Ganzkörperwaschung im Bett
Ganzkörperwaschung: Übernahme der Körperpflege bei Patienten, die (weitgehend) unselbstständig sind und sich nicht selbst waschen können oder dürfen. Dabei kann der Patient sowohl im Bett liegen als auch auf einem Hocker oder in einem Rollstuhl am Waschbecken sitzen.
Prinzipien und Vorbereitung
Information
Vor Beginn der Ganzkörperwaschung im Bett informiert sich die Pflegekraft zum einen im Gespräch mit dem Patienten, zum anderen im Gespräch mit ihren Kollegen respektive mithilfe des Dokumentationssystems über die Gewohnheiten und Fähigkeiten des Patienten. Während der Ganzkörperwäsche erklärt sie dem Patienten alle Handlungen.
Lagerung bei einer Ganzkörperwaschung im Bett
Abb.: Die Rückenlage mit erhöhtem Oberkörper ermöglicht der Patientin, sich bei der Ganzkörperwäsche aktiv zu beteiligen.[M205]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ganzkörperwaschung im Bett
- 1.0.1 Prinzipien und Vorbereitung
- 1.0.2 Information
- 1.0.3 Lagerung bei einer Ganzkörperwaschung im Bett
- 1.0.4 Wohlbefinden des Patienten fördern
- 1.0.5 Arbeitsplatz vorbereiten
- 1.0.6 Material richten
- 1.0.7 Hygienerichtlinien beachten
- 1.0.8 Durchführung Ganzkörperwaschung im Bett
- 1.0.9 Waschen des Gesichts
- 1.0.10 Waschen des Oberkörpers und der Extremitäten
- 1.0.11 Waschen des Genitalbereichs
- 1.0.12 Intimpflege bei der Frau:
- 1.0.13 Intimpflege beim Mann:
- 1.0.14 Waschen des Gesäßes
- 1.0.15 Rasur und Bartpflege
- 1.1 Rasur
- 1.2 Weiter lesen auf Seite 2 …
Damit der Patient eigene Ressourcen einbringen und die Handlungen der Pflegekraft beobachten kann, wird er im Bett mit erhöhtem Oberkörper auf dem Rücken gelagert. Die Hilfen zur Lagerung werden entfernt, um sie vor Nässe zu schützen, sofern sich die – ggf. vom Arzt angeordnete – therapeutische Lagerung des Patienten dadurch nicht nachteilig verändert. Ist der Patient mobil, kann sich aber aufgrund seines Alters oder seiner Erkrankung nicht mehr selbst waschen, setzen ihn die Pflegenden zur Ganzkörperwaschung auf einen Hocker oder in einem (Roll-)Stuhl ans Waschbecken und helfen ihm dort.
Wohlbefinden des Patienten fördern
- Patienten fragen, ob er vor der Ganzkörperwaschung Darm oder Blase entleeren will
- Sichtschutz (spanische Wand) aufstellen
- Nicht zu zweit waschen. Es verwirrt den Patienten, wenn zwei Pflegekräfte an verschiedenen Körperstellen arbeiten. Eine zweite Person nur bei adipösen oder schwer kranken Patienten hinzuziehen, die nicht allein gelagert oder aufgesetzt werden können.
- Methode der Ganzkörperwäsche festlegen, z. B. die beruhigende Ganzkörperwäsche eher abends, die belebende morgens durchführen. Nach der Methode richtet sich auch der Einsatz der Pflegemittel.
- Die eigenen Utensilien des Patienten bevorzugen (Seife, Deo, Rasierwasser, Hautcremes)
- Nur jeweils die Körperregionen aufdecken, die gerade gewaschen werden, um den Patienten nicht unnötig zu entblößen. Das partielle Aufdecken wahrt das Schamgefühl des Patienten und schützt ihn vor Auskühlung.
- Im Bett immer ein Handtuch unter den zu waschenden Körperteil legen, damit die Bettwäsche nicht nass wird
- Individuelle Waschrituale und Gewohnheiten des Patienten berücksichtigen
- Wassertemperatur überprüfen
- Hände anwärmen
- Bei Bewusstseins-gestörten Patienten vorzugsweise mit der Mundpflege beginnen, weil die Kranken dadurch wacher und kooperativer werden
- Die Hände und Füße des Patienten so weit wie möglich ganz ins Wasser tauchen
- Beim Waschen so viel Hautkontakt wie möglich halten, d. h. die Hand nicht unnötig oft wegnehmen und wieder aufsetzen
- Nicht unbedingt mit dem Gesicht, der sensibelsten Zone, sondern mit dem Brustkorb oder den Händen beginnen.
Arbeitsplatz vorbereiten
- Bei der Ganzkörperwäsche im Bett Nachttisch freiräumen, um Ablageflächen zu schaffen, und Patientenhaltegriff hoch hängen
- Alle Materialien patientennah anordnen
- Für angenehme Zimmertemperatur sorgen
- Besucher nach draußen bitten. Nur in Absprache mit dem Patienten dürfen Angehörige im Zimmer bleiben.
