiten wie Morgentoilette, Haare kämmen etc. ohne Hilfe Dritter durchzuführen.
Was mich allerdings am meisten bewegt hat, war der Gesichtsausdruck von Frau M. Ob Sonnenschein oder Regen, ob Wärme oder Kälte. Fast immer war da diese leere, nichtssagende Mimik von Frau M. Ihre Wahrnehmung schien auf ein Minimum herabgesetzt, obgleich ja organisch, d. h. visuell und akustisch Reize aufgenommen wurden. Vielmehr scheinen mir hier die Defizite in der Weiterleitung, Auswertung, Bearbeitung und Verarbeitung der aufgenommenen Informationen zu liegen. Frau M. weiß damit nichts anzufangen.
Zu welchem Grad die Aufnahme noch funktioniert lässt sich nicht genau feststellen oder durch mich beurteilen. Es steht aber fest, dass Frau M. auf mehrfache Wiederholungen von Begriffen und immer wiederkehrenden Hinweisen in der Weise reagiert, dass sie zumindest kleinere Dinge fast eigenständig erledigen kann. Wie die Tasse festhalten und zum Mund führen oder mit dem Löffel ihr Essen zu sich nehmen.
Eine Heilung, auch aufgrund des fortgeschrittenen Alters, ist nicht möglich. Es bleibt nur ihr ein menschenwürdiges, in gewissem Maße „Selbstbestimmtes Leben“ zu ermöglichen und mit Angeboten, die der Schulung der Motorik, der Koordination und Orientierung dienen, eine gewisse Stagnation der Erkrankung hervorzurufen. Es ist die Aufgabe der Pflegenden den Demenzkranken mit Respekt zu begegnen, sie individuell, d. h. als Individuum wahrzunehmen und auf ihre Gefühlsregungen zu reagieren.
Die größte Belastung bei der Betreuung Demenzkranker, finde ich, ergibt sich dann nicht eigentlich durch die pflegerische Arbeit, sondern durch die aufreibenden psychischen Situationen, wie sie durch den fortschreitenden Verfall der Intelligenz und Persönlichkeit entstehen. Die Verhaltensweisen, die Unruhe, dauernde monotone Wiederholungen und Wahnvorstellungen Demenzerkrankter sind nur schwer zu ertragen.
Frau M. hat ebenfalls diese dauernden monotonen Wiederholungen an den Tag gelegt und damit natürlich die Nerven der Pflegenden arg strapaziert. Das ständige Wiederholen von Wörtern, Satzfetzen und undefinierten Lauten stellte mich regelmäßig vor eine Belastungsprobe. Ich habe versucht ruhig zu bleiben, es hauptsächlich nicht persönlich zu nehmen und die Stimmungsschwankungen von Frau M. „vorsätzlich“ zu übersehen.
Sicherlich verlangt der Umgang mit Demenzerkrankten den Pflegekräften alles ab, aber man sollte auch hier die Contenance wahren und den Berufsethos zur Maxime machen, der da heißt: Altenpfleger ist nicht Beruf, sondern Berufung.
2.1. Mögliche Therapieformen, respektive Behandlungsmöglichkeiten.
In den USA wurde 1995 ein Medikament mit dem Wirkstoff Tacrin zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zugelassen, das auch in Deutschland erhältlich ist. Das Medikament hemmt den Abbau eines Botenstoffes im Gehirn, der besonders für die Gedächtnisleistung zuständig ist. Vorbeugende Therapieansätze befinden sich in der Erprobung. Erfolgsberichte gibt es auch für die vorwiegend bei Rheuma eingesetzten Entzündungshemmer wie Ibuprofen und Diclofenac.
Bestimmte Verhaltensweisen (Symptome) lassen sich durch die Gabe von Psychopharmaka günstig beeinflussen, erfordern allerdings ein sensibles Medikamentenregime unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle. Gedächtnistraining und psychotherapeutische Maßnahmen z. B. einfühlsame Gespräche sollen schließlich helfen, den Abbau der kognitiven Fähigkeiten hinauszuzögern.
3. Quellennachweis
Literaturverweise:
Hans-Jürgen Möller, „Psychiatrie und Psychotherapie“, 2. Aufl.
Dr. med. W.Stuhlmann, „Demenzen“, Thieme-Verlag
Hartmann AG, „Pflegedienst“; (monatliche Onlineausgabe)
Internetverweise:
http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/plex/PLex/Lemmata/p-Lemma/psychisc.htm
http://www.hartmann.info/deutsch/produkte/pflege/pflegedienst/pd8_2.pdf
Dipl.-Psych. Dr. R. Ihl I. Landschek,
› http://www2.lifeline.de/yavivo/Erkrankungen/GG10Demenz/10Definition.html.
4. Glossar
Contenance
Haltung, Fassung
Läsion
leitet sich vom lateinischen Wort „laedere“ für „verletzen“ ab; in erster Linie Gewebedefekt, aber auch die Störung einer Organfunktion.
Pathologisch
krankhaft verändert
Post kaiserliche Zeit
Zeit nach 1918, nach dem Wilhelm II., Kaiser von Deutschland und König von Preußen nach Holland ins Exil geflüchtet ist
Stagnation
Stillstand
Weitere Quellen zur Beobachtung eines Bewohners nach psychologischen
Grundlagen psychologischer Diagnostik Beobachten und Beurteilen
Klassische Kommunikationsmodelle