Informationssammlung
Am 13.10.1913 erblickte Frau Hanna Vohs (Name geändert) in Ostpreußen das Licht der Welt. Ihre Zwillingsschwester hat leider nicht überlebt, sie verstarb kurz nach der Geburt, da sie zu klein und zu leicht war. Mit ihren zwei älteren Schwestern und vier jüngeren Brüdern hat sie sich immer sehr gut verstanden, ob diese noch leben und Kontakt haben, darüber hat Frau V. nicht geredet.
Ihre Eltern waren „einfache“, ruhige und fleißige Menschen, wobei der Vater sehr streng war. So wie Frau V. sagte und es auffasst, haben ihre Eltern einfache Arbeit verrichtet. Der Vater war bei der Stadt als „Rieselwärter“ angestellt, bekam von denen Haus und Garten zu Verfügung gestellt. Die Mutter war Hausfrau und hat sich nebenbei um den Garten gekümmert.
Frau Vohs’s erzählte, dass ihre Kindheit bis zu ihrem 13. Lebensjahr eine wunderbare Kindheit war, danach musste sie jedoch im Haushalt mithelfen und durfte von ihrem Vater aus nicht mehr die Schule besuchen. Darunter litt sie sehr, da sie nur leichte Arbeiten erledigt hat. Sie fühlte sich dadurch minderwertig und dachte, alle Menschen würden sie als „dumme Gans“ hinstellen, da sie auch keine Berufsausbildung machen durfte. Damit sie jedoch etwas in der Tasche hatte, holte sie einige Jahre später den Schulabschluss nach.
Ihr Mann hat Frau Vohs mit 13 Jahren kennengelernt. Sie haben sich sehr gut verstanden, worüber sie heute noch sehr glücklich ist. Mit ihrem Mann zusammen bekam sie drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Ein Sohn durfte jedoch nur 4 Monate leben, viele Organe waren nicht vorhanden, einige sehr krank. Mit ihren Kindern war sie sehr zufrieden und ist heute noch ganz stolz auf sie. Vor einigen Jahren erzählte der Sohn Gerhard ihr, dass er schwul ist, Frau Vohs nahm es sehr verständnisvoll auf und hat ein wunderbares Verhältnis zu dem Lebensgefährten.
An ihrer Hochzeit ist der Mann abends zum Krieg eingezogen worden, dieser kehrte mit Kriegsverletzungen zurück. Der Mann war danach, wie Frau Vohs immer sagte, komisch zurück, er sei verrückt geworden. Sie haben sie nur noch gestritten, doch da sie ihn sehr liebte, dachte sie all die Jahre nicht an Scheidung. Nach dem Krieg sei der Mann sehr stur geworden und habe viel „Blödsinn“ gemacht. Sie musste immer aufpassen, dass ihr Mann keine Verträge abschließt, da sie kein Geld zu Verfügung hatten. Frau Vohs sagte, ihr Mann sei ihr 4. Kind gewesen, sie übernahm eine Beschützerrolle.
Heute ist Frau Vohs erstaunt, wie sie alles in ihrem Leben geschafft hat, Ängste hat sie keine. Sie glaubt an eine höhere Macht, jedoch nicht an die Kirche. Heute lebt sie in den Tag hinein, möchte jedoch sterben, sie fühlt sich alt genug dafür. Ordnung im Leben und Haushalt war ihr schon immer wichtig gewesen und ist es heute auch noch. Nebenbei interessiert sie sich für Handarbeit und Basteln. Des Weiteren hat Frau V. sehr viel geraucht, Ende letzten Jahres hat sie dies aus gesundheitlichen Gründen aufgeben können und trauert darüber heute noch.
Wenn Frau Hanna Vohs verstorben ist, stellt sie ihren Körper dem anatomischen Institut der Uni Münster für wissenschaftliche Zwecke zu Verfügung. Dieser Wunsch sei ihr sehr wichtig.
Über ihr Leben erzählt Frau V. nicht sehr gerne, gelegentlich lässt sie ihre Emotionen freien Lauf, bricht das Gespräch unter vielen Tränen aber bereits nach kurzer Zeit ab.
1.2 AEDL’s
1. Sich bewegen können.
Aufgrund ihrer vielen Erkrankungen wurde Frau Vohs nach dem letzten Krankenhausaufenthalt bettlägerig. Über Silvester lag Frau Vohs schon im Sterben, „berappelte“ sich aber soweit wieder, dass sie für ca. 15 Minuten auf die Bettkante ohne Unterstützung sitzen konnte. Heute kann Frau Vohs, wenn sie möchte, einige Schritte in Begleitung laufen. Dafür benötigt sie jedoch einen Rollator, da sie doch noch sehr wackelig auf den Beinen ist. Ansonsten kann sie alle Extremitäten vollständig und hervorragend bewegen.
Jeder Hauptmahlzeit sitzt Frau Vohs im Bett (bei Kopfteil hoch) ca. ½ bis eine Stunde auf. Gelegentlich saß sie auch bis zu einer Stunde im Rollstuhl, klagt dann jedoch über Rückenschmerzen und möchte wieder ins Zimmer ins Bett.
Im Januar und Oktober 2003 hatte Frau Vohs jeweils einen Apoplex. Dadurch kam es zu einer leichten Peronaeusparese (Fuß hebe, schwäche)
2. Sich pflegen können.
Bewohner kann sich unter Anleitung und Aufforderung allein das Gesicht und die Hände waschen, abtrocknen und eincremen. Bei der Mundpflege benötigt sie keine Hilfe, diese führt sie im Bett mittels einer Nierenschale durch. Sie liebt es, mit warmem Wasser gewaschen und geduscht zu werden. Die Haare werden von uns gewaschen, die Nagelpflege und das Rasieren bei Bedarf von Pflegekräften ausgeführt. Zu Frau Vohs kommt alle 4 Wochen der Fußpfleger.
