Autor/in: Thomas Laxy

Die Leberzirrhose

› Symptome und Folgen der Leberzirrhose

Wenn im folgenden auch viele Symptome beschrieben werden, die im Gefolge einer Leberzirrhose auftreten können, so ist das Tückische an dieser Erkrankung doch, dass ihre Entwicklung nicht immer bemerkt wird. Denn: typische Symptome, die der Patient selbst bemerkt und die für die Leberzirrhose kennzeichnend sind, gibt es nicht. Deshalb wird das Vorliegen einer Leberzirrhose häufig erst dann erkannt, wenn Komplikationen, wie Blutungen aus gestauten Speiseröhren-Venen (Ösophagusvarizen) oder eine Bauchwassersucht (Aszites), auftreten. Nicht selten wird eine Leberzirrhose auch zufällig durch den Arzt entdeckt, wenn der Betroffene aus anderen Gründen einen Arzt aufsucht. Da sich eine Leberzirrhose in den meisten Fällen über viele Jahre entwickelt, treten Symptome meist auch in einer zeitlichen Abfolge auf.


Zunächst treten uncharakteristische Symptome wie Appetitlosigkeit, Blähungen, Übelkeit, evtl. Erbrechen, Fettunverträglichkeit, Gewichtsverlust sowie rasche Ermüdbarkeit und allgemeine Leistungsschwäche auf. Daneben kann der Patient auch über Druck und Spannungsgefühl im rechten Oberbauch klagen. Bei der körperlichen Untersuchung in diesem Frühstadium kann man die Leber oft vergrößert und verhärtet tasten, dasselbe gilt für die Milz.

Zu der eigentlichen Leberschrumpfung kommt es größtenteils erst in fortgeschrittenen Stadien, in denen dann auch das Beschwerdebild wesentlich deutlicher ist. Man findet jetzt die verschiedenen sog. „Leberhautzeichen“. Dazu gehören:

  • Gefäßspinnen (= Spider, Nävi oder Lebersternchen), hauptsächlich im
    Brustbereich,
  • eine Rötung der Handinnenflächen (= Palmar-Erythem), besonders an Kleinfinger-
    und Daumenballen,
  • Gefäßerweiterungen (= Teleangiektasien),
  • Schrunden an den Lippen (= Rhagaden),
  • kleine, punktförmige Blutungen der Haut (= Petechien),
  • Weißfleckung der Haut, z. T. aber auch örtliche Pigment zunahmen,
  • Austrocknung und Verdünnung der Haut (= Atrophie),
  • Weiß- und Uhrglasnägel.

Die Haut als ganzes ist gelb-bräunlich verfärbt als Ausdruck einer Gelbsucht (Ikterus). Sie kommt dadurch zustande, dass die Gallenfarbstoffe, hauptsächlich das Bilirubin, im Blut erhöht sind. Dies ist eine Folge von verminderten Abbau und Ausscheidung des Bilirubins in die Galle. Meist tritt dann auch ein Juckreiz (Pruritus) auf. Daneben findet sich häufig eine glatte rote Zunge, die sog. „Himbeerzunge“. Oft kommt es auch zu Flüssigkeitseinlagerungen in das Gewebe (Ödeme). Ebenso ist eine Versteifung der Finger in Beugestellung möglich (= Dupuytren-Kontraktur).

Die bei der Leberzirrhose beobachtete leichte Blutungsneigung hat verschiedene Gründe: Zum einen werden durch die Leber nur unzureichend Blutgerinnungsstoffe aufgebaut. Zum anderen werden die für eine normale Gerinnung erforderlichen Blutplättchen (Thrombozyten) vermehrt in der vergrößerten Milz abgelagert und abgebaut.

Durch den verminderten Abbau weiblicher Geschlechtshormone in der Leber kommt es bei Männern zur Vergrößerung der Brustdrüse (= Gynäkomastie). Ein Verlust der typisch männlichen Behaarung („Bauchglatze“), ein Schwinden des Hoden-Gewebes und eine Störung der Samenzellbildung (= Hodenatrophie) finden ihre Erklärung gleichfalls in diesen Störungen des Hormonstoffwechsels.

