Manie
1.) Was versteht man unter einer Manie?
„Unter Manie versteht man eine bestimmte Form der ‚affektiven Psychose‘. Der Patient zeigt eine übertriebene und unangemessene Stimmung. Sie drückt sich in einer Antriebssteigerung, Denkstörungen wie Ideenflucht, Assoziationsreichtum und einer Steigerung der Wahrnehmungsintensität aus. Auch vegetative Funktionen können gestört sein, wie z. B. ein starker Anstieg des Blutdruckes, Herzjagen, reduziertes Hungergefühl, Schlaflosigkeit. Häufig neigen die Betroffenen zu finanziellem Verschwendung verhalten. Sie erleben eine berufliche Einschränkung der Leistungsfähigkeit, Halluzinationen und Wahn können auftreten.“ Quelle
Die Bedeutung des Wortes manisch lässt sich am besten mit zwanghaft oder besessen übersetzen. Häufig trifft man im Kontext des Begriffes Manie auf die Kombination manisch-depressiv. Bei der „Manischen Depression“ oder „Bipolaren Störung“ unterliegen die Erkrankten sehr starken Stimmungsschwankungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Manie
- 1.1 1.) Was versteht man unter einer Manie?
- 1.2 2.) Was sind Ursachen / Auslöser einer Manie?
- 1.3 3.) Nennen Sie typische Verhaltensmerkmale von Menschen mit Manie!
- 1.4 Verhaltensmerkmale der Hypomanie:
- 1.5 6.) Welche Regeln im Umgang und in der Kommunikation müssen Sie bei der Betreuung und Pflege von Menschen mit Manie beachten?
Im Folgenden möchte ich mich mit der Phase der Manie befassen, in der sich die Menschen in einer „Hochstimmung“ befinden. Dieser Zustand kann mehrere Tage oder sogar Wochen andauern.
Oft werden Maniker nicht erkannt oder für krank gehalten. Das liegt an unserem gesellschaftlichen Ideal, dass ein permanentes Stimmungs- und Leistungshoch zum Ziel macht.
2.) Was sind Ursachen / Auslöser einer Manie?
Bei der Erforschung der Ursachen sind viel Wissenschaftszweige beteiligt wie Genetik, Verhaltensforschung, Neurophysiologie und Psychopharmakologie. Die Verlaufsformen der Manie und Depression entstehen aus einem Zusammenspiel von Umwelteinflüssen, fehlerhaften Nervenbotenstoffen und genetischen Faktoren. Bis heute wissen wir aber nicht genau, wie die Wechselwirkung zwischen diesen Faktoren genau funktioniert. Untersuchungen belegen, dass krankhafte Stimmungsstörungen erblich bedingt sind. Zusätzlich können auch veränderte Umweltbedingungen eine Rolle spielen. Welchen Einfluss Reizüberflutung, Leistungsdruck oder Ernährungsverhalten haben, bleibt bis heute ungeklärt. Man spricht von einer multifaktoriellen Genese, was bedeutet: „Nichts genaues weiß man nicht.“
Auslöser einer manischen Phase kann ein Anstieg der positiven Gefühle sein. Diese werden erlebt als ein allgemeines Wohlbefinden aus Erfolgserlebnissen oder vermeintlichen Erfolgserlebnissen. Aus dem starken positiven Gefühl der manischen Phase entwickelt sich die Erwartung, dass diese andauert, auch wenn es eher unrealistisch ist.
Ebenso kann der Auslöser einer Manie auch ein schwerwiegendes Ereignis sein, wie der Tod eines Angehörigen, der Trennung vom Partner oder eine Kündigung.
Forschungen haben auch belegt, dass das Gehirn für die Auslösung einer Manie sensibilisiert werden kann. Das bedeutet, dass für erneutes Auftreten einer manischen Phase kein schwerwiegendes Ereignis mehr vorausgehen muss. Der Auslöser ist dann oft nicht mehr wahrnehmbar, weder für den Betroffenen selbst noch für Außenstehende.
Manische Phasen können auch durch chemische Reize ausgelöst werden, z. B. durch Alkohol oder Kokain. Abschließend kann man sagen, dass es mit oder ohne einen Auslöser zu einer manischen Phase kommen kann. (s. o.) egal welche Ursachen oder Auslöser für eine manische Phase verantwortlich sind, ist es wichtig diese möglichst schnell zu diagnostizieren und zu behandeln. Im Schnitt vergehen zehn Jahre von der ersten Krankheitsperiode bis zur Diagnose und Therapie.
3.) Nennen Sie typische Verhaltensmerkmale von Menschen mit Manie!
Verhaltensmerkmale der Manie:
- Stimmung ist unangemessen gehoben, euphorisch, kann aber auch gereizt o. aggressiv sein.
- Erhöhte Ablenkbarkeit, Unfähigkeit Begonnenes zu vollenden.
- Ungebremster Bewegungsdrang: schnell, lebhaft, ständig in Bewegung
- Enthemmt, unpassende Vertraulichkeiten, Prahlerei, Lügen.
- Vermindertes Schlafbedürfnis, verminderter Appetit.
- Verstärkter Sexualtrieb.
- Eingeschränktes Urteilsvermögen.
- Psychose: Wahnideen, Halluzinationen
Verhaltensmerkmale der Hypomanie:
- Leicht gehobene Stimmung, wenigstens ein paar Tage hintereinander.
