Kinästhetik in der Altenpflege
Inhaltsverzeichnis
- Die Konzepte der Kinästhetik
- Theoretische Grundlagen der Kinästhetik
- Die Praxisrelevanz des Themas mit Begründung
- Meine Position zum Thema und seine Bedeutung für zu betreuende Menschen.
- Bewohner Kurzvorstellung / Biografie von Frau W.
- 2.1 Der Ist-Zustand von Frau W. zu AEDL’s / sich bewegen
R / P / F von Frau W. - 2.2 Meine Zielsetzung und die Begründung der Zielsetzung zu Verbesserung der Bewegungsmöglichkeiten von Frau W.
- Die praktische Anwendung der Kinästhetik mit Frau W.
- Schlussteil / Feedback
- Literaturverzeichnis
Kinästhetik
1. Kinästhetik ist ein handlungsorientiertes Bewegungskonzept, das Menschen jeden Alters in ihrer Entwicklung, im Lernen, in ihrer Gesundheit, im Alter und im Sterbeprozess unterstützt. Die Entwicklung der Kinästhetik Programme begann in den 80`er Jahren und wurde von Dr. Frank Hatch und Dr. Lenny Maietta, Santa Fe, New Mexico in den USA eingeleitet.
Kinästhetik basiert auf Forschungsergebnissen der Verhaltenskybernetik und ist mit beeinflusst von der Humanpsychologie, der Feldenkraismethode wie auch von den verschiedenen Richtungen des modernen Tanzes.
Kinästhetik vermittelt Fähigkeiten, die eigenen Bewegungsgrundlagen für normale menschliche Funktionen zu entdecken und zu entwickeln. Diese Bewegungsgrundlagen bilden die Bausteine für die Aktivitäten des täglichen Lebens. Sie unterstützen die Menschen in allen Lebenslagen besser zu agieren, zu reagieren und zu lernen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kinästhetik in der Altenpflege
- 2 Inhaltsverzeichnis
- 2.0.1 Die wechselseitige Interaktionen zwischen Körper, Psyche und Sozialverhalten sind
- 2.1 Weiter lesen auf Seite 2 …
1.1. Die sechs kinästhetischen Prinzipien beschreiben das Führen und Folgen der Bewegung eines anderen Menschen unter Berücksichtigung der anatomischen und funktionellen Gegebenheiten im Menschen-Körpers sowie der äußeren Einflüsse aus unterschiedlichem Blickwinkel. Der ganzheitliche Charakter einer Bewegung kann bei der Betrachtung aus sechs unterschiedlichen Blickwinkeln besser erfasst werden. Im Anfangsstadium des kinästhetischen Lernens fällt eine liebe Art der Bewegungsanalyse schwer. Man läuft Gefahr, sich in einem Netzwerk von Ideen zu verwirren und den Blick fürs Wesentliche zu verlieren. Oder man >> lügt << sich von einem Prinzip zum nächsten. Damit will ich sagen: Man vergisst, die Inhalte der einen Prinzipien zu berücksichtigen, während man die anderen anwendet. Ich empfehle Ihnen, sich die nachfolgenden Inhalte zu den einzelnen Prinzipien im Kreis vorzustellen, damit sie das Übergreifen des einen Prinzips, in das andere besser verstehen zu können.
Eine Bewegungshandlung ist eine |
Interaktion Reaktion auf innere und äußere Erfahrungen |
Funktionale Anatomie, die mit dem Bewegungsapparat |
Menschliche Bewegung unterschiedlich ausgeführt werden kann |
Menschliche Funktion je nach Handlungsabsicht, |
Anstrengung Leistungsvermögen und |
Umgebung Einflüsse aus der Umgebung |
Interaktion
Sinne nehmen Bewegung wahr. Sie merken Unterschiede in Zeit, Raum und Anstrengung. Der Mensch interagiert mittels seiner Sinnes-Systeme mit seiner Umgebung und richtet danach seine Aktivitäten nach außen und nach innen aus. Diese Interaktion sind alle direkt mit Bewegung verknüpft. Jede Interaktion ist einmalig, auch wenn sie von einer anderen mit der gleichen Absicht durch die einmalige situativ bedingte Gestaltung der Bewegungskomponenten Zeit, Raum und Anstrengung in Informationsabgabe. Der Ablauf des Austausches in
Einer Interaktion kann in unterschiedliche Form geregelt werden: einseitig, wechselseitig oder gleichzeitig gemeinsam.
