Morbus Parkinson oder Paralysis agitans (Schüttellähmung)
Definition:
Degeneration der Substantia nigra (Bereich im ZNS, Teil des motorischen Systems. Kern mit melaninhaltigen Nervenzellen im Mittelhirn) mit Verminderung der Transmitter-Substanz Dopamin, was zu einem Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern Dopamin (Neurotransmitter, der emotionale und geistige Reaktionen sowie Bewegungsabläufe mitsteuert) und Acetylcholin führt. (Es muss min. 80 % weniger Dopamin vorhanden sein, damit eine Symptomatik auftritt)
- Die Erkrankung wurde erstmalig 1817 vom Arzt James Parkinson beschrieben.
- Die Symptomatik tritt durchschnittlich im Alter zwischen 40 und 65 Jahren auf.
- Eine Manifestation der Krankheit geschieht lediglich durch die Anamnese und Symptom Erhebung.
Inhaltsverzeichnis
Idiopathisches Parkinson-Syndrom
- primäres Parkinson-Syndrom, Paralysis Agitans
- unklare Erkrankungsursache
- führt zum Untergang Dopamin produzierender Zellen im Mittelhirn
Symptomatische Parkinson-Syndrom
- sekundäres Parkinson-Syndrom
- Symptomatik entwickelt sich durch Hirnarteriosklerose, Hirntumore, SHT, OP, toxisch (Heroin), Entzündungen, Vergiftungen oder Medikamenteneinnahme (z. B. Neuroleptika oder Antiemetika)
- z. T. vorübergehende Symptomatik
- Siehe „Ein Parkinson ist erwacht“ + welche Hilfen stehen Hr. Hilbig zur Verfügung?+ welche Bedeutung sie für ihn hat?
Symptome/Parkinson Trias:
Entsprechend der Funktion der Stammganglien und des extrapyramidalen Systems kommt es bei Funktionseinschränkungen nicht zu Lähmungen, sondern zu Störungen der normalen Bewegungsabläufe.
Hypo oder Akinese:
Allgemeine Bewegungsarmut, mit starrer Mimik (Maskengesicht), Fehlen der normalen Mitbewegung (beim Gehen schwingen die Arme z. B. nicht mit), kleinschrittigem Gang (Patient trippelt), immer kleiner werdender Schrift (Mikrografie) und leiser monotoner Stimme
Rigor: erhöhter Widerstand der Muskulatur („Zahnrad“- ruckartige Bewegung)
Tremor: grobschlächtiger, relativ langsamer Ruhetremor v.a. der Hände, der sog. „Münzenzählertremor“ Der Betroffene geht gebückt, mit leicht gebeugten Armen und Beinen. Schwierigkeiten bereiten ihm insbesondere das Starten und Stoppen einer Bewegung; der Patient hat Mühe, nicht vornüber zu fallen.
Vegetative Störungen:
- Speichelfluss
- Schwitzen
- abnorme Talgsekretion (Salbengesicht)
psychische Störungen:
- Stimmungsschwankungen (insbesondere Depressivität)
- Überempfindlichkeit
- Gereiztheit
- geistige Verlangsamung
Diagnose:
- wird anhand des klinischen Bildes gestellt
- Technische Zusatzuntersuchungen sind in der Regel nicht erforderlich
- Schwierigkeiten können die Anfangsstadien bereiten, wenn z. B. häufige Stürze infolge beeinträchtigter reflektorischer Ausgleichsbewegungen einziges Symptom der Erkrankung sind.
Behandlungsstrategie:
- Eine Heilung ist nicht möglich.
- Dementsprechend hat die medikamentöse Therapie zum Ziel, das Ungleichgewicht im Gehirn zwischen Dopamin und Acetylcholin zu bessern. Meist lässt aber die Wirksamkeit der Medikamente mit der Zeit nach.
- Die Behandlung der symptomatischen Parkinson-Syndrome entspricht in der Regel derjenigen der Morbus Parkinson, da die bereits gesetzten Schäden oft irreversibel sind.
- Medikamentös bedingte Parkinson-Syndrome bessern sich nach Absetzen des Medikaments.
Pflege:
- Die Unterscheidung zwischen den Formen ist für die Pflege nicht bedeutsam.
- Krankengymnastik und aktivierende Pflege sind für den Erhalt der Selbstständigkeit von herausragender Bedeutung.
- Viele Parkinson Patienten leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl und verlieren das Interesse an ihrem Aussehen.
- Neben der Zuwendung und der Stärkung des Selbstvertrauens im Gespräch helfen die Pflegenden den Patienten dabei, gepflegt und sauber auszusehen.
- Dazu gehört auch manchmal das Wecken des Interesses an schöner Kleidung oder die Unterstützung beim Make-up.
- In der Regel sucht der Physiotherapeut den Patienten zweimal/tgl. Auf. Dies reicht aber bei Weitem nicht aus.
- Der Patient muss deshalb auch mit den Pflegenden und den Angehörigen üben.
- Nach kurzer Pause soll sich der Patient noch einmal auf die Bewegung konzentrieren und sie dann ausführen.
- Stets realistische Ziele setzen, um den Patient nicht durch ständige Misserfolge zu frustrieren und zu demotivieren.
- Bei Erfolg Patient bestärken und loben
- Patient beim Üben nicht unter (Zeit-) Druck setzen, da es durch die Aufregung zu einer Verstärkung des Tremors und damit zum Misserfolg der Übungen kommt, wodurch der Patient noch hektischer wird.
Gehtraining:
Patient soll aufrecht stehen, Fersen fest auf den Boden. Beim Laufen berühren die Fersen den Boden zuerst, die Beine sollen leicht gespreizt sein. Patient darf nicht „schlurfen“.
Kommunikationstraining:
- Täglich mit dem Patienten das Schreiben üben und darauf achten, dass die Schrift des Patienten nicht kleiner wird.
- Viele Patienten atmen nicht tief genug ein und sind daher Pneumonie gefährdet. Deshalb Atemübungen mit ihnen durchführen.
- Dem Patienten nur so viel abnehmen wie unbedingt nötig, dafür immer wieder zur selbstständigen Ausführung anleiten und ermutigen.
- Der Patient benötigt für alles sehr viel Zeit. Daher Geduld haben, evtl. technische Hilfsmittel bereitstellen.
- Beim Essen ausprobieren, bei welcher Kost sich der Patient am wenigsten verschluckt.
- Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
- Häufige und angemessene Gespräche bessern die depressive Verstimmung.
- Angehörige in die Pflege mit einbeziehen und bezüglich des Bewegungs- und Kommunikationstrainings schulen.
- Vor Entlassung Kontakt zu Selbsthilfegruppen vermitteln