Die Bewohnerin hat eine trockene Haut, vorwiegend die Fersen sind sehr trocken. Sie legt viel wer auf Körperpflege.
3. Essen und trinken können.
Bewohner/in ist sehr groß und schlank. Nahm hauptsächlich durch Krankenhausaufenthalt und danach verbundene Schwäche und Appetitlosigkeit über 15 Kilogramm ab. Inzwischen hat Frau Vohs einen sehr ausgeprägten Appetit. Die Hauptmahlzeiten sind daher sehr reichlich, die sie auch meist stets aufisst. Beim Essen benötigt sie inzwischen keine Hilfe mehr. Doch müssen Brote vorher schon in Häppchen geschnitten werden. Außerdem trinkt Frau Vohs über 2 Liter am Tag. Wenn ein Glas und eine Flasche zu trinken neben ihr auf dem Nachtisch steht, bedient sich Frau Vohs auch ohne Aufforderung immer wieder selbstständig.
Bewohner hat laut Hausarzt eine Gastroenteritis. Früher nahm sie selbstständig einmal täglich ein Messlöffel Mucofalk pur.
4. Ausscheiden können.
Frau Vohs ist nach dem Krankenhausaufenthalt Harn und Stuhl inkontinent geworden. Gelegentlich spürt sie Harn- und Stuhldrang, klingelt dann aber nicht immer. Die Bewohnerin bemerkt aber, wenn ihr Formslip ausgeschöpft ist und meldet sich dann mit der Bitte um einen Wechsel dessen. Frau Vohs lehnt es ab, auf die Toilette zu gehen. Sie möchte im Bett liegen bleiben. Auch akzeptiert sie häufig nicht das Steckbecken. Des Weiteren neigt Frau Vohs durch ihre Krankheit Gastroenteritis zu Dialoge, nahm vor dem KH Aufenthalt selbstständig einmal täglich ein Messlöffel Mucofalk Pur zu sich. Trotz regelmäßiger Verabreichung von dem Pflegepersonal kam es zu keiner Verbesserung, so entwickelte sich auch ein Hautdefekt an der Pofalte. Die Wunde ist rot und teilweise offen. Dazu kommt, dass die Bewohnerin die Lagerung häufig ablehnt.
5. Sich kleiden können.
Frau Vohs zog vor ihrem KH Aufenthalt gerne Hosen, Blusen und Strickjacken an. Inzwischen lehnt sie diese Kleidung ab und möchte nur noch ein Nachthemd tragen, welches sie sich selbstständig anzieht.
6. Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten können.
- COPD
- Herzinsuffizienz
- Chronische Flimmerarythmie
- leichtes Aortenlithium
- Nikotinabusus
- Gastroenteritis
- Pleuraergüsse
Da Bewohnerin laut vielen Ärzten austherapiert ist. Das Mobilisieren von Frau Vohs ist daher Tagesabhängig, zu dem möchte Bewohner nicht mehr aufstehen, auch wenn es nur für wenige Minuten ist. Bei Bedarf bekommt Frau Vohs Nitrospray, welches auf ihrem Nachttisch steht.
Medikamente zusätzlich:
ASS Stada 100 mg: – 1 – –
Lisinopril 5 mg: ½ – – –
Gingium spezial 80 mg: 1 1 1 –
Torasemid 10: 1 ½ – –
Mucofalk pur: 1 – – –
7. Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen können/ soziale Bereiche des Lebens sichern und gestalten können/ sich beschäftigen, lernen und entwickeln können.
Frau Vohs lebte zuvor in einem anderen Heim in Rotenburg. Da sie jedoch ursprünglich aus Ottersberg kommt und auch dort bleiben wollte, kam sie nach ca. einem ½ Jahr Heimaufenthalt in Rotenburg in unsere Seniorenresidenz in Ottersberg. Dort fühlte sie sich auch am Anfang „pudelwohl“, wie sie mir damals bei der Heimaufnahme noch immer wieder sagte. Danach kam es jedoch zu mehren Zwischenfällen im Speisesaal. Eine Mitbewohnerin schrie sie an, da diese dachte, Frau Vohs würde ihr das Essen wegnehmen. Frau Vohs war so verletzt und verkroch sich danach immer häufiger in ihrem Zimmer. Aufgrund der Erfahrungen in ihrer Kindheit und derer, die zu diesem Zeitpunkt im Heim passiert sind, möchte Bewohnerin ihr Bett und Zimmer nicht mehr verlassen und lässt sich auch nur schwer dazu zu motivieren. Zudem äußerte Frau V. mehrmals am Tag, dass sie sterben möchte.
Frau Vohs lehnt Multimediageräte ab. Freut sich jedoch auf den fast täglichen Besuch von Kindern, Freunden und Bekannten. Etwa alle 2–3 Tage besuchen sie auch einige Mitbewohner, denkt jedoch später, dass sie hinter ihrem Rücken schlecht über sie reden und möchte dann erst mal in Ruhe gelassen werden. Die Altentherapeutin konnte bisher keine Ziele erreichen.
Weitere Quellen zur Informationssammlung
Strukturierte Informationssammlung: Pflegeplanung mit der SIS
Anleitung zur Informationssammlung
Musterpflegeplanung 1 – Herr Weiss