Thromboseprophylaxe
Thrombose = Blutpfropfbildung / Blutgerinnsel
Definition:
Thrombose ist eine lokale, intravitale Gerinnung in einem Blutgefäß.
Embolus = gelöster Thrombus (alles, was in der Vene schwimmt und nicht dahin gehört)
Lungenhilus = Ein – / Austrittsstelle des Blutes in der Lunge
Arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit)
Symptome:
Typisch für einen akuten arteriellen Verschluss sind die 6 englischen P’s.
- Pain : (plötzlich einsetzender) stärkster Schmerz
- Paleness : Blässe des betroffenen Körperteils
- Paraestesia : Gefühlsstörungen
- Pulsessness : kein Puls der Extremitäten
- Paralysis : Bewegungseinschränkungen prost Ration: Schock
Inhaltsverzeichnis
- 1 Thromboseprophylaxe
- 1.1 Arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit)
- 1.2 Phlebothrombose (tiefe Beinvenenthrombose) (das gesamte Bein ist betroffen)
- 1.3 Thrombophlebitis (ober flächige Beinvenenthrombose) (lokal)
- 1.4 Lungenembolie
- 1.5 Erkennen einer Thrombose
- 1.6 Die Virchow′geht Trias
- 1.7 Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe
- 1.8 1. Endothelläsion
- 1.9 2. Hypozirkulation
- 1.10 Kompressionstherapie:
- 1.11 3. Hyperkoagulabilität
- 1.12 Antikoagulantien
Sofortmaßnahmen:
- Beintieflagerung
- Arzt informieren
Behandlung:
- laufen, damit sich kein neuer Thrombus bilden kann
Phlebothrombose (tiefe Beinvenenthrombose) (das gesamte Bein ist betroffen)
Verschluss einer tiefen Vene durch eine Thrombose. Meist in den tiefen Beinen – und Beckenvenen auftretend. In 60 % linkes Bein, 10 % rechtes Bein und in sind 2 % Arm(e) betroffen.
Symptome:
- Schwere – und Spannungsgefühl am betroffenen Bein
- Belastungsabhängigen Fußsohlen – oder Wadenschmerz
- evtl. ziehender Schmerz entlang der Venen
- mäßig hohes Fieber
- Schwellung von Unterschenkel oder Bein
- evtl. direktes Ödem in der Knöchelregion
- betroffene Hautregion ist bläulich – rot verfärbt
- warm und glänzend
- evtl. sind tiefe Beinvenen druckschmerzhaft
- Schmerzen beim Beklopfen der Wade, bei der Dorsal Flexion der Fußsohle oder bei Druck auf die Fußsohle
Sofortmaßnahmen:
- Bettruhe für 7 – 10 Tage
- Arzt informieren
Behandlung:
- medikamentöse Antikoagulation (z. B. Marcumar)
- Thrombolysetherapie
- Kompressionsverband
Ziel ist es:
- eine Lungenembolie zu verhindern
- die Entstehung neuer Thrombosen entgegenzuwirken
- die Auswirkung der venösen Abflussbehinderung (Schmerz, Ödem) zu minimieren
Thrombophlebitis (ober flächige Beinvenenthrombose) (lokal)
Das ist eine Entzündung einer oberflächlichen Vene.
Symptom:
Abakterielle:
- derben, druckschmerzhaften Venenstrang, dessen Umgebung gerötet und stark erwärmt ist
- evtl. lokale Schwellung
bakterielle: ähnlich wie bei der Abakteriellen, jedoch können
- Fieber
- Schüttelfrost
- evtl. eitrige Einschmelzung des Entzündungsherdes hinzutreten
Sofortmaßnahmen:
- Arzt informieren
- zunächst Bettruhe, bis es feststeht, dass es tatsächlich eine Thrombophlebitis ist
Behandlung:
- keine Bettruhe, sondern viel laufen
- Kompressionsverband
- Nachts Beine gewickelt lassen und Hochlagern
- zur Linderung der Beschwerden lokale Alkoholumschläge machen und Heparin Salbe auftragen
Lungenembolie
plötzliche oder schrittweise Verlegung der Lungengefäße durch Thromben aus dem venösen Gefäßsystem (in 90 % aus der unteren Körperhälfte). Eine der häufigsten“ plötzlichen“ Todesursachen überhaupt. Größtenteils Folge einer (nicht entdeckten) tiefen Bein – und Beckenvenenthrombose.
