Autor/in: Katja

Intimität / Intimpflege

› Was ist Intimität?

Intimität:

„Man könnte versuchen, Intimität mit Innigkeit zu übersetzen, aber ich bin mir nicht sicher, ob dieses alte deutsche Wort für unsere modernen Ohren noch den rechten Klang hat.“, dieses Zitat ist von Hermann Stenger 1990.

Intimität ist abgeleitet vom lateinischen „Intimus“ Intimus = Innerster ; Tiefster, geheimer Vertrauter ; engster Freund

Laut Hermann Stenger heißt Intimität „ist eine vertraute und vom Vertrauen getragene Beziehung zum Ausdruck bringen eine selbstverständliche Offenheit und ein Wissen um die andere Intimität ist gekennzeichnet durch Atmosphäre, der Freundlichkeit und Respekt, aber die Gefahr ist, dass Intimität gleichgesetzt wird mit der Sexualität. Intimität ist noch viel mehr als ein Wort, was beschrieben wird, was es sein könnte oder es heißt, es gehört auch die Geste dazu wie z. B.: eine tröstende Umarmung, Austausch eines Verständnisses und liebevollen Blicks, behutsame Entblößung (besonders in der Pflege), aber auch die Vereinigung in der Sexualität.

Bei Erwachsenen muss erst das Vertrauen da sein und sie müssen spüren, dass sie respektiert werden, bevor sie sich berühren lassen. Zur Intimität gehört auch die Intimsphäre. Unter der Intimsphäre versteht man den ganz persönlichen und vertraulichen Lebensbereich eines Menschen und dies nicht nur bezüglich der Sexualität. Es handelt sich um jenen Eigenbereich des Individuums, der von diesem, nicht nur sorgfältig abgeschirmt, sondern auch gestaltet wird. Dieser Bereich benötigt Grenzen als Schutz. Die Grenzsetzung ist umso enger, je mehr Scheu, Scham und Tabus ausgebildet sind.


Scham:

Scham ist ein auf Schutz und Distanz bedachtes Sozialverhalten. Das die Würde der Person und die Unantastbarkeit der Intimsphäre sichert.

Schamgefühl:

Schamgefühl ist einerseits angelernt durch Erziehung, Sozialstation, anderseits Ausdruck der eigenen Persönlichkeit in ihrem „So sein“. Das Schamgefühl kann deshalb auch als Indikator gesehen werden für das individuelle Selbstwertgefühl. Es gibt Menschen, die sich schämen, dass Sie leben, andere kennen kaum Tabus für sich selbst, was immer sie tun, sie fühlen sich im Recht.

Intimität im Heim:

Heimstrukturen, die die Intimität einschränken:

Heimstrukturen schränken Sexualität der Bewohner ein. In den meisten Heimen gibt es nur für Ehepaare gemeinsam ein Zimmer. In einigen Heimen wurden sogenannte „Liebeszimmer“ eingerichtet. Das ist trotz des fortschrittlichen Ansatzes problematisch, da die Umgebung gleich „Bescheid“ wissen, wenn ein Paar sich dorthin zurückzieht. Zur Einschränkung der Intimität im Heim gehören noch:

  • feste Tagesstrukturen mit wenig Freiraum für die Bewohner
  • keine Privatsphäre in Mehrbettzimmern
  • Kaum Rückzugsmöglichkeiten
  • Zimmer stehen rund um die Uhr offen und können von vielen Menschen jederzeit betreten werden
  • Bewohner sind der Kontrolle des Personals ausgesetzt, sind fast nie unbeobachtet

Möglichkeiten, die Intimsphäre in Heimen zu wahren:

  • Schutz der Intimsphäre bei der Durchführung von Pflegehandlungen
  • Anklopfen an der geschlossenen Tür und Aufforderung abwarten
  • Eingeschaltete Anwesenheitstaste/licht berücksichtigen
  • Zimmertür schließen, außer auf ausdrücklichen Wunsch offen lassen
  • Einrichtungsgegenstände erst nach ausdrücklicher Erlaubnis des Bewohners öffnen: z. B. Schrank oder Nachttisch
  • Wenn gewünscht, Nähe alter Menschen untereinander schaffen, sie führen, zueinander, nebeneinander setzen, für gemeinsame Aktivitäten sorgen
  • Alternative Rückzugsmöglichkeiten für Paare anbieten, sodass ein Austausch von Intimität unbeobachtet und ungestört möglich ist
  • Sexuelle Verhalten von alten Menschen nicht ins Lächerliche ziehen, bestrafen oder verniedlichen
  • Bewohner beim „Ertappen“ sexueller Handlung nicht sanktionieren oder bestrafen
  • Selbstbefriedigung zu lassen
  • Wenn gewünscht, taktvoll Hilfsmittel bei der Beschaffung sexueller „Hilfsmittel“ anbieten, z. B. Kondome, Gleitgel.

