Autor/in: Frank

Fixation – pflegerische Möglichkeiten und Grenzen

Inhalte:

Erleben von Fixierung
Rechtliche Aspekte
Gruppenausarbeitungen
Deeskalationsstrategie
Fixierung muss das letzte zur Verfügung stehende Mittel sein

Erleben von Fixierung:

Einerseits….

  • „Vergewaltigung“, der Wille wird gebrochen
  • Demütigung
  • Entwürdigung
  • Bewegungslos
  • „Machtlos und ausgeliefert“ sein
  • Angst und Bedrohung

aber andererseits auch….

  • Entlastung
  • Zuwendung
  • „Nicht allein sein.“
  • „Erlösung“


Rechtliche Aspekte der Fixation:

widerrechtliche Fixierung stellt eine Freiheitsberaubung gemäß § 239 STGB dar, eine handelnde Pflegekraft kann deshalb zu Schadensersatzleistungen herangezogen werden
ohne Einwilligung des Patienten kann eine Fixierung angeordnet werden bei:
Notwehr (§ 32StGB): liegt dann vor, wenn ein Patient einen Mitpatienten Pflegepersonal. Oder Besucher angreift.
Notstand (§ 34StGB): schwere Fremd- oder Autoaggressivität, deutliche Zeichen unmittelbar drohender und erheblicher Gefahren für sich und andere sind zu erkennen, aufgrund einer Bewegungsunruhe, die sich oder andere mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Schaden zufügen
Patient, die gemäß PsychKG gerichtlich untergebracht sind (§ 261 Psych-KG)
Die Fixierung ist grundsätzlich nur nach ärztlicher Anordnung möglich.
Ausnahme: bei Eskalation, die ärztliche Anordnung muss dann unverzüglich nachgeholt werden

Gruppenausarbeitungen:

Entwicklung eines Durchführungsstandards für eine Fixierung

Die Fixierung soll das letzte Mittel der Wahl sein.
Im Vorfeld sollen folgende deeskalierende Maßnahmen greifen.
Dazu gehört, brisante Situationen bereits im Vorfeld zu erkennen.

Ablenkung

  • Spaziergang, Joggen
  • essen, trinken, rauchen
  • Boxsack
  • Entspannung

Medikation

  • besprechen, anbieten und verabreichen

„Gesprächspartner“

  • Chef- / Oberarzt
  • Mann / Frau
  • jung / alt
  • Zivi / Fachpflegepersonal

„Grenzen setzen.“

  • Realitätsüberprüfung
  • Station Ordnung
  • Agier Feld vermeiden
  • Sachebene herstellen

Im direkten Vorfeld vor der Fixierung:

die Entscheidung muss getroffen sein / Anordnung
„Übermacht“ herstellen und Information im Dienstzimmer

  1. Patient und Situation schildern
  2. klären, wer das Gespräch führt, wer das Zeichen zur Fixierung gibt
  3. Ein Fix Bett nutzen oder Material bereitstellen
  4. Information über Sicherheitsvorkehrungen (Brille, Uhr, Schmuck)
  5. Patient aufs Zimmer bitten / Angehörige und Mitpatienten wegschicken
  6. das unumgängliche der Fixierung dem Patienten mitteilen,
  7. zur Kooperation auffordern, um unnötige Gewalt zu vermeiden
  • den Patienten aufs Bett bringen
  • jetzt eine Extremität nach der anderen fixieren, Gerangel vermeiden
  • Die Fixierung überprüfen (so sicher wie nötig, so locker wie möglich)
  • gefährliche Gegenstände entfernen (Feuerzeug, Glas etc.)
  • alle verlassen das Zimmer (nur Sichtkontakt)
  • Nachbesprechung
  1. neue, neutrale Kontaktaufnahme
  2. Patient über Fixierung und weiteres Vorgehen informieren (Grund, Zeit …)
  3. Patient Auswahlmöglichkeiten anbieten (Wasser / Saft ?)
  4. (Fenster auf / zu ?)
  5. (darf ich sitzen / stehen ?)
  6. nach Wünschen und Bedürfnissen fragen
  7. kleinere Ziele formulieren

Parallel:

Dokumentation
um Mitpatienten und Angehörige kümmern.

