Multiple Sklerose
1 Krankheit
1.1 Multiple Sklerose
1.2 Ursachen
1.3 Symptome
1.4 Diagnostik
1.5 Verlauf
1.6 Behandlung der MS
2 Pflege nach den AEDL’s
2.1 Kommunizieren können
2.2 Sich bewegen können
2.3 Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten
2.4 Sich pflegen
2.5 Essen und trinken können
2.6 Ausscheiden
2.7 Sich kleiden
2.8 Ruhe und Schlafen
2.9 Sich beschäftigen
2.10 Sich als Mann / Frau fühlen
2.11 Für eine sichere Umgebung sorgen
2.12 Soziale Bereiche des Lebens sichern und gestalten können
2.13 Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen können
Inhaltsverzeichnis
- 1 Multiple Sklerose
- 1.1 1.1 Multiple Sklerose
- 1.2 Gutartiger (benigner) Verlauf:
- 1.3 1.6 Behandlung der MS
- 1.4 2 Pflege nach den AEDL’s
- 1.4.1 2.1 Kommunizieren können
- 1.4.2 2.2 Sich bewegen können
- 1.4.3 2.3 Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten
- 1.4.4 2.4 Sich pflegen
- 1.4.5 2.5Essen und trinken können
- 1.4.6 2.6 Ausscheiden
- 1.4.7 2.7 Sich kleiden
- 1.4.8 2.8 Ruhe und Schlafen
- 1.4.9 2.9 Sich beschäftigen
- 1.4.10 2.10 Sich als Mann / Frau fühlen
- 1.4.11 2.11 Für eine sichere Umgebung sorgen
- 1.4.12 PsychologischeSicherheitsbedürfnisse sind:
- 1.4.13 2.12 Soziale Bereiche des Lebens sichern und gestaltenkönnen
- 1.4.14 2.13 Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehenkönnen
- 1.4.15 Literatur
1 Krankheit
1.1 Multiple Sklerose
Die Multiple Sklerose (MS), auch Encephalomyelitis disseminata (ED) genannt, ist eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems, die an vielen Stellen (multiple=vielfach) auftreten kann. Durch die Entzündungen entstehen Narben (Sklerose). Die Nervenfasern sind, ähnlich wie elektrische Kabel, von einer Isolierschicht (Myelin) umgeben. Bei MS entstehen in dieser Schutzschicht Entzündungsherde.
Dadurch kommt es zur Entmarkung (demyelisierung), Informationen können nicht mehr richtig weitergeleitet werden, dadurch kommt es zu den Funktionsstörungen, quasi Kurzschlüssen. Die MS kann unterschiedlich verlaufen und beginnt meist im Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren. Die Krankheit verläuft entweder gleichmäßig fortschreitend (progredient), oder in Schüben, die sich zurückbilden können. Im Verlauf der Erkrankung kann es auch einem Übergang vom schubförmigen zum progredienten Verlauf kommen. Die Ursache der MS ist noch nicht geklärt, die Forschung zielt eher auf die Behandlung der Symptome ab, denn das ist das, was Geld bringt.
Fest steht, dass bei MS ein Teilbereich des körperlichen Immunsystems falsch programmiert ist, wodurch es sich gegen den eigenen gesunden Körper wendet. Es gibt in Deutschland (lt. DMSG) ca. 122.000 an MS erkrankte Menschen, es sind nahezu doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen. Es kursieren zahlreiche Fehlinformationen und Vorurteile über die Multiple Sklerose. Es gilt daher festzuhalten, dass die MS nicht ansteckend, tödlich oder erblich ist. Zumindest spricht die Statistik dafür, auch wenn niemand etwas über die Ursache weiß.
Die höhere Lebenserwartung, die Symptombehandlung und die Veränderung von schubförmiger Verlaufsform, lässt die Zahl der älteren, stark körperlich – behinderten MS – Betroffenen kontinuierlich steigen. Diese – sowie die jungen pflegebedürftigen MS – Betroffenen können zunehmend nicht mehr im häuslichen Umfeld betreut werden. Ihnen bleibt nur der Umzug in ein Altenheim.
1.2 Ursachen
Es ist schwierig, sich mit einer Erkrankung auseinanderzusetzen zu müssen, wenn man die Ursache der Erkrankung nicht kennt. Es gibt zwar einige Ahnungen, Überlegungen und Vermutungen, aber nicht die Ursache der MS. Man geht davon aus, dass es eine Summe von Faktoren ist, die einen Menschen anfällig für die MS machen. Es wäre zu umfangreich, alle aufgestellten Annahmen über die Ursache der MS hier zu erläutern.
