Katheterpflege und Stomaversorgung
1. Katheterpflege
Für die Ableitung des Urins aus der Harnblase stehen der Harnröhrenblasenkatheter
(transurethraler Dauerkatheter – DK) und der Bauchdeckenblasenkatheter (suprapubische
Blasenkatheter – SBK) zur Verfügung.
Abb 1.: Harnröhrenblasenkatheter (DK): Ballon aufgeblockt; (hält DK in der Blase)
Wer benötigt eine Harnableitung ?
Patienten mit einer akuten oder chronischen Blasenentleerungsstörung (z.B.Prostatavergrößerung, Unfall) sowie zur Erleichterung der postoperativen Pflege oder zur Überwachung der Urinproduktion schwer kranker Patienten.
Welche Komplikationsmöglichkeiten gibt es?
Beide Methoden haben Risiken und Komplikationsmöglichkeiten. Auch bei korrekter
Katheteranlagetechnik, Verwendung eines geschlossenen Harnableitungssystems und trotz
sorgfältiger pflegerischer Maßnahmen lassen sich Harnwegsinfektionen sicher nicht
vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit des Neuauftretens von Bakterien im Urin steigt
proportional mit der Liegedauer des Katheters. Sie liegt bei durch die Harnröhre
katheterisierten Patienten zwischen 3 und 10 % pro Liegetag des Katheters, nach 30 Tagen
sind bei der Mehrheit der Patienten Bakterien im Urin nachzuweisen. Mit jedem
Katheterwechsel sollte deshalb erneut der Grund zur Fortführung der Katheterdrainage
überprüft werden.
In welchen Abständen sollte ein Blasenkatheter gewechselt werden ?
Die Liegedauer eines Blasenverweilkatheters hängt von den Materialeigenschaften des
Katheters und anderen Faktoren wie Urinausscheidung, Infektion, Verkrustungsneigung und
Verschmutzung ab. Es werden für den DK bis zu 3 Wochen (Silikon) und für den SBK
(Katheterstärke £ 12 Charri»re) 4 bis 8 Wochen angegeben. Dennoch sollten
Blasenverweilkatheter heute nicht mehr routinemäßig in festen Zeitabständen gewechselt
werden, sondern bei Bedarf nach individuellen Gesichtspunkten, da die Länge der
Wechselintervalle patientenabhängigen Schwankungen unterliegt. Ein Katheter muss nicht
gewechselt werden, solange ein freier Urinabfluss und klarer Urin gewährleistet sind, keine
lokalen oder systemischen Infektionen vorliegen und Patienten beschwerdefrei ist.
Was muss der Patient bei der Katheterpflege beachten?
Im Rahmen der täglichen Hygiene sollte der äußere Katheteranteil vorsichtig mit Wasser und
Seife oder Wasserstoff-Superoxid (3%) gereinigt werden, die Dammregion mit Wasser und
Seife.
Vor und nach jeder Manipulation am Katheter oder Drainagesystem sollte eine
Händedesinfektion erfolgen. Geschlossene Harnableitungssysteme mit Ablassvorrichtung
dienen der Minderung von aufsteigenden Infektionen. Eine Tropfkammer und ein
Klappenventil verhindern dabei den Urinrückfluss aus dem Auffangbeutel. Auch bei der
Verwendung von solchen Systemen sollte der Urinauffangbeutel immer unterhalb des
Blasenniveaus befestigt werden, um den Harnabfluss zu sichern.
Wann sollte der Arzt aufgesucht werden?
· TRÜBER, ÜBELRIECHENDER URIN
· FIEBER ODER GRIPPEÄHNLICHE SYMPTOME
· FLANKENSCHMERZEN / UNTERBAUCHSCHMERZEN
· MANGELHAFTER ODER FEHLENDER URINABFLUss
Was kann getan werden beim Auftreten von Komplikationen bzw. zu deren
Vermeidung?
Für jede Art der Katheterdrainage gilt, dass deren frühestmögliche Entfernung der
Vermeidung von Komplikationen dient.
Die Harnverdünnung (innere Spülung/spezifisches Gewicht £ 1,015g/cm 3 ) durch
Steigerung der täglichen Trinkmenge auf 2 bis 3 Liter pro Tag kann beim Verweilkatheter
durch den resultierenden Spüleffekt zu einer Verminderung der Keime und der
Verkrustungen führen.
Regelmäßige Blasenspülungen von außen sollten nur in Ausnahmefällen durchgeführt
werden. Sie begünstigen die Entstehung von Harnwegsinfektionen, eine Keimreduktion bei
vorhandener Infektion kann hierdurch keineswegs erzielt werden. Auch Verkrustungen lassen
sich so nicht vermeiden. Lediglich bei Auftreten einer symptomatischen Pilzinfektion kann
das Einbringen pilzabtötender Substanzen in die Harnblase angezeigt sein. Das Ansäuern
eines beim Harnwegsinfekt meist alkalischen Harns mit L-Methionin ( Acimethin ) auf einen
pH-Wert von 5,8 bis 6,2 schränkt das Auftreten von Katheterverkrustungen ein.
Antibiotika sollen beim Dauerkatheterpatienten nur eingesetzt werden, wenn eine
symptomatische Harnwegsinfektion vorliegt. In Ausnahmefällen, z.B. bevorstehende
Operation, Herzklappenersatz oder bei Risikopatienten mit medikamentös oder durch
Krankheit geschwächtem Immunsystem ist eine gezielte antibiotische Therapie gerechtfertigt.