Von besonderer Bedeutung ist die Bildung von Umgehungskreisläufen um die Leber („Kollateralen“). Sie treten auf, wenn der Blutfluss durch die Leber aufgrund der Umbau- und Schrumpfungsvorgänge behindert ist, und sich das Blut vor der Leber in der Pfortader staut. Ähnlich einem gestauten Gewässer, das sich neue „Flussbetten“ sucht, fließt das gestaute Pfortader Blut über andere Venen ab, ohne jetzt allerdings durch die Leber zu gelangen. Folge ist, dass dieses Blut nicht mehr von den im Darm aufgenommenen, schädlichen Stoffen entgiftet werden kann.

Diese Giftstoffe gelangen dann in den großen Blutkreislauf und damit in den gesamten Körper, wo sie zu schweren Störungen, hauptsächlich im Gehirn, führen können. Diese Umgehungskreisläufe werden z. T. an der Körperoberfläche sichtbar. Man findet sie dann als gestaute Venen um den Bauchnabel herum (=“Caput Medusae“). Daneben kann es auch zu Stauungen in den Venen des Enddarmes kommen. Dagegen lassen sich fast immer die Ösophagus und Magenvarizen, das sind zu Krampfadern ausgeweitete Venen der Speiseröhre und des Magens, feststellen. Diese Krampfadern können platzen und zu lebensbedrohlichen Blutungen führen.

› Symptome und Folgen der Leberzirrhose Komplikationen der Leberzirrhose

Zu den Komplikationen der Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium gehört zunächst der Pfortader Hochdruck (portale Hypertension). Dazu kommt es, wenn aufgrund der Ansammlung von Bindegewebe in der Leber die Blutgefäße
eingeengt oder abgeschnürt werden. Dadurch entsteht im Blutkreislauf der Pfortader ein Hindernis, in dessen Gefolge sich das Blut bis in die kleinen Venen des Darmes zurückstaut und den Druck in diesen Gefäßen steigen lässt.

Da das Darmblut nur erschwert durch die Leber abfließen kann, sucht es sich neue Wege um das „Hindernis Leber“ herum. So kommt es zur Ausbildung der Gefäßstraßen entlang des Magens und der Speiseröhre (Ösophagusvarizen), über die das Blut – an der Leber vorbei – direkt vom Darm in den großen Kreislauf fließt. Ein weiterer neuer Blutabflussweg entsteht über die Venen des Analringes (Hämorrhoiden). Eine dritte Möglichkeit, das Hindernis in der Leber zu umgehen, besteht darin, dass das Blut vom Darm über Venen der Bauchwand (Caput Medusae) in den großen Kreislauf abfließt.

Eine zweite Kombinationsmöglichkeit der Leberzirrhose besteht in der erhöhten Blutungsgefahr. Die erhöhte Blutungsgefahr ist einerseits Folge der verminderten Produktion von Gerinnungsfaktoren in der geschädigten Leber. Andererseits ist sie Folge der stark erweiterten Gefäße in Magen und Speiseröhre (Krampfaderbildung = Varizen), die den erhöhten Druck- und Durchflussverhältnissen häufig nicht mehr gewachsen sind und schließlich platzen. Besonders häufig kommt es zu einem Riss der Venen in den unteren Abschnitten der Speiseröhre.

Schließlich können aber auch die bei einer Leberzirrhose vermehrt auftretenden Magen-Darmgeschwüre und Magenschleimhautentzündungen zu Blutungen führen. Die Symptome bestehen in Erbrechen von hellrotem Blut, evtl. auch in der Entleerung von schwarzem Stuhl (=Teerstuhl). Diese Verfärbung beruht auf der Einwirkung von Salzsäure des Magens auf die roten Blutkörperchen und der Zersetzung des Blutes durch die Darmbakterien.

Überdies zeigen die Patienten Schweißausbrüche mit blasser, feuchter Haut, Puls- und Atembeschleunigung und Blutdruckabfall. Schließlich kann es zum Kreislaufversagen mit Kollaps kommen, es entsteht ein Schock. Eine dritte Komplikationsmöglichkeit der Leberzirrhose stellt die Bauchwassersucht, die Aszites, dar. Dabei kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung in der freien Bauchhöhle. Für die Entwicklung dieser Bauchwassersucht gibt es vier.

Ursachen:

1. Durch den erhöhten Blutdruck in der Pfortader wird Flüssigkeit durch die Gefäßwände in die freie Bauchhöhle abgepresst.

