Gehirntumore
Eine Ausarbeitung von Alexandra O., Fibula, Christine R., Beate R. und Stefanie M.
1) Definition (Was ist ein Gehirntumor?)
Unter Gehirntumoren versteht man Geschwülste, die sich im Schädelinneren entwickeln und das Gehirn mittelbar oder unmittelbar beeinträchtigen. Dabei können die Tumoren von der Gehirnsubstanz selbst ausgehen, von den Hirnhäuten, den Hirnnerven oder der Hirnanhangsdrüse. Letztere können das Gehirn und die Gehirnfunktion dadurch in Mitleidenschaft ziehen, dass sie durch ihr Wachstum Gehirnanteile verdrängen.
Gemessen an anderen Krebserkrankungen treten Gehirntumoren eher selten auf. Sie machen ca. 2 Prozent aller Krebserkrankungen aus. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin erkranken in Deutschland etwa 8.000 Menschen pro Jahr neu daran. Prinzipiell kann man in jedem Alter davon befallen werden. Am häufigsten sind jedoch Menschen über 60 betroffen oder Kinder. Die Ursachen für dieses frühe Auftreten sind noch völlig unbekannt.
Inhaltsverzeichnis
Im Nervensystem, welches sich aus zahlreichen Zelltypen zusammensetzt, können eine große Vielfalt verschiedener Tumorarten beobachtet werden. Diese unterscheiden sich ganz wesentlich in ihrer Lage, ihrem Wachstumsverhalten, der Behandlung und der Prognose für den Betroffenen.
Das Gehirn weist als Tumor tragendes Organ eine Reihe von Besonderheiten auf. Da im knöchernen Schädelinneren nur ein begrenzter Raum zur Verfügung steht, kann jede wachsende Gewebemasse, ob gutartig oder bösartig, zu einer lebensbedrohlichen Steigerung des Gehirndrucks führen. Die Lage der Geschwulst in verschiedenen Anteilen des Gehirns ist entscheidend für die Symptome und dafür, wann diese auftreten. Außerdem haben manche Gehirntumoren, insbesondere die sogenannten Gliome, die Eigenschaft, ihr Verhalten im Lauf der Tumorerkrankung zu verändern. Sie können zunächst als gutartige, langsam wachsende Geschwülste auftreten, im weiteren Verlauf jedoch bösartig werden. Allerdings ist bei Hirntumoren die Bildung von Tochterabsiedlungen (Metastasen) in anderen Organen fast nie.
Das Gehirn ist ein komplex aufgebautes Organ, das sich aus verschiedenen Zellarten zusammensetzt. Neben den Nervenzellen sind dies hauptsächlich die Stützzellen (auch Gliazellen genannt) sowie Blutgefäße. Das Gehirngewebe ist von den Hirnhäuten umgeben, welche sowohl Bindegewebszellen als auch Deckzellen enthalten. Die Hirnnerven enthalten eine spezielle Form von Stützzellen, die Schwann – Zellen. Aus all diesen Zelltypen können Geschwülste im Schädelinneren entstehen. Eine Ausnahme machen lediglich die nicht mehr teilungsfähigen Nervenzellen, aus denen so gut wie nie Tumoren entstehen. Eine weitere wichtige Gruppe von Tumoren im Schädelinneren sind die Gehirnmetastasen. Bei diesen handelt es sich um Tochtergeschwülste von Krebserkrankungen anderer Organe.
Die Unterteilung der Tumoren erfolgt nach der Zellart, aus der er sich entwickelt hat.
Die WHO unterteilt die Tumore in bös und gutartig
› WHO Grad 1 (gutartig)
› WHO Grad 2 (noch gutartig)
› WHO Grad 3 (bereits bösartig)
› WHO Grad 4 (bösartig)
Dabei entspricht Grad 1 einem sehr gutartigem, langsam wachsenden Tumor mit günstiger Prognose.
Bei Grad 4 handelt es sich dagegen um einen besonders bösartigen und schnell wachsenden Tumor mit ungünstiger Prognose.
Diese Einteilung spielt auch eine entscheidende Rolle für die Behandlungsplanung. In der Regel wird Grad 1–2 lediglich durch eine Operation behandelt, bei Grad 3–4 wird nach der OP auch eine Bestrahlung und/oder Chemotherapie durchgeführt.
