Pflege bei Sauerstofftherapie
Indikation:
- Notfallsituationen
- Erkrankungen mit verminderter Sauerstoffkonzentration im Blut: Bsp.: Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, Anämie
Rechtlicher Hintergrund
› Sauerstoff ist ein Arzneimittel und darf nur auf ärztliche Anordnung verabreicht werden,
diese umfasst:
- Verabreichungsform
- Menge Dauer
› Ausnahme: Notfallsituation! Pflegekräfte mit entsprechenden Kenntnissen können bis
zum Eintreffen des Arztes Sauerstoff verabreichen.
Sauerstoffquellen:
- Zentrales Reservoir mit Wandanschluss (blau)
- Sauerstoffflaschen mit komprimierten Sauerstoff:
- unterschiedliche Größe: Rauminhalt von 2 bis 50 l
- Druck 150 – 200 bar (Druckminderer an Manometer ablesbar)
- beinhaltet reinen Sauerstoff (100 %)
Inhaltsverzeichnis
- 1 Pflege bei Sauerstofftherapie
- 1.1 Sauerstoffquellen:
- 1.2 Umgang mit Sauerstoffflaschen
- 1.3 Grundsätze zur Sauerstofftherapie:
- 1.4 1. Sauerstoff – Nasensonde:
Umgang mit Sauerstoffflaschen
- bisher blaue Kennzeichnung; ab 2006 EU: weiß mit schwarzem N
Sicherheitsmaßnahmen: (es beseht Explosionsgefahr!)
- Nicht fallen lassen!
– stehend fixieren oder liegend lagern
– Nicht in Patienten- / Bewohnerzimmer, Treppenhäuser oder Gängen lagern. - Nicht in die Nähe von Feuer bringen!
– ist selbst nicht brennbar, fördert aber Verbrennungen
– Keine direkte Sonneneinstrahlung, nicht in die Nähe von Wärmeeinwirkungen lagern. - Ventile nicht einfetten! Explosionsgefahr
- Nur mit geschlossenem Ventil und Schutzkappe transportieren!
- Beim Öffnen der Flasche keine Gewalt anwenden!
- Flasche niemals im Bewohner- / Patientenzimmer wechseln!
- Flasche betriebsbereit halten und vor Gebrauch kontrollieren!
- Volle und leere Flaschen getrennt voneinander aufbewahren, vermeidet so unnötigen Stress, Zeitmangel und Ärger
- Immer 0,5 bar in Flasche belassen, wegen Keimbesiedlung
- Keine Selbstreparaturen vornehmen, immer technischen Dienst rufen!
- Hersteller – Anweisungen beachten!
Grundsätze zur Sauerstofftherapie:
- Sauerstoff wird trocken gelagert und muss immer zur Vermeidung von Schleimhautschäden mit destilliertem Wasser angefeuchtet werden.
- Ab einer Dosis von 6 l/min. sollte er angewärmt werden
- Streng aseptisches Arbeiten mit den Materialien:
– konsequenter Wechsel der Wassergefäße und Schlauchsysteme
(Aqua Pack werden benutzt, bis sie leer sind)
– Schlauchsystem nur für einen Bewohner / Patient benutzen. - Falls möglich, vor Gebrauch Nase schnäuzen lassen
Verabreichungsformen:
1. Sauerstoff – Nasensonde:
- Definition: O₂ – Nasensonde mit Schaumgummipolster, wird bei leichter Atemnot angewendet.
- Befestigung: ca. 1 cm in das Nasenloch vorschieben und durch das Schaumgummipolster fixieren; im Notfall noch mit Pflaster an Nasenrücken oder Backe befestigen
- Flow (Flussgeschwindigkeit ): 1 – 4 l / min.