2. Urostomaversorgung ( Urinableitung auf der Haut)
Zwei Methoden der Harnableitung sind die Ureter-Haut-Fistel und das Conduit .
Sie besitzen eine Gemeinsamkeit: der Urin wird über die Harnleiter direkt oder über ein
zwischengeschaltetes Darmsegment an die Körperoberfläche geleitet und dort in einem Beutel
aufgefangen. Die Stelle, an welcher der Urin aus der Bauchdecke ausgeleitet wird, nennt man
Stoma . Diese Verfahren werden als Blasenersatz mit Kontinenzverlust bezeichnet, d.h. der
Urinabgang kann nicht mehr willkürlich kontrolliert werden.
Prinzip und Pflege der Ureter-Haut-Fistel
Bei der Anlage einer Ureter-Haut-Fistel (Uretero-Cutaneostomie) werden die Harnleiter
von der Blase abgetrennt und im Unterbauch in einer Harnleiter-Haut-Mündung (Stoma)
ausgeführt. Damit die äußere Haut diese kleinen Stomaöffnungen nicht verschließt, ist eine
dauerhafte Schienung des Harnleiters mit einer Hohlschiene unvermeidlich. Dieser Schlauch
fixiert sich selbst im Nierenbecken mit seinem aufgerollten Ende (Pigtail), er muss allerdings
alle 6-8 Wochen durch den Urologen gewechselt werden. Probleme dieser Methode der
Harnableitung sind: Krankheitserreger können von der äußeren Haut an der Schiene entlang
zum Nierenbecken aufsteigen. Wiederkehrende Infekte können die Nierenfunktion
beeinträchtigen. In der Regel fördert die Schiene einen Teil des Urins, die Restmenge fließt
neben dem Schlauch im Harnleiter nach unten und tritt an dessen Mündungsstelle aus. Hier
muss – zum Schutz der Haut um das Stoma herum – eine Urostomieversorgung getragen
werden. Bei jedem Versorgungswechsel ist der Konus der Schiene durch die Öffnung der
Hautschutzplatte zu ziehen. Beim Entfernen der Platte besteht die Gefahr einer Verschiebung
der Schiene.
Prinzip und Pflege des Conduits
Das Conduit besteht aus einem 12-15 cm langen Darmsegment. Es wird aus dem
Darmverlauf ausgeschaltet und mit einem Ende im Unterbauch als Stoma ausgeleitet. Hierfür
geeignet ist das Ileum – der letzte Dünndarmabschnitt vor Beginn des Dickdarmes im rechten
Unterbauch ( Ileum-Conduit ) – und der Dickdarm ( Kolon-Conduit ).
Das Conduit ist ausschließlich für den Harnabfluss angelegt (Abb. 2). Der relativ große
Durchmesser des Darmes und die hohe Proliferationsrate der Darmschleimhaut verhindern,
dass die Haut über das Stoma wächst und es verschließt. Das Einlegen von
Harnleiterschienen ist nicht nötig.
Ein wichtiger Aspekt bei der Versorgung eines Conduits ist der Schutz der Urostomie vor Besiedlung mit Krankheitserreger; Probleme verursachen vor allem Fäkalkeime, die der Patient aus der eigenen Analregion per Schmierinfektion überträgt.
Die gründliche Reinigung der Hände vor den Versorgungswechseln sowie die Beachtung einiger Regeln hinsichtlich der Behandlung der um das Stoma herum befindlichen Haut sind in diesem Zusammenhang unverzichtbar.
Die Durchführung des Versorgungswechsels ist vor der ersten Flüssigkeitsaufnahme am
Morgen sinnvoll, weil dann ein etwas geringerer Harnfluss erwartet werden kann.
Pflegeschema:
Bei Verwendung eines zweiteiligen Systems
– z.B. jeweils Mo-Mi-Fr / Sa Wechsel der
Klebeplatte
– täglicher Wechsel des Beutels
– z.B. jeweils montags Wechsel des
Nachtbeutels
– z.B. jeweils montags gegebenenfalls Rasur
der Haut um das Stoma herum bei Männern
Bei Verwendung eines einteiligen Systems
– täglicher Wechsel des Versorgungssystems
Der Hautbezirk um das Stoma wird nach dem Entfernen der alten Versorgung nur mit Wasser
und Kompressen gereinigt, danach das neue System aufgebracht. Die Verwendung einer
gewölbten Versorgung mit Hautschutzpaste und das Tragen eines Gürtels schaffen ein
höheres Maß an Abdichtung. Häufig wird die Frage diskutiert, wie lange eine
Hautschutzplatte die Haut unmittelbar um das Stoma herum ausreichend gegen den Kontakt
mit Urin abdeckt. Hier sollten 2-3 Tage als Maximum angenommen werden. Entzündungen
der Haut mit nachfolgender Vernarbung können zur Stoma-Verengung führen. In schweren
Fällen kann eine Neuanlage des Stomas notwendig werden. Über Nacht sorgt die Verbindung
mit einem Nachtbeutel dafür, dass der Urostomiebeutel in horizontaler Körperhaltung leer
bleibt.
Baden sollte der Stomaträger zur Vermeidung von Keimverschleppungen über das
Badewasser nur mit kompletter Versorgung – diese wird anschließend gewechselt.
Duschen ist ohne Einschränkung möglich.
Internet-Tipp: www.urologenportal.de
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