Autor/in: Anonym

AEDL Essen und Trinken Seite 2

Außensteuerung

Die Lenkung des Essverhaltens durch das Ergebnis der kulturell-familiären Einflüsse und Anforderungen wird als Außensteuerung oder -lenkung bezeichnet

  • Sekundäre Motive und Gewohnheiten, die das Essverhalten bestimmen:
  • Rhythmus der Mahlzeiten
  • Bevorzugung regional und familiär üblicher Speisen
  • Generelle Wertschätzung von Lebensmittel
  • Häusliche Gemeinschaft
  • Belohnung (z. B. durch bestimmte Speisen)
  • Verträglichkeit
  • Stärkung
  • Kognitive Steuerung

Die bewusste, den Erkenntnissen entsprechende Lenkung des eigenen Ernährungsverhaltens wird als kognitive Steuerung bezeichnet

  • Bewusste Entscheidung für oder gegen bestimmte Lebensmittel
  • Nicht direkt ernährungsbezogene Motive (Wunsch nach einer schlanken Figur) können der kognitiven Steuerung zugrunde liegen
  • Auswahl der Lebensmittel geprägt durch:
  • Subjektive Bewertung der Nahrungsmittel
  • Kulturelle und jahreszeitliche Einflüsse
  • Im Alter werden Ess- und Ernährungsgewohnheiten neben den zuvor besprochenen Motiven wesentlich durch die soziale Lebenssituation beeinflusst
  • Ess- und Ernährungsverhalten können Informationen über das seelische und körperliche Befinden geben.
  • Motivation: Lust- oder Unlust betontes Verhalten

Primär Appetit/-losigkeit; Hunger; wieder Wille

Sekundär

Gesundheit; Genuss; Geselligkeit; Belohnung.

X. Appetit, Hunger, Heißhunger (Bulimie und Bulimia nervosa), Nahrungsverweigerung, Durst

Appetit:

  • Lustvolle Motivation zu Essen (Esslust)
  • Störungen des Appetits
  • Können körperlicher oder seelischer Natur sein
  • Begleitsymptom (bei schweren Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, bei Fieber und starken Schmerzen)
  • Abneigung gegen bestimmte Speisen
  • Physiologische Appetitsteigerung;   Phasen der Genesung (Rekonvaleszenz), des Wachstums(Adoleszenz), körperliche Anstrengung
  • Hormonelle Umstellungen (Schwangerschaft) kann Appetit auf bestimmte Speisen auslösen
  • Übermäßig gesteigerter Appetit kann Ausdruck der Abwehr von Unlustgefühle wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Kränkung sein.

Hunger

  • Physiologisches Verlangen nach Nahrung; wird durch einen absinkenden Glukosegehalt im Blut ausgelöst.
  • Langandauernder Hunger führt zu Mangelerscheinungen im Bereich der Eiweiße und Vitaminversorgung
  • Kurzfristiges Hungern erfolgt vorwiegend aus religiösen, gesundheitlichen oder kosmetischen Gründen und wirkt entlastend auf den gesamten Organismus
  • Langfristiges Fasten (Null-Diät) darf nur unter ärztlicher Kontrolle oder klinischer Überwachung durchgeführt werden. Indikation: Therapie einer ausgeprägten Adipositas.
  • Heißhunger (Bulimie)
  • Symptome für körperlich oder seelische Störung (z. B. Stoffwechselentgleisungen, Diabetes Mellitus, Hyperthyreose); seelische Konflikte werden sporadisch von Heißhunger begleitet
  • Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht)
  • Psychisch bedingte Essstörung, die durch heimliche „Fressanfälle“ im Wechsel mit erbrechen oder fasten gekennzeichnet sind
  • Nahrungsverweigerung
  • Signal des Protestes, Trotzes oder des Leidens
  • Seelische Störungen können zu kurzzeitiger oder lang anhaltender Verweigerung führen
  • Konsequente Verweigerung geschieht auch manchmal in suizidaler Absicht, vor allem wenn andere Handlungen zur Selbsttötung, z. B. wegen Immobilität, nicht vorgenommen werden können.

