Transfusionen
Ziel
→ Aufrechterhaltung der Blutzirkulation und des Blutvolumens
→ ausreichende Versorgung mit O₂
Indikation
→ Ausgleich von Blutverlusten
→ Mangel an Blutbestandteilen
→ Blutaustausch bei Vergiftungen
→ Eigenblutspende
Inhaltsverzeichnis
- 1 Transfusionen
- 1.1 Zusammensetzung des Blutes
- 1.1.1 Feste Bestandteile:
- 1.1.2 Flüssige Bestandteile:
- 1.1.3 Blutvolumen:
- 1.1.4 Bildungsort:
- 1.1.5 Aufgaben:
- 1.1.6 Definition:
- 1.1.7 Geschichtliche Entdeckung:
- 1.1.8 Problemfälle:
- 1.1.9 Beispiel bei Rh-Mutter und Rh+ Baby:
- 1.1.10 → erstes Baby:
- 1.1.11 → zweites Baby:
- 1.1.12 Blutgruppenverteilung:
- 1.1.13 ABO – System:
- 1.1.14 Bestimmung der Blutgruppe, Überprüfung der Blutgruppenunverträglichkeit
- 1.1.15 Kreuzprobe:
- 1.1.16 Major – Test:
- 1.1.17 Minor – Test:
- 1.1.18 Coombs – Test:
- 1.2 Bestellung einer Blutkonserve
- 1.2.1 Ausfüllen des Anforderungsscheines
- 1.2.2 Aufbewahrung der Blutkonserven
- 1.2.3 Richten einer Blutkonserve
- 1.2.4 Ery – Set
- 1.2.5 Kontrollen am Bett des Patienten
- 1.2.6 1. Bedside – Test.
- 1.2.7 2. Biologische Vorprobe nach Öhlecker
- 1.2.8 Überwachungsmaßnahmen beim Patient während der Transfusion
- 1.2.9 Maßnahmen bei Beendigung der Transfusion
- 1.2.10 Komplikationen
- 1.2.11 Spätkomplikationen:
- 1.2.12 Frühkomplikationen:
- 1.2.13 Hämolytische Transfusionsreaktion
- 1.2.14 2. die hämolytische Sofortreaktion
- 1.2.15 Symptome bei Wachen, ansprechbaren Patient:
- 1.2.16 Symptome bei sedierten, narkotisierten Patient:
- 1.2.17 Maßnahmen bei Komplikationen
Kontraindikationen
→ Polyglobulie
→ Thrombose oder Embolie
→ cardiale Dekompensation
Zusammensetzung des Blutes
Feste Bestandteile:
– Erythrozyten | → 4,6 – 5,1 Mio./ul (millionster Teil eines Liters) |
– Leukozyten | →4000 – 10000/ul =→Granulozyten – Phagocyten→ Granulozyten – Phagocyten→ Lymphozyten – Immungedächtnis des Körpers→ Monozyten – Abwehrzellsystem / Killerzellen |
– Thrombozyten | → 150000 – 450000/l |
Flüssige Bestandteile:
Blutplasma → 90 % Wasser 8 % Eiweiße 2 % niedermolekulare Substanzen (Kohlenhydrate, Fette, Vitamine, Hormone, E´lyte, Gerinnungsfaktoren, Bilirubin, Kreatinin, Cholesterin) Serum nennt man Blutplasma (keine Gerinnungsfaktoren)
Blutvolumen:
→ 4 – 6 Liter, 6 – 8 % des Körpergewichtes
Bildungsort:
→ Erwachsene: Knochenmark
→ Säuglinge: Leber und Milz
Aufgaben:
→ Erythrozyten: Transport von O₂ und CO₂
→ Leukozyten: Abwehrmechanismus von Krankheitserregern, körperfremden Stoffen und entarteter körpereigener Zellen
→ Thrombozyten: Blutstillung respektive Gerinnung
→ Blutplasma: Transport für Hormone, Blutgerinnung und Immunabwehr
Der Rhesusfaktor
Definition:
Der Rhesusfaktor ist ein weiteres Blutgruppensystem und beruht aus dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Rhesus-Antigenen auf der Erythrozytenmembran.
Die wichtigsten sind c, C, d, D, e, E und f, F; wobei D die größte Antigene-Wirksamkeit besitzt.