› Allgemeine Faktoren
Vermutlich müssen mehrere Bedingungen und Einflüsse zusammentreffen, damit die Multiple Sklerose überhaupt ausgelöst wird. Das Durchschnittsalter bei Beginn der Erkrankung liegt zwischen 20 und 40 Jahren, Frauen erkranken häufiger als Männer, wobei das Überwiegen der Frauen bisher nicht erklärt werden konnte, genauso wenig wie die eigentliche Ursache der MS. Es gibt Untersuchungen, die aufzeigen, dass in bestimmten Breitengraden der Erde MS häufiger auftritt, in anderen dagegen eher selten. So ist die MS in Mitteleuropa und Nordeuropa häufiger, in Südeuropa und Afrika eher weniger häufig.
Es gibt in Deutschland ca. 122.000 Erkrankte (lt.DMSG), das macht die MS zur häufigsten entzündlichen neurologischen Erkrankung in Deutschland. Zur Erkrankung gibt es, wegen der vielen unterschiedlichen Verläufe, auch verschiedene Ursachen-Theorien, z. B. die Autoimmuntheorie, die Virus-Hypothese, die genetischen Faktoren, die Stoffwechseltheorie sowie die psychosomatischen. Theorien.
› Erblich oder Ansteckend
Die MS ist weder eine erbliche noch eine ansteckende Krankheit, so die Statistik. Eltern übertragen sie nicht direkt auf ihre Kinder, so die Statistik. Es gibt Faktoren, die jemanden für die MS anfällig machen. Man nimmt an, dass genetische Vererbung hierbei eine Rolle spielt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine MS entsteht und dann auch zum Ausbruch gelangt. Vieles spricht dafür, dass neben der Empfänglichkeit für MS bisher nicht geklärte äußere Faktoren (z. B. eine Viruserkrankung) einwirken müssen.
Dabei scheint es wichtig zu sein, zu welchem Zeitpunkt diese äußeren Faktoren einwirken, offensichtlich muss dies bereits in einer frühen Lebensphase geschehen. Außerdem besteht der Verdacht einer bakteriellen Infektion als Ursache, der aber ebenfalls nicht bewiesen ist. Welche Rolle die Psyche als Ursache oder zum Ausbruch spielt, ist ebenfalls unklar.
Immunsystem
Eine Haupttheorie besagt, dass die MS eine immunologische Erkrankung ist. Immunsystem allgemein bedeutet, dass der Körper gegen fremde Substanzen (z. B. Viren, Bakterien) Gegenstoffe (Antikörper) bildet, die mit diesen fremden Substanzen kämpfen. Das Immunsystem ist gesund, wenn der Körper nur gegen fremde Substanzen diese Antikörper bildet.
Bei MS-Betroffenen veranlassen irrtümlich körpereigene, also nicht fremde Substanzen, das Immunsystem dazu, Antikörper zu bilden. Möglicherweise werden Bestandteile der körpereigenen Isolierschicht (Myelin) als fremd angesehen und infolgedessen Antikörper gebildet, die das Myelin zerstören. Das ist eine Verselbstständigung oder Automatisierung des Immunsystems, daher kommen die Begriffe autoimmun oder autoaggressiv.
› Psychische Faktoren
Immer wieder werden auslösende Faktoren gesucht, wie zum Beispiel Entzündungen, Verletzungen oder seelische Faktoren. Bisher fehlen hierfür aber eindeutige Beweise. Jedoch können organische Erkrankungen, besonders die immunologisch-bedingten, durch psychische Faktoren beeinflusst werden. Das gilt besonders auch als Schub auslösender Faktor. Man sollte nicht resignieren, weil man meint, wenn die Ursache nicht bekannt ist, könne man ja auch nichts gegen die Erkrankung machen, das wäre völlig falsch.
Eine Therapie, die die, Krankheit beseitigt, gibt es noch nicht, aber mehrere Medikamente sind in Entwicklung und schon in Anwendung, die in das Krankheitsgeschehen mildernd eingreifen können. Es gibt viele Möglichkeiten Beschwerden zu lindern oder zu bessern, dazu gilt aber vor allem niemals aufzugeben. Wenn eine Erfahrung gibt, die MS-Kranke ganz bestimmt machen, ist es, dass es immer weitergeht und man aus jedem Keller wieder herauskommt, in welchem Zustand auch immer.