Die wechselseitige Interaktionen zwischen Körper, Psyche und Sozialverhalten sind
Bewegungsabhängig und werden durch die Wahrnehmung nach außen und innen unterschiedlich beeinflusst.
Bei stark erschwerten Bedingungsfaktoren in einem oder mehreren Bewegungsprinzipien ist die taktile – kinästhetische, gleichzeitig gemeinsame Interaktion das effektivste.
Mittel des Lernens. Die Elemente Zeit, Raum und Anstrengung sind direkt körperlich erfahrbar und somit am schnellsten umsetzbar.
Funktionale Anatomie
Der Bewegungsapparat ist das Instrument für Bewegung. Er besteht aus Muskel, Knochen, Sehen und Bändern. Die Knochen werden mittels aktiver Muskelarbeit (verlängern und verkürzen) über die Gelenke bewegt. Der Körper kann in sieben Körperteile, und sind miteinander (über die großen Bewegungsebenen) in vielen Richtungen beweglich verbunden, wegen der beweglichen Verbindung zwischen den Körperteilen haben diese immer die Tendenz, in einem Bewegungsablauf nacheinander zu folgen. Körperteile miteinander gleichzeitig bewegen, erfordert mehr Kraft. Die erhöhte Muskelspannung beim zusammen halten der Körperteile erschwert die Regulation des Gleichgewichtes dabei maßgeblich. Die zentralen Körperteile liegen mittig übereinander. Sie weisen sich nur relativ kleine Bewegungsspielräume auf.
Dementsprechend ist ihre Funktion: Gewicht ruhen lassen. Seitlich sind die Extremitäten angeordnet. Sie weisen in sich relativ große Bewegungsspielräume auf. Ihre Funktion ist >> Gewicht transportieren << (Fortbewegung) oder Spielräume feinmotorische Aktivitäten auszuführen. Bei der Ausführung effektive Positionswechsel und Fortbewegung liegt das Gewicht deshalb für die Schrittausführung vorzugsweise auf den Extremitäten. Das Halten des Gleichgewichtes wird vereinfacht, wenn das Körpergewicht auf den zentralen Körperteilen ruht.
Psychologische Bewegung bewirkt Veränderungen in der Stellung der Körperteile zueinander in allen Körperachsen mittels Muskelarbeit über die großen und die kleinen Bewegungsebenen. Bewegung in vielen Richtungen aktiviert und trainiert gleichmäßig alle Muskelgruppen. Sie ist besonders gesundheitsunterstützend, da alle inneren und äußeren Funktionen indirekte Abhängigkeit zu Muskelarbeit in allen Muskelgruppen und zur Beweglichkeit in allen Gelenken stehen.
„ Massen fassen, Zwischenräume spielen lassen „
Menschliche Bewegung
Unterschiedliche Bewegungshandlungen (Funktionen) erfordern spezifische tätigkeitsorientierte Bewegungsmuster. In gesundheitsunterstützenden Bewegungsmustern sind die beiden Bewegungsanteile Flexibilität und Stabilität integriert. Integrierte Bewegungsmuster kosten wenig funktionelle Anstrengung, sie können jederzeit, unterbrochen werden, ohne Gefahr unkontrolliert zufallen, um sich zu verletzen. Die Leistungsdauer wird durch das geringe Ausmaß an erforderliche Anstrengung erhöht, das erste Bewegungsmuster, das wir als Baby lernen, ist die Spiralform. Der lange Weg erfordert wenig Kraft, aber auch bei vorhandenen Kraftressourcen mehr Zeit, als parallele Muster. Spiralige Bewegungsmuster benötigen nur minimale Stütze – und Haltefunktion. Bewegungsintegration ist am einfachsten mittels spiralförmige Bewegungsmuster zu erreichen, da die Übertragung auf die nächsten Körperteile durch die Ausnutzung des gesamten Spielraumes wie von allein geschieht.
