Wunddrainagen
Wunddrainagen Herkunft:
to drain – entwässern
physiologischer Weg: Sonde
Nicht physiologischer Weg: Drainage
Ziel von Wunddrainagen:
- prophylaktische Wunddrainage: Verhütung von Sekret, Blut- und Lymphabflussbehinderung und eine innere Wundflächenfixierung
- therapeutische Wunddrainage: Ableitung von pathologischen Flüssigkeits- oder Luftansammlungen
Indikationen für Wunddrainagen:
- unsichere Blutstillung, zur Verhütung von Hämatomen und Seromen
- zur Verhütung der Abszessbildung in infizierte Wundhöhlen
- Abszess
- Anastomose des Magen-Darm-Trakts zur Erkennung und Ableitung einer Nahtinsuffizienz (hohe Entzündungsgefahr!)
- Thorakotomie zur Ausdehnung der Lunge
- Pneumo / Hämatothorax
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wunddrainagen
- 1.1 Verbandswechsel Wunddrainagen:
- 1.1.1 Silikon kapillar („Easy Flow“) oder Latex Rohr Drainage:
- 1.1.2 Robinson- und T-Drainage:
- 1.1.3 Kontrolle des Sekrets:
- 1.1.4 Kontrolle des Drainage-Systems:
- 1.1.5 › Entleerung des Ausstreifbeutels vor dem Umlagern, Vermeiden von Zug am Drain
- 1.1.6 Entleeren des Sekrets Sammelsystem:
- 1.1.7 Entfernen der Drainage:
Möglichkeiten der Drainage-Ableitungen:
Innere Drainagen
Verbindung zwischen 2 Organen (z. B..: bei Hydrocephalus die Liquordrainage vom Hirnventrikel) oder schienen ein verengtes Gangsystem (z. B.: Stents in Koronargefäßen)
Äußere Drainagen
Entleerung von Eiter, Blut, Körpersekrete oder Flüssigkeitsansammlungen nach außen zu entleeren
- Offene Systeme
- halb-offene Systeme
- geschlossene Systeme
offene Systeme:
- Streifen und Dochte: eignen sich für infizierte und potenziell infizierte Wunden und leiten das Wundsekret direkt in den Verband ab (kein Auffanggefäß)
- Wellgummidrains : Drainage Kanal der durch Einlegen einer Platte aus Gummi- oder Kunststoffmaterial offen gehalten wird (z. B.: bei großen perianalen Abszessen)
- + leiten Sekret ab
- + relativ schmerzlos
- + einfacher Wechsel
- + gute Wundbeobachtung
- – häufiger Wechsel, da kein Auffangbehälter
- – hohe (Sekundär-) Infektionsgefahr
- – Sekret bleibt an der Wunde
- – Infektion + Reizung der umliegenden Hautareale
halb-offene Wunddrainagen Systeme:
Wundsekret läuft nach dem Prinzip der Schwerkraft ab, Sekret kann in beide Richtungen laufen
- Silikon kapillar Drainagen („Easy Flow“): kollabierende Drains mit dünner, geriffelter Silikonwand; Länge werden nach Bedarf zurechtgeschnitten; Sekret wird in einem am Körper aufgeklebten Beutel abgeleitet
- T-Drains : leiten den Gallensaft nach der Operation in den Beutel ab
- Robinson-Drainage: intraabdominelle Silikondrainage ohne Sog, jedoch mit nicht wechselbaren Beutelsystem, kann aber entleert werden
- + geringe Infektionsgefahr
- + keine Manipulation an der Wunde
- + Sekret läuft ab
- – Sekret kann zur Wunde ablaufen
geschlossene Systeme:
Wundsekret kann nur in eine Richtung laufen, Rücklauf in die Wunde ist unmöglich
- Redon-Saugdrainage : Saugdrainage mit kontrolliertem Sog, die nur beim Wechsel offen ist, dünner Kunststoffschlauch, mit Perforationen im Wundperforationen im Wundbereich, sodass Unterdruck im Sekret Sammelbehälter aktiv Blut + Sekret sammelt
Voraussetzung: luftdichter Abschluss der Wunde nach außen
Kontraindiziert bei Wunden in der Bauchhöhle, da hier die Gefahr der Darmwandschädigung besteht
- Spül, bzw. Spül-Saug-Drainage: ein oder zwei Drains mit integriertem Spülkatheter zur kontinuierlichen Spülung der freien Bauchhöhle oder eines infizierten Gelenks
- + geringe Infektionsgefahr
- + keine Manipulation an der Wunde
- + Sekret kann ablaufen
- + kontinuierlicher Sog fördert den Sekretfluss
- – relativ aufwendiger Drainage wechsel
Notwendiges Wissen:
- Handhabung
- Krankenbeobachtung
- Wechsel
- Verbandswechsel
- Information des Patienten (Über Umgang, Gefahren, Sinn und Zweck)
- Sichere Fixierung Möglichkeiten Bewegungseinschränkungen vermeiden
Probleme/Komplikationen:
- Arrosion Blutungen durch Gewebeschädigung (das meiste ausfließende Sekret stammt aus der Gewebsreaktion auf den Fremdkörper!) zusätzliche Schmerzen
- Aufsteigende Infektionen (durch das Lumen des Drains, oder außen entlang des Schlauches)
- Bewegungseinschränkung Dislokationsgefahr
- Allergische Reaktionen
Überwachung der Drainagen:
Ort
Austrittsstelle des Drains
Gefahren und Probleme:
- Infektionsgefahr (zusätzlich noch erhöht durch Sekret
› Hautaufweichung
› Poren öffnen sich)
- Hautreizung
- Druckstellen (durch Fremdkörper, Eröffnung der Haut (Kruste), Pflaster)
Vorbeugende oder helfende Maßnahmen:
- steriler VW
- Beobachtung der Eintrittstelle/Haut
- V-Beobachtung (auch wenn er nicht gerade gewechselt wird!)