Die Ursache der MS ist noch nicht geklärt. Man nimmt an, dass der MS ein ganzes Ursachen bündel zugrunde liegt. Das Abwehrsystem des Körpers, das Immunsystem, spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Immunsystem schützt vor Krankheitserregern, indem es diese unschädlich macht, wenn sie in den Körper eindringen. Bei der MS ist ein Teilbereich dieses Abwehrmechanismus falsch programmiert, das heißt, er richtet sich gegen den eigenen gesunden Körper. So kommt es z. B. durch eine Fehlsteuerung innerhalb des Immunsystems zur Bildung von Antikörpern, die sich an die Schutzhülle der Nervenfasern heften und dort Schädigungen und Störungen verursachen können.
Vermutlich müssen mehrere Bedingungen und Einflüsse zusammentreffen, damit die MS überhaupt ausgelöst wird. Auch eine Beteiligung genetischer Faktoren wird derzeit nicht mehr ausgeschlossen und intensiv erforscht. Zahlreiche Forscherteams beschäftigen sich damit, die komplizierten Steuerungsvorgänge des Immunsystems aufzudecken.
1.3 Symptome
Die MS kann unterschiedliche Orte im Gehirn oder Rückenmark befallen, dadurch kann es zu verschiedenen Symptomen und Beschwerden kommen. Die Symptome können immer wieder auftreten, oder es können neue hinzukommen. Man spricht dann vom Schub. Wenn sie sich zurückbilden, nennt man das Remission oder aber sie bleiben in ihrer Intensität bestehen. Letztendlich sind sie ausschlaggebend für den Grad der Behinderung und damit Grundlage zur Pflegeplanung und –Handlung.
› Sehstörungen:
Verschwommenes Sehen, Doppelbilder, unfreiwillige schnelle Augenbewegungen.
› Koordinationsprobleme:
Gleichgewichtsverlust, Zittern, Gangunsicherheit, Schwindel
› Spastizität:
Eine veränderte Muskelspannung kann vermehrte Muskelsteifheit
hervorrufen, was das Gehvermögen beeinträchtigt.
› Empfindungsstörungen:
Kribbeln, Taubheit oder ein brennendes Gefühl an einer oder
an verschiedenen Körperstellen.
› Schmerzen:
Oft treten bei MS auch Schmerzen auf, z. B. im Gesicht oder in
der Muskulatur.
› Sprachstörungen:
undeutliche Aussprache, Veränderung des Sprechrhythmus.
› Mattigkeit:
Es tritt häufig eine allgemein lähmende und unvorhersagbare Müdigkeit auf, die in keinem Verhältnis zur körperlichen Tätigkeit des Betroffenen steht.
› Blasen- und Darmstörungen:
Häufiger und heftiger Harndrang, unvollständige und unkontrollierte Blasenentleerung, Verstopfung, Verlust der willkürlichen Kontrolle des Stuhlganges.
› Sexualität:
Impotenz, verminderte Erregung, Empfindungsausfall.
› Kognitive und emotionale Störungen:
Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentrationsfähigkeit und der Urteilskraft.
Die meisten Betroffenen leiden unter mehreren dieser Symptome, aber nie gleichzeitig unter allen.
1.4 Diagnostik
Auf alle Fälle ist eine MS ist nur mit vielen verschiedenen Untersuchungen zu diagnostizieren. Dann ist es immer noch unsicher, weil es keine sichere Untersuchungsmethode gibt, die eine MS beweist oder ausschließt. Es vergehen oft Jahre bis zur endgültigen Diagnosestellung. Der erste Weg bei den eindeutigen Beschwerden wird sicherlich über den Hausarzt zum Neurologen führen, der Zweite vermutlich zu Mitbetroffenen.
Bei dem Verdacht auf eine Multiple Sklerose werden eine Kernspintomografie (ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, bei der Gehirnstrukturen dargestellt werden und entsprechende Entzündungen oder Vernarbungen sichtbar werden, wird auch Magnetresonanzverfahren genannt, da ein Magnetfeld um den Patienten erzeugt wird) des Gehirns und des Rückenmarks gemacht. eine Liquor Untersuchung
Durch die Nervenwasseruntersuchung (Lumbalpunktion) kann ein entzündlicher Prozess im Gehirn festgestellt werden. Es wird durch eine Punktion in den Nervenkanal entnommen. Im Nervenwasser (Liquor) sind dann bestimmte Eiweißkörper nachweisbar, die bei der Diagnose helfen, außerdem kann bei der MS die Liquor Zellen zahl erhöht sein.