Spiralbewegungen eröffnen ein weites Blickfeld in die Umgebung und ermöglichen die Erfahrung der Körpergrenzen durch unterschiedlichste Druckpunkte im ganzen Körper. Sie fördern die Wahrnehmung und die Orientierung. Parallele Bewegungen erschließen nur das vor uns liegende Blickfeld.
Menschliche Funktion
Wir lernen und entwickeln neue Funktionsmöglichkeiten in Teilschritten. Der Lernprozess beim Erlernen von Funktionen gliedert sich in:
- neue Positionen einnehmen können,
- neue Position zentriert halten können,
- neue Positionen dezidiert halten können,
- in neuen Positionen zielgerichtete Tätigkeiten ausführen können.
Vom Liegen bis zum Stand definiert die Kinästhetik sieben Grundpositionen, in denen das Körpergewicht direkt zur Unterstützungsfläche geleitet wird. Die Bewegung von einer Grundposition zu einer nächsten erfolgt mittels Spiralbewegung. Die sieben Grundpositionen entsprechen in etwa den Entwicklungsschritten eines Babys beim Erlernen von Bewegung und Funktion. Sie werden eingeteilt in Ruhepositionen und Fortbewegens Positionen.
In Ruhepositionen wird das Körpergewicht mittig über den Körperstamm zur Unterstützungsfläche geleitet, in Fortbewegens Positionen seitlich über die Extremitäten. Eine Position gilt dann als zentriert, wenn das Körpergewicht auf direktem Weg über eine verbreitete Auflagefläche zur Unterstützungsfläche abgegeben wird.
Anstrengung
Druck und Zuck sind die beiden Anstrengung arten, durch die wir unseren Körper in die Abgrenzung zur Umgebung erfahren. Die Richtung der Anstrengung ist bei Druck zur Unterstützungsfläche hin und bei Zug von der Unterstützungsfläche weg.
Die Regulierung der Beziehung zwischen Menschen und Gegenständen erfolgt ebenfalls über Zug und Druck. Durch entsprechenden Körpereinsatz können wir unsere Wirkung auf die Umgebung verstärken. Bei Händen (Zugwirkung) regulieren wir die Distanz zur Umgebung. Beim Verstreben (Druckwirkung) regulieren wir die Nähe zur Umgebung. Körpereinsatz ist ein wichtiges Mittel zur Regulierung der Beziehung zur Umgebung sowie zur anstrengungsarmen Kraftverstärkung bei der gefahrlosen Effektivierung von Alltagshandlung.
Druckverstärkung und Druckveränderung zu stabilen Umgebung sind vonnöten, um Kontrolle in Bewegung und Funktionen zu erreichen. Wenn einzelne Körperregionen die Unterstützungsfläche verlassen, müssen andere Körperregionen verstärkt Druck ausüben. Je mehr Körperteile die Unterstützungsfläche verlassen, umso mehr Druck fällt auf einzelne Körperregionen.
Spiralbewegung erfordern nur eine minimale Druckerhöhung, die während der kontinuierlichen Veränderung des Auflagedrucks von der Druckmenge her konstant gehalten wird. In Spiralbewegungen ist es deshalb einfacher als in Parallelbewegungen (sprunghafte Veränderung der Druckpunkte und stärkere Druckmenge) die Kontrolle jederzeit zu halten. Die konditionellen Anforderungen an das Herz-Kreislaufsystem sowie an den Muskelstoffwechsel sind in Spiralbewegungen eindeutig geringer als in Parallelbewegungen.