Durst

  • Bedürfnis nach Wasseraufnahme
  • Reguliert den Wasserhaushalt
  • Störungen des Durstgefühls treten in Zusammenhang mit Bewusstseinsstörungen auf
  • Im Alter lässt sich häufig ein verringertes Durstgefühl beobachten

XI. Checkliste Ernährungsgewohnheiten.

Name: _________________________                                 Station:_______

Geburtsdatum:___________________

Zielsetzung: möglichst individuelle Bedürfnisse/Gewohnheiten erfragen

Kriterien/Bedürfnisse/Gewohnheiten

– Gewohnte Essenszeit: mo.: _____ /mi:_____/ab: _____/Hausstandard:_____

-Abweichungen: mo:______________

mi:______________

ab:______________

Kost-Form:     Normalkost:           ›

Schonkost:             ›

Vegetarisch:           ›

Glutenfrei:             ›

Diabetes.-Diät:› BE______

Sonstige Diäten:     _______________

Umfang:        Klein› Mittel› Groß ›

Konsistenz:   breiig› flüssig› fest ›

Abneigungen: _______________________________________________

Allergien: Ja› Nein ›         wenn ja, welche: _____________________

Besonderheiten (religiös/ethisch): _______________________________

Zwischenmahlzeit: vormittags:             _____ BE_____

Nachmittags:          _____ BE_____

Spät:                     _____ BE_____

Inhaltliche Wünsche: Vormittag:          Joghurt/Gebäck/Obst/___________                                       Nachmittag:          Joghurt/Gebäck/Obst/___________                                          spät:             Joghurt/Gebäck/Obst/___________

XII. Ernährungszustand (EZ) normaler EZ.

  • Wird, sofern keine Mängelerscheinungen vorliegen, über das Gewicht bestimmt
  • Gewicht ist abhängig von: Alter; Größe; Ernährung; Wirkung von Hormonen
  • Einschätzung des Gewichtes bei durchschnittlicher Größe
  • Faustregel nach Broca:
  • Normalgewicht
  • Körpergröße/in cm – 100
  • Beispiel: 180 cm = 80 kg Gewicht
  • Idealgewicht

•  Normalgewicht minus 10 % bei Männern

  • Minus 15 % bei Frauen
  • Beispiel: 180 cm groß
  • Mann = 72 kg
  • Frau = 68 kg
  • Body-Mass-Index
  • Ä günstigere Einschätzung
  • BMI = Gewicht (kg) / (Größe[m] x Größe[m])
  • Beispiel: Bei einer Körpergröße von 165 cm und einem Gewicht von 60 kg lautet die Formel: 60: (1,65 × 1,65) = 22,05. Der betreffende Mensch ist normal gewichtig.
  • Normal: Frau 19 – 24
  • Mann 20 – 25
  • Übergewicht: Frau 24,1 – 30
  • Mann 25,1 – 30
  • Untergewicht: Frau unter 19
  • Mann unter 20

XIII. Wesentliches zu den Kostformen.

Kost- und Diätform: Vollkost

Merkmal: – Normale Kost mit normalem Kaloriengehalt

Indikation: – Patient, der alles essen darf (z. B. Pat nach OPs außerhalb des Magen-Darmbereichs)

Kost- und Diätform: Pürierte Kost

Merkmal: – Alle festen Speisen sind püriert; abends wird Brei angeboten

Indikation: – Patienten mit eingeschränktem Kau- und Schluckvermögen (z. B. nach Hals-, Nasen-, Zahn, Mund- und Kieferoperationen)

Kost- und Diätform: Schonkost

Merkmal:

  • – Leicht Verdaulich
  • – Nicht blähend
  • – Zubereitung ohne backen, Braten und scharfes Würzen-Fettarm
  • – Evtl. Ballaststoffarm

Indikation:

  • – Verdauungsstörungen
  • – Schwache Patienten
  • – Nach best. Operationen
  • – Erkrankungen im Magen-Darmbereich

Kost- und Diätform: Wunschkost

Merkmal: – Kost nach Wünschen des Patienten

Indikation:

– Schwerkranke (z. B. Tumorkranke Patienten)
– Sterbende

Kost- und Diätform: Energie-Definierte Kost (Reduktion-kost)

Merkmal:

  • – Reduzierter Kaloriengehalt
  • – Individuelle Festlegung des Kaloriengehalts

Indikation:

  • – Adipositas
  • – Gewichtsreduktion auf Wunsch des Patienten respektive ärztlich verordnet

Kost- und Diätform: Kalorienreiche Kost

Merkmal: – Kalorienreich und hochwertig

Indikation:

  • – Patienten mit Untergewicht
  • – Kachektische Patienten
  • – Tumorkranke

Kost- und Diätform: Aufbaukost

Merkmal:

  • – Kost wird nach festem Schema aufgebaut:
  • – Schluckweise Tee
  • – Tee und Zwieback
  • – Schleimsuppe
  • – Passierte Kost
  • – Schonkost

Indikation:

  • – Operationen im Magen-Darmbereich
  • – Nach sehr langer Nahrungskarenz
  • – Steigerung je nach Verträglichkeit

Kost- und Diätform: Eiweiß- und Elektrolyt definierte Kost (z. B.Natrium-arme Kost)

Merkmal:

  • – Kochsalz ist z. B. reduziert bis aufgehoben
  • – Eiweißgehalt ist z. B. reduziert

Indikation:

  • – Hypertonie
  • – Ödeme
  • – Einige Nierenerkrankungen (z. B. chron. Niereninsuffizienz)
  • – Einige Lebererkrankungen (z. B. Enzephalopathie bei Leberzirrhose)

Kost- und Diätform: Diabetes Diät

Merkmal: – Individuelle Anpassung der Kohlenhydratzufuhr

Indikation: – Diabetes mellitus

Kost- und Diätform: Fettarme Kost

Merkmal: – Fettarm

Indikation: – Fettstoffwechselstörungen (z. B. erhöhter Cholesterinspiegel im Blut)

Kost- und Diätform: Purinarme Kost

Merkmal: – Wenig Fleisch und Fisch
– Keine Hülsenfrüchte, Spinat und Pilze
– Wenig Kaffee!

Indikation: Hyperurikämie

Kost- und Diätform: Sterile, Keimarme Kost

Merkmal:

  • – Kein frisches Obst, Gemüse (wegen der Keimbesiedlung)
  • – Nur Gekochtes

Indikation:

  • – Schwer abwehrgeschwächte Patienten (z. B. nach Transplantationen)
  • – HIV-Infizierte

XIV. Ziele für die Esskultur im Altenheim?

Die Nahrungsaufnahme des Bewohners im Altenheim unterscheidet sich erheblich von seinen Gewohnheiten zu Hause:

  • Die Essenszeiten sind festgelegt, die Zeitspannen dazwischen mitunter lang: Zwischen Abendessen und Frühstück liegen manchmal mehr als 12 Stunden
  • Zubereitung und Zusammenstellung der Nahrung sind ungewohnt, und der Bewohner muss meist essen, was ihm vorgesetzt wird
  • Tischnachbarn, Umgebung und ggf. Esshaltung (im Bett) sind fremd

Für den Bewohner bedeuten diese Änderungen der üblichen Essgewohnheiten die Änderung seines Lebensrhythmus und die Einschränkung seiner Selbstbestimmung

Die Pflegenden können einiges tun, damit es dem Bewohner im Altenheim besser schmeckt:

  • Zimmer vor dem Essen lüften
  • Bewohner bequem hinsetzen
  • Appetitlosen Bewohnern eher kleine als große Portionen bestellen
  • Auf warmes Essen achten (ggf. in Mikrowelle erwärmen)
  • Ruhige Atmosphäre schaffen und Störungen vermeiden
  • Geburtstage und Feiertage durch besondere Gestaltung des Tischs respektive Tabletts hervorheben