Kontroll-, Überwachungs- und Dokumentationskriterien eines Patienten in der Fixierung

auf die Bedürfnisse des Patienten achten und eingehen

Überwachungsprotokoll

ärztliche Anordnung

  • Zeitpunkt
  • Einzelbetreuung / stündliche Kontrolle
  • Vitalzeichen Kontrolle
  • Befindlichkeit des Patienten dokumentieren
  • Art der Fixierung

Dokumentation der Fixation (z. B. anliegen der Gurte)

Eigengefährdung ausschließen

Kommunikation
Aufklärung über die Fixierung warum
über Gefühle und Stimmung
welche Veränderung des Verhaltens, die
Fixierung beenden könnte

Ethische Aspekte der Fixierung und der Begleitung fixierter Patient
(Ethikkommission)

Ethische Aspekte:

  • die Würde des Menschen beachten
  • Fixierung als das letzte zur Verfügung stehendes Mittel
  • den Menschen respektieren und mit Empathie begegnen
  • „eigenes Menschenbild“
  • Lebensqualität? Sicherheit

Begleitung:

  • nicht grundlos fixieren
  • Überlegungen treffen, welche Fixierung erforderlich ist
  • erklären, warum und wie
  • nicht abwertend den Patienten gegenübertreten
  • Intimsphäre achten (z. B. Ruheraum, Einzelzimmer)
  • Patient nicht allein lassen, (Ansprechpartner, Sitzwache)
    falls man den Patienten doch allein lässt, Hilfsmittel zur Verfügung stellen (Klingel)
  • auf individuelle Wünsche seitens des Patienten eingehen
  • Fixierung nicht als Strafandrohung
  • Angehörige informieren, wenn sie auf die Station kommen
  • nach Beendigung der akuten Phase, Fixierung beenden
  • wenn möglich, die Situation anschließend reflektieren

Kurze Zusammenfassung über Deeskalationsstrategien (Text)

Ursachen für gewalttätiges Handeln
Mögliche Ursachen für ein gewalttätiges Handeln bei psychisch Kranken unter zwei Aspekten:

in der Person des Patienten

  • als Folge / Ausdruck psychotischen oder neurotischen erleben
  • als Folge einer hirnorganischen Wesensveränderung

situative Momente

  • Wunschversagung
  • Einengung der Freiheit
  • Behinderung der individuellen Lebensgestaltung
  • zwangsweise Behandlungsmaßnahmen
  • Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Patient und Pflegepersonal
  • niedriges Qualitätsniveau des therapeutischen Personals

Häufig treten Aggressionen von Patienten nicht plötzlich auf, (ohne vorhandene Notfallsituation) sie haben meist einen längeren Vorlauf.
Oftmals sind Mitarbeiter verschiedener Meinung darüber, warum der Patient aggressiv ist.

Führungsphilosophie, die auf Gewaltarmut ausgerichtet ist
Eine gewaltarme Führungsphilosophie ist Grundvoraussetzung für die Vorgehensweisen.

Entscheidend Faktor:
Zusammenarbeit der Personen innerhalb verschiedener Leitungsebenen.
Sie dienen als Vorbildfunktion.

  • Ärztliche Abteilungsleitung
  • pflegerische Abteilungsleitung
  • Stationsleitung

Der Umgang miteinander sollte von Akzeptanz, Respekt und gegenseitigen Wohlwollen geprägt sein. Das gewaltarme Verhalten der Stationsleitung dient als Orientierung für die Mitarbeiter im Umgang mit dem Patienten. Herstellen eines gewaltarmen sozialen Milieu innerhalb der Station. Alle Mitarbeiter sind für die Herstellung einer gewaltarmen Atmosphäre verantwortlich. Hierbei gilt das Prinzip „Lernen am Modell“ und gilt zunächst für die Form der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team.

Wenn die Zusammenarbeit von hierarchischen Strukturen(Macht / Funktionen) bestimmt ist, kommt es bei den Mitarbeitern zu Frustrationen, die an unterer Stelle stehen.

  • Die Unzufriedenheit des einzelnen Mitarbeiters überträgt sich auf den Patienten.
  • Die Umgangsformen der MA werden von den Patienten wahrgenommen und als Vorbild für Auseinandersetzungen untereinander verwendet

Das Team sollte einen gewaltarmen Stil vorleben in der Kommunikation und im Austragen von Konflikten
Dazu gehört:

  • Offenheit
  • Akzeptanz
  • gegenseitiger Respekt

Einschränkende Maßnahmen begründen und verständlich machen

  • aggressive / gewalttätige Vorfälle dem Patienten erläutern und verständlich machen
  • aggressive / gewalttätige Vorfälle Station öffentlich besprechen

Umgang im multiprofessionellen Team
Einrichtung eines Behandlungssystems, um die Beziehung zwischen Bezugspersonen verschiedener Berufsgruppen und dem Patienten zu nutzen

Koordinierung und Austausch zwischen den verschiedenen Bezugspersonen aller Berufsgruppen und dem Patienten,
um eine Spaltung zwischen „gut“ und „böse“ zu vermeiden

Weitere Quellen zur Fixation
Fixation

Fixierung in der Pflege
Aggressive und gewalttätige Patienten Fixierung
Standard „Anwendung von Fixierungssystemen“

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