Transfusionen
Ziel
=> Aufrechterhaltung der Blutzirkulation und des Blutvolumens
=> ausreichende Versorgung mit O2
Indikation
=> Ausgleich von Blutverlusten
=> Mangel an Blutbestandteilen
=> Blutaustausch bei Vergiftungen
=> Eigenblutspende
Kontraindikationen
=> Polyglobulie
=> Thrombose oder Embolie
=> cardiale Dekompensation
Zusammensetzung des Blutes
Feste Bestandteile:
– Erythrozyten | => 4,6 – 5,1 Mio/ul (millionenster Teil eines Liters) |
– Leukozyten | => 4000 – 10000/ul => Granulozyten – Phagozyten=> Granulozyten – Phagozyten => Lymphozyten – Immungedächtnis des Körpers => Monozyten – Abwehrzellsystem / Killerzellen |
– Thrombozyten | => 150000 – 450000/l |
Flüssige Bestandteile:
Blutplasma => 90% Wasser 8% Eiweiße 2% niedermolekulare Substanzen (Kohlenhydrate, Fette, Vitamine,Hormone, E´lyte, Gerinnungsfaktoren, Bilirubin, Kreatinin, Cholesterin) Serum nennt man Blutplasma (keine Gerinnungsfaktoren)
Blutvolumen:
=> 4 – 6 Liter, 6 – 8% des Körpergewichtes
Bildungsort:
=> Erwachsene: Knochenmark
=> Säuglinge:Leber und Milz
Aufgaben:
=> Erythrozyten:Transport von O2 und CO2
=> Leukozyten: Abwehrmechanismus von Krankheitserregern, körperfremden Stoffen und entarteter körpereigener Zellen
=> Thrombozyten: Blutstillung bzw. Gerinnung
=> Blutplasma:Transport für Hormone, Blutgerinnung und Immunabwehr
Der Rhesusfaktor
Definition:
Der Rhesusfaktor ist ein weiteres Blutgruppensystem und beruht aus dem Vorhandensein oder Nicht- Vorhandensein von Rhesus- Antigenen auf der Erythrozytenmembran.
Die wichtigsten sind c, C, d, D, e, E und f, F; wobei D die größte antigene Wirksamkeit besitzt.
Geschichtliche Entdeckung:
Bei Versuchen von Landstein und Wiener mit Rhesusaffen- Erythrozyten und Meerschweinchenblut kam es zur Antikörperbildung
=> Nachweis von Antikörpern
Problemfälle:
Bei zweimaliger Schwangerschaft oder zweimaliger Konservenverwechslung
Beispiel bei Rh- Mutter und Rh+ Baby:
Physiologischerweise gelangen nur Flüssigkeiten, E´lyte und kleinmolekulare Eiweißstoffe
Einschließlich Antikörper über die Plazentaschranke. Bei der Geburt bricht diese Schranke zusammen, so das ein Blutaustausch erfolgt.
=> erstes Baby:
Bei der Geburt kommen Erythrozyten des Fetus in den Kreislauf der Mutter => die Mutter bildet Antikörper ohne krankhafte Folgen für Mutter oder Baby
=> zweites Baby:
Antikörper gelangen in den Blutkreislauf des Babys und führen zur Hämolyse. Bei der Geburt besteht die Gefahr der Agglutination des mütterlichen Blutes, da dann Erythrozyten des Fetus in den Kreislauf der Mutter gelangen.
Blutgruppenverteilung:
85 % der Menschen sind Rhesus positiv – 15 % Rhesus negativ
45 % Blutgruppe A
40 % Blutgruppe O
10 % Blutgruppe B
5 % Blutgruppe AB
ABO – System:
=> es gibt vier denkbare Blutgruppen: A, B, AB und 0
=> gegen die Antigene A und B werden entsprechende Antikörper gebildet (Anti – A und
Anti – B)
=> AB – Ery´s haben A und B Antigene auf ihrer Oberfläche
=> 0 – Ery´s haben kein Antigen auf ihrer Oberfläche
=> bei Bluttransfusionen werden in der Regel nur Ery´s (Sauerstoffträger) ohne das Serum übertragen
=> pro EK (250ml) wird ein Hb – Anstieg von 1,2g/ dl erreicht
=> nur in einer Notfallsituation mit vitaler Indikation kann nach alleiniger Durchführung des Bedside – Tests transfundiert wird (EK Blutgruppe 0, Rh- neg.); Blutgruppenbestimmung nachholen, vor Transfusionsbeginn Nativblut (zusatzloses, unverdünntes arterielles oder venöses Blut) abnehmen
Blutgruppe | A (45%) | B (10%) | AB (5%) | 0 (40%) |
Antigene auf d. Ery´s | A | B | AB | — |
Antikörper im Plasma | Anti – B | Anti – A | — | Anti- A und Anti- B |
Bestimmung der Blutgruppe, Überprüfung der Blutgruppenunverträglichkeit
=> Blutentnahme beim Empfänger -> Labor
=> Untersuchung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors
=> Empfänger- und Spenderblut werden miteinander verglichen
Kreuzprobe:
=> zur Überprüfung der Blutgruppe wird der Blutbank Blut des Empfängers zur Verfügung gestellt
=> es werden drei Tests durchgeführt:
Major – Test:
=> Spender – Ery´s und Empfängerserum
Minor – Test:
=> Spenderserum und Empfänger – Ery´s
Coombs – Test:
=> Antikörper – Suchtest, wenn durch Major – und Minor – Test kein eindeutiges Ergebnis erzielt wurde.