Und die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Die Reizleitung der Nerven wird durch Elektroden, die in oder an der Kopfhaut angebracht sind, untersucht. Überprüft werden dabei optische, akustische oder elektrische Reize. Damit können Schädigungen an den Nervenleitungen durch die MS anhand von Verzögerungen der Reaktionen festgestellt werden.) vorgenommen. Trotzdem ist die Diagnosestellung in manchen Fällen schwierig oder verzögert.
Die klinischen Untersuchungen richten sich nach den Beschwerden des Betroffenen. Es gibt eine Reihe von neurologischen Untersuchungen, wie z. B. die Überprüfung des Gleichgewichts, der Koordination, der Berührungsempfindlichkeit, der Muskelspannung, der Lähmung, der Reflexe und verschiedene andere Untersuchungen. Dazu kommen die normalen Laboruntersuchungen, wie z. B. Blut, Urin usw. Natürlich muss auch ein EEG gemacht werden, sowie Untersuchungen je nach Beschwerden, z. B. Augen, Ohren usw. Das Ziel dabei ist, andere Erkrankungen auszuschließen.
1.5 Verlauf
Das Auftreten von einem oder mehreren (multiplen) Entzündungsherden mit entsprechenden körperlichen Störungen wird als Schub bezeichnet. Ein solcher Schub entwickelt sich meist innerhalb von Tagen und klingt nach einiger Zeit wieder ab. Danach kann eine Rückkehr zur normalen Funktion eintreten oder das entzündete Nervengewebe vernarbt (sklerosiert). Da der Verlauf von MS bei den einzelnen MS-Kranken sehr unterschiedlich erfolgt, ist es praktisch unmöglich, Voraussagen über ihn zu treffen. Es lassen sich jedoch vier Arten des Krankheitsverlaufes unterscheiden:
Gutartiger (benigner) Verlauf:
Dabei kommt es zu einem oder einigen kurz dauernden Krankheitsschüben mit vollständiger Rückbildung (Remission). Betroffene weisen oft nach Jahrzehnten nach der Diagnose keine nennenswerten Behinderungen auf. Schubförmiger (rezidivierten-remittierender) Verlauf: Dabei kommt es zu mehreren Schüben, die sich jeweils vollständig oder teilweise zurückbilden. Primär chronisch-progredienter Verlauf:
Ohne Schübe nehmen die Beschwerden stetig zu. Dieser Prozess kann irgendwann stehen bleiben oder über Monate und Jahre weitergehen. Sekundär chronisch-progredienter Verlauf: Bei manchen Patienten geht ein anfänglich schubweiser Verlauf mit Rückbildungen später in ein Stadium fortschreitender Behinderung über, wobei weiterhin Krankheitsschübe auftreten können.
› Als Anhaltspunkte für einen günstigen Verlauf
gelten:
› Gefühls- oder Sehstörungen als Erstsymptome
› Vollständige Rückbildung der Beschwerden
› Fehlende Behinderung nach einem Zeitraum von fünf Jahren für einen weniger günstigen Verlauf sprechen:
› Lähmungserscheinungen als Erstsymptome
› Bereits anfänglich bleibende Ausfälle
› Höheres Lebensalter bei Krankheitsbeginn
› Hohe Schubrate im Verlauf
Vor allem bei älteren Patienten unterscheidet sich der Krankheitsverlauf, hier kann es zu anhaltenden neurologischen Ausfällen ohne Rückbildung und mit der Tendenz zur Verschlechterung kommen.
1.6 Behandlung der MS
Grundsätzlich muss zwischen den Therapien unterschieden werden, die an die vermuteten Ursache der MS gehen und den Behandlungen, die gegen die Symptome gerichtet sind. Daneben gibt es eine Reihe von ergänzenden Maßnahmen, wie zum Beispiel verschiedene Diäten. Die Ziele der medikamentösen MS-Behandlung mit den heute verfügbaren Mitteln sind: Eine rasche Rückbildung der akuten Krankheitserscheinungen sowie eine Verlängerung der beschwerdefreien Zeit bis zum nächsten Schub.