Neben der pflegerischen Unterstützung für die Bewohner, die essen und trinken dürfen (sollen) gehört es zu den Aufgaben der Pflege sich um die Bewohner zu kümmern, die nicht essen:

  • Dürfen, weil sie z. B. vor einer Operation oder Untersuchung nüchtern bleiben müssen
  • Wollen, weil sie z. B. keinen Appetit haben
  • Können, weil sie z. B. die Bewegungen beim Essen (schneiden, Hand zum Mund führen) nicht ausführen oder nicht schlucken können

XV. Grundlagen beim Darreichen der Nahrung.

  • Restfähigkeiten bewusst wahrnehmen und einbeziehen
  • Selbstständigkeit des BW so weit wie möglich erhalten und fördern
  • Einfühlungsvermögen, Geduld und Geschick in der Pflege erleichtern die Situation
  • Bettlägerige Menschen in aufrecht sitzende Position bringen (sofern es ihr Zustand erlaubt)
  • Die Reihen folge und das Tempo werden vom BW bestimmt
  • Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme kann auch –

    sofern keine Schluckstörungen vorliegen-delegiert werden, z. B. an Angehörige

  • Nach dem Essen Gelegenheit geben zum Händewaschen und zur Mundhygiene
  • Besonderheiten werden dokumentiert; ggf. verabreichte Trinkmenge dokumentieren

XVI. Umgang mit Trinkbeschränkung.

  • Betroffene haben meist ein verstärktes Durstgefühl
  • Zitronenstückchen oder -stäbchen lutschen
  • Kleine Eiswürfel lutschen (evtl. aus Tee)
  • Mund mit Mundspray erfrischen
  • Mundspülen mit Wasser (ohne das Wasser zu schlucken)
  • Medikamente mit dem Essen einnehmen (Trinkmenge einsparen)
  • Salzige, stark gewürzte Speise und süße Getränke meiden
  • Bonbon und Kaugummi ohne Zucker
  • Erlaubtes Obst gekühlt essen
  • Trinken nur bei Durst, nicht aus Gewohnheit
  • Das, was Sie trinken, sollten Sie genießen
  • Kontrolle der zugeführten Menge
  • Durch Einfuhrkontrollbogen, auf dem, die in 24 Stunden zugeführte Flüssigkeitsmenge eingetragen werden muss
  • Verzehrtes Obst und stark wasserhaltige Speisen berücksichtigen

XVII. Therapeutische Einschränkungen.

  • Trinkbeschränkung
  • Menge der täglichen, oralen Flüssigkeitszufuhr wird beschränkt aufgrund von Erkrankungen (z. B. der Niere)
  • Nahrungskarenz
  • Der Verzicht auf feste Nahrung ist bei bestimmten Erkrankungen des Verdauungsapparates vorübergehend erforderlich (z. B.: akuter Pankreatitis, akuter Magen-Darminfektion). Operationen und bestimmte Untersuchungen, vor allem am Magen-Darmtrakt, stellen eine weitere Indikation. Bei längerfristiger Nahrungskarenz wird der Patient über intravenöse Infusionslösungen ernährt.
  • Diäten
  • Kostform, die therapeutische Ziele verfolgt. Entweder sollen belastende oder krankheitsauslösende Stoffe gemieden, bestimmte Organe geschont oder eine Körpergewichtsreduktion erreicht werden;
  • Natrium-arme Kost› bei Nierenerkrankungen
  • Fasten (Null-Diät)› bei Magen-Darmerkrankungen
  • Lebenslange Diät› bei Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus)
AEDL Essen und Trinken für die Pflegeplanung in der Pflege gesundes Obst

Link Tipps AEDL Essen und Trinken:
Standardpflegeplan „Untergewicht und Kachexie“ (AEDL)
Pflegeplanung bei PEG AEDL essen und trinken
Standard „Essen und Trinken anreichen in der stationären Pflege

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