=> Er dient dazu, irreguläre AK im untersuchten Serum festzustellen
Bestellung einer Blutkonserve
=>Anforderungsschein – vom Arzt unterschrieben – wird der Blutbank überstellt
=> Konserven nach Empfang überprüfen (auf Pat.- Daten, Blutgruppe, Kreuzprobe)
=> Konserven in einen erschütterungsfreien Kühlschrank lagern
Ausfüllen des Anforderungsscheines
=> Name, Vorname, Geb. – Datum
=> Einsender, Lieferadresse (schreibt Labor drauf)
=> klinische Diagnose des Empfängers
=> Transfusionsanamnese
=> OP – Termin (Transfusionszeit), Dringlichkeit, Datum, Uhrzeit
=> Datum, Uhrzeit der Blutprobenentnahme
=> Unterschrift der Entnahmeperson (PP ist auch möglich)
=> Datum, Unterschrift des bestellenden Arztes
Aufbewahrung der Blutkonserven
=> EK´s müssen zur Verhinderung der Hämolyse bei 2 – 6 Grad Celsius in einem erschütterungsfreien Kühlschrank gelagert werden
=> die Kühlkette darf nie unterbrochen werden
=> erreicht die Konserve eine Temperatur von 10 Grad, darf sie nicht erneut in den Kühlschrank
Richten einer Blutkonserve
=> Überprüfen der Pat.- Daten, der Blutgruppe und der Kreuzprobe
=> Konserve auf 37 Grad Celsius (Körpertemperatur) erwärmen (ca. 1 – 2 Stunden bei Raumtemperatur stehen lassen)
=> Nochmalige Überprüfung der Patientendaten
=> Händedesinfektion
=> Einmalhandschuhe anziehen
=> Entnahme des sterilen Überleitsystems aus der unbeschädigten Verpackung
=> Kunststoffversiegelung des Blutbeutels abdrehen
=> Transfusionsbesteck mit dem Einstichdorn in den Konservenbeutel einführen
=> Rollerklemme geöffnet lassen und Blutkonserve nach unten halten
=> durch leichten Druck auf den Konservenbeutel Blut in die auf dem Kopf stehende Tropfenkammer pressen und sie bis zur Hälfte füllen
=> Rollerklemme schließen und den Konservenbeutel am Infusionsständer des Patienten aufhängen
=> jetzt des gesamte Übertragungssystems luftfrei füllen und abschließend Rollerklemme wieder schließen
Ery – Set
=> Die Konserve kann nun am venösen Zugang des Patienten angeschlossen und gestartet werden.
=> Um die Fließeigenschaft des zu übertragenden Blutes zu verbessern, kann dem Blut ein sog. Ery – Set zugefügt werden
=> Dazu dient die zweite Versiegelung am Konservenbeutel
- Versiegelung abdrehen
- Ery – Set (physiolog. Kochsalzlösung) mit Überleitsystem einführen
- Kochsalzlösung durch Druck auf den Beutel in die Konserve füllen und am Ende an dem Konservenbeutel belassen
Die Vorbereitung der Blutkonserve und das Anbringen des Ery – Sets sind Aufgaben,die an PP delegierbar sind.
Kontrollen am Bett des Patienten
1. Bedside – Test
=> wird vor der Bluttransfusion durchgeführt zur Vermeidung von Verwechslungen
=> dient der Überprüfung der Blutgruppe von Spender- und Empfängerblut
=> bekommt der Pat. je morgens und abends eine Blutkonserve wird vorher jeweils ein Bedside – Test durchgeführt
=> Medtro – Karten werden nach Gebrauch und Dokumentation verworfen => Infektions- gefahr
=> Materialien:
Blutgruppendokumentationskarte (vom Labor, mit Pat.-Daten beschriften)
=> Ablauf:
Nach der Blutabnahme mit der aufgesetzten Kanüle der Spritze die Deckfolie der Pat.- Kammern durchstechen und jeweils einen kleinen Tropfen Pat.- Blut freifallend in die Kammern geben. Ery´s und Antiseren durch leichtes Schlagen der ABO- Karte mischen und das Ergebnis nach ca. 10 Sekunden ablesen.
