Schlaf und Schlaferkrankungen
Physiologie:
Schlaf:
- phasenhafter, aktiver, durch das Schlafzentrum des Hirns kontrollierter Erholungsvorgang des Gehirnstoffwechsels
- beruhend auf dem Hirn eigenen Tag-Nacht-Rhythmus
Unterscheidung:
Kurzschläfer: 5–6 h Nachtschlaf (größte Schlaftiefe nach dem Einschlafen)
Langschläfer 8–9 h Nachtschlaf (größte Schlaftiefe gegen morgen)
Bestimmung der Schlaftiefe, Erweckbarkeit
Alte Menschen haben z. T.: nur ein Schlafbedürfnis von 3 bis 4 Stunden.
Schlafstadien:
- 1. – 4.: Non – REM-Phasen, zunehmende Schlaftiefe
- 5. Stadium: REM (Rapid Eye Movement) Schlaf oder Traumschlafstudium
periodische rasche Augenbewegungen, Muskelentspannung, deutlich verminderte Erweckbarkeit
- nach Erreichen der REM-Phase beginnt der Zyklus erneut
- zum Morgen werden die REM-Phasen immer länger, Stadium 1- 4 wird kürzer
- ein Schlafzyklus dauert ca. 90 Minuten
Diagnostik:
Polygrafie (häufigste ambulante Voruntersuchung)
- EKG› HRST
- Mikrofon› Schnarchlautstärke
- O2-Sättigung ›
- Ggf. Beim-EMG ›„unruhige Beine“
Polysomnografische Diagnostik (nur stationär möglich):
- EEG› Bestimmung der Schlaftiefe, Erweckbarkeit
- EOG (Elektro-Okulo-Gramm)› Augenbewegungen
- Kinn-EMG› Zähneknirschen
- EKG› HRST
- Mikrofon› Schnarchen
- Erfassung von Thorax- und Bauchwandbewegungen› Atemzüge
- nasaler Luftfluss
- O2-Sättigung des Bluts
- Bein-EMG› „unruhige Beine“
- Videoüberwachung
Pathologie:
Schlaf-Apnoe-Syndrom (SAS):
Definition: gehäuft (mehr als 10 pro Stunde) auftretende Atemstillstände mit Abfall der O2-Sättigung und Kohlendioxidzunahme im Blut während des Schlafes
› Weckreaktion ausgelöst durch Atemzentrum, mit einigen vertieften Atemzügen
2 Formen:
a) obstruktive SAS: Verlegung der Atemwege durch Kollaps der Rachen wände aufgrund von Verfettung und Muskelerschlaffung
b) zentrales SAS: Atemwege frei, jedoch ist der zentrale Atemantrieb ist gestört
Symptome:
- Nächtliches Lautes Schnarchen.
- Gehäuft auftretende Apnoephasen
- extreme Tagesmüdigkeit, Leistungsminderung
- Kopfschmerzen
- Impotenz, Libidoverlust
- Häufiger Sekundenschlaf tagsüber
Deutlich erhöhtes Risiko für KHK und HRST, Autounfälle und Herztod
Diagnostik:
- Vorher EEG, Testpsychologie (Dauerkonzentration gestört), PST (Pupillografischer Schläfrigkeitstest)
- Polysomnografie: misst Atemstillstände, mit nachfolgender O2-Sättigung und Weckreaktionen
Therapie:
- Gewichtsreduktion
- Verzicht auf Nikotin und Alkohol
- CPAP-Beatmungsmaske (continous positive airway pressure) Gesichtsmaske, die Nase dicht abschließt› durch einen Schlauch wird, ein kontinuierlicher Überdruck in den Atemwegen aufrecht gehalten
- HNO-OP: bei obstruktiver Form; Zäpfchen und Mandelentfernung
› Stimme wird verändert, geringer Erfolg
Schnarchen:
› an sich kein Krankheitswert
› kommt es jedoch zu Weckreaktionen des Schläfers, besteht eine Behandlungsbedürftigkeit
› HNO-OP: Zäpfchen und Mandelentfernung
Stimme wird verändert, geringer Erfolg
Restless-Legs-Syndrom
(gehört zu den extrapyramidalen Bewegungsstörungen) :
- Bewegungsunruhe
- Schmerzen in den Beinen (werden bei Bewegung besser)
- Starke Tagesmüdigkeit
Diagnostik: Polysomnografie
- nächtliche periodische Beinbewegungen
- respiratorische Parameter sind unauffällig
- PNP muss differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden
Therapie:
- nur L-Dopa (Restex ®) zugelassen
- Dopamin Agonisten helfen jedoch besser (sind aber nicht zugelassen)
- Benzodiazepinen und Opioide
Narkolepsie:
Definition: Störung der Schlaf-Wach-Regulation im ZNS
- Schlafanfälle (plötzliches, unbezwingbares Einschlafen tagsüber für Minuten bis Stunden)
- Hypovigilanzzustände (Schläfrigkeit)
- Kataplexie (affektiver Tonusverlust, Sturz durch Muskelerschlaffung bei erhaltenem Bewusstsein)
- Wachanfälle (Pat ist während des Einschlafens oder Erwachens bewegungsunfähig, ängstlich, Ansprache/Berührung durch Dritte beendet diesen Zustand)
- Hypnagoge Halluzinationen (unangenehme visuelle Halluzinationen während des Einschlafens, Pat beginnt den Schlaf mit Träumen)
Diagnostik: Polysomnografie
- früh auftretende REM-Phasen
- MSLT (Multipler Schlaflatenz Test) Beobachtung nach welcher Zeitdauer der Pat einschläft
- BB: HLA –Typisierung (Charakteristische Oberflächen Marker auf den Leukozyten)
- MWT (Multipler Wach Test)
Therapie:
- Kataplexie + Schlaflähmung› Antidepressiva (Imipramin oder Clomipramin)
- Schlafanfälle › Psychostimulatoren (Methylphenidat, Amphetamin)
- Keine Führung von KFZ-Fahrzeugen
Somnambulismus (Schlafwandeln)
Motorische oder psychische Verhaltensstörungen, die während des REM Schlafes auftreten
Therapie: REM-Phasen werden unterdrückt› Antidepressiva (Imipramin oder Clomipramin)
Psychologische Insomnie:
- „Erlernte Schlaflosigkeit.“
- Mittagsschlaf› Pat können nachts nicht schlafen› Teufelskreis
Therapie:
- Kurzzeitig Einschlaffördernde Sedativa
Einüben von Schlafritualen (Schlafhygiene)
Weitere Quellen zu Schlaf und Schlaferkrankungen
Schlafprobleme und Schlafstörungen (Insomnie)
Schlafstörungen: Ursachen, Therapien und Selbsthilfe