Außerdem soll der Krankheitsverlauf verändert werden, indem das Fortschreiten von Erkrankung und Behinderung abgebremst und die Häufigkeit und Schwere der Schübe vermindert wird. Zurzeit gibt es noch keine allgemeingültige Therapie mit Sicherheit auf Heilung der MS. Es gibt jedoch eine Vielfalt von etablierten Behandlungen, die die Symptome der MS günstig beeinflussen können.
Während oder nach MS-Schüben wird vielfach Kortison als entzündungshemmendes Medikament eingesetzt. Allerdings gibt dieses Medikament keine feste Garantie für eine folgenlose Rückbildung der Beschwerden, außerdem ist eine Langzeiteinnahme von Kortison aufgrund der Fülle seiner Nebenwirkungen nicht zu empfehlen.
Andere Medikamente (z. B. Interferone, Copolymer-1 usw.) greifen regulierend oder unterdrückend in das Immunsystem ein. Dadurch verlangsamt sich bei einigen Betroffenen das Fortschreiten der MS. Ein weiteres Ziel ist die Behandlung spezieller Symptome, unabhängig vom Krankheitsverlauf. Um die bestehenden unterschiedlichen neurologischen Ausfälle zu vermindern, wird eine Reihe von Medikamenten eingesetzt: Mit Antispastika können das Gehvermögen des Patienten verbessert werden, Anticholinergika dienen zur Bekämpfung der Blasenstörungen und aktivierende Antidepressiva helfen gegen die häufig auftretenden Ermüdungserscheinungen.
Die Gabe von Epilepsie-Medikamenten, um Gesichtsschmerzen zu mindern und bei starken Tremor die Gabe von Betablockern. Regelmäßige Krankengymnastik, Unterwasserbewegungstherapie und sportliche Aktivität sind wichtige unterstützende Maßnahmen. Daneben gibt es Behandlungsmethoden, die das biologische Gleichgewicht des Betroffenen verbessern. Dazu zählen Diäten, Entspannungstechniken und Psychotherapien.
2 Pflege nach den AEDL’s
2.1 Kommunizieren können
Kommunikation verbindet Menschen, Störungen der Kommunikation machen einsam. MS – erkrankte Menschen sind krankheitsbedingt besonders gefährdet, weniger zu kommunizieren, sich zurückzuziehen, sich abzukapseln und zu vereinsamen (Depressionen). Man fördert die Beziehung und Kommunikation in dem der Pflegende hilft dem Kranken, sich sprachlich zu äußern, wenn sie sich ihnen beim Sprechen zuwenden (Blickkontakt). Geduld und Interesse signalisieren und genügend Zeit zum Antworten lassen. Auch körperliche Signale, wie Hand halten oder Berührungen können zum Sprechen ermuntern.
Gestik und Mimik ist ein Ausdruck von Gefühlen und des Wahrnehmungsvermögens und müssen von dem Pflegenden besonders beachtet werden. Durch die Sensibilitätsstörung sind Schmerzempfindungen stark eingeschränkt, vielen Betroffenen fällt es schwer ihre Empfindlichkeit verbal auszudrücken. In der Pflege sind diese Körperwahrnehmungen zu berücksichtigen und bei den Aktivitäten des täglichen Lebens als erschwerten Faktor einzubeziehen. Sehr hilfreich bei der Pflege MS – Betroffener ist die Basale Stimulation.
um Reaktionsmöglichkeiten zu fördern und Wahrnehmungsverluste vorsichtig wieder etwas zu bessern und zu aktivieren. Damit kann gleichzeitig die Motivation geschaffen werden, die es den Betroffenen möglich macht, sich mit seinen zur Verfügung stehenden Kräften wieder seiner Umgebung zuzuwenden. Basale Stimulation fordert über entspannende Elemente das Wohlbefinden und hilft dem Betroffenen, seinen Körper angenehm wahrzunehmen.
2.2 Sich bewegen können
Bewegungsarmut ist ein Hauptsymptom der MS – Krankheit. Unbehandelt führt sie zu Kontrakturen der Gelenke, daraus resultiert die Bettlägerigkeit und alle folgenden Komplikationen (Reizarmut, geistiger Rückzug und Regression). „Wer einen MS – Kranken 3 Tage im Bett lässt, hat ihn schon aufgegeben“. Alle Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung der körperlichen Beweglichkeit sind daher auch Maßnahmen zur Anregung der Sinne und des Geistes. Die krankheitsbedingte Verlangsamung und erhöhte Sturzgefahr fordern Zeit und Geduld, insbesondere Wachsamkeit von dem Pflegepersonal.