Bei Transfusionen => Pat. – Blut
Bei Eigenblut => Pat. – Blut und Konservenblut
2. Biologische Vorprobe nach Öhlecker
=> zur frühzeitigen Erkennung einer Unverträglichkeitsreaktion
=> der Arzt schließt die überprüfte und vorbereitete Blutkonserve an der Venenverweil- kanüle an und lässt zügig 30 – 50 ml Konservenblut einlaufen
=> Kontrolle des Befinden des Pat, da Unverträglichkeitsreaktionen bereits durch wenige ml auftreten -> bleiben diese aus, ist die Probe negativ
Überwachungsmaßnahmen beim Pat. während der Transfusion
=> Arzt schließt die Konserve an
=> ersten 10 – 15 min. Pat. nicht alleine lassen
=> danach sollte die Überwachung engmaschig erfolgen
=> regelmäßige Vitalzeichenkontrolle (RR, Puls, Atmung, Temp., Bewusstsein)
=> Hautbeobachtung, insbesondere im Gesicht und am Körperstamm (Flush, Urticaria)
=> Fragen nach dem Befinden (Übelkeit, flaues Gefühl im Magen, Schmerzen?)
=> Kontrolle des Urins auf evtl. Verfärbung (Hämaturie)
=> Kontrolle von Transfusionssystem und Füllungszustand des Konservenbeutels
=> Inspektion der Einstichstelle
=> Beobachtung der Fließgeschwindigkeit des Blutes:
– ca. 40 – 60 Tropfen pro Minute bei kardial suffizienten Patienten -> Einlaufzeit insgesamt 1h
– Einlaufzeit 3 – 4h bei Pat. mit Kreislaufinstabilität und zur Vermeidung einer Hypervolämie bei Niereninsuffizienz
– Transfusionszeit max. 6 Std. nach dem Erwärmen der Blutkonserve
=> Bilanzierung: gesamte Blutmenge + ggf. Ery – Set
=> keine anderen Infusionen oder Medis über gleiche Viggo laufen lassen
=> Bedürfnisse des Pat. erfragen
=> Dokumentation aller Parameter und Angaben des Pat. im Transfusionsprotokoll
Maßnahmen bei Beendigung der Transfusion
=> Blutkonserve und Transfusionssystem sorgfältig verpackt (Tupperdose) für 24 Std. im Kühlschrank aufbewahren, um bei einer verspäteten Reaktion mit dem Rest des Konservenblutes (mind. 10ml) eine Überprüfung durchführen zu können. (Dose beschriften mit Datum, Uhrzeit, Pat. – Name)
=> das Infusionssystem wird mit einem roten Stöpsel verschlossen
=> venöser Zugang mit physiolog. Kochsalzlösung (3 – 4 ml) durchspülen und mit einem Mandrin verschließen
=> venösen Zugang nach der Transfusion nie ziehen, da noch Komplikationen auftreten
könnten
=> Vitalzeichenkontrolle sollte für eine weitere Stunde nach Beendigung der Transfusion engmaschig im Rhythmus von 15 – 30 min., danach für weitere acht Stunden stündlich kontrolliert werden
=> Pat. – Info das er sich bei Veränderungen melden soll
Komplikationen
Spätkomplikationen:
=> Kontamination mit Hep.– B und Hep. – C – Viren, sowie HI- Viren
=> Inkubationszeit mehrere Wochen
Frühkomplikationen:
=> bakterielle Reaktionen, die durch verunreinigte Konserven entstehen und Fieber, Schüttelfrost, Bauchschmerzen und evtl. eine Hypotonie verursachen können, sind relativ selten
=> allergische (anaphylaktische) Reaktionen, die auf transfundierte Eiweiße zurückzuführen sind, sorgen ebenfalls für Schüttelfrost, Fieber sowie für eine Hautrötung
=> Zitratintoxikationen können bei Früh- und Neugeborenen, bei Pat. mit ausgeprägten Leberfunktionsstörungen und nach Massivtransfusionen auftreten
=> Hypothermie entsteht nur bei Massivtransfusionen mit nicht aufgewärmten Konzentraten
Hämolytische Transfusionsrektion
=> kann in zwei Formen auftreten:
1. die verzögerte hämolytische Reaktion
=> tritt erst nach einigen Tagen in Erscheinung
=> die Phase der Blutübertragung war unauffällig
=> zu erkennen am unerklärlichen Hämoglobinabfall mit hämolytischen Symptomen
2. die hämolytische Sofortreaktion
=> tritt während oder unmittelbar nach der Transfusion von Ery´s auf
=> häufigste Ursache ist eine AB0 – Inkompatibilität, meist durch Verwechseln der Konzentrate
=> bei Verwechslung der Blutgruppe treten die Symptome fulminant auf, hohe Letatilätsrate
=> langsamer Verlauf bei Rhesusinkompatibilität
Symptome bei wachen, ansprechbaren Pat.:
=> brennender Schmerz in der Vene, über die die Konserve läuft
=> Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost
=> Tachykardie, Hypotonie, Hämaturie
=> Rücken-, Bauch- und Brustschmerzen
Symptome bei sedierten, narkotisierten Pat.:
=> einige Symptome durch Medikamente verdeckt
=> Hämaturie, Hypotonie, Tachykardie, bei Operationen diffuse Blutungen im OP- Gebiet
=> in schweren Fällen kann es zur disseminierten, intravasalen Gerinnung und akutem Nierenversagen kommen
Maßnahmen bei Komplikationen
=> Transfusion sofort unterbrechen
=> venösen Zugang belassen
=> Schocklage
=> Arzt – Info
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