Krankheiten des Arteriellen Systems
Untersuchungsmethoden
Nicht invasiv:
- Anamnese
- Art der Beschwerden, Entwicklung der Beschwerden (plötzlich oder langsam)
- Lage- oder Belastungsabhängigkeit der Beschwerden
- Ähnliche Beschwerden im Vorfeld
- Vorerkrankungen
- Voroperationen
- Medikation
- Kardiovaskuläre Risikofaktoren (Nikotin, Hypertonus, Fettstoffwechselstörungen, DD, Adipositas, Bewegungsmangel)
- Körperliche Untersuchung
- Inspektion (Hautfarbe, -Beschaffenheit, Venenfüllung, Nägel)
- Sensibilitätsprüfung
- Hauttemperatur
- Pulspalpation und Auskultation
- Funktions- und Belastungsuntersuchungen
- Standardisierte Geh Streckenbestimmung
- Lagerungsprobe nach Ratschow
- Apparative Untersuchungsverfahren
- Doppler
- Sono
- Verschlussdruckmessung
- FKDS
- Magnetresonanz (MR)- Angiografie
Inhaltsverzeichnis
- 1 Krankheiten des Arteriellen Systems
- 1.1 Untersuchungsmethoden
- 1.2 Notfall! Akuter Beinschmerz.
- 1.3 Der akut einsetzende, heftige und nicht nachlassende Beinschmerz ist Leitsymptom des kompletten Arterienverschlusses.
- 1.4 chronisch arterieller Verschluss
- 1.5 Stadieneinteilung nach Fontaine:
- 1.6 Gruppenarbeiten
- 1.7 Maßnahmen bei einer pAVK
- 1.8 ATL: Sich bewegen – Maßnahmen
- 1.9 Zustand nach Bypass OP
Invasiv:
- Intravenöse digitale Subtraktionsangiografie (i.v. DSA)
- Keine arterielle Punktion, daher weniger Risiken der Nachblutung oder Arterienverletzung
- Geringere Kontrastmittelkonzentration im zu untersuchenden Gefäßabschnitt, daher schlechtere Beurteilbarkeit kleinerer Gefäße
- Intraarterielle digitale Subtraktionsangiografie (i. a. DSA)
- Weniger Kontrastmittelbedarf
- Ggf. simultane Angioplastie
- Gefahr der Arterienverletzung
- Nachblutung oder Embolie
Akuter arterieller Verschluss
Ursachen:
- Arterielle Embolie in 80 % der Fälle
- Arterielle Thrombose auf dem Boden einer arteriosklerotischer Veränderung oder Aneurysmata, gesteigerte Gerinnungsfähigkeit des Blutes, Herzinsuffizienz oder iatrogene Maßnahmen (Punktion, Angiografie, etc.)
- Gefäßruptur
- Dissektion
Symptome und Befunde:
- Peitschenartiger Extremitäten Schmerz mit den Zeichen der kompletten Ischämie, die 6P’s nach PRATT
- Plötzlicher Schmerz= pain
- Blässe= paleness
- Fehlender Puls= pulselessnes
- Sensibilitätsstörung= Parästhesia
- Lähmung= Paralysis
- Schocksymptomatik= prostation
- Bei einer inkompletten Ischämie müssen nicht alle Kriterien in so eindeutiger und ausgeprägter Form vorhanden sein. In der Regel ist die Symptomatik bei einer arteriellen Thrombose nicht so ausgeprägt wie bei der Embolie, da präformierte kollateralen eine Minimaldurchblutung gewährleisten.
- Eine DAS ist nur in Zweifelsfällen und bei inkompletter Ischämie indiziert. Bei der arteriellen Embolie zeigt sich dann ein querer Kontrastmittelabbruch unscharf und es findet sich ein meist gut ausgebildeter Kollateralkreislauf.
Diagnostik:
- Anamnese (Zeitpunkt und Geschwindigkeit des Eintritts)
- Körperliche Untersuchung (Seiten differente Hautfarbe und Temperatur, Pulslosigkeit)
- Standardisierter Geh Test
- Akut Diagnostik (Labor, EKG, Doppeldruckmessung, FKDS, DSA)
- Weiterführende Diagnostik als Ursachenforschung (TEE, Echo, CT, MRT, Angiografie)
Notfall! Akuter Beinschmerz.
Der akut einsetzende, heftige und nicht nachlassende Beinschmerz ist Leitsymptom des kompletten Arterienverschlusses.