Geschichtliche Entdeckung:
Bei Versuchen von Landstein und Wiener mit Rhesusaffen-Erythrozyten und Meerschweinchen Blut kam es zur Antikörperbildung
→ Nachweis von Antikörpern
Problemfälle:
Bei zweimaliger Schwangerschaft oder zweimaliger Konservenverwechslung
Beispiel bei Rh-Mutter und Rh+ Baby:
Physiologischer weise gelangen nur Flüssigkeiten, E´lyte und kleinmolekulare Eiweißstoffe
Einschließlich Antikörper über die Plazentaschranke. Bei der Geburt bricht diese Schranke zusammen, sodass ein Blutaustausch erfolgt.
→ erstes Baby:
Bei der Geburt kommen Erythrozyten des Fetus in den Kreislauf der Mutter → die Mutter bildet Antikörper ohne krankhafte Folgen für Mutter oder Baby
→ zweites Baby:
Antikörper gelangen in den Blutkreislauf des Babys und führen zur Hämolyse. Bei der Geburt besteht die Gefahr der Agglutination des mütterlichen Blutes, da dann Erythrozyten des Fetus in den Kreislauf der Mutter gelangen.
Blutgruppenverteilung:
85 % der Menschen sind Rhesus positiv – 15 % Rhesus negativ
45 % Blutgruppe A
40 % Blutgruppe O
10 % Blutgruppe B
5 % Blutgruppe AB
ABO – System:
→ es gibt vier denkbare Blutgruppen: A, B, AB und 0
→ gegen die Antigene A und B werden entsprechende Antikörper gebildet (Anti – A und
Anti – B)
→ AB – Ery’s haben A und B Antigene auf ihrer Oberfläche
→ 0 – Ery’s haben kein Antigen auf ihrer Oberfläche
→ bei Bluttransfusionen werden in der Regel nur Ery’s (Sauerstoffträger) ohne das Serum übertragen
→ pro EK (250ml) wird ein Hb – Anstieg von 1,2g/ dl erreicht
→ nur in einer Notfallsituation mit vitaler Indikation kann nach alleiniger Durchführung des Bedside – Tests transfundiert wird (EK Blutgruppe 0, Rh-neg.); Blutgruppenbestimmung nachholen, vor Transfusionsbeginn nativ Blut (Zusatzloses, unverdünntes arterielles oder venöses Blut) abnehmen
Blutgruppe | A (45 %) | B (10 %) | AB (5 %) | 0 (40 %) |
Antigene auf d. Ery’s | A | B | AB | — |
Antikörper im Plasma | Anti – B | Anti – A | — | Anti-A
und Anti-B |
Bestimmung der Blutgruppe, Überprüfung der Blutgruppenunverträglichkeit
→ Blutentnahme beim Empfänger → Labor
→ Untersuchung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors
→ Empfänger- und Spenderblut werden miteinander verglichen
Kreuzprobe:
→ zur Überprüfung der Blutgruppe wird der Blutbank Blut des Empfängers zur Verfügung gestellt
→ es werden drei Tests durchgeführt:
Major – Test:
→ Spender – Ery’s und Empfängerserum
Minor – Test:
→ Spenderserum und Empfänger – Ery’s
Coombs – Test:
→ Antikörper – Suchtest, wenn durch Major – und Minor – Test kein eindeutiges Ergebnis erzielt wurde.
