Vorhofseptumdefekt
Die Vorhofscheidewand besteht beim Fötus und beim Neugeborenen aus zwei Gewebslappen, die bald von den Seiten aufeinander zuwachsen und sich übereinander legen. Hierbei kommt es jedoch manchmal nicht zu einem vollständigen Verschluss und Verwachsen der Vorhofscheidewand.
Bei ca. 20 bis 25 % der Menschen erfolgt diese Verklebung nur unzureichend, sodass es zum Links-Rechts-Shunt (Shunt = Verbindung zwischen dem großen und dem kleinen Kreislauf) kommt.
Foramen ovale:
Zwischen linkem (LA) und rechtem Vorhof (RA) besteht eine spaltförmige Öffnung (Pfeil). | Nach Kontrastmittelgabe sieht man den Blutübertritt vom rechten in den linken Vorhof (gestrichelter Pfeil) |
Inhaltsverzeichnis
Die Mehrzahl der Menschen bekommt nie ein Problem mit dieser Öffnung. Nur eine relativ kleine Gruppe von Patienten, die zusätzliche venöse Thromben entwickeln, sind durch das offene Foramen ovale gefährdet, eine Embolie zu erleiden. D. h. es muss eine weitere Erkrankung hinzukommen, damit das offene Foramen ovale als Kanal für thrombotisches Material Bedeutung bekommen kann.
- Häufig gestellte Fragen zum Thema
- Verschlusstechniken
Es gibt vier verschiedene Formen des Vorhofseptumdefekts:
- Ostium primum-Defekt (ASD I) – ein seltener tief sitzender Vorhofseptumdefekt, der bis zur Aortenklappenebene reicht. Dieser Defekt wird durch eine Entwicklungshemmung der Endokardkissen verursacht.
- Ostium secundum-Defekt (ASD II) – ist die häufigste Form der Fehlbildung. Der Defekt wird durch eine Entwicklungshemmung des Septum secundum (Scheidewand des Herzvorhofes) verursacht, die rechts des Septum primum (Vorhofscheidewand) von hinten-oben nach unten-vorn wächst.
- Sinus venosus-Defekt (ASD III) – ein seltener Vorhofseptumdefekt an der Grenze zur oberen Hohlvene (superior cava-defect), meist kombiniert mit anderen Fehlbildungen.
- Foramen ovale-Defekt – offene Verbindung im Bereich der Fossa ovalis (ovale Grube). Die Vorhofscheidewand wächst aus zwei Richtungen aufeinander zu: vom Bereich der Sinus venosus und der Klappenebene. An der Berührungsstelle beider Häute entsteht die Fossa ovalis, ist die Verbindung unvollständig, wird die Stelle als Foramen ovale bezeichnet. Bei 25 % aller Menschen findet sich eine Foramen ovale ohne Links-Rechts-Shunt.
Folgen:
Die Zunahme des Links-Rechts-Shunts führt zu:
- Volumenüberlastung des Lungenkreislaufs
- pulmonale Hypertonie (konstante Druckerhöhung im Lungenarteriensystem)
- Vergrößerung der rechten Herzkammer
- Spätkomplikationen:
- Pulmonalsklerose (Sklerose der Lungenarterie und ihrer Äste)
- pulmonale Hypertonie
- Rechtsherzinsuffizienz
- Selten Shuntumkehr (das Blut tritt von der rechten in die linke Herzhälfte) mit zentraler Zyanose (unzureichender Sauerstoffgehalt in den Arterien)
Bei starker Belastung der Lunge auch Neigung zu pulmonalen Infekten.
Bei größerem Ostium secundum-Defekt (ASD II), kommt es mit Zunahme des Links-Rechts-Shunts zu folgenden Symptomen:
- Graziler Körperbau und blasse Hautfarbe
- Leistungsminderung
- Atemnot
Die beschriebene Symptomatik entwickelt sich oft erst jenseits des 2. Lebensjahres, also zu dem Zeitpunkt, in dem der Links-Rechts-Shunt an Größe zunimmt.
Diagnostik
- Klinische Untersuchung: Spaltung des 2. Herztones bedingt durch vergrößertes Schlagvolumen der rechten Herzkammer.
- EKG
- Echokardiografie: Darstellung des Defektes und der Shuntströmung,
- Röntgen
- Kernspin – Angiografie (Darstellung der Herzgefäße)
Therapie
Der Defekt der Vorhofscheidewand kann mithilfe eines Katheter-Verfahrens oder operativ behandelt werden.
Katheter verfahren: Das Loch in der Scheidewand des Vorhofs wird mit einem sogenannten Okkluder verschlossen.
Operative Behandlung: Kleine Vorhofscheidewand-Defekte werden vernäht.