Katheterismus der Harnblase
= Einbringen eines Katheters in die Harnblase zur Urinableitung. Es bedarf immer eine ärztliche Anordnung zum Katheter legen. Suprapubische Blasenpunktion / Suprapubische Fistel (SPF) ist ausschließlich ärztliche Tätigkeit und somit nicht delegierbar, transurethraler Katheter dagegen ist vom Arzt delegierbar und darf somit von der Pflege übernommen werden.a Suprapubisch kommt von Os pubis (Schambein), der suprapubische Katheter liegt oberhalb
des Schambeins
Indikation:
- Therapeutisch:
– bei Harnverhalt
– bei Lähmungen der Harnblase
– hohe Restharnbildung
– Stilllegung der Harnröhre bei operativen Eingriffen
– Blasenentleerung Schwierigkeiten
– Spül- bzw. Instillationsbehandlungen (= Einbringen von Medikamenten) - Pflegerische:
-offene Wunden Bsp.: Dekubitus; ist aber kein muss - Diagnostisch:
-Restharnbestimmung
– Uringewinnung zur bakteriologischen Untersuchung
– Bilanzierung bei bestimmten Erkrankungen
Katheter Typen:
- Dauer der Anwendung:
– Dauerkatheter: ist Materials abhängig: zwischen 6 – 8 Wochen
– Einmal Katheter: dient zur Uringewinnung, darf max. 2 Stunden liegen, spätestens dann muss er gezogen werden - Spitzen des Katheters:
– Nélaton: Spitze ist gerade, abgerundet, darf bei beiden Geschlechter verwendet werden
– Mercier: Spitze ist rund abgebogen, darf nur beim Mann benutzt werden, nur in
Ausnahmefällen verwenden
– Tiemann: Spitze ist gebogen, darf nur beim Mann benutzt werden, nur in Ausnahmefälle
verwenden wegen Verletzungsgefahr der Harnröhre - Durchmesser Lumen (= Durchmesser vom Katheter):
– Dauerkatheter: Frau: Ch 10 – 12, Mann: Ch 12 – 16
– Einmal Katheter: Frau: Ch 10 – 12, Mann: Ch 12 – 16
› Verletzung und Gefahren von Infektionen steigt mit der Dicke des Blasenkatheters!
› Ch = Charriere: 1 mm entspricht 3 Ch - Anzahl der Lumen:
– Spül- und Dauerkatheter: 2 bis 3 Lumen
› 2 Lumen: einer zum Blocken und einer für Urin; 3 Lumen: einer zum Spülen, einer zum
Blocken und einer für Urin
– Einmal Katheter: 1 Lumen
Katheter Material:
Material: Polyvinylchlorid (PVC)
Anwendungsdauer: Einmalige Anwendung
Eigenschaften:
- Kostengünstiger
- Sicheres, leichtes Einführen
- Wegen Steifheit nicht für Langzeitdrainage geeignet
- Darf max. 2 Stunden liegen und muss dann gezogen werden
Material: Hydrogelbeschichtete Latex, PVC oder Polyurethan-Materialien
Anwendungsdauer: Einmalige Anwendung
Eigenschaften:
- Verminderte Oberflächenreibung
- Geringe Gefahr von Schleimhautreizung und –Verletzung
- Darf max. 2 Stunden liegen und muss dann gezogen werden
- Verletzungsgefahr ist geringer als bei PVC
Material: Unbeschichtetes Latex
Anwendungsdauer: Kurzfristige Anwendung (bis zu 5 Tage)
Eigenschaften:
- Kostengünstiger
- Weich
- Gefahr von Latexallergie (Ausschluss (Ausschluss erforderlich)(=
- Relativ raue Oberfläche
- Erhöhte Inkrustation Tendenz (= Lumen verkleinert sich durch Ablagerungen)
Material: Beschichtete Katheter (Hydrogelbeschichtung auf Latex oder Silikonlatex)
Anwendungsdauer: Kurzfristige Anwendung (bis zu 5 Tage)Tage)Tage)bis zu
Eigenschaften:
- Geringe Oberflächenreibung
- Geringe Inkrustationsneigung
- Schnelle Abnutzung
Material: Silikon
Anwendungsdauer: Langfristige Anwendung (max. 6 – 8 Wochen)
Eigenschaften:
- Geringe Oberflächenreibung