- Sauerstoffkonzentration: 30 – 40 %
- Vorteile: stört relativ wenig, Patient kann damit essen und trinken
- Nachteile: treten häufig Reizungen der Nasenschleimhaut auf, Sonde rutscht oft aus der Nase, sehr engmaschige Kontrolle und Sonde kann abknicken
2. Sauerstoffbrille:
- Definition: Sonde für beide Nasenlöcher
- Befestigung: wird um den Kopf gelegt du an Nase fixiert, Sonden Öffnung liegen ca. 0,5 cm in der Nase
- Flow: 1 -6 l / min
- Sauerstoffkonzentration: 40 -60 %
- Vorteile: leichte Handhabung, geringe Einschränkung für Betroffene, sprechen ist möglich
- Nachteile: Nasenschleimhautreizungen, manche fühlen sich an Wangen eingeengt
3. Sauerstoffmaske:
- Definition: Maske, die vor Mund und Nase anhand Gummi um Hinterkopf befestigt wird; hierbei wird zwischen einfache Maske und Maske mit Reservoir und Ventil
- Flow: 5 -10 l / min; bei Reservoir Ventil 6 – 10 l / min
- Sauerstoffkonzentration: 40 – 60 %; bei Reservoir Ventil 80 %
- Vorteile: leichte Handhabung, höherer Flow möglich, Nasen- und Mundatmung ist beteiligt
- Nachteile: sprechen nicht möglich, Gefühle von Einengung, Atemnot wird durch Verunsicherung und Gefühle von Einengung unterstützt, bei Flow unter 5 l / min kann es im Schlauch zu CO₂ – Stau kommen
4. Transtrachealer Katheter.
- Definition: Katheter mit Ansatz an Trachealkanüle, oder direkter Katheter in Trachea
- Flow: 3 l / min
- Sauerstoffkonzentration: ca. 50 %
- Voraussetzungen: hohe Motivation, Schulung der Betroffenen (häufige Reinigung notwendig
Überwachungsmaßnahmen bei Sauerstofftherapie:
- Vitalzeichen:
– Atmung: Frequenz, Rhythmus, Tiefe
– Blutdruck
– Puls - Bewusstseinslage:
– Unruhe, Schwindel, Schläfrigkeit, Sprache - Haut:
– Zyanose
– Druckstellen - Nasen- und Mundschleimhaut:
– Feuchtigkeit
– Läsionen (= kleine Verletzungen) - Sauerstoffdosierung
- Sauerstoffquelle
- Sondenlage
Komplikationen:
- Druckstellen aufgrund von der Sonde
- Mundtrockenheit
- Nasenschleimhautreizung
- Atemlähmung / Atemdepression
Atemlähmung / Atemdepression:
Vorsicht bei Menschen mit chronisch – obstruktiven Lungenerkrankungen / Asthma: Atemantrieb ist bei COPD / Asthma nur durch niedrigen Sauerstoffgehalt, da sie sich an den stetig hohen CO₂ Gehalt gewöhnt haben
› durch Sauerstoffgabe und hoher Sauerstoffkonzentration verlieren Betroffene ihren Atemantrieb und hören auf zu atmen!
› extremer CO₂ – Anstieg und Sauerstoffmangel = Notfallsituation, die Beatmung zur Folge haben kann.
Beim gesunden Menschen ist der CO₂ – Wert bei p 35 – 45; bei Asthmatiker signifikant erhöht.
Berechnungsformel für den Inhalt einer Sauerstoffflasche:
(Wie lange hält der Sauerstoffvorrat bei Benutzung der Flasche?)
Flaschenvolumen (l) x Druck (bar) (= Menge in Liter)
_________________________________________________
Sauerstoffverbrauch (l / min) x 1 bar
Bsp.: (10 l × 90 bar) : 2 l / min› 900 l : 2 = 450 min› So lang hält die Flasche bei einem Sauerstoffverbrauch von 2 l / min.
Durchführung der Sauerstofftherapie:
- Betroffenen informieren
- Betroffenen Atem unterstützend lagern
- Nasenreinigung ermöglichen
- Sauerstoffflasche, Befeuchtung und entsprechende Verabreichungsform (Sonde, Maske oder Brille) vorbereiten
- Sonde, Maske oder Brille anlegen
- Sauerstoffflow nach ärztlicher Anordnung anstellen
- Dokumentation
- Regelmäßige Überwachung
Umgang mit Sauerstoffflasche bei Gebrauch:
- Verschlusskappe aufschrauben: Haupthahn und Ventil ist verschlossen
- Manometer Aufsatz aufschrauben (falls nicht an Flasche)
- Haupthahn langsam aufschrauben (Ventilöffnung von sich wegdrehen)
- Hahn wieder schließen und Ventil langsam öffnen, Luft entweichen lassen
- destilliertes Wasser in den Behälter füllen, respektive Aqua Pack aufschrauben.