Material richten
- 1 Waschschüssel für die Ganzkörperwäsche im Bett
- 2 Handtücher
- 2 (Einmal-)Waschlappen (in vielen Häusern wird der Waschlappen für den Intimbereich auf links gedreht und ist dann als solcher sofort zu erkennen)
- Einmalhandschuhe
- Waschlotion respektive Seife
- Pflegemittel für Haut und prophylaktische Maßnahmen (z. B. zur Dekubitus und Pneumonieprophylaxe)
- Zahnputzutensilien oder Mundpflegeset
- Kosmetika nach den Wünschen des Patienten (kein Nagellack vor Operationen, um die Durchblutung der Haut kontrollieren zu können)
- Evtl. Rasierapparat
- Frische Bettwäsche und Kleidung
- Kamm, Bürste, Spiegel
- Händedesinfektionsmittel.
Hygienerichtlinien beachten
- Zu Beginn und zum Abschluss der Waschung die Hände desinfizieren; dies auch zwischendurch bei Kontakt mit Ausscheidungen, vor und nach der Intimpflege, vor der Entnahme frischer Wäsche oder von Pflegeutensilien aus Vorratsschränken
- Waschwasser, Waschlappen und Handtuch vor der Intimpflege wechseln
- Vorschriften über das Tragen von Handschuhen beachten. Vor allem während der Intimpflege sind Handschuhe angebracht, ebenso bei Hauterkrankungen, etwa Fußpilz.
- Bei infektiösen Hauterkrankungen (z. B. Hautpilz) den betroffenen Körperteil zuletzt waschen und getrennte Utensilien verwenden (möglichst einmal Artikel)
- Keine Seifenstücke für die Körperpflege verwenden: sie weichen auf und bleiben lange feucht, was eine Keimbesiedelung fördert
- Nach Gebrauch Waschschüssel desinfizieren und reinigen
- Bei abwehrgeschwächten und infektiösen Patienten Handtücher nach Gebrauch wechseln.
Durchführung Ganzkörperwaschung im Bett
Bei der Ganzkörperwaschung beachten:
- Nicht strikt eine bestimmte Reihenfolge beim Waschen einhalten (z. B. das Gesicht zuerst und den Intimbereich zum Schluss), sondern unter Einhaltung der Hygienerichtlinien auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Patienten eingehen
- Um die Körperwahrnehmung des Patienten zu fördern, mit großzügigen Bewegungen waschen, z. B. mit dem Waschlappen in einer fließenden, durchgehenden Bewegung den Arm von der Schulter bis zur Hand waschen
- Seifenrückstände entfernen, um Hautreizungen und Juckreiz zu vermeiden (evtl. Wasser wechseln)
- Den goldenen Mittelweg finden zwischen feucht abreiben und überschwemmen.
Waschen des Gesichts
Das Gesicht ist sehr empfindlich und erfordert daher behutsames Handeln:
- Seife nur auf Wunsch des Patienten verwenden, auf keinen Fall jedoch in der Augenregion, da Seife stark reizt
- Zur Gesichtswaschung dem Wasser keine ätherischen Öle zusetzen
- Beim Waschen der Augen vom äußeren zum inneren Augenwinkel wischen (in Richtung des Tränenflusses)
- Zuerst Gesicht von Stirn über Wangen zum Kinn, dann Nase und Mundpartie waschen und abtrocknen
- Ohrmuscheln und hinter den Ohren waschen und abtrocknen.
Nach der Reinigung das Gesicht eincremen.
Waschen des Oberkörpers und der Extremitäten
- Hemd des Patienten ausziehen und über den Oberkörper legen
- Hals, Achselhöhlen, Arme und Hände waschen und trocknen; Falten und Fingerzwischenräume besondere Aufmerksamkeit schenken, damit kein Intertrigo entsteht
- Brustkorb und Bauch waschen und trocknen
- Das Rückenwaschen ist davon abhängig, ob der Patient in der Lage ist, sich aufzusetzen oder ohne großen Aufwand zu drehen. Manche Patienten dürfen nicht gedreht werden (z. B. bei Verletzungen der Wirbelsäule). Wenn der Kranke beim Umlagern starke Schmerzen hat oder nur zu zweit gedreht werden kann, wäscht die Pflegekraft seinen Rücken und sein Gesäß zu einem späteren Zeitpunkt.
- Frisches Nachthemd oder Schlafanzug-Oberteil anziehen
- Mit dem Waschen der Beine können pflegerische Maßnahmen kombiniert werden, z. B. das Ausstreichen der Beine zur Thromboseprophylaxe oder das Waschen in Haarwuchsrichtung bei der beruhigenden Ganzkörperwaschung
- Füße und Zehenzwischenräume inspizieren, reinigen und gründlich abtrocknen, damit sich kein Fußpilz bildet.