Symptome:
- plötzlich auftretende Atemnot, Zyanose und Husten (evtl. mit blutigem Sputum)
- atemabhängige Thoraxschmerzen
- Patient ist sehr ängstlich und unruhig
- blasse und schweißige Haut
- Herz – und Atemfrequenz sind erhöht
- oft unregelmäßiger Puls
- zusätzlich bestehen meistens die Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose, die vom Patienten oft nicht bemerkt werden als Zeichen einer zentral venösen Druckerhöhung sind die Halsvenen gestaut. Der Puls des Patienten ist oft arrhythmisch und Tachykardisch.
Eine Bradykardie bei Thoraxschmerzen spricht eher gegen eine Lungenembolie.
Sofortmaßnahmen:
- absolute Bettruhe
- Oberkörperhochlagerung zur Atemerleichterung und Weichlagerung
zur Dekubitusprophylaxe
- Arzt benachrichtigen
- Fenster öffnen
- evtl. nach Anordnung des Arztes 2 – 3 Liter Sauerstoffgabe
- Vitalzeichen Kontrolle
- bei Atemnot entsprechende Hilfeleistungen
Behandlung:
- Bettruhe
- keine blähende oder stopfende Kost
- Eine Flüssigkeitsbilanz führen (nicht über 2 Liter Flüssigkeit an Tag verabreichen)
- Atem-Therapie durchführen / Sauerstoffgabe
- Kompressionsverband / – Strümpfe
- Schmerzmittel
- operative Entfernung des Embolus
- Heparin Gabe
Unterschiede zwischen einer Phlebothrombose und Thrombophlebitis
Phlebothrombose
- meistens ist das gesamte Bein betroffen
- Schweregefühl im Beinen
- Bein: Ödem, Zyanose, über wärmt
- Druckschmerz:
– Fußsohle- Kniekehle - Oberschenkelinnenseite
- keine Symptome
Thrombophlebitis
- nur einzelne Venen sind betroffen
- Sicht – und fühlbarer Venenstrang mit lokalen Entzündungszeichen
Erkennen einer Thrombose
Am häufigsten liegt die tiefe Bein – und Beckenvene im linken Bein.
- Spontaner Schmerz in der Leistenbeuge und ein einschießender Schmerz in das Bein, wenn der Patient hustet oder presst
- schmerzhafte Druckpunkte (Thrombose Frühzeichen)
der Unterstützung des venösen Rückstroms dienen vier Mechanismen:
Die Druck – Saug – Pumpe der Einatmungstechnik (= Unterdruck im Brustraum)
- Bei der Einatmung erweitert sich der Brustkorb, das Zwerchfell hebt sich und die Zwerchfell-Kuppel senkt sich. Bei der Zwerchfell-Kuppel Senkung entsteht eine Druckerhöhung im Bauchraum, wodurch das Blut von dort in Richtung Brustkorb gedrückt wird.
Sogwirkung durch die Herzaktion
- durch die Erschlaffungsphase (Diastole) entsteht eine Sogwirkung. Bei der Kontraktion (Systole entsteht eine Druckwirkung)
Muskelpumpe und Arterienpuls
- mit Kombination mit der Venenklappe
Zusätzlich befinden sich an der Innenwand der Venen, wo das Blut gegen die Schwerkraft fließen muss, Venenklappe
- wenn es keine Venenklappen geben würde, dann würde das Blut unkontrolliert in beide Richtungen fließen
Thrombose gefährdete Bewohner – / Patientengruppen:
- hohes Alter
- Immobilität / Bewegungsmangel
- Herz – / Kreislauferkrankungen
- Flüssigkeitsmangel, Flüssigkeitsverlust
- Diabetiker
Die Virchow′geht Trias
1. Veränderung der Veneninnenwand = Endothelläsion
2. erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes = Hyperkoagulabilität
3. verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes = Hypozirkulation
Virchowsche Trias
Veränderung der Gefäßwände (Wandfaktor)
Schädigung durch
- Degenerativ (abbauend) :
- Altersbedingt
- Sklerotische Ablagerungen (z. B.- Diabetes mellitus, Nikotin.)