- Sehr geringe Inkrustationsneigung
- Relativ steif, evtl. Beschwerden verursachend
- Durch Zugabe von Weichmachern wird Flexibilität erreicht
- Zusatzstoffe können ausdiffundieren, wodurch ursprünglich hohe Flexibilität deutlich abnehmen kann
Material: Polyurethan
(ist wertvoll)
Anwendungsdauer: Langfristige Anwendung
Eigenschaften:
- Bei Raumtemperatur zum Einführen ausreichend steif
- Durch die Wärme der Harnröhre weich und flexibel
Allgemeine Anforderungen an das Material:
- Sterile Verpackung
- Durchsichtiger Ableitungsschlauch
- Knick sicherer, flexibler Ableitungsschlauch
- Antirefluxventil zum Beutel, damit Urin nicht zurücklaufen kann
- Starre Tropfkammer zum Beutel
- Nicht nach tropfender, aufhängbarer Ablassstutzen
- Selbstdichtende Urin Abnahmestelle
- Geschlossenes System
Problemstellen von Urinableitungssystemen:
- Harnröhrenöffnung
- Katheter Ansatz
- Übergangsschlauch zum Beutel
- Ablassstutzen
- Urin Entnahmestelle
- Belüftungsstelle des Beutels
Regen zum richtigen Umgang mit dem Urinableitungssystem:
- Schlauch darf nicht geknickt liegen
- Schlauch sollte nicht durchhängen
- Ablassstutzen darf keinen Bodenkontakt haben
- Beutel und Schlauch nicht über Blasenniveau hängen oder heben, wenn dann kurz abklemmen
- Diskonnektion vermeiden (= System öffnen bzw. Schläuche auseinander machen)
Komplikationen des transurethralen Blasenkatheters (= trans. BDK)
- Harnwegsinfekt (Vorkommen bei ca. 30 – 40 %)
- Verletzungen der Harnröhre
- Paraphimose (Phimose = Vorhautverengung)
- Einengung (= Strikturen) der Harnröhre, Folge von Harnröhrenverletzung
Ursache der Entstehung von Komplikationen:
- Anatomisch:
– fehlende spontane Urin-Entleerung
– Schutzkeime der Harnröhre fehlen
– Schließmuskel als natürliche Barriere fehlt - Pflegerisch:
– mangelnde Hygiene beim Legen
– mangelnde Hygiene bei liegendem Katheter
– Falsche Handhabung des Ableitungssystems
Maßnahmen zur Vermeidung von Komplikationen:
- Streng aseptische Arbeitsweise beim Legen
- Strenge Händehygiene bei Pflege
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Sorgfältige Katheter und Intimhygiene, bestens mit Octenisept ®
- Reizung und Zug des Katheters vermeiden, evtl. Medikamente vermeiden
- Vorsichtige Entfernung der Krusten und Schleim am Katheter
- Sanfte intim Toilette 1 – 2-mal(ph, mit täglich, mit milder Serife (ph– neutral)neutral)
Legen eines transurethralen Blasenkatheter bei einer Frau:
- Vorbereitung:
1. Material zusammenstellen, Arbeitsfläche richten
2. Die Pflegeempfängerin wird einfühlsam über Sinn und Vorgehen des Katheterisierens informiert.
3. Ihre Intimsphäre wird durch Aufbau eines Sichtschutzes oder eines Einzelzimmers (etc.) gewahrt
4. Aus hygienischen Gründen wird eine sorgfältige intime Toilette durchgeführt
- Durchführung:
1. Händedesinfektion
2. Flachlagerung der Pflegeempfängerin. Möglichst Becken leicht anheben (Bsp.: durch kleines Kissen unterlegen), Füße aufstellen und Knie anwinkeln und abspreizen.
3. Schutzunterlage unterlegen
4. Katheterset öffnen und sterile Arbeitsfläche vorbereiten (falls ohne
Katheterset gearbeitet wird, Material auf sterile Arbeitsfläche legen)
5. Tupfer / Kompressen mit Schleimhautdesinfektion tränken
6. sterile Handschuhe anziehen, über Arbeitshand einen zweiten sterilen Handschuh anziehen.
