Nierenbeckenentzündung Pyelonephritis (Pyelitis) / Harnsystem
Definition
Unter einer Pyelonephritis versteht man eine bakterielle Entzündung des Nierenbeckens und des Nierengewebes, die akut oder chronisch verlaufen kann.
Ursachen
- in 60 – 70 % der Fälle eine aufsteigende Infektion mit Kolibakterien
- hämatogene Infektion (Infektion über das Blutgefäßsystem), z. B. nach einer Angina
- Infektion durch Entzündungen im Bauchraum (z. B. Abszess in der Gegend des Blinddarms, der auf die Nieren übergreift)
- Lymphogene Infektion (z. B. vom Dickdarm aus über Lymphbahnen auf die Nieren übergehend); diese Ursache ist allerdings umstritten!
Begünstigende Faktoren
- Obstruktion der Harnwege durch Missbildungen, Stenosen, Steine, Tumoren, Prostata Adenom u. a.
- Diabetes
- Medikamente
- mangelhafte Katheter Hygiene
- Schwangerschaft
Akute Pyelonephritis
Verlauf: meist plötzlicher Beginn
Symptome: hohes Fieber mit Schüttelfrost -Klopfschmerz der Nieren -häufig Dysurie – Pollakisurie –
Starker Durst -trockene, belegte Zunge ggf. trüber, übel riechender Urin (Bakteriurie, Leukozyturie) -BSG erhöht – bei Blasenbeteiligung: brennender Schmerz beim Wasserlassen -mäßige Proteinurie -geringe Pyurie
Chronische Pyelonephritis
Verlauf: Symptom ärmer und schleichender als bei der akuten P., mit oft nur uncharakteristischen
Beschwerden
Symptome: evtl. Abgeschlagenheit, rasche Ermüdbarkeit -Kopfschmerzen -zeitweiser dumpfer Schmerz in der Nierengegend -Durst -allgemeines Krankheitsgefühl! -Anämie durch chronischen Infekt (vermehrte Leukozyten Bildung und dadurch behinderte Erythrozyten Ausbildung + Schädigung von Nierengewebe und dadurch eingeschränkte Bildung des Hormons Erythropoetin mit gestörter Erythrozyten Neubildung) -mäßige Proteinurie -geringe Pyurie -Bakteriurie/Leukozyturie -oft erhöhte BSG -in ca. 50 % der Fälle renale Hypertonie
Therapie
allgemeine Maßnahmen: Bettruhe bei der akuten, ggf. auch bei der chronischen P. -physikalische Therapie nach AVO -obst- und gemüsereiche Kost -reichlich Flüssigkeit
Medikamente: vor der medikamentösen Behandlung muss eine Abflussbehinderung der ableitenden Harnwege ausgeschlossen werden -Antibiotika / Sulfonamide als Kurzzeittherapie bei akuter P. respektive als Langzeitbehandlung bei der chronischen P. -bei der chronischen P. nach der Normalisierung des Harnbefundes: mehrmonatige Überwachung, um ein Rezidiv zu vermeiden
Pflege
ggf. Fieberpflege -Flüssigkeitsbilanzierung -RR-Kontrolle Urin Beobachtung -Antibiotika nach AVO -Beobachtung auf Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie
Prognose
> die akute P. ist unter Antibiotikatherapie gut ausheilbar; bei unzureichender Therapie ist der Übergang in eine chronische Verlaufsform möglich > die Prognose bei der chronischen P. ist günstig, wenn die Nierenfunktion noch ausreichend ist; trotzdem ist eine ständige Überwachung respektive Behandlung nötig -in einem Drittel der Fälle kommt es zu
keiner völligen Ausheilung und nach ca. 10-12-jährigem Verlauf kommt es zur pyelonephritischen Schrumpfniere und zur Urämie