- Nach Infektionszeichen fragen
- Polsterung, Umlagerung, Tunnel bei Pflaster
Ableitungen
Gefahren und Probleme:
- Kontamination bei Trennung
- Drainage Ableitung nicht durchgängig
- Abknicken der Ableitungen
- Zug auf Drain
Vorbeugende oder helfende Maßnahmen:
- geschlossenes Ableitungssystem verwenden
- rechtzeitiger und Bedarfs-Wechsel
- auf Durchgängigkeit achten (Schläuche durchkneten)
- Abknicken und Siffon Bildung vermeiden
- Patienten-Info!
- Nicht Spülen (außer in Ausnahmefällen in der Urologie)
Sekret und Sekret Flasche
Gefahren und Probleme: – Infektionsgefahr durch Rückfluss des Sekrets
Vorbeugende oder helfende Maßnahmen:
- Redon-Drainage gilt als voll, wenn 2/3 gefüllt (Sog ist nicht mehr gewährleistet)
- regelmäßige Kontrolle auf Sekret (Menge, Farbe, Beimengung etc.)
- Inhaltsstoffe des Sekrets beachten (drohender Eiweißverlust bei viel Blutverlust)
Sog Erzeuger
Gefahren und Probleme:
- Gerät ist nicht in Betrieb
- Gerät ist defekt
- Stecker ist nicht richtig drin
Vorbeugende oder helfende Maßnahmen:
- regelmäßig auf Funktion überprüfen
- defektes Gerät nicht benutzen › Technik!
- Steckverbindung tägl. Überprüfen
- Sog Regulation regelmäßig kontrollieren
Arbeitsblatt der Gruppenarbeit: Wechseln von Drainagen Ableitungssystemen am Beispiel der Redon-Drainage
Verbandswechsel Wunddrainagen:
Silikon kapillar („Easy Flow“) oder Latex Rohr Drainage:
- Verwendung von Stomahesivplatten mit möglichst kleinem Durchmesser ( › Schutz vor Hautmazerationen)
- Wechsel der Platten mind. 2-mal wöchentlich
- Durchtrittsstelle mit 0,9%NaCl und sterilen Tupfern reinigen (ggf. H 2O 2)
Robinson- und T-Drainage:
- Austrittsstelle wird mit NaCl 0,9%gereinigt, bei starker Verschmutzung mit H 2O 2
- Mit Betaisadonna desinfiziert
- Sterile Schlitzkompresse um Austrittsstelle
- Fixierung mit Klebezeugs
› generell: bei stark sezernieren den Wunden Hautschutz mit Hydro-Kolloid-Platten
Zeitpunkt des Verbandswechsels mit Arzt (ggf. Visite etc.) absprechen, um unnötige Manipulationen zu vermeiden
Kontrolle des Sekrets:
- Kontrolle auf Menge, Aussehen, Farbe, Beimengung, ggf. Geruch
- Flüssigkeitsstand der Drain muss bei post – operativer Übernahme des Patienten mit Datum + Uhrzeit markiert werden
- Mehrere Drains durchnummerieren
- Ggf. Aufbewahren für mikrobiologische Untersuchungen
Kontrolle des Drainage-Systems:
- Sekretfluss, Sog stärke und Sog Geräusche kontrollieren
- Sog und Durchgängigkeit regelmäßig kontrollieren
- Schlauchsystem im nicht eröffneten System „ausmelken/durchkneten.“
- Bei Mobilisation auf Rückfluss des Sekrets und Abtrennen des Drains achten!
› Entleerung des Ausstreifbeutels vor dem Umlagern, Vermeiden von Zug am Drain
- Schwerkraftdrainagen immer unter Patientenniveaus hängen, ggf. bei Umlagerung kurz mit Klemme abklemmen
- Redons nie auf den Boden stellen
Entleeren des Sekrets Sammelsystem:
- nicht ungeleert in den Abfall geben (bei uns: ca. 200 ml, bin mir aber nicht mehr sicher)
- in Steckbecken Spüle entleeren
- HANDSCHUUUUUUUUUUUUUUUHE
Entfernen der Drainage:
- Blutung-Drainagen: Entfernung, wenn nur noch geringe Mengen Blut gefördert werden
- Abszess Drainagen: Entfernung, sobald Abszess Höhle verschwunden ist, Drains werden Stück für Stück gekürzt vorher, damit sich der Drainage Kanal schließt
Link Tipps Wunddrainagen
Drainage (Medizin) – Wikipedia
Wunddrainagen in der Urologie
Wunddrainage – DocCheck Flexikon