- Varikosis (stark befallene
- Krampfader Erkrankung)
- entzündliche Prozesse:
- Venenentzündung
- traumatisch:
– Operationen
– Verletzungen
– Braunülen
– Venenkatheter
Veränderung der Blutströmung (Kreislauffaktor)
Schädigung durch
- Bewegungsmangel
- Immobilität – Bettruhe
- Lähmungen
- Frakturen
- Schonhaltung
- Herzinsuffizienz, schock
- Varizen (Krampfadern)
- Varikosis
- Flüssigkeitsmangel oder -verlust
- zu wenig Trinken
- nachlassen das Durstempfinden
- Diarrhö (Durchfall)
- hohes Fieber-starkes Schwitzen
- starkes Erbrechen
- Diuretika Einnahme
- (Wassertabletten)
Veränderung der Blutzusammensetzung (Blutfaktor)
Schädigung durch
- Vermehrung der-Blutgerinnungsfaktoren:
- Operationen
- Verletzungen
- Verbrennungen
- Dekubital Geschwüre mit größerer-Gewebszerstörung
- Medikamente
- Ovulation-Hemmer (Pille)
- Kortison
- Hepatitis
- Schwangerschaft, Wochenbett
Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe
1. Endothelläsion
Ø
2. Hypozirkulation
- Mobilisation
- Entstaubende Lagerung der Beine
- ausreichend Flüssigkeitszufuhr
- ausstreichen der Beine
- Atemübungen
- Gymnastische Übungen
- nur nach ärztlicher Anordnung:
Kompressionstherapie:
- MTS : medizinischer Thromboseprophylaxe Strumpf (weiß)
- Kompressionsstrumpf (braun)
- Kompressionsverband
- modifizierter Pütterverband (Kurzzugbinden)
3. Hyperkoagulabilität
- nach ärztlicher Anordnung:
- Heparin
zu 2:
Mobilität:
Durch die Mobilität wird der venöse Rückfluss angeregt (die Muskelpumpe wird angeregt).
Langfristiges Ziel: Muskelmaße wird aufgebaut und gehalten. Die Selbstständigkeit wird gefördert.
Der Muskelaufbau wird durch isometrische Übungen (z. B. Fußsohlen druck – nicht bei Spastiken anwenden), viele Mikrobewegungen, Lagerungen, langsames mobilisieren gefördert.
Mit frühzeitiger Förderung der Bewegungen anfangen.
Bewegungsübungen:
Der venöse Rückfluss wird angeregt.
z. B. Gymnastik, Bettfahrrad.
Kontraindikationen: bei Appoplexpatien, bei gelähmter Seite (Spastiken können ausgelöst werden).
Die Bewegungsübungen können bei der täglichen Körperpflege mit eingebaut werden (viele Mikrobewegungen). Sie sollten so oft wie möglich angewendet werden, jedoch mindestens 2 x täglich. Den Bewohner auffordern dies selbstständig zu tun, andernfalls ihm dabei unterstützen (dient neben der Thromboseprophylaxe auch der Kontrakturen Prophylaxe).
Entstaubende Lagerung:
Der venöse Rückfluss wird angeregt, dafür wird die Schwerkraft genutzt.
Es sollte so gelagert werden, dass die Lagerung das Knie unterstützt / abknickt wird (Venenkissen – kein Keilkissen verwenden). Das Venenkissen sollte 30 Minuten vor der Kompression untergelegt werden. Wirkt entspannend, es besteht die Gefahr der Beuge-Kontraktur.
Kontraindikation: bei verdacht – oder bestehender Thrombose, arterielle Durchblutungsstörungen in den Beinen und Herzinsuffizienz.
Ausstreichen der Beine:
Durch das Ausstreichen wird das Blut vom Fuß durch das Bein nach oben geschoben und somit wird der venöse Rückfluss angeregt.
Es wird vom Unterschenkel zum Oberschenkel ausgestrichen. Bei adipösen Menschen wird zuerst mit dem Oberschenkel angefangen, damit der erste Stau ausgestrichen wird und der Weg nach oben frei ist. Anschließend vom Unterschenkel nach oben hin ausstreichen.
Dies sollte schon bei der täglichen Körperpflege mit eingebaut werden (morgens beim Waschen, abtrocknen, eincremen – abends ebenfalls anwendbar).
Es sollte mindestens 2 x täglich ausgestrichen werden.
Kontraindikation: Varizen, Varikosis, bei bestehender oder verdacht auf Thrombose, Herzinsuffizienz, arterielle Durchblutungsstörungen der Beine, Beinödeme, Lungenödem, jede Art von Hautveränderungen und Hautverletzungen.
Atemübungen:
Druck – und Saugeffekt im Brustraum wird angeregt, besonders bei der tiefen Einatmung.
Den Bewohner mehrmals täglich auffordern, tief einzuatmen. Evtl. gemeinsame Atemübungen durchführen. Mit den Bewohnern singen. Über die Nase einatmen und über den Mund ausatmen.
Die Atemübungen können überall und zu jeder Zeit durchgeführt werden.
Kontraindikation: Schonatmung, Bauchverletzungen (beides sind nur außergewöhnliche Kontraindikationen).
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr:
Das Blut wird durch die Flüssigkeit (1,5 – 2 Liter täglich) dünner und kann dadurch schneller zum Herzen zurückfließen.