→ Er dient dazu, irreguläre AK im untersuchten Serum festzustellen
Bestellung einer Blutkonserve
→Anforderungsschein – vom Arzt unterschrieben – wird der Blutbank überstellt
→ Konserven nach Empfang überprüfen (auf Patientendaten, Blutgruppe, Kreuzprobe)
→ Konserven in einem erschütterungsfreien Kühlschrank lagern
Ausfüllen des Anforderungsscheines
→ Name, Vorname, Geb. – Datum
→ Einsender, Lieferadresse (schreibt Labor darauf)
→ klinische Diagnose des Empfängers
→ Transfusionsanamnese
→ OP – Termin (Transfusionszeit), Dringlichkeit, Datum, Uhrzeit
→ Datum, Uhrzeit der Blutprobenentnahme
→ Unterschrift der Entnahmeperson (PP ist auch möglich)
→ Datum, Unterschrift des bestellenden Arztes
Aufbewahrung der Blutkonserven
→ EK’s müssen zur Verhinderung der Hämolyse bei 2 – 6 Grad Celsius in einem erschütterungsfreien Kühlschrank gelagert werden
→ die Kühlkette darf nie unterbrochen werden
→ erreicht die Konserve eine Temperatur von 10 Grad, darf sie nicht erneut in den Kühlschrank
Richten einer Blutkonserve
→ Überprüfen der Patientendaten, der Blutgruppe und der Kreuzprobe
→ Konserve auf 37 Grad Celsius (Körpertemperatur) erwärmen (ca. 1 – 2 Stunden bei Raumtemperatur stehen lassen)
→ Nochmalige Überprüfung der Patientendaten
→ Händedesinfektion
→ Einmalhandschuhe anziehen
→ Entnahme des sterilen Überleitsystems aus der unbeschädigten Verpackung
→ Kunststoffversiegelung des Blutbeutels abdrehen
→ Transfusionsbesteck mit dem Einstichdorn in den Konservenbeutel einführen
→ Roller, Klemme geöffnet lassen und Blutkonserve nach unten halten
→ durch leichten Druck auf den Konservenbeutel Blut in die auf dem Kopf stehende Tropf-Kammer pressen und sie bis zur Hälfte füllen
→ Rollenklemme schließen und den Konservenbeutel am Infusionsständer des Patienten aufhängen
→ jetzt des gesamten Übertragungssystems luftfrei füllen und abschließend Roller klemme wieder schließen
Ery – Set
→ Die Konserve kann nun am venösen Zugang des Patienten angeschlossen und gestartet werden.
→ Um die Fließeigenschaft des zu übertragenden Blutes zu verbessern, kann dem Blut ein sog. Ery – Set zugefügt werden
→ Dazu dient die zweite Versiegelung am Konservenbeutel
- Versiegelung abdrehen
- Ery – Set (Physiologe. Kochsalzlösung) mit Überleitsystem einführen.
- Kochsalzlösung durch Druck auf den Beutel in die Konserve füllen und am Ende an dem Konservenbeutel belassen
Die Vorbereitung der Blutkonserve und das Anbringen des Ery – Sets sind Aufgaben, die an PP delegierbar sind.
Kontrollen am Bett des Patienten
1. Bedside – Test.
→ wird vor der Bluttransfusion durchgeführt zur Vermeidung von Verwechslungen
→ dient der Überprüfung der Blutgruppe von Spender- und Empfängerblut
→ bekommt der Patient je morgens und abends eine Blutkonserve, wird vorher jeweils ein Bedside – Test durchgeführt
→ Medtro – Karten werden nach Gebrauch und Dokumentation verworfen → Infektionsgefahr
→ Materialien:
Blutgruppendokumentationskarte (vom Labor, mit Patientendaten beschriften)
→ Ablauf:
Nach der Blutabnahme mit der aufgesetzten Kanüle der Spritze die Deckfolie der Patient-Kammern durchstechen und jeweils einen kleinen Tropfen Patient-Blut frei fallend in die Kammern geben. Ery’s und Antiseren durch leichtes Schlagen der ABO-Karte mischen und das Ergebnis nach ca. 10 Sekunden ablesen.
Bei Transfusionen → Patient – Blut
Bei Eigenblut → Patient – Blut und Konservenblut
2. Biologische Vorprobe nach Öhlecker
→ zur frühzeitigen Erkennung einer Unverträglichkeit-Reaktion
→ der Arzt schließt die überprüfte und vorbereitete Blutkonserve an der Venenverweilkanüle an und lässt zügig 30 – 50 ml Konservenblut einlaufen
→ Kontrolle des Befindens des Pat, da Unverträglichkeit-Reaktion bereits durch wenige ml auftreten → bleiben diese aus, ist die Probe negativ
Überwachungsmaßnahmen beim Patient während der Transfusion
→ Arzt schließt die Konserve an
→ ersten 10 – 15 min. Patient nicht allein lassen
→ danach sollte die Überwachung engmaschig erfolgen
→ regelmäßige Vitalzeichen Kontrolle (RR, Puls, Atmung, Temperatur, Bewusstsein)
→ Hautbeobachtung, insbesondere im Gesicht und am Körperstamm (Flush, Urticaria)
→ Fragen nach dem Befinden (Übelkeit, flaues Gefühl im Magen, Schmerzen?)