Häufige Gehirntumoren und ihre medizinische Bezeichnung:
› Gliome (Astrozytom, Glioblastom, Oligodendrogliom)
› Medulloblastom
› Meningeome
› Neurinome
› Lymphom
› Hypophysenadenom
› Gehirnmetastasen
Gliome:
Die Gliome sind die häufigsten Gehirntumoren. Sie machen ca. 50 % aller primären Geschwülste des Gehirngewebes aus. Diese Tumoren leiten sich von den glialen Stützzellen ab. Es gibt mehrere Stützzellen, und daher auch verschiedene Untergruppen von Gliomen:
Am häufigsten sind die Astrozytome, d. h. Geschwülste aus den sternförmigen Stützzellen des Gehirns (Astrozyten). Sie können in allen 4 WHO Graden auftreten.
Das Glioblastom (Glioblastoma multiforme – WHO Grad 4) ist eine besonders bösartige Form eines glialen Hirntumors. Leider kommt dieses Gliom in hoher Zahl vor.
Eine Besonderheit von weniger bösartigen Astrozytomen der WHO Grade 2 und 3 besteht darin, dass diese Tumoren im Laufe der Erkrankung an Bösartigkeit zunehmen können.
Zu den Gliomen zählen ferner auch Tumoren aus Markscheiden-bildenden Stützzellen (Oligodendrozyten), die man entsprechend als Oligodendrogliome bezeichnet, Mischgliome sowie Tumoren mit Ursprung aus der Wand der Gehirnkammern (Ependymome).
Medulloblastome
Das Medulloblastom ist eine Geschwulst des Kleinhirns mit bösartigem Charakter. Es kommt überwiegend bei Kindern vor und ist daher für diese Ausarbeitung irrelevant.
Meningeome
Die Meningeome entwickeln sich aus den Zellen der Gehirnhäute. Sie betreffen überwiegend Menschen im mittleren und höheren Lebensalter.
Meningeome können sich aufgrund ihres langsamen Wachstums über längere Zeiträume entwickeln und werden manchmal nur zufällig entdeckt. Krankheitserscheinungen treten hauptsächlich dadurch auf, dass die wachsende Geschwulst angrenzende Gehirnstrukturen verlagert und in ihrer Funktion beeinträchtigt. Die Art der Symptome hängt im Wesentlichen von der Lage des Meningeoms ab.
Neurinome
Die Neurinome entstehen aus Markscheiden-bildenden Schwann-Zellen der Gehirnnerven. Sie werden meist im Bereich der hinteren Schädelgrube beobachtet, wo sie Strukturen des Hirnstamms und des Kleinhirns in Mitleidenschaft ziehen können. Am häufigsten ist der achte Gehirnnerv betroffen, welcher den Gehör- und Gleichgewichtssinn vermittelt. Neurinome sind überwiegend gutartige Tumore.
Lymphome
Obwohl das Gehirn kein lymphatisches Organ ist, können im Gehirngewebe Tumoren aus Lymphzellen entstehen, also aus Zellen, die im Dienst der körpereigenen Abwehr stehen und im Lymphknoten, Milz und Blut vorkommen. Die Ursache für das Auftreten dieser Tumorform im Nervensystem ist noch weitgehend unbekannt. Eine Häufung wird bei Patienten mit AIDS und anderen Formen von Abwehrschwäche beobachtet. Aus unbekannten Gründen nimmt diese Tumorart auch bei Menschen ohne Abwehrschwäche an Häufigkeit zu.
Hypophysenadenome
Sie zählen nicht zu den Gehirntumoren im engeren Sinn. Sie entstehen im Bereich der Hirnanhangsdrüse und wachsen manchmal gegen den Sehnerv sowie Anteile der Stirnhirnunterfläche (Gehirnbasis) vor. Manche dieser Tumoren zeichnen sich durch die Bildung von Hormonen aus. Diese können z. B. Menstruationsstörungen, Wachstumsstörungen oder andere Zeichen einer Hormonfunktionsstörung hervorrufen. Die, durch den Tumor gebildeten, Hormone lassen sich sowohl im Blut als auch im Tumorgewebe nachweisen. Diese Tumoren sind überwiegend gutartig, mit günstiger Prognose.
