Autor/in: Daniel Thiart

Beschreiben Sie die Arbeit mit dem ROT Realitätsorientierungstraining innerhalb der gerontopsychiatrischen Einrichtung!

Das Realitätsorientierungstraining (ROT) ist eine Grundtechnik zur Rehabilitation von Personen, die unter Gedächtnisstörungen oder Verwirrtheitszustände leiden und zeitlich und örtlich oder auch situativ desorientiert sind. Unabhängig von der Entstehungsursache der Erkrankung konnte nachweisbar eine Verbesserung der Orientierungsfähigkeit   und der allgemeinen Gedächtnisleistung erreicht werden, außerdem eine Steigerung der Selbstständigkeit und des Wohlbefindens.

Die Vorteile des ROT bestehen u. a. darin, dass es leicht erlernbar ist und somit keinen Fachtherapeuten erfordert. Zudem genügt für die Durchführung ein relativ geringer, jedoch regelmäßiger Zeitaufwand!

Man unterscheidet beim ROT drei Teile:

  • Training des Personals
  • Das 24-Stunden-Programm
  • Ergänzende Gruppensitzungen (das „Classroom-ROT“).


Training des Personals

Das Personaltraining ist deshalb so wichtig, weil die Durchführung, des ROT, die Mitarbeit des gesamten Teams erfordert. Die wesentlichen Grundzüge des Programms müssen durchschaut und das kontinuierliche   Vorgeben von Orientierungshilfen muss eingeübt werden. Eine rein technische Anwendung des ROT wird jedoch kaum zum Erfolg führen, ausschlaggebend ist die Qualität der pflegerischen und menschlichen Betreuung. Der alte Mensch soll Wärme spüren und Respekt vor seiner Persönlichkeit und sich zugleich einer positiven Erwartungshaltung gegenübersehen. Es geht um eine konzentrierte, gezielte Kommunikation: Die Mitarbeiter sollen dem desorientierten alten Menschen bei jeder Gelegenheit Grundinformationen vermitteln, z. B. „Guten Morgen, Frau Müller, es ist 8.00 Uhr morgens. Heute ist Dienstag, der 18. Mai 2004. Draußen scheint die Sonne.“

Das 24-Stunden-Programm

Das 24-Stunden-Programm ist der zentrale Bestandteil des ROT. Der gesamte Wohnbereich und Tagesablauf wird unter dem Gesichtspunkt der Reorientierung der betroffenen alten Menschen gestaltet, damit sie über 24 Stunden hinweg, d. h. ununterbrochen eine orientierende Simulation erfahren.

Dazu gehört:

  • Das Anbringen von Orientierungshilfen zur örtlichen und zeitlichen Orientierung, z. B. große Kalender und Uhren, Symbole an den Türen, die die Funktion des Raumes verdeutlichen, aber auch Spiegel und Polster mit realistisch abgebildeten Tieren und Gegenständen aus dem Alltag. Das Lesen und Verstehen dieser Orientierungshilfen bedarf der Übung, darum muss immer wieder auf sie aufmerksam gemacht werden.
  • Dass der Tagesablauf zeitlich klar strukturiert sein muss. Regelmäßigkeiten und Gewohnheiten sind wichtige Hilfen. Immer wiederkehrende Ereignisse im Station respektive Heimalltag sollen stets in der gleichen Weise, in der gleichen Reihenfolge und nach einem festen Zeitplan ablaufen.

So oft wie möglich sollten verbale Orientierungen über Ort, Zeit und Person vorgegeben werden. Jedes Gespräch mit desorientierten Menschen ist mit Nennung des Namens, u. U. beider Gesprächspartner, zu beginnen, da die persönliche Identität zentral zur Realität eines Menschen gehört.

Die Gruppensitzung („ Classroom-ROT“)

Die Gruppensitzungen ergänzen das 24-Stunden-Programm. 4-8 Personen kommen über einen längeren Zeitraum hinweg täglich für 30–60 Minuten zusammen, um nach einem vorgegebenen Schema Orientierungsübungen zu machen.

Die Realitäts-Orientierungs-Tafel ist dabei das wichtigste Hilfsmittel.

Ablauf einer Gruppensitzung:

  • gegenseitiges Vorstellen der Gruppenmitglieder,
  • Lesen und Abfragen der ROT-Tafel,
  • Zwei viertelstündige Gruppendiskussionen über konkrete Themen unterbrochen durch eine Erfrischungspause,
  • Abschluss evtl. mit Musikhören

Die Vermittlung orientierter Grundinformationen darf sich nicht auf ein monotones Frage-und-Antwort-Spiel beschränken, es soll keine „Schulatmosphäre“ entstehen. Sowohl das 24-Stunden-Programm für den Einzelnen als auch die Wiederholungsübungen in der Kleingruppe sollten in abwechslungsreiche, auch spielerische Tätigkeiten gekleidet werden. Anschauungsmaterial kann die Diskussionen unterstützen. Der alte Mensch sollte einen Sinnes-Zusammenhang zwischen den durchgeführten Übungen und dem Lebensalltag feststellen können.

Beispiele in der Gerontopsychiatrie:

  • Rundgänge werden im Garten gemacht
  • Fotos von Angehörigen anschauen
  • ein Tagesplan mit Bildern und Uhrzeiten des jeweiligen Ereignisses wird zusammen mit den Patienten erstellt
  • Orientierungshilfen an Türen sind gegeben (Bild mit Namen)
  • Altersgerechte Kalender und Uhren sind in jedem Zimmer angebracht
  • Kleine Tafeln in jedem Zimmer informieren den Patienten stets über die Bezugspflegepersonen

Auf der gerontopsychiatrischen Station der Uniklinik gibt es den großen Veranstaltungsraum, der für ROT verwendet wird. In dem Raum befinden sich zahlreiche Gegenstände, wie z. B. alte Bügeleisen, Nähzeug, eine Wärmflasche aus Metall von „früher“ usw., die zur Durchführung von ROT geeignet sind. In diesem Raum finden auch die Gruppensitzungen statt.

Rot Realitätsorientierungstraining weitere Quellen:
ROT Realitätsorientierungstraining

Realitäts-Orientierungs-Training schafft Sicherheit bei Demenz
Standard „24-Stunden ROT / Gruppen-ROT“ (stationäre Pflege)

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