Wichtig ist es für den MS – Betroffenen Hilfestellung zu geben und eigene noch mögliche Bewegungsabläufe selber machen zu lassen. Selbsthilfe Strategien zusammen zu entwickeln um Spastik vorbeugen zu können. Auch Entspannungstechniken können zur Verhinderung der Spastik angewendet werden. Die Lagerung nach Bobath und Mithilfe beim Lagewechsel dient zur Dekubitusprophylaxe und Verminderung von Schmerzen. Beuge und Streckmuster müssen über den Tag verteilt im Wechsel eingehalten werden.
Der Umgang mit MS – Betroffenen durch Anwendung von Kinästhetik (z. B. Transtal) kann Spastik verhindert werden. Die Medikamentengabe zur Spastik Lösung individuell auf das Tagesprogramm flexibel gestalten. Ein spezielles Pflegeprogramm ist das Stehtraining. Zur Symptombehandlung und als Grundpfeiler der Prophylaxen, um Komplikationen zu verhindern.
Diese währen:
› Dekubitus
› Pneumonie
› Thrombose
› Kontraktur
› Restharn
› Osteoporose
› Schmerzen
› Verbesserung der Wahrnehmung
Das Erlernen des Stehens mit geeigneten Hilfsmitteln durchführen und später mit in das alltägliche Trainingsprogramm übernommen werden. Bis zu einer Stunde am Tag oder länger. Des Weiteren bietet das Stehtraining den Betroffenen viele positive Möglichkeiten und Eindrücke. Starke Koordinationsstörungen können die Betroffenen völlig pflege abhängig machen. Die Symptomatik kann positiv beeinflusst werden, wenn:
› Muskelspannung aufgebaut wird (Basale Stimulation)
› Eisbehandlungen genutzt werden
› Die Muskulatur kurzfristig mit Gewichten belasten (Bleimanschetten, schere Schuhe
› Bewegungsanläufe in kleine Abschnitte aufgeteilt werden
› Raum und Zeit berücksichtigt werden
› Hilfsmittel frühzeitig benutzt werden
› Ersatzfunktionen trainiert werden
› Eigeninitiative fordern und fördern
› Mit Unterlagen arbeiten (z. B. Arme auf einem Podest in Schulterhöhe ablegen, ermöglicht eigenständiges Essen)
2.3 Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten
Bei Bettlägerigen und bei in der Mobilität eingeschränktem MS – Betroffenen ist die Durchführung der Pneumonieprophylaxe essenziell. Durch Atemstimulierende Maßnahmen das tiefe Durchatmen zu fördern und durch Einreibung zu unterstützen. Durchführung von Mobilisation Maßnahmen sorgen, um Blutdruck, Kreislauf und Puls zu normalisieren (RR Kontrolle und Pulskontrolle). Die Sensibilitäten Störung hat auch Veränderungen in der Wärme und Kälteempfindungen zu Folge. Es ist auf geeignete Kleidung zu achten und auch beim Schlafen für ausreichende Lüftung und angepasstes Bettzeug zu sorgen, um Wärmeregulation auszugleichen.
2.4 Sich pflegen
Wichtig ist, zumindest in Teilbereichen die Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten, darauf zu achten was er noch selber kann oder Hilfe benötigt (individuelle Körperpflege). Hierbei wird auf Hautzustand und spezielle Hautpflege geachtet. Weiterhin muss auf Hautschäden (Rötungen, Schwellungen, Blasenbildungen, Ödeme, Infektionen) geachtet werden und wenn notwendig sofortige Behandlung einleiten.
2.5
Essen und trinken können
Die Nahrung sollte abwechslungsreich und vitaminreich sein und wegen der Obstipationsgefahr reichliche Ballaststoffe enthalten. Vor allem eine reichliche Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, da Blasenstörungen bei 90 % aller MS – Betroffenen auftritt und zu den schwersten Symptomen der MS gehört. Die Ernährung hat einen besonderen Stellenwert bei der Behandlung von MS. In tierischen Nahrungsmitteln sind entzündungsfördernde Substanzen enthalten. Tierfette sollten reduziert werden. Es sollten mehr Fischgerichte gereicht werden, durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren und hohen wertvollen Eiweiß wirken sie positiv.