Metastasen
Gehirnmetastasen (Tochtergeschwülste) sind Absiedlungen von Tumoren anderer Organe. Ein Verdacht auf Gehirnmetastasen kommt insbesondere dann auf, wenn mehrere Tumorherde in verschiedenen Gehirnanteilen nachweisbar sind, oder wenn bei einem Patienten bereits eine Krebserkrankung in einem anderen Organ festgestellt wurde.
2.) Ursachen der Erkrankung
Trotz intensiver wissenschaftlicher Bemühungen war es bislang nicht möglich, auslösende Faktoren für die überwiegende Mehrzahl von Gehirntumoren zu finden. Risiken und Lebensgewohnheiten, die mit anderen Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht werden, wie z. B. Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum spielen bei den Gehirntumoren offensichtlich KEINE Rolle. Auch für den immer wieder vermuteten Zusammenhang zwischen Schädel-Hirn-Verletzungen und dem Auftreten solcher Geschwülste gibt es keine überzeugende Hinweise.
Wie für viele andere Krebserkrankungen nachgewiesen, können genetische Faktoren auch zur Entstehung von Tumoren des Gehirns beitragen. Ihre Mitwirkung ist beim einzelnen Menschen jedoch schwer abschätzbar. Eine Ausnahme sind seltene Erbleiden, bei denen es regelhaft zur Entwicklung von Geschwülsten im Nervensystem kommt, wie z. B. die Neurofibromatosen. Zusammenfassend kennen wir bislang keine auslösenden Umwelteinflüsse oder Lebensgewohnheiten für die Entstehung von Gehirntumoren.
3.) Symptome und Verlauf der Erkrankung
Die ersten Zeichen eines Gehirntumors können charakteristisch und wegweisend für die Diagnose sein; jedoch sind sie mitunter vieldeutig und unspezifisch. Dies gilt für das häufigste Erstsymptom, die Kopfschmerzen. Etwa die Hälfte aller Patienten klagt bei Diagnosestellung über Kopfschmerzen. Da jeder Mensch mehrfach in seinem Leben mal unter Kopfschmerzen leidet, ist es hilfreich, einige Charakteristika der Kopfschmerzen zu kennen, die bei Gehirntumoren auftreten.
Kopfschmerzen bei Hirntumoren sind die Folge eines erhöhten Drucks im Schädelinneren, da das Gehirn dem wachsenden Tumor in der starren Begrenzung des Schädels nur ganz bedingt ausweichen kann. Typisch für Kopfschmerzen bei einer solchen Druckerhöhung im Schädelinnern ist ihr Auftreten während der Nacht, oder in den frühen Morgenstunden und eine spontane Besserung im Verlauf des Tages.
Dies lässt sich dadurch erklären, dass während der Nacht ein erhöhtes Blutvolumen im Gehirn zu einer Volumenzunahme im Schädelinnern führt, die im Laufe des Tages wieder abnimmt. Eine Begleiterscheinung können Übelkeit und Erbrechen sein.
Die Kopfschmerzen werden innerhalb von Tagen bis Wochen immer heftiger, lassen sich durch normale Kopfschmerzmittel nur kurz, oder gar nicht beeinflussen und nehmen in liegender Position weiter zu. Diese Kopfschmerzen sind selbst für Migränepatienten anders und intensiver als bisher normal erlebte Kopfschmerzen.
Bei einem großen Teil betroffener Patienten, die wegen hartnäckiger, neu aufgetretener Kopfschmerzen den Arzt aufsuchen, lässt sich in der sorgfältigen neurologischen Untersuchung bereits eine sogenannte herdförmige neurologische Symptomatik nachweisen. Hierzu zählen:
› Lähmungserscheinungen
› Sehstörungen
› Koordinationsstörungen
› Einbußen in der Sprachfertigkeit und der Merkfähigkeit
› Einbußen der Auffassungsgabe und des Verständnisses.
Bei einigen Patienten sind solche Symptome erste Anzeichen der Tumorerkrankung, ohne dass Kopfschmerzen vorhanden sein müssen. So beklagen Betroffene mitunter eine zunächst aufgetretene Ungeschicklichkeit in Arm oder Bein oder einer Körperhälfte, eine Einschränkung des Gesichtsfeldes oder Koordinationsstörungen, Taubheitsgefühle einer Körperhälfte und anderes.