Lokalisation:
- Femoralis gabel in 45 % der Fälle
- Aortenbifurkation-Leriche-Syndrom in 10 % der Fälle
- A. poplitea in 15 % der Fälle
- Armarterien in 30 % der Fälle
Therapie:
- Sofortmaßnahmen
- Sofortiger Transport in die nächstgelegene, geeignete Klinik
- Analgesie i.v.
- Heparinisierung (10.000 IE i.v. als Bolus zur Vermeidung von Appositionsthromben)
- I.v. Flüssigkeitssubstitution zur Schockprophylaxe
- Watteverband der betroffenen Extremität
- Extremität tief lagern (zur Perfusionsdruck Erhöhung)
- Kontraindiziert sind
- Extreme Wärmezufuhr oder Wechselbäder
- Hochlagerung der Extremität
- Kälte
- Warten auf spontane Besserung
- In der Klinik
- Die komplette Ischämie erfordert die sofortige Embolektomie mittels FOGATY-Katheter (auch in Lokalanästhesie möglich). Alternativ kann, wenn die OP durch den Patienten abgelehnt wird, auch eine lokale Lyse versucht werden.
- Bei der inkompletten Ischämie sollte nach Möglichkeit eine Angiografie durchgeführt werden, da es sich in der Regel um Patienten mit vorbestehender peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) handelt. Denen mit einer einfachen Embolektomie nicht geholfen wäre und man zur OP-Planung einen Überblick über den aktuellen Gefäßstatus benötigt.
Beachte: Nach Revaskularisation besteht die Gefahr, je nach Ischämie Zeit (länger als 6 Stunden) eines Tournique Syndroms (Auftreten von Muskelödemen, Hyperkaliämie, Azidose) unter Umständen sogar mit Lebensgefahr für den Patienten oder eines kompartmentsyndrom
Prophylaxe:
- Ausschaltung der Embolie quelle
- Antikoagulation mit Marcumar respektive Thrombozyten Aggregationshemmung mit ASS für 6 Monate
chronisch arterieller Verschluss
Definition:
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist der Oberbegriff für die Krankheitsbilder, die durch Stenose oder Verschluss größerer Gliedmaßen Arterien entstehen. Dabei ist zwischen entzündlichen Angiopathien (Gefäßkrankheiten) und degenerativen Angiopathien zu differenzieren.
Letztere überwiegen bei Weitem und sind durch die arteriosklerotische Gefäßkrankheit bedingt. Da die Arterienwand die Vielzahl der schädigenden Einflüsse, aufgrund einer beschränkten Anzahl von Strukturveränderungen nur relativ monoton beantworten kann, hat sich die Bezeichnung AVK unter bewusstem Verzicht auf eine ätiologische Festlegung durchgesetzt.
Arteriosklerose meint die chronischen Umbauvorgänge im arteriellen Bereich: Wandverhärtung, Elastizitätsverlust und Lumen Einengung, ist die häufigste Gefäßerkrankung in unserer Wohlstandsgesellschaft, ist die häufigste Todesursache, schränkt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich ein
Atherosklerose meint eine initiale (am Anfang stehend) Lipid Ablagerung, nachfolgende Proliferation (Wucherung) glatter Muskelzellen mit Bildung von fibroblastischen Bindegewebe und nachfolgender Sklerosierung
Diese Begriffe werden häufig gleichgesetzt, wobei letzterer als besserer und übergeordneter Begriff verwendet werden sollte. Richtungsweisend ist die Definition der WHO:
Die Atherosklerose ist eine variable Kombination von Intimaveränderungen der Arterien im Unterschied zu den Arteriolen-bestehend aus einer herdförmigen Anhäufung von Lipiden, komplexen KH, Blut und Blutbestandteilen, fibrösem Gewebe und Kalzium Ablagerungen, begleitet von Veränderungen der Media.
Risikofaktoren:
1. Ordnung
- Nikotin
- Arterielle Hypertonie
- Diabetes mellitus
- Hypercholesterinämie
- Genetische Prädisposition
- Alter
- Geschlecht (Männer sind eher betroffen)
- Hormonstörungen
2. Ordnung
- Adipositas
- Bewegungsmangel
- Psychosozialer Stress
- Geschlecht (eher Männer als Frauen)
Entstehung:
- Schädigung der Intima durch Ausbildung eines Ödems, Ablagerung von „Fettstreifen“.
- Das Gewebe stirbt ab, durch die Entstehung von einer harten sklerosierenden Gewebsschicht. Zusammen mit der Nekrose entstehen Plaques.
- Durch Einreißen entstehen raue Gefäß Läsionen, anschließend bilden sich darauf Thromben, die das Gefäß verlegen oder verschließen.