- Ein gesteigerter Antrieb, Aktivität.
- Vermehrte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
- Gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit und vermindertes Schlafbedürfnis.
- Alles im „vertretbaren“ Rahmen.
4.) Wie ist die Denkweise von Manikern, wodurch ist das Denken geprägt?
Typisch in einer manischen Phase ist eine völlige Überschätzung der eigenen Person. Die Personen meinen mit Leichtigkeit eine neue Erfindung, Geschäftsidee oder sonst eine außergewöhnliche Begabung zu haben. Einem Maniker ist keine Aufgabe zu schwer. Er meint, die Welt verändern zu können. Häufig hält sich ein Maniker für einen ganz besonderen Menschen. Maniker schlafen selten oder gar nicht und weisen einen gesteigerten Antrieb und Redefluss auf. Sie beginnen immer neue Aufgaben, ohne diese abschließen zu können.
Typisch für eine manische Phase ist die Distanzlosigkeit und Enthemmtheit, die überhaupt nicht der Persönlichkeit des Patienten entspricht. Maniker weisen erhebliche Veränderungen ihrer Konzentration und eine starke Ablenkbarkeit auf. Sie zeigen eine Ideenflucht auf, d. h. sie wechseln in einem Gespräch ohne erkennbaren Anlass völlig wahllos die Themen. Die Einsicht, psychisch krank zu sein, fehlt. Sie denken, sie wären leistungsfähig und erfolgreich. Redet man von einer Erkrankung, reagieren sie oft mit Verleugnung.
5.) Unter welchen sozialen/gesellschaftlichen Folgen leiden manische Menschen oft?
Aus diesen Denkweisen (s. o.) resultieren oft Handlungen, die zu sozialen Katastrophen führen können. Durch unnötige Anschaffungen oder verschwenderische Geschenke kann es schnell zur Verschuldung kommen. Die ganze Familie wird in Mitleidenschaft gezogen. Gerichte müssen sich evtl. mit der Sachlage beschäftigen. Durch sexuelle Abenteuer werden Beziehungen gefährdet. Berufliche Konsequenzen können auf nicht adäquate Reaktionen folgen. Die soziale Umwelt reagiert mit Unverständnis, welches der Betroffene während der manischen Phase nicht nachvollziehen kann. Freunde wenden sich ab. Die Folgen sind vielfältig und abhängig von der Ausprägung der manischen Phase.
6.) Welche Regeln im Umgang und in der Kommunikation müssen Sie bei der Betreuung und Pflege von Menschen mit Manie beachten?
- Klare Regeln und Strukturen sollten vermittelt werden. Ein bestimmtes, aber nicht zu autoritäres Verhalten ist angezeigt, damit der Patient sich auf eine Behandlung einlassen kann.
- Auf die eigenen Grenzen achten. Den Patienten nicht zu nahe an sich heranlassen (physisch und psychisch).
- Den Patienten nicht zu vielen Reizen aussetzen (Einzelzimmer).
- Freundlichkeit und Verständnis zeigen.
- Kontakte kurz halten, damit Gespräche nicht ausufern. Ruhig und zurückhaltend bleiben.
- Durch Verhaltensweisen des Patienten nicht reizen lassen. Auf Selbstüberschätzung und gesteigerte Aktivität nicht eingehen.
- Schaden von anderen Personen und dem Patienten abwenden.
- Nach einer manischen Phase können Scham- und Schulgefühle auftreten. Auf Anzeichen einer Suizidgefährdung achten. Mit dem Patienten über seine Situation sprechen (Psychologe).
7.) Welche Möglichkeiten der Behandlung von Manie gibt es?
Man kann die Behandlung der Manie in drei Phasen einteilen. Der „Akuttherapie“ in der oft mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden (Neuroleptika, Lithium, Antiepileptika). Dauer ca. 2–4 Wochen. Sind die Medikamente unwirksam, kann auch eine Elektrokrampftherapie durchgeführt werden. Der „Erhaltungstherapie“ nach der Akutphase. Ziel ist Beschwerdefreiheit und einen stabilen Zustand über 6–12 Monate zu erreichen. Medikamentöse Therapie und Psychotherapie werden aufeinander abgestimmt. Als 3. Phase, die „Rückfallprophylaxe“ in welcher der Patient auf Medikamente eingestellt wird, die er unter Umständen ein Leben lang nehmen muss (Stimmungsstabilisieren). Begleitend und von gleicher Bedeutung ist eine Psychotherapie mit Patient und Familie. Ziel ist es, einen Ausbruch einer neuen Episode zu verhindern oder zu verzögern.
„Da oben spielt sich das Leben nicht ab!
Komm endlich herunter, steig endlich herab!“ (ein Maniker)
ENDE
Literatur:
- Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried Kaspar, Mag. Petra Hauk, Verlagshaus der Ärzte (Hrsg.): Bipolare Erkrankungen, zwischen Manie und Depression, Wien 2006
- Dr. Dagmar Stricker-Jahann, Bildungsverlag EINS (Hrsg.): Psychiatrie für Pflegeberufe, 2. Auflage, Troisdorf 2008
- http://www.presse.dak.de/ps.nsf/Show/FF1EB8FA57D3C123C1256CD80056C5DB/$File/9Manie.pdf. (21.10.2010)