Des Weiteren ist darauf zu achten Öl zu verwenden und Eiweißkombinationen (Pellkartoffeln und Quark, Milchreis, Müsli). Bei Osteoporose oder erhöhtem Risiko (Kortisonbehandlung) ist die Einnahme von Vitamin B und Zufuhr von Kalzium (z. B. Milch) angeraten. Man unterstützt den MS – Betroffenen bei der Nahrungsaufnahme, ohne ihn gleich alles abzunehmen. Durch Tremor, Unsicherheit bei gezielten Bewegungen und dem Unvermögen selber zu essen, muss nach geeigneten Hilfsmitteln gesucht werden. Es wird versucht, mit Unterlagen zu arbeiten, um kurze Bewegungsabläufe zu ermöglichen. Verwendung von Spezialbesteck, um selbstständiges Essen durchzuführen.
Dem Betroffenen genügend Zeit und Ruhe lassen. Auch der Zahnzustand spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Die Pflegekraft hat darauf zu achten, ob die Zahnprothese richtig sitzt, um Kauen zu ermöglichen. Auch Zahnschmerzen oder Entzündungen des Zahnfleisches bedürfen der Behandlung.
2.6 Ausscheiden
Blasenstörungen gehören zu den häufigsten und schwersten Symptomen der MS. Die Förderung von Kontinenz steht im Mittelpunkt. Durch Toilettentraining, Beckenbodentraining, Änderung der Trinkgewohnheiten und medikamentöse Behandlung. Am Anfang der Behandlung steht die neurologische und urologische Diagnostik zur Feststellung des Behandlungskonzepts, dies ist notwendig, da es bei MS zu verschiedenen pflegerischen Behandlungen bedarf.
Auftretende Obstipation ist durch Mobilisation und Ballaststoffreiche
Ernährung zu verhindern (natürliche Abführmittel).
Ferner werden Pflegehilfen zur Bewältigung individueller Inkontinenz Probleme
gegeben. Unter anderem ist auch auf eine sorgfältige Intimhygiene
zu achten und durchzuführen.
2.7 Sich kleiden
Das An- und Ausziehen wird durch eine angepasste Kleidung mit Reißverschluss oder Klettverschluss und großen Ausschnitten erleichtert und die Selbstständigkeit gefördert. Die Schuhe sollten ebenfalls leicht anzuziehen sein. Auch müssen sie eine rutschfeste Sohle haben und guten Halt bieten. Hierbei achtet man auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche des Betroffenen.
2.8 Ruhe und Schlafen
Schwäche und Müdigkeit sind häufige Symptome der MS und müssen fest in den Pflegealltag eingeplant werden. Häufige Ruhepausen sind unbedingt notwendig. Das Bewegungstempo des Betroffenen ist die Richtlinie für alle Handlungen. Verweigerungen bei Aktivierungen sind zu akzeptieren, der Betroffene weiß selbst am besten was er sich zutrauen kann oder ob es besser ist eine Ruhepause zu machen.
So können auch Überforderungen vermieden werden. Ein weiteres Problem sind Schlafstörungen durch depressive Gedanken oder durch Missempfindungen (Schmerzen).Gewohnte Einschlafrituale, Entspannungen (z. B. Musik, beruhigende Einreibungen oder ein Beruhigungsbad) sind Einschlafhilfen, die individuell erprobt werden müssen, bevor Schlafmittel gereicht werden. Auch ein Gespräch über Ängste und Probleme kann hilfreich sein.
Es ist nützlich immer zur gleichen Zeit aufzustehen, selbst wenn man in der zu Ende gehenden Nacht schlecht geschlafen hat. Das Einhalten der immer gleichen Aufstehzeit stärkt den Tag – Nacht – Rhythmus und verbessert den Schlaf. Auch ausgeglichene Aktivitäten über den Tag verteilt bringt die benötigte Müdigkeit.
2.9 Sich beschäftigen
Ein elementares Bedürfnis für den Menschen ist, sich zu beschäftigen. Bei MS – Betroffenen besteht die Gefahr, dass sie sich abkapseln (z. B.bringen, was auftretende Depressionen). Für den Pflegenden ist es wichtig in Erfahrung zu bringen, was der Betroffene vor der Erkrankung gern gemacht hat und ihm Freude bereitet hat. Nach Wegen zu suchen und sie zu ermöglichen, abzuschätzen, was der Betroffene noch selber kann und Anregungen zu geben.