- Ausgangspunkt für eine Embolie
Folgen:
- Arterielle Gefäßverengungen respektive –Verschlüsse
- Durchblutungsstörungen
- Gewebsuntergang in den nachgeschalteten Organen
Lokalisation:
- In 90 % der Fälle werden ausschließlich die unteren Extremitäten durch eine alliterierende Atherosklerose befallen. Man nimmt an, dass der hydrostatische Druck hierbei von ausschlaggebender Bedeutung ist. An den unteren Extremitäten werden drei Lokalisation Formen unterschieden:
- Beckentyp: ca. 30 % der Fälle, darin eingeschlossen auch die distalen Aortenverschlüsse-Leiche Syndrom
- Oberschenkeltyp: ca. 50 % der Fälle und davon ist in 95 % die A. femoralis superficialis betroffen (Femoralis gabel)
- peripherer – oder Unterschenkeltyp
- Kombinierte Obliterationen (Gefäßverschlüsse) werden auch als Mehretagenverschlüsse bezeichnet.
Stadieneinteilung nach Fontaine:
- 1. Beschwerdefreiheit
- 2. Belastungsschmerz nach 200 m Claudicatio intermittens Schmerz Belastungsschmerz unter 200 m evtl. mit Hautläsionen.
- 3. Ruheschmerzen in Horizontallage (Patient werden nachts durch Schmerzen wach, die beim Herunterhängen des Beines besser werden, dadurch kommt es zur Verbesserung des hydrostatischen Druckes, dadurch Verbesserung der Durchblutung)
- 4. Gangrän, Nekrose, Ulkus (lokale, bakterielle Infektion, dadurch kommt es zur Phlegmone bis zur Sepsis)
Symptome:
- Belastungsabhängige, ischämische Claudicatio-Schmerzen („Schaufensterkrankheit“) u./o. Nekrosen
- Ziehende, krampfartige Schmerzen der betroffenen Region
- Kältegefühl
- Gefühlsstörungen
- Fehlende Pulse
- Blässe beim Hochlagern
- Ruheschmerz
- Nekrosen, Ulcera
Diagnostik:
- Standardisierte Geh Streckenbestimmung (idealerweise Laufbandergometrie 3 km/h bei 5 % Steigung)
- „Verschlussdrücke“ oder Doppeldruckmessung mit Bestimmung des Dopplerindex (RR systolisch Knöchel/ RR systolisch Arm ist größer als 0,92) in Ruhe und bei Belastung
- Dopplersonografie mit Kurvenanalyse (triphasisch-monophasisch)
- Angiografie („Golden Standard“) konventionell oder als DAS
Therapie:
- Basistherapie, gilt für alle Stadien der AVK: Beseitigung der Risikofaktoren, vernünftige Lebensweise
- Stadium 1: Gefäß- und Muskeltraining, z. B. in einer Gefäßsportgruppe
- Stadium 2a: Thrombozyten Aggregationshemmung (z. B. ASS 100)
- Stadium 2b, 3, 4: Revaskularisation Verfahren (PTA, ggf. mit Stentimplantation, TEA (Kalk wird ausgeschält), EEA (Gefäß wird umgeklappt), Interponat (Gefäß zwischen setzen), Bypass, ggf. Kombination mehrerer Verfahren, ggf. Zusätzliche Antikoagulation, schlimmstenfalls Amputation), konservative Infusionstherapie mit Prostavasin/ Heparin als vasoaktive Substanzen
Gruppenarbeiten
Maßnahmen bei einer pAVK
Essen und Trinken:
- Übergewicht reduzieren
- Gute BZ-Einstellung durch entsprechende Diät
- Cholesterin-, fett- sowie kochsalzarme Kost
- Rauchen einstellen
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr zur Förderung der Durchblutung
Körpertemperatur:
- Keine Kälteanwendung, denn Kälte führt zur Engstellung der Gefäße und damit zur Verschlechterung der Durchblutung
- Keine Wärmezufuhr, denn diese führt zu einer Zunahme des O₂ Verbrauches
Spielen:
- Stressabbau und Entspannungstechniken, dies verbessert das Wohlbefinden und reduziert Stress
- Gehtraining zur Durchblutungssteigerung und Stoffwechselanregung
- Für ausreichend Pausen sorgen, denn dies bietet die Möglichkeit zur physischen und psychischen Entspannung
Für Sicherheit sorgen:
- Verletzungen vorausschauend vermeiden: Vorsicht beim Nägel schneiden, sorgfältige Hautpflege (trocken und sauber halten), nicht barfuß gehen, gut sitzendes und passendes Schuhwerk, konsequente Druckstellenprophylaxe
- Abbau von Risikofaktoren
Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden beim akuten arteriellen Verschluss?