Umgebungsgestaltung
Bewegung geschieht im Zusammenspiel mit der Schwerkraft und allen Lebewesen und Materialien, die uns umgeben. Die Qualität, die Beschaffenheit und das Geschehen in naher und ferner Umgebung beeinflussen uns direkt.
Der Körper reagiert auf Veränderungen in der Umgebung über Anpassungen im Muskeltonus, was direkten Einfluss auf körperlichen Funktionen und Verhalten hat. Wir reagieren also immer in allen Funktionsbereichen auf das momentane Geschehen und die soziokulturellen Einflüsse aus unserer Umgebung. Als Reaktionsmöglichkeiten können wir entweder versuchen, die Umgebung umzugestalten (agieren) oder unseren Standort, Bewegungsgewohnheiten und Verhaltensmuster so zu verändern (reagieren), dass unser Überleben möglich lange gesichert ist.
-Agieren und Reagieren sind nach außen gerichtete Interaktionen, die abhängig sind von sensorischer Informationsaufnahme, Zuordnungsstrategien und Reaktionsmöglichkeiten
1.2 Praxisrelevanz, mit Begründung
Menschen lernen ihr eigenes Gewicht effektiv in der Schwerkraft zu regulieren und zu kontrollieren.
Auf der Basis der von Hatch/Maietta entwickelten Kinästhetik – Konzepte werden Fachkräfte in der Gesundheit und Sozialbereich befähigt, ihre alltäglichen Bewegungen im Berufsalltag bewusster wahrzunehmen und zu gestalten (Bewegungskompetenz).
- Sie sind dadurch in der Lage, die eigene Gesundheit selbst effektiver zu regulieren und reduzieren dabei die eigene körperliche Belastung.
- Sie lernen, Klienten, Patienten und Bewohner so zu unterstützen, dass diese mehr Selbstständigkeit in den Lebensaktivitäten erreichen.
- Sie verbessern ihre Lern – und Kommunikationsfähigkeiten.
Um ältere, oft multimorbide Menschen in der Mobilität zu unterstützen, bedarf es häufig einer großen Kraftanstrengung. In vielen Einrichtungen gibt es nicht genügend Hilfsmittel für die Mobilisation, in häuslichen Bereich muss immer wieder auf die menschliche Ressource zurückgegriffen werden. Bewegung ist jedoch die Grundvoraussetzung für die Teilnahme am täglichen Leben, Menschen, die sich selbst nicht bewegen können, verlieren mit der Zeit die Orientierung zum Ort. Vitale Funktion wie unter anderem Atmung und Verdauung werden durch Bewegungseinschränkungen reduziert.
Transfers(z. B. Bett-Stuhl, Stuhl-Stuhl), die in den alltäglichen Pflegesituationen durchzuführen sind, werden durch Wahrnehmungseinschränkungen der Pflegebedürftigen erschwert. Zunehmende Kraftlosigkeit und Bewegungseinschränkung der Pflegebedürftigen können so mit auch zu körperliche Schäden der Pflegefachkräfte führen. Die räumlichen Bedingungen, unter denen Pflegefachkräfte arbeiten müssen, sind oft sehr eingeengt Gerade im häuslichen Bereich oder im Nachtdienst sind Pflegefachkräfte auf sich allein gestellt, eine zweite Hilfskraft ist nur selten verfügbar. An dieser Stelle greift das Konzept der Kinästhetik.
1.3 Meine Position zum Thema
Grundlegende Gewichtsverlagerungen
Bevor ich mit der Ausbildung begonnen habe, hatte ich das Gefühl, die
Gewichtsverlagerungen relativ gut im Griff zu haben. Dank Kinästhetik habe ich meine
Bewegungsfähigkeit verfeinert, aber ich versuche laufend Möglichkeiten zur Optimierung zu finden. Ich bin mir bewusst, dass ich noch lange nicht am Ziel bin!
In Bezug zu den Bewohnern:
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Link Tipps:
https://www.bewegungskompetent.com/
Video: Kinästhetik in der Pflege