Etwa 20 % der Patienten erleiden aus voller Gesundheit und ohne Vorboten einen epileptischen Anfall. (nähere Informationen dazu, siehe in der Ausarbeitung EPILEPSIE!)
Bei einem kleineren Teil der Patienten können ganz unspezifisch wirkende Beschwerden durch einen Gehirntumor ausgelöst werden. So gibt es Tumoren im Stirnlappen des Gehirns, welche zu Persönlichkeitsveränderungen, Störungen des Verhaltens und des Antriebs sowie einer Zuspitzung oder Verflachung vorbestehender Persönlichkeitsmerkmale führen können. Mitunter wirken Betroffene zunehmend teilnahmslos, oder im Gegenteil leicht reizbar, mitunter aggressiv oder gar läppisch distanzlos.
Typische Symptome:
› Neu auftretende Kopfschmerzen, insbesondere nachts und in den frühen Morgenstunden, mit der Zeit heftiger werdend und auch im Liegen zunehmend
› Krampfanfall (epileptischer Anfall)
› Neurologische Herdzeichen (Lähmung, Sprachstörung, Ungeschicklichkeit)
› Persönlichkeitsveränderungen
› Übelkeit und Erbrechen, die nicht im Zusammenhang mit einer Magen-Darm-Krankheit auftreten
› Hormonale Störungen
Dass Gehirntumore lange Zeit ohne Symptome bleiben können. Also überhaupt keine Beschwerden verursachen, weiß man durch die zufällige Entdeckung von Meningeomen und anderen Geschwülsten aus computertomografischen und kernspintomografischen Untersuchungen von Patienten, bei denen wegen ganz anderer Gründe eine solche Diagnostik vorgenommen wurde.
4.) Diagnostik
Hier zählen wir kurz die Diagnoseverfahren auf, ohne darauf näher einzugehen, wir setzen voraus, dass die Diagnoseverfahren inzwischen jedem Altenpflegeschüler geläufig sind.
› Anamnese
› CT (Computertomografie)
› Kernspintomografie (MRT)
› Biopsie
› EEG (kann aber trotz Tumor normal sein)
› Liquorpunktion/Lumbalpunktion (Nervenwasser)
5.) Therapiemöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach Art und Lage des Tumors und nach dem gut oder bösartigen Charakter der Geschwulst.
So ist z. B. eine einzelne Metastase im Gehirn, die oberflächlich liegt und die der Neurochirurg deshalb schonend entfernen kann, bei guter Beherrschbarkeit der Grunderkrankung behandelbar, obwohl der zugrunde liegende Tumor längerfristig eine ungünstige Prognose erwarten lässt. Dagegen sind die Behandlungsmöglichkeiten bei einem in der Tiefe liegenden, langsam wachsenden und unscharf abgegrenzten Tumor sehr eingeschränkt, auch wenn der Tumor unter dem Mikroskop Merkmale einer gutartigen Geschwulst aufweist.
Es gibt 3 Therapieformen:
› Die Operation
› Die Bestrahlung
› Die Chemotherapie
Der Tumor kann oft durch die Operation allein nicht ausreichend behandelt werden, sodass eine Nachbehandlung erforderlich wird. In bestimmten Situationen ist die Bestrahlung auch, als Therapie der ersten Wahl einzusetzen; bei den Keimzelltumoren der Zirbeldrüse (Germinomen) führt die alleinige Strahlentherapie sogar zur Heilung. Die Wirkung der Strahlentherapie beruht auf einer Schädigung schnell wachsender Zellen durch ionisierende Strahlen bei weitgehender Schonung des umgebenden, ruhenden Gehirngewebes.
Die Chemotherapie besitzt für die Gesamtheit der Gehirntumoren eine nachgeordnete, aber zunehmende Bedeutung. Abhängig von der Tumorart, dem Grad der Bösartigkeit, dem Wachstumsverhalten und der Lokalisation wird eine Chemotherapie intravenös, d. h. als Infusion oder i.v. Injektion, in Tablettenform oder selten als Injektion in den Liquorraum verabreicht.
Chemotherapie und Bestrahlung haben sehr starke Nebenwirkungen (Haarausfall bei beiden Verfahren). Nach einer OP am Gehirn darf man 3 Monate lang kein Auto fahren.
Bestrahlung darf nur einmal durchgeführt werden, da die Strahlenverträglichkeit des Gehirns nicht mehr erlaubt.