Spezielles in der Gefäßchirurgie
A) Aneurysma
Definition:
- Aneurysma verum : lokalisierte Aufweitung aller Gefäßwandschichten-93 % der Fälle
- Aneurysma dissecans : z. B. durch Intimaeinriss, Dissektion (Spaltung) in der Retinaschicht-6 % der Fälle
Ätiologie:
- Arteriosklerotisch (in mehr als 50 % der Fälle-arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie)
- Traumatisch
- Angeboren
- Syphilitisch (Syphilis= Geschlechtskrankheit)
- Mykotisch
- Poststenotisch
Aneurysma Verum der Aorta Abdominalis (BAA)
Lokalisation:
- 95 % der Fälle infrarenal
- 5 % der Fälle suprarenal
Definition:
- Außendurchmesser ist größer als 3 cm
- Außendurchmesser ist größer als 5 cm = Ruptur Gefahr
Symptome:
- 30-60 % asymptomatisch
- abdominelle Beschwerden
- Rücken u./o. Flanken schmerzen.
- Ischialgie (Schmerzen im Versorgungsbereich des N. ischiadicus)
- Parästhesien
- Pulsierendem Tumor
Diagnostik:
- Sono
- CT (Frage nach Beteiligung der Nierenarterien oder ob es sich um ein inflammatorisches Aortenaneurysma handelt)
- DAS
Prognose:
- Mortalität bei elektiver Behandlung: 2–5 %
- Mortalität rupturiertes Aneurysmata: 50 % präklinisch, davon wiederum 50 % intra-/ post OP
Therapie:
- Kleiner als 5 cm, asymptomatisch, Wachstumstendenz in 6 Monaten geringer als 0,5 cm = abwartend, konservativ, mit positiver Beeinflussung der kardialen Risikofaktoren, v.a. der arteriellen Hypertonie und COPD
- Kleiner als 5 cm, asymptomatisch = OP-Indikation zur Rohr- oder Y-Prothese
- Symptomatisch = OP-Indikation zur Rohr- oder Y-Prothese
Aneurysma der Arteria Poplitea
Symptome:
- Schwellung
- Schmerz
- Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit)
- Ruptur und Hämatombildung
Diagnostik:
- FKDS (CT, MRT)
- DAS
Komplikationen:
- Thrombosierung
- Periphere Embolien
Therapie:
- Absolute OP-Indikation bei symptomatischen Patient wegen hoher Amputation rate
- Symptome treten erst auf nach Gefäßverschluss aller drei US-Gefäße (A. Tibialis anterior und posterior, A. fibularis)
- Prophylaktische OP bei beiderseitigen Aneurysmata der A. poplitea durch Anlage eines autologen Veneninterponat
B) AVK der Viszeral Gefäße
Einteilung:
- Akut: Mesenterialinfarkt
- Chronisch: Angina abdominalis
Ätiologie:
- Arterielle Embolie
- Arteriosklerose
- „Non occlusive“ mesenteriale Ischämie bei Hypovolämie, Hypotonie, Herzinsuffizienz
- Venenthrombose
Symptome:
- Akut: Akutes Abdomen mit Diarrhöen und Schock. Typisch ist das freie Intervall, sog. „fauler Frieden“, AZ-Verschlechterung.
- Chronisch: Postprandiale (nach den Mahlzeiten) Schmerzen, häufig asymptomatisch wegen guter Kollateralisierung
Diagnose:
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung
- Rö-Abdomen (geblähte Dünndarmschlingen?)
- DAS (beweisend)
- Labor (Leukozytose, Laktatazidose)
Therapie:
- Möglichst frühzeitig (spätestens nach 6 Stunden) operativ (TEA, Darmteilresektion bei infiziertem Darm)
C) ACI-Stenose
Symptome:
- Amaurosis fugax (kurzzeitige Blindheit auf einem Auge) (einseitig)
- TIA (Sprachstörung, flüchtige Kraftminderung, Sensibilitätsstörungen), (ähnelt einem Schlaganfall, klingt jedoch nach 24 Stunden wieder ab)
Untersuchungen:
- Auskultation der Carotiden (Stenose Geräusch bei Stenose 60–85 %)
- Puls Status
Diagnostik:
- FKDS
- DSA („golden Standard“)
Therapie:
- Indikation steht bei symptomatischer ACI-Stenose von 70 bis 99 %
- TEA m./o. Shunt und VSM Patch.
- EEA
- Bei 100%iger Stenose keine OP
D) Lungenembolie
Definition:
- Partielle oder totale Obstruktion der Lungenarterien durch verschleppte Thromben (seltener Fett, Luft, Fruchtwasser, Fremdkörper)
Ätiologie:
- TVT der Beckenvenen-30 % der Fälle
- TVT der Oberschenkelvenen-60 % der Fälle
Auslösende Faktoren:
- Morgendliches Aufstehen?
- Pressorische Akte (Defäkation)
- Plötzliche körperliche Anstrengung
Symptome:
- Inapparent (50 % der Fälle)
- Tachypnoe / Dyspnoe
- Thoraxschmerzen
- Tachykardie
- Hämoptysen und Husten
- Angst/ Beklemmung
Diagnostik:
- EKG
- Prothorax
- Arterielle BGA
- Perfusion / Ventilationsszintigraphie
- Pulmonalisangiografie mit DSA
- Spiral CT mit KM
Therapie:
- Rasche Diagnosestellung ist erforderlich, da eine hohe Letalität (10 % der Fälle) unter einer Stunde versterben
Allgemeinmaßnahmen:
- Immobilisierung
- Oberkörperhochlagerung
- O₂ Gabe
- Analgosedierung
- Schockbekämpfung
- i.v. Heparin 10.000 IE als Bolus und 30.000-40.000 Heparin i.v./24h
Spezielle Maßnahmen:
- Thrombolyse
- (chirurgische Embolektomie)
Rezidiv Prophylaxe:
- Antikoagulation mit Marcumar nach Quick 25–40 % für 6 Monate bis 1 Jahr
- Cava Schirm Implantation
Weitere Quellen zu Spezielles in der Gefäßchirurgie
Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin
Gefäßchirurgie