Bei Durchfall, starkes erbrechen und bei Fieber sollte mehr als die übliche Flüssigkeit zugenommen werden.
Den Bewohner immer wieder Getränke anbieten: in Gesellschaft, Trinkhilfen (Strohhalm, Becher, evtl. mit Griffen, Schnabelbecher / – Tasse, größeres Trinkgefäß), als Spiel anbieten, abwechslungsreiche Getränke (selbst hergestellte Getränke, Obst – und Gemüsesäfte, Saft mit Wasser mischen, verschiedene Säfte anbieten). Auf die Vorlieben des jeweiligen Menschen achten.
Einfuhrplan für jeden Bewohner erstellen.
Kontraindikation: Herzinsuffizienz, schwere Herzkrankheiten, Nierenleiden, schwere Ödeme, vom Arzt angeordnete Trinkbeschränkungen.
Kompressionstherapie:
Erfolgt nur auf ärztliche Anordnung.
– MTS = medizinischer Thromboseprophylaxe Strumpf (weiß)
Oberflächlicher Druck auf die Beine.
Wird bei bettlägerigen Bewohnern angewendet. Wenn sie bei mobilen Menschen angewendet werden, ist er sinnlos, weil er durch die leichtere Kompression nur im Liegen den venösen Rückfluss fördert.
– Kompressionsstrumpf
Höherer Druck, gibt es in 4 unterschiedlichen Stärken.
Die oberflächlichen Venen sollen komprimiert werden und die Muskelpumpe kann durch den höheren Druck zuverlässiger arbeiten. Wird im Ruhezustand (im Liegen) an – und ausgezogen, da der Druck sonst in den Venen zu groß ist.
Venöse Strömungsgeschwindigkeiten in % zur flachen Rückenlage nach Portier
Bein | Becken | |
Liegen
Zehen Gymnastik Fußgymnastik Stehen Gehen Fußende 20° hoch Beine 90° hoch Atemübungen Bettfahrrad Elastische Strümpfe |
100
160 190 60 120 250 370 130 440 190 |
100
150 150 70 113 180 260 115 470 120 |
Zu 3:
Antikoagulantien
Definition:
Medikamente, die die Blutgerinnung verzögern.
Zur Vorbeugung der Entstehung von (oder der Ausweitung bestehender) Thrombosen.
› Heparin
hemmt die Blutgerinnung an mehreren Stellen der Gerinnungskaskaden, vor allem aber die Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin. Zur Prophylaxe dient die Low -dose – Heparinisierung (zur Auflösung eines Thrombus die high -dose – Heparinisierung). Bei nicht fraktionierten Heparin (z. B. Liquemin ®). Müssen 3 x täglich 5000 i. E. s. c. gespritzt werden, bei übergewichtigen Personen kann bis zu 3 x täglich 10000 i. E. gespritzt werden Niedermolekulare, sogenannte fraktionierte Heparin (z. B. Fraxiparin ®) erfordern dagegen nur 1 Injektion täglich von 2500 bis 5000 i. E.
› Cumarine (z. B. Marcumar)
Sind Vitamin – K – Antagonisten und hemmen die Synthese bestimmter
Gerinnungsfaktoren in der Leber.
Indikationen: – nach Herzklappeneinsatz
- bei Vorhofflimmern
- nach tiefen Bein – und Beckenvenenthrombosen
- nach Lungenembolie
Ziel: Quick Wert von 20 – 25 %
Pflege von Patienten / Bewohnern unter Marcumar Behandlung:
- Patient / Bewohner erhält Marcumarpass, den er immer bei sich tragen sollte (in der Dokumentation kennzeichnen)
- bei jeden neuen Arztkontakt diesen informieren
- erhöhte Blutungsneigung
- kein Vitamin – K – reiche Ernährung, hemmt die Hemmung (z. B. grünes Gemüse, Spinat, Kohl)
- Vorsicht beim Rasieren, Zähneputzen, Nägel schneiden
- keine i. m. Injektionen (Verblutens-Gefahr ist zu groß, falls ein Gefäß getroffen wird)
- Medikamente immer zur gleichen Zeit einnehmen, am besten abends. Falls das Medikament einmal vergessen worden ist, den Arzt informieren, nicht nachträglich verabreichen. Arztanweisung abwarten.
- Verletzungen bluten etwas verstärkt als gewöhnlich. Es kommt schneller zur Hämatombildung.
- Intensive Blutungen aus Nase und Mund oder rötlicher bis schwärzlicher Urin oder pechschwarzer Stuhl sofort den Arzt informieren