2. Durch die Bildung von Bindegewebe in der Leber werden nicht nur Blutgefäße eingeengt, sondern es kommt auch zu einer Störung des Lymphabflusses aus der Leber. Die Lymph-Flüssigkeit staut sich dann in der Leber und tritt durch die Leberkapsel in die freie Bauchhöhle aus.

3. Durch die zunehmende Einschränkung der Leberfunktion werden immer weniger Blutei-weiße gebildet. Die Bluteiweiße haben jedoch unter anderem auch die Aufgabe, Wasser in den Blutgefäßen zu binden. Ein Absinken der Bluteiweißkonzentration hat deshalb zur Folge, dass weniger Wasser in den Gefäßen festgehalten wird, und vermehrt Wasser in die Bauchhöhle austritt.

4. Die bei einer Leberzirrhose auftretende eingeschränkte Nierenfunktion äußert sich vorwiegend in einer verminderten Ausscheidung von Natriumionen (Kochsalz). Diese Salze binden im Körper Wasser, was zu einer Gewichtszunahme führen kann. Durch diesen Vor-gang wird die Entstehung einer Bauchwassersucht gefördert. Um dieser Störung entgegenzuwirken, sollte der Patient den Genuss von Kochsalz einschränken.

Das Auftreten einer Bauchwassersucht bemerkt der Patient an einem zunehmenden Dicker werden des Bauches. Ebenso kann er Beklemmungsgefühle und Atemnot entwickeln.

Die vierte mögliche Komplikation einer Leberzirrhose stellt die Hepatische Enzephalopathie dar. Darunter versteht man eine Schädigung des Gehirns durch Giftstoffe, die die Leber nicht mehr zu entgiften vermag. Die das Gehirn schädigenden Substanzen stammen zu einem großen Teil aus dem Darm und werden normalerweise durch die Leber aus dem Pfortader Blut entfernt. Zu diesen Giftstoffen zählen unter anderem Ammoniak, das aus der Eiweißzersetzung durch Darmbakterien entsteht, sowie Phenole und Indole.

Die Vergiftung des Zentral-Nervensystems durch diese Schadstoffe äußert sich in einer vermehrten Schläfrigkeit und Benommenheit. Daneben treten verminderte Konzentrationsfähigkeit, Desorientiertheit, psychische Störungen wie Stimmungsschwankungen, Depressionen und Wahnvorstellungen auf.

Hinzu kommt eine veränderte Muskelerregbarkeit und ein Zittern der Muskulatur (= flapping Tremor), das sich als grobschlägiges, flatterndes Zittern, hauptsächlich von Fingern und Händen, zeigt. In einem späteren Stadium kann es sogar zum Bewusstseinsverlust bis hin zum tiefen Koma kommen. Der Umgebung eines Erkrankten fallen die beginnenden Stadien dieser Vergiftung oft durch Fehlleistungen bei alltäglichen Verrichtungen, wie z. B. Aus- und Anziehen, Schreiben oder Essen, auf.

1. Herz-/Kreislaufstörungen.

Manche Erkrankungen des Herzens respektive des Herzbeutels können zu einem Rückstau des Blutes in die Leber und über die entstehenden Kreislaufstörungen zu einer Leberzirrhose führen. Überdies können spontan entstandene oder durch Giftstoffe ausgelöste Thrombosen in Lebervenen (= Budd-Chiari-Syndrom) mitunter zirrhotische Umbauvorgänge in der Leber hervorrufen.

2. Erkrankungen der Gallenwege.

Zu den sog. biliären Zirrhosen, also von den Gallengängen ausgehenden Leberzirrhosen, gehört die PBC (Primär Biliäre Leberzirrhose) und die Leberzirrhosen im Gefolge eines Gallenrückstaus bei Gallengangverschluss und -entzündung (= sog. sekundäre biliäre Zirrhosen).

3. Sog. Autoimmunreaktionen (d. h. Reaktionen des Abwehrsystems
gegen körpereigene Gewebe)

Ein Teil aller Leberzirrhosen wird durch Reaktionen hervorgerufen, die man als Autoimmunprozesse bezeichnet. Bei diesen bildet der Körper Abwehrstoffe (Antikörper) gegen eigene Gewebe oder Gewebebestandteile. Eine solche Leberzirrhose kann z. B. als Folge einer autoimmunen chronisch-aktiven Hepatitis entstehen.

Weitere Quellen zur Leberzirrhose
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Leberzirrhose: Anzeichen, Ursachen, Therapie
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