- Maske, Brille oder Sonde an Ansatz anbringen
- Haupthahn öffnen
- Ventil öffnen und anhand Manometer den Flow korrekt einstellen
Absaugen von Atemsekret
› Entfernen von Absaugsekret mit einem Absaugkatheter aus den Atemwegen
Indikation:
- Bewohner / Patient kann nicht selbstständig abhusten
- Aspiration bei Notfällen
- Bei liegendem Tracheostoma
- Lungenerkrankungen Bsp.: COPD, Pneumonie
- Herzerkrankungen Bsp.: Lungenödeme bei Linksherzinsuffizienz
- Diagnostische Zwecke (= für Untersuchungen)
Absaugtechniken:
- orales Absaugen› absaugen durch den Mund
- nasales Absaugen› absaugen durch die Nase
- endotracheales Absaugen› absaugen durch eine Trachealkanüle
- bronchoskopisches Absaugen› absaugen mittels Endoskop; wird vor allem vom Arzt gemacht
Prinzipien / Grundsätze zum Absaugen:
- wenn möglich, zweite Pflegekraft hinzuziehen
- streng aseptisch Arbeiten (Infektionsschutz)
- Absaugvorgang nicht länger als 15 – 20 Sekunden (Sauerstoffmangel vermeiden!)
- Häufigkeit hängt von der Menge des Atemsekrets ab: Kein routinemäßiges Absaugen durchführen› je häufiger angesaugt wird, desto mehr Sekret wird produziert. › Teufelskreis
- Einfühlsamen Vorgehen, da schwerwiegender und unangenehmer Eingriff
- Bei liegenden Magensonden: Magenbeutel muss tiefer als Magenniveau liegen
Materialien zum Absaugen:
- Absauggerät mit Druckluft
a) Wandanschluss
b) tragbares Gerät - Auffanggefäß mit Desinfektionslösung / Wasser gefüllt für das Atemsekret
- Wasserbehälter mit Spüllösung (zum Reinigen des Absaugschlauches)
- Absaugkatheter
– atraumatisch Katheter CH 8 – 16 (gerade, mit Ring an der Spitze)
– Traumatische Katheter CH 8 – 16 (gebogene, mit großer Öffnung nach vorne
› verursacht somit schneller Verletzungen. - Absaugschlauch
- Verbindungsstück
- Sterile / unsterile Handschuhe
- Abwurf
- Mundschutz zum Eigenschutz
- Utensilien zur Nasen- und Mundpflege, evtl. Gleitmittel Bsp. Xylocain; kein Bepanthen oder Ähnliches verwenden (Vorsicht Infektionsgefahr)
Xylocain = betäubt etwas
Vorbereitung:
- Das Material richten (s. o.) Gerät vorbereiten und Sog kontrollieren
- Bewohner / Patient informieren (immer. Auch bei bewusstlosen Menschen)
- Mund / Nase ggf. reinigen
- Bewohner / Patient in Oberkörperhochlage bringen (› manchmal auch in stabile Seitenlage bringen)
- evtl. Unterstützung durch Sekret lösende Maßnahmen
- Hände desinfizieren
- Absaugkatheter mit Verbindungsstück am Schlauch anschließen
- Handschuhe anziehen (bei Endotracheal steril, sonst unsteril)
Durchführung:
- Bewohner / Patient beruhigen und zum Atmen anregen
- Absaugkatheter ohne Sog vorsichtig in Nase / Mund einbringen und bis in Trachea vorschieben (Einatmen des Bewohners / Patienten abwarten)
- Sog herstellen
- Katheter mit Sog und leichten drehenden Bewegungen zurückziehen (nicht länger als 15 – 20 Sekunden)
- Absaugkatheter entfernen und Absaugschlauch in Spüllösung reinigen
- Absaugkatheter um Handschuh wickeln und verwerfen
- Gerät ausmachen
Nachbereitung:
- Bewohner / Patient: Gesicht evtl. reinigen, sich beruhigen lassen
- Die Atmung kontrollieren (Geräusche, Frequenz, Qualität)
- Das Ergebnis dokumentieren (Sekret beschreiben, Menge, Vorgang, Reaktion des Bewohners / Patienten)
Vor einem erneuten Absaugvorgang benötigt Bewohner / Patient Verschnaufpause.
Komplikationen:
- Infektionen der Atemwege
- Schleimhautverletzungen im Mund- / Rachenraum und Trachea
- Vagusreizung mit Bradykardie: kann zum Erbrechen führen
- Sauerstoffmangel mit Atemnot und Zyanose
Weitere Quellen zur Pflege bei Sauerstofftherapie
Standard „Sauerstofftherapie“ – PQSG
Sauerstofftherapie
Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen
Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT)