Kontrakturen Prophylaxe
Definition Kontrakturen Prophylaxe: Funktions- und Bewegungseinschränkung von Gelenken
- Durch Verkürzung von Muskeln, Sehnen und Bändern
- Und/oder Schrumpfung der Gelenkkapsel
- Und/oder Verwachsungen der Gelenkflächen bedingt sind
Einteilung nach Entstehungsmechanismus
› Vom Gelenk selbst ausgehend, wenn das Gelenk geschädigt ist durch
- Arthrose (Gelenkverschleiß)
- Entzündungen
- Frakturen
- Operationen am Gelenk
› Ursprung im umgebenden Weichteilapparat
- Muskelerkrankungen (Muskeldystrophie)
- Verletzungen von Bändern, Sehnen, Kapseln und Muskeln, Sehnen-, Bänder- und Kapsel Erkrankungen
- Verbrennungen der Haut, Narben
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kontrakturen Prophylaxe
- 1.0.1 Einteilung nach Entstehungsmechanismus
- 1.0.2 › Vom Gelenk selbst ausgehend, wenn das Gelenk geschädigt ist durch
- 1.0.3 › Ursprung im umgebenden Weichteilapparat
- 1.0.4 › Störung der nervösen Versorgung der Muskulatur
- 1.0.5 › Unsachgemäße, nicht fachgerechte Lagerung
- 1.0.6 Abduktion-Kontrakturen:
- 1.0.7 Gefährdete Personen
- 1.0.8 Symptome
- 1.0.9 Maßnahmen
- 1.0.10 Mobilisation:
- 1.0.11 Bewegungsübungen
- 1.0.12 › isotonische Bewegung: sichtbare Verkürzung eines Muskels
- 1.0.13 › Förderung der Muskeldurchblutung/-stoffwechsel
- 1.0.14 Durchführung
- 1.0.15 Lagerung
- 1.0.16 Lagerung in physiologischer Mittelstellung
- 1.0.17 Durchführung
- 1.0.18 Beugestellung
- 1.0.19 Kontraindikationen
- 1.0.20 Durchführung Kontrakturen Prophylaxe
- 1.0.21 Streckstellung
› Störung der nervösen Versorgung der Muskulatur
- Ist die Erregungsleitung vom Nervensystem zur Muskulatur gestört, so kommt es zur „Fehlinformation“ an der Muskulatur
- Apoplex, Querschnittslähmung. Multiple Sklerose.
› Unsachgemäße, nicht fachgerechte Lagerung
Beuge-Kontraktur: Gelenk in Beugestellung fixiert
Streck Kontraktur: Bsp.: Spitzfuß
Abduktion-Kontrakturen:
- Abduktion: Wegführen von der Mittellinie
- Adduktion: Heranführen an die Mittellinie
Gefährdete Personen
- Alle inmobilen Patienten
- Patienten mit degenerativen oder entzündlichen Gelenkerkrankungen, die aufgrund von Schmerzen eine Schonhaltung annehmen und sich deshalb kaum bewegen
- Bsp. Rheuma, Arthrose, Arthritis, Gicht
- Patienten mit Nerven- oder Querschnittslähmungen
- Apoplex, MS
- Patienten mit Verbrennungen in Gelenknähe
- Patienten mit enorm reduzierten Allgemeinzustand
- Schwere Allgemeinerkrankungen oder ältere Patienten
- Bewusstlose Patienten, Bewusstsein gestörte Patienten
- SHT, Koma Diabethikum
- Patienten in Gips-, Schienen- oder Streckverbänden
- Jede längere Ruhigstellung und/oder Bettlägerigkeit stellt grundsätzlich ein Risiko dar, eine Kontraktur zu entwickeln
Symptome
- Zwangshaltung des Gelenks
- Schmerzhafte Bewegungseinschränkungen
- Nicht harmonisierter Bewegungsablauf
- Eingeschränkte passive Beweglichkeit
Maßnahmen
Mobilisation:
- Stufenweise oder der Situation entsprechend
- Sitzen an der Bettkante
- Stehen vor dem Bett
- Gehen über den Flur
Bewegungsübungen
- Passiv
- Assistierend
- Aktiv
- Resistiv (Bewegung gegen Druck)
› isotonische Bewegung: sichtbare Verkürzung eines Muskels
- isometrische Spannungsübung
- Erhöhung der Muskelspannung
- Bsp für Spannungsübung: Hände und Arme in die Matratze drücken, ohne dass Bewegung entsteht; gegen Füße drücken
› Förderung der Muskeldurchblutung/-stoffwechsel
- Kontraindikationen
- Spastik
- Kreislauf geschwächt
- Herzinfarkt
Prinzipien, die bei der Durchführung beachtet werden müssen
- Auswahl der geeigneten Form der Bewegungsübung
- Bewegungen, die das Gelenk physiologisch zulässt
- Nicht mit Gewalt arbeiten
- Nicht gegen Widerstand arbeiten
- Den Patienten beobachten und mit ihm kommunizieren
Durchführung
- zweimal täglich
- jedes Gelenk 5 Mal
- Integration in die Körperpflege
- Benachbarte, nächstliegende Gelenke stabilisieren (damit Bewegung nicht aus anderen Gelenken gemacht wird’s)
- Beginn an kleineren Gelenken
- Ggf. vorher Schmerztherapie nach Anordnung
Lagerung
- Wechsel zwischen den Lagerungen
- Integration mit Dekubitus Lagerungen möglich
Lagerung in physiologischer Mittelstellung
› Lage der Gelenke, die bei einer evtl. Versteifung die noch größtmögliche Arbeitsverrichtung erlaubt
Durchführung
- Kopf: Mittelstellung: zwischen maximaler Streckung und maximaler Beugung, mithilfe kleines Kissen, oder leicht gebeugt
- Oberarme: werden 30° vom Oberkörper abgespreizt (= 30° Abduktion der Schultergelenke)
- Ober- und Unterarmknochen: (=Ellenbogengelenk): sind so zueinander gestellt, dass sie einen Winkel von 100° bilden
- Handgelenke: Streckung in Richtung Handrücken (Dorsalextension): kann durch weichen Ball oder Rolle in der Handinnenfläche fixiert werden (Achtung bei Patienten mit spastischer Lähmung: mögliche Auslösung des Greifreflexes und dadurch die Spastik provoziert wird)
- Hüftgelenke: gestreckt, indem Oberschenkel so gelagert werden, dass sie eine gerade Linie mit dem Rumpf bilden (Matratze muss stabil genug sein, ansonsten kommt es zur Beuge-Kontraktur der Hüfte)
- Kniegelenke: gestreckt: natürliche Stellung
- Fußgelenke: Streckung des Fußes Richtung Fußsohle, sodass Fuß mit dem Unterschenkel einen rechten Winkel bildet, Innen- und Außenrotation ist zu vermeiden, durch Lagerungshilfsmittel korrigiert
- Wirbelsäule: gerade zu lagern, Verschiebungen in eine seitliche Richtung zu vermeiden, damit keine Fehlhaltungen entstehen können
Beugestellung
› Verhinderung von Verkürzung der Strecker bei Immobilität
Kontraindikationen
- Verletzung an der Beugeseite des Gelenks
Durchführung Kontrakturen Prophylaxe
- Flache Rückenlage, mit leicht erhöhten Oberkörper
- Kopf: Mittelstellung: zwischen maximaler Streckung und maximaler Beugung, mithilfe kleines Kissen, oder leicht gebeugt
- Oberarm: wird vom Körper abgespreizt, dass er mit dem Rumpf einen 90°Winkel bildet (= 90° Flexion des Schultergelenkes)
- Unterarm: bildet mit dem Oberarm einen 90° Winkel (= 90° Flexion des Ellenbogengelenkes)
- Handgelenke: Streckung in Richtung Handrücken (Dorsalextension): kann durch weichen Ball oder Rolle in der Handinnenfläche fixiert werden (Achtung bei Patienten mit spastischer Lähmung: mögliche Auslösung des Greifreflexes und dadurch die Spastik provoziert wird)
- Fingergelenke: soweit gebeugt, dass eine Schalen-Haltung eingenommen wird (Handinnenfläche zeigt nach unten) („Apfelsinengriff“), evtl. Fixierung mit Ball oder Rolle
- Hüftgelenke: leicht gebeugt durch Unterlegen eines Kissens unter die Oberschenkel oder durch Erhöhung des Kopfteils
- Kniegelenk: leicht gebeugt durch Unterlegen einer dünnen Knierolle, kleines Kissen oder Schaumstoffplatte
- Fußgelenke: Streckung des Fußes Richtung Fußsohle, sodass Fuß mit dem Unterschenkel einen rechten Winkel bildet
- Wirbelsäule: gerade zu lagern, Verschiebungen in eine seitliche Richtung zu vermeiden, damit keine Fehlhaltungen entstehen können
Streckstellung
› Verhinderung von Verkürzung der Beugemuskeln bei Immobilität
- Flache Rückenlage
- Kopf: Mittelstellung: zwischen maximaler Streckung und maximaler Beugung, mithilfe kleines Kissen
- Schultergelenk: ab Spreizung der Oberarme in 30° Abduktion
- Ellenbogengelenk: gestreckt, indem Ober- und Unterarm eine Linie bilden
- Handgelenke: führen Linie weiter, Null° Stellung gestreckt
- Fingergelenke: gestreckt, Finger in gerader Haltung
- Hüftgelenke: gestreckt, indem Oberschenkel so gelagert werden, dass sie eine gerade Linie mit dem Rumpf bilden (Matratze muss stabil genug sein, ansonsten kommt es zur Beuge-Kontraktur der Hüfte)
- Kniegelenk: gestreckt, in dem Unter- und Oberschenkel eine gerade Linie bilden
- Fußgelenke: natürliche Stellung, in Richtung Fußsohle fallen, das obere Sprunggelenk befindet sich in Plantarfloexion, bei Dekubitusprophylaxe: gleichzeitig Hohl-respektive Weichlagerung erforderlich
- Wirbelsäule: gerade zu lagern, Verschiebungen in eine seitliche Richtung zu vermeiden, damit keine Fehlhaltungen entstehen können
Weitere Quellen zur Kontrakturen Prophylaxe
Kontrakturenprophylaxe
Standard „Lagerungen im Rahmen der Kontrakturenprophylaxe“
Kontrakturenprophylaxe