Autor/in: Cordula

Fieber – Körpertemperatur

Definition = Körpertemperatur ist ein Wärmezustand unseres Körpers

  • Mensch gehört zu den gleichwarmen (homoiothermen) Lebewesen
  • Körpertemperatur bleibt auch bei wechselnder Umgebungstemperatur konstant bei 37 °C
  • Schwankungen von +/- 0,5 °C sind normal, z. B.
  • Im Laufe des Tages (Höchstpunkt abends um 17 Uhr, Tiefpunkt frühe Morgenstunden während des Schlafes)
  • Menstruation, nach Eisprung um + 0,5 °C
  • Im Klimakterium
  • Erregung, Sport
  • Körperkerntemperatur ist die Temperatur in den Körperhöhlen› Kopf, Brustraum, Bauchraum
  • Die Temperatur der Extremitäten und der Haut nennt man Oberflächentemperatur (Schalentemperatur) Sie schwankt je nach Umgebungstemperatur (bis zu 10 °C)
  • Körpertemperatur ist eine dynamische Größe


Regulation:

Körpertemperatur wird durch Wärmebildung und Wärmeabgabe konstant gehalten. Reguliert wird dieser Vorgang im Wärmeregulationszentrum (WRZ) des Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns. Informationen an den Hypothalamus erfolgen über Wärme- und Kälterezeptoren (Thermorezeptoren), die über und im ganzen Körper verteilt sind. WRZ vergleicht den Ist-Wert durch die Thermorezeptoren   mit dem Sollwert und es werden evtl. nötige Maßnahmen Wärmeabgabe respektive Wärmeproduktion eingeleitet.

Reaktionen des Körpers auf die Außentemperaturen

Angenehme Außentemperatur

  • Wohlbefinden, rosige Hautfarbe
  • Normale Durchblutung
  • Motiviert, lustvoll
  • Normale Kleidung
  • Entspannt

Kalte Außentemperatur

  • Zittern
  • Warme Kleidung
  • Warme Getränke und Essen (energiereich)
  • Gänsehaut
  • Blässe
  • Blaue Hände, Füße, Lippen …› Schlechte Durchblutung
  • Drang nach Bewegung
  • Ein gekauert

Warme Außentemperatur

  • Gut durchblutetet rote Haut
  • Schwitzen
  • Keine Anstrengung
  • Kalte Getränke
  • Wenig Kleidung
  • Faul, müde, unmotiviert

Messen der Körpertemperatur

  • es gibt verschiedene Fieberthermometer für die Messung
  • Axillares Maximalthermometer: Messdauer: 8 – 10 Minuten
  • Rektales Maximalthermometer: Messdauer: 3 – 5 Minuten
  • Orales Maximalthermometer:   Messdauer: ca. 5 Minuten
  • Digitalthermometer: für alles: Messdauer axillar: 10 Minuten, rektal: 3 Minuten

Entstehung von Fieber

  • Normalerweise: WRZ › Sollwert 37 °C
  • Pyrogene: Fieber erzeugende Stoffe erhöhen den Sollwert
  • Bakterien (Toxine)
  • Abbauprodukte der körpereigenen Zellen
  • Durch Zerstörung von Viren, Abwehr von Körper von Viren
  • Durch Splitter, Tumore, Nekrosen (Bsp.: Herzinfarkt), Schlaganfall, nach OPs
  • › WRZ › Sollwert höher (Bsp.: 38 °C)› Körper geht von einem höheren Sollwert aus› „Körper springt an“› Wärmebildung bis Ist-Wert = Soll-Wert
  • Wärmebildung / Wärmeabgabe zu Erreichung des Sollwerts
  • Normalerweise: Gleichgewicht zwischen Bildung und Abgabe

Körpermaßnahmen zur Wärmeregulation:

Wärmebildung

  • Muskelzittern/Muskelaktion
  • Langsamere Atmung
  • Vasokonstriktion: Engstellung der Blutgefäße
  • Wärmeleitung
  • Luftdepot, Luftpolster durch Gänsehaut
  • Kältestrahlung

Wärmeabgabe

  • Evaporation, Schweißabsonderung, Verdunstung
  • Schnellere Atmung
  • Dilatation: Weitstellung der Blutgefäße
  • Wärmeleitung (Direkter Kontakt)
  • Wärmeströmung (durch Luft Wärmeabgabe)
  • Wärmestrahlung (keine direkte Berührung notwendig)