Pflegekräfte, aber auch Angehörige sind hier gefordert vorhandene Fähigkeiten zu entdecken und verschüttete Fähigkeiten wieder neu zu aktivieren. Durch den bewusst frühzeitigen Einsatz von Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung der Selbstständigkeit kann es im günstigsten Fall eine totale Hilflosigkeit und Abhängigkeit verhindert werden. Ergotherapeuten und Physiologen können auch eine große Hilfe sein.
2.10 Sich als Mann / Frau fühlen
Eine erfüllte Sexualität ist für MS – Patienten genauso wichtig wie für gesunde ein grundlegendes Bedürfnis. Sexuelle Probleme können zu einer Einschränkung des Selbstwertgefühls und Wohlbefinden führen. Wichtige Punkte für den Pflegenden sind, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Die Würde des MS-Betroffenen muss gewahrt werden, auch in schwierigen Situationen muss man seine Privatsphäre respektieren und seine Intimsphäre schützen.
Der Wunsch durch eine gleichgeschlechtliche Pflegeperson betreut zu werden zu ermöglichen. Dass der MS – Betroffene nach seinen Wünschen gekleidet wird (z. B. Frau = Rock und Mann = Hose) steigert das Wohlbefinden. Den Wohnraum des Menschen als seinen persönlichen Lebensbereich ansehen, der nicht ohne anzuklopfen betreten werden darf.
2.11 Für eine sichere Umgebung sorgen
Ein Bedürfnis des Menschen ist es, sich in seinem persönlichen Lebensbereich sicher zu fühlen.
Psychologische
Sicherheitsbedürfnisse sind:
› Zugehörigkeit und Liebe
› Beziehungen
› Kommunikation
› Glaube
› Vertrauen
› Geborgenheit? Achtung
› Wertschätzung
› Würde
› Selbstverwirklichung
› Sinnesempfinden
Alles das muss vom Pflegeteam versucht werden, um den Betroffenen ein Maximum an Sicherheit zu geben. Außerdem gibt die Pflegekraft durch seine Kompetenz (Leistung, Wissen, Können) den Betroffenen die Sicherheit gut versorgt zu werden. Gerade nach dem Einzug in ein Pflegeheim ist es wichtig den MS – Betroffenen Orientierungshilfen zu geben, damit er sich schnell in den Pflegealltag integriert und sich in seiner neuen Umgebung zurechtfindet. >>>> GIBT SELBSTSICHERHEIT
2.12 Soziale Bereiche des Lebens sichern und gestalten
können
Zur Lebensqualität gehört das Eingebundensein in ein Netz von Beziehungen. Das Pflegepersonal muss den MS – Betroffenen unterstützen, damit sie trotz der vielen Erschwernisse ihre bisherigen sozialen Kontakte aufrechterhalten können, verloren gegangene wieder beleben und wenn irgend möglich auch neue knüpfen zu können. Altenpflege hat auch die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Betroffenen am Leben der Gesellschaft Anteil haben können, soweit und soviel sie möchten.
Zunächst muss die Pflegeperson die Situation und das Verhalten der Menschen genau beobachten. Entdeckt sie Tendenzen zur Vereinsamung und Isolation, hat sie zusammen mit dem Betroffenen und seinen Angehörigen entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen und in den Pflegeplan aufzunehmen.
2.13 Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen
können
Mitgebrachte Probleme und Beziehungen der MS – Betroffenen sind oft ein kompliziertes, spannungsreiches Feld mit einer großen Variationsbreite, die erheblichen Einfluss auf das existenzielle Erleben haben. Im Rahmen des Möglichen wird man zu vermitteln versuchen und um gegenseitiges Verständnis werben. Im Hinblick auf die existenziellen Erfahrungen des Menschen kann die Altenpflegerin dann ihre persönliche Beziehung so einsetzen, dass der MS – Betroffene Zuwendung erlebt und daraus Kraft schöpfen kann
Literatur
› Internet
› „Die Pflege des Menschen im Alter“ von …..
› „Altenpflege in Ausbildung und Praxis“ von Ilka Köther
und Else Gramm
Weitere Quellen zu Multiple Sklerose