7. Lochtuch platzieren, die Harnöffnung sichtbar
8. große Schamlippen mit je einem Tupfer desinfizieren (von Bach nach hinten)
9große Schamlippen mit Daumen und Zeigefinger abspreizen und kleine Schamlippen desinfizieren
10. Harnröhren Öffnung desinfizieren (Einwirkzeit beachten)
11. sterilen Tupfer vor Vagina legen
12. zweiten Handschuh von Arbeitshand abziehen
13. Katheter mit der freien Hand an der Kranzfurche fassen, strecken und nach oben ziehen
14. Katheter mit der sterilen Arbeitshand einige Zentimeter unterhalb der Spitze mit Daumen und Zeigefinger nehmen, Ende des Katheters zwischen Ringfinger und kleinen Finger platzieren
15. Katheter nun ca. 15 cm in die Harnröhre mit leichten Drehbewegungen schieben
› Bei deutlichem Widerstand nicht mit Gewalt weiterschieben, sondern kleineres Lumen versuchen und danach Arzt informieren!
Einmal Katheter:
16. Bei Urinfluss nicht mehr weiterschieben
17. Urin in Auffangbehälter (mit Maßangabe in l)
18. evtl. zur vollständigen Entleerung sanfte Druckbewegungen auf die Blase ausüben
19. nach Ende des Urin-Flusses Katheter herausziehen und entsorgen
Blasenverweilkatheter:
16. bei Urinfluss noch ca. 2 cm weiterschieben
17. den Ballon mit Aqua injectabile blocken, dabei auf Schmerzen achten (Menge nach Herstellerangabe)
18. Katheter vorsichtig bis Widerstand zum Blasengrund zurückziehen
19. Katheter mit Urin Ablaufsystem verbinden
20. Intimbereich abtrocknen
21. Handschuhe ausziehen und verwerfen
22. Lagerungskissen unter Becken entfernen und bequem lagern
Nachbereitung: 1. Material entsorgen und aufräumen
2. Dokumentation: nach einmal Katheter: Urinmenge; nach Verweilkatheter:
Katheter Typ, Katheter Durchmesser in Charrier, Menge der Ballonblockung, Datum
des voraussichtlichen Katheter Wechsels angeben
Legen eines transurethralen Blasenkatheter bei einem Mann:
- Vorbereitung:
1. Material zusammenstellen, Arbeitsfläche richten
2. Den Pflegeempfänger wird einfühlsam über Sinn und Vorgehen des
Katheterisierens informiert.
3. Seine Intimsphäre wird durch Aufbau eines Sichtschutzes oder eines
Einzelzimmers (etc.) gewahrt
4. Aus hygienischen Gründen wird eine sorgfältige intime Toilette durchgeführt
- Durchführung:
1. Händedesinfektion
2. Flachlagerung des Pflegeempfängers. Beine leicht abspreizen.
3. Schutzunterlage unterlegen
4. Katheterset öffnen und sterile Arbeitsfläche vorbereiten (falls ohne
Katheterset gearbeitet wird, Material auf sterile Arbeitsfläche legen)
5. Tupfer / Kompressen mit Schleimhautdesinfektion tränken
6. sterile Handschuhe anziehen, über Arbeitshand einen zweiten sterilen Handschuh anziehen.
7. Lochtuch über Geschlecht platzieren, das Penis frei liegt
8. Penis mit einer Hand fassen
9. Vorhaut zurückziehen
10 Harnröhrenöffnung etwas spreizen und mit einem Tupfer in Richtung unten desinfizieren: Eichel rechts, Eichel links, einmal kreisförmig um Eichel herum, zum Schluss noch mal die Harnröhrenöffnung
11. Gleitmittel in Harnröhre instillieren und die Eichel einige Sekunden komprimieren, Einwirkzeit abwarten
12. zweiten Handschuh von Arbeitshand abziehen
13. Katheter mit der freien Hand an der Kranzfurche fassen, strecken und nach oben ziehen
14. Katheter mit der sterilen Arbeitshand einige Zentimeter unterhalb der Spitze mit Daumen und Zeigefinger nehmen, Ende des Katheters zwischen Ringfinger und kleinen Finger platzieren
15. Katheter jetzt ca. 15 cm in die Harnröhre mit leichten Drehbewegungen schieben
› Bei deutlichem Widerstand nicht mit Gewalt weiterschieben, sondern kleineres Lumen versuchen und danach Arzt informieren!
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