- Bein tief lagern für eine bessere Blutversorgung
- Extremität in Watte wickeln, dadurch entsteht ein geringerer Wärmeverlust
- Intravenöse Heparinisierung ca. 5000 IE, dies verhindert Appositionsthromben
- Venösen Zugang legen
- Schmerztherapie nach AO
- Keine i.m. Injektion, denn dies ist eine Kontraindikation bei einer evtl. anstehenden Lysetherapie
- Patient nüchtern lassen, da evtl. eine operative Wiedereröffnung erforderlich ist
- OP Vorbereitung
- Strenge Bettruhe nach AO
- Überwachung von Atmung, Fußpulse, Herzkreislaufsystem, dadurch ist das frühe Erkennen von Komplikationen möglich
- Hautbeobachtung: Farbe, Temperatur
- Psychische Betreuung des Patienten
ATL: Sich bewegen – Maßnahmen
Stadium 1:
- Ausreichende Bewegung/ Gefäßgruppe, dadurch kommt es zur Verzögerung der Erkrankung respektive Verhinderungen von Stenosen durch Ausbildung von Kollateralen
- Behandlung der Grunderkrankung/ Risikofaktoren, dadurch … Siehe oben.
Stadium 2:
- Bewegung mit regelmäßigen Pausen, als Prophylaxe zur Verzögerung der Krankheit
- Hämodilutions-therapie (Blutverdünnung), zur besseren Durchblutung
- dreimal die Woche Geh-Übungen a 30 Minuten
Stadium 3 und 4:
- Öffnung der Gefäße oder Gefäßneuanlage, ggf. Lysetherapie zur Verbesserung respektive Wiederherstellung der Durchblutung, Lebensqualitätsanstieg, Verhinderung der Plaque Ablagerungen
- Heparin Gabe zur Verbesserung der O₂ Versorgung
- Beine herunterhängen respektive baumeln lassen, fußende tief stellen zur Verbesserung des hydrostatischen Druckes, Durchblutung (Nachlass von Schmerzen)
- Behandlung der Begleiterkrankung (Sepsis/ Phlegmone) (Entzündungsherde ausschalten)
Zustand nach Bypass OP
Beobachtung der Durchblutung post OP:
- Temperatur
- Sensibilität
- Hautfarbe
- Fußpulse (Seitenvergleich)
- Beweglichkeit
- Schmerzen
Besonderheiten bei Wundversorgung:
- Redondrainage wird nach dem 2–3 Tag vom Arzt post OP entfernt
- Fäden ziehen: Hals: 5–7 Tag, abdominell: 10 Tag, Extremitäten: 10–12 tage
- Aufgrund der Wundheilungsstörungen bleiben Fäden oft länger liegen
- Blutansammlung im Gewebe sichtbar durch Anschwellen des Wundgebietes
- VW nach aseptischem Prinzip
- Auf Nachblutungen achten, aufgrund der Heparin Gabe
- Bei Amputation werden die Fäden nach 3 Wochen gezogen, da sonst die Gefahr einer Nahtinsuffizienz besteht
Lagerung:
- OK-Hochlagerung (leicht)
- Fußende um wenige cm tiefer stellen, jedoch nicht zu tief, da sonst die Gefahr des Wundödems besteht, um den arteriellen Zustrom zu verbessern
- Stärkere Beugung und somit Abknickung im Verlauf der operierten Arterie vermeiden (Leiste, Knie), damit die Durchblutung nicht gedrosselt wird
- Fersen super weich und hohl lagern zur Dekubitusprophylaxe
- Deckenheber über operierte Region anbringen, dadurch Druckvermeidung
Mobilisation:
- Abhängig vom Lokalbefund
- 1-3. Post OP-Tag n. Arztrücksprache.
- So früh wie möglich
RR-Kontrollen:
- wenn RR höher 180mmHg werden Gefäßnähte und Herz belastet
- wenn RR unter 100mmHg begünstigt einen Reverschluss im OP-Gebiet durch Thrombose
Entlassungsberatung:
- Socken ohne Gummizug
- Keine enge Kleidung
- Nikotin und Alkohol Reduktion (vermeiden)
- Cholesterinarm, fettarm
- Kein Kaffee und Tee
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Übergewicht reduzieren
- Stress vermeiden
- tgl. Gehtraining nach Plan.
- Entspannungstechniken
- Für frische Luft sorgen