Waschen des Genitalbereichs
Beim Waschen des Genitalbereichs trägt die Pflegekraft nicht nur aus hygienischen Gründen Einmalhandschuhe; meist entspricht es auch dem Wunsch des Patienten, in der intimen Region nicht mit bloßen Händen berührt zu werden. Waschwasser, Waschlappen und Handtuch wechselt die Pflegekraft vor und nach dem Waschen des Intimbereichs. Wegen der Keimverschleppung ist es am besten, einmal Waschlappen zu verwenden.
Bei Mann und Frau wäscht die Pflegekraft zunächst den Bauch ab dem Nabel abwärts. Die Leisten trocknet sie danach gut ab, um das Entstehen von Intertrigo zu verhindern.
Intimpflege bei der Frau:
- Beine aufstellen und spreizen lassen
- Große Schamlippen spreizen, von der Symphyse zum Anus hin reinigen und abtupfen
- Übriges äußeres Genitale reinigen und trocknen
- Wenn Intimpflege nicht möglich respektive erlaubt ist, Genitalspülung durchführen.
Den Intimbereich stets von der Symphyse zum Anus, also von vorne nach hinten reinigen, um eine Keimverschleppung zu verhindern.
Intimpflege beim Mann:
- Penis waschen und trocknen; dabei Vorhaut ganz zurückziehen, Eichel säubern und Vorhaut wieder zurückschieben (nicht vergessen, sonst kann eine Paraphimose entstehen)
- Hodensack von vorne in Richtung Gesäß waschen und trocknen.
Waschen des Gesäßes
Zum Waschen des Gesäßes im Bett wird der Patient meistens auf eine Seite gedreht. Den Anus wäscht die Pflegekraft in Richtung Steißbein, damit keine Darmbakterien in den Genitalbereich gelangen.
Wird der Patient zur Seite gedreht, ist der Teil des Gesäßes unzugänglich, auf dem er liegt. Nicht vergessen, nach erneuter Drehung auch diesen Teil zu waschen und die Haut zu beobachten.
Rasur und Bartpflege
Rasur
Bei Männern gehört die tägliche Rasur zur Gesichtspflege.
Zur Nassrasur cremt die Pflegekraft die entsprechende Gesichtspartie des Patienten mit Rasierschaum ein. Danach spannt sie die Haut mit einer Hand. Die andere Hand entfernt die Haare mit einem Einmalrasierer, und zwar mit kurzen Bewegungen mit der Haarwuchsrichtung.
Nach der Rasur wird die Haut mit einem Waschlappen von Rasierschaumresten gesäubert und auf Wunsch des Patienten Rasierwasser aufgetragen. Der hohe Alkoholgehalt (70 – 80 %) desinfiziert und beugt Entzündungen vor. Die Nassrasur erfordert Geschick und Übung, das entfernt die Bart Stoppeln aber gründlicher als die Trockenrasur. Bei Patienten, die Blutgerinnung-hemmende Arzneimittel wie Marcumar ® einnehmen, wird wegen der Blutungs-gefahr keine Nassrasur durchgeführt.
Die Trockenrasur mit dem Elektrorasierer ist weniger aufwendig. Aus hygienischen Gründen wird nur der eigene Rasierapparat des Patienten verwendet. Die Barthaare müssen trocken sein, weil nasse Haare das Scher Blatt verkleben würden. Nach Gebrauch des Rasierapparates wird der Rasierkopf geöffnet und mittels eines speziellen Pinsels gesäubert.
Eine deutlich sichtbare Gesichtsbehaarung bei Frauen kann eine Normvariante, aber auch Hinweis auf eine Hormonstörung sein. Frauen mit auffälliger Gesichtsbehaarung dürfen nicht ohne klärendes Gespräch rasiert werden, da die Haare dann ohne Spitze nachwachsen und dadurch dicker erscheinen. Besser ist es, in solch einem Fall z. B. einen Dermatologen einzuschalten, der die Haare mittels modernem Lasergerät entfernen kann.
Bartpflege
Bei Bartträgern gehört das Kämmen des Bartes zur täglichen Gesichtspflege.
Nachsorge
Zum Abschluss der Ganzkörperwaschung wird der Patient vollständig angekleidet und frisiert (Haarpflege). Danach werden die Materialien entsorgt, aufgeräumt, der Nachttisch mit Desinfektionslösung abgewischt und die persönlichen Dinge des Patienten wieder aufgestellt.
Blick zurück: Bevor sich die Pflegekraft dem nächsten Patienten zuwendet, vergewissert sie sich, dass der Patient gut versorgt ist, also:
- Etwas zu trinken hat (sofern er nicht nüchtern bleiben muss)
- Klingeln kann
- Richtig und bequem liegt
- Eine Hilfe zum Aufrichten ergreifen kann
- Seine persönlichen Dinge auf dem Nachttisch erreichen kann.
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