Umgehen mit Tabuzonen:

Die Schutzzonen der Scham ermöglichen dem Mensch einen hohen Grad an Sicherheit im sozialen Zusammenleben. Der Mensch kann sich abgrenzen, ohne ausgegrenzt zu werden. Zonenübergreifende Körperkontakte und Berührungen sind aber in der Pflege unumgänglich (z. B. Intimbereich)

Sozialzonen:

Hände, Arme, Schultern, Rücken (berühren, ist allgemein gestattet)

Übereinstimmungszonen:

Mund, Handgelenk (der Berührung sollte die Frage: Darf ich? Vorausgehen)

Verletzbarkeit Zonen:

Gesicht, Hals, Körperfront (beim liegenden Bewohner) nur mit Erlaubnis berühren

Intimzone:

Genitalbereich (Hier bedarf es der größten Behutsamkeit, Einfühlung, letztlich das Vertrauen)

Intimpflege

Gestaltung, Umgebung und Hygienemaßnahmen:

  • Tägl. Wechsel der Unterwäsche, Stecklaken.
  • Wechsel der Inkontinenz vorlagen bei Bedarf
  • Toilettenraum sollte sauber, warm und freundlich sein
  • Klingel in erreichbarer Nähe
  • Möglicher Rufkontakt häuslicher Umgebung bringt Sicherheit
  • Anwesende Personen bitten aus dem Zimmer zu gehen
  • Bewohner, wenn möglich, allein auf Toilette lassen
  • Sichtschutz aufstellen, evtl. Handtuch über Intimbereich legen

› Wie kann man die Intimsphäre in der Pflege bei den Bewohnern wahren?

Intimsphäre bei Pflegemaßnahmen wahren:

  • bei pflegerischen Verrichtungen vor Blicken Dritter schützen, unbeteiligte Personen aus dem Raum bitten, Tür schließen, bloßliegende Körperteile abdecken, Sichtschutz
  • evtl. wenn Bewohner sich bei einem nicht gleichgeschlechtigen Pflegepersonal wehrt oder auf Wunsch gleichgeschlechtigen Pfleger/in pflegen lassen
  • Bewohner sagen, was man macht, damit er nicht irritiert ist
  • Intimpflege durch Person selbst durchführen lassen
  • Tabuzonen nicht ohne Erlaubnis berühren
  • Seelischer Scham berücksichtigen, Bedürfnisse erkennen und achten
  • Regeln der Hygiene berücksichtigen
  • Intimpflege von vorne Richtung Anus waschen, damit keine Keime in die Harnröhre verschleppt werden(besonders bei Frauen)

Waschen des Intimbereichs:

Bei der Frau:

  • Beine aufstellen und spreizen lassen
  • Erst äußere, dann innere Schamlippen spreizen, reinigen, abtupfen
  • Bewohner zur Seite drehen
  • Gesäß waschen
  • Analregion vom Anus Richtung Kreuzbein waschen
  • Eincremen

Beim Mann:

  • Den Penis waschen (dabei Vorhaut zurückschieben und Eichel waschen) abtrocknen(Vorhaut wieder vorschieben)
  • Hoden von vorne Richtung Kreuzbein waschen und abtrocknen
  • Bewohner zur Seite drehen
  • Gesäß waschen und abtrocknen
  • dann Anus waschen Richtung Kreuzbein abtrocknen
  • eincremen

Intime Toilette:

  • Wohlbefinden (sich erfrischt und sauber fühlen)
  • Hygiene
  • Prophylaxe
  • Intimbereich ist anfällig für Infektionen, Geruchsbildung, Druckgeschwür
  • Nach jedem Toilettengang Intimbereich mit einmal Waschlappen sauber machen
  • Inkontinenz vorlagen nach Bedarf wechseln

Haut stabilisierende Intimpflege:

  • Wasser lauwarm (mit Einverständnis des Bewohners)
  • Seifenfreie Waschlotion oder PH-neutrale Babyseife verwenden, evtl. klares Wasser benutzen
  • Einmalhandschuhe so wie einmal Waschlappen benutzen
  • Waschlotion nicht ins Wasser
  • Haut und Hautfalten gut abtrocknen
  • Haut mit Wasser-in-Öl-Emulsion oder PC30V einreibend (ist rückfettend, desinfiziert ohne auszutrocknen)
  • Durchfälle vermeiden durch Anpassung der Ernährung respektive Sonderkost
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Obstipation Behandlung, Schmierstühle greifen die Haut an
  • Leim Läppchen zwischen Hautfalten legen, damit es trocken bleibt und nicht wund wird, tägl. Wechsel

Prophylaxe gegen Harnwegsinfektion:

  • genügend Flüssigkeitsaufnahme
  • tägl. Wäschewechsel (Unterwäsche)
  • öftere Intimpflege
  • besonders im Genitalbereich für genügend Wärme sorgen(dickere Kleidung anziehen)
  • regelmäßiger Katheter wechsel
Intimpflege
Weitere Quellen zur Intimpflege

Intimhygiene bei Pflegebedürftigen
Intimhygiene für Männer, Frauen und in der Pflege
Was bei der Grundpflege zu beachten ist

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