→ Kontrolle des Urins auf evtl. Verfärbung (Hämaturie)
→ Kontrolle von Transfusionssystem und Füllungszustand des Konservenbeutels
→ Inspektion der Einstichstelle
→ Beobachtung der Fließgeschwindigkeit des Blutes:
– ca. 40 – 60 Tropfen pro Minute bei kardial suffizienten Patienten → Einlaufzeit insgesamt 1h
– Einlaufzeit 3 – 4h bei Patient mit Kreislaufinstabilität und zur Vermeidung einer Hypovolämie bei Niereninsuffizienz
– Transfusionszeit max. 6 Std. nach dem Erwärmen der Blutkonserve
→ Bilanzierung: gesamte Blutmenge + ggf. Ery – Set
→ keine anderen Infusionen oder Medikamente über gleiche Vigo laufen lassen
→ Bedürfnisse des Patienten erfragen
→ Dokumentation aller Parameter und Angaben des Patienten im Transfusionsprotokoll
Maßnahmen bei Beendigung der Transfusion
→ Blutkonserve und Transfusionssystem sorgfältig verpackt (Tupperdose) für 24 Std. im Kühlschrank aufbewahren, um bei einer verspäteten Reaktion mit dem Rest des Konservenblutes (mind. 10ml) eine Überprüfung durchführen zu können. (Dose beschriften mit Datum, Uhrzeit, Patient – Name)
→ das Infusionssystem wird mit einem roten Stöpsel verschlossen
→ venöser Zugang mit Physiologe. Kochsalzlösung (3 – 4 ml) durchspülen und mit einem Mandrin verschließen.
→ venösen Zugang nach der Transfusion nie ziehen, da noch Komplikationen auftreten
könnten
→ Vitalzeichen Kontrolle sollte für eine weitere Stunde nach Beendigung der Transfusion engmaschig im Rhythmus von 15 bis 30 min., danach für weitere acht Stunden stündlich kontrolliert werden
→ Patient – Information, dass er sich bei Veränderungen melden soll
Komplikationen
Spätkomplikationen:
→ Kontamination mit Hep.– B und Hep. – C – Viren, sowie HI-Viren
→ Inkubationszeit mehrere Wochen
Frühkomplikationen:
→ bakterielle Reaktionen, die durch verunreinigte Konserven entstehen und Fieber, Schüttelfrost, Bauchschmerzen und evtl. eine Hypotonie verursachen können, sind relativ selten
→ allergische (anaphylaktische) Reaktionen, die auf transfundierte Eiweiße zurückzuführen sind, sorgen ebenfalls für Schüttelfrost, Fieber sowie für eine Hautrötung
→ Zitrat Intoxikationen können bei Früh- und Neugeborenen, bei Patient mit ausgeprägten Leberfunktionsstörungen und nach Massivtransfusionen auftreten
→ Hypothermie entsteht nur bei Massivtransfusionen mit nicht aufgewärmten Konzentraten
Hämolytische Transfusionsreaktion
→ kann in zwei Formen auftreten:
1. die verzögerte hämolytische Reaktion
→ tritt erst nach einigen Tagen in Erscheinung
→ die Phase der Blutübertragung war unauffällig
→ zu erkennen am unerklärlichen Hämoglobin abfall mit hämolytischen Symptomen
2. die hämolytische Sofortreaktion
→ tritt während oder unmittelbar nach der Transfusion von Ery’s auf
→ häufigste Ursache ist eine AB0 – Inkompatibilität, meist durch Verwechseln der Konzentrate
→ bei Verwechslung der Blutgruppe treten die Symptome fulminant auf, hohe Letalitätsrate
→ langsamer Verlauf bei Rhesus Inkompatibilität
Symptome bei Wachen, ansprechbaren Patient:
→ brennender Schmerz in der Vene, über die die Konserve läuft
→ Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost
→ Tachykardie, Hypotonie, Hämaturie
→ Rücken-, Bauch- und Brustschmerzen
Symptome bei sedierten, narkotisierten Patient:
→ einige Symptome durch Medikamente verdeckt
→ Hämaturie, Hypotonie, Tachykardie, bei Operationen diffuse Blutungen im OP-Gebiet
→ in schweren Fällen kann es zur disseminierten, intravasalen Gerinnung und akutem Nierenversagen kommen
Maßnahmen bei Komplikationen
→ Transfusion sofort unterbrechen
→ venösen Zugang belassen
→ Schocklage
→ Arzt – Info
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Checkliste für die Transfusion von Blutkomponenten
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