Ursachen von Fieber

  • Bakterielles Fieber: Entstehung durch Bakterien und Toxine bei Infektionen
  • Resorptionsfieber: Entstehung durch Resorption von Hämatomen oder Wundsekreten Bsp.: OP, „Wenn etwas Körpereigenes abgebaut werden muss“
  • Toxisches Fieber: Stoffe, die in malignen Tumoren gebildet werden und artfremdes Eiweiß erzeugen
  • Zentrales Fieber: Störung oder Zerstörung des Wärmeregulationszentrum im Zwischenhirn, Temperatur steigt› immer Wärmebildung aber keine Abgabe, z. Bsp.: Schädel-Hirn-Trauma, Tumore, schwere Hirninfarkte, Wasserkopf, Blutungen im Gehirn

Einteilung der Temperaturgrade

Temperaturbezeichnung

Temperatur axillar

 Unterste Grenze› TodCa. 25 °C
HypothermieUntertemperatur36 °C
AfibrilNormaltemperatur36,4 °C bis 37 °C
Subfebrilerhöhte Temperatur37,1° bis 37,7 °C
Febrilleichtes, mäßiges Fieber37,8° bis 39,0 °C (bis 38, 4 °C nach Juchli)
 Hohes Fieber39,1° bis 39,9 °C (38,5 °C bis 40 °C nach Juchli)
Hyperpyretisches Fiebersehr hohes FieberÜber 40 °C
HyperpyrexieTod› Eiweißgerinnung im Körper42,6 °C

Fieberzeichen/Symptome

  • Objektiv (messbar, Sehbar)
  • Anfangsstadium
  • Erhöhung der Temperatur
  • Erhöhung der Atemfrequenz, oberflächliche Atmung
  • Pulsanstieg (10 Schläge/min/°C, Ausnahme: Typhus abdominalis: Bradykardie)
  • Frösteln bis Schüttelfrost
  • Trockene, heiße Haut
  • Glänzende Augen (keine Erklärung)
  • Haut: blass
  • Verwirrtheitszustände
  • später
  • Rötung
  • Schweiß
  • Trockene, belegte Zunge durch Flüssigkeitsverlust
  • Durst, Appetitlosigkeit
  • Konzentrierte Urin
  • Unruhe, Schlaflosigkeit
  • Obstipation
  • Subjektiv (Empfindungen des Patienten)
  • Anfangsstadium
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Lichtempfindlichkeit
  • Müdigkeit, Leistungsabfall, Schwäche
  • Muskelschmerzen,
  • später
  • Kopfschmerzen
  • Lichtscheu (keine Erklärung)

Fieberverlauf

1. Stadium: Stadium incrementi: Temperaturanstieg bei hohem Fieber mit Schüttelfrost, langsamer Anstieg wird meistens leichter verkraftet

2. Stadium: Fieberhöhe: Fastigium

3 Stadium: Temperaturabfall: Stadium decrementi

  • Lysis: langsamer Temperaturabfall kann über mehrere Tage dauern, für den Organismus am wenigsten belastend
  • Krisis: rascher Temperaturabfall, innerhalb von 24 Stunden sinkt das Fieber, Organismus ist dadurch sehr belastet › Kollapsgefahr.
  • Mit dem Temperaturabfall sinkt auch die Pulsfrequenz, steigt während der Krisis die Pulsfrequenz› Zeichen für Kollapsgefahr
  • › Patienten während dieser gut überwachen und nach Möglichkeit nicht allein lassen

Fiebertypen:

Entsprechend der Differenz zwischen höchster und niedrigster Temperatur respektive eines typischen, länger dauernden Fieberverlaufs unterscheidet man in verschiedenen Fiebertypen

Aufgrund des therapeutischen Einsatzes   bestimmter Medikamente (besonders Antibiotika) werden die Fieberverläufe geändert. Oft wird das Fieber schnell gesenkt respektive beseitigt, sodass sich die krankheitstypische Fieberkurve nicht beobachten lässt.

1) Kontinuierliches Fieber = Febris continua

  • Gleichbleibend hohes Fieber
  • Tagesschwankungen blieben unter 1 °C
  • Bsp.: Lungenentzündungen, Scharlach, Typhus abdominalis
  • Remittierendes Fieber = Febris remittens
  • Tagesdifferenz nicht mehr als 1,5 °C
  • Fieber dauert mehrere Tage an
  • Tiefster Wert: liegt immer über 37 °C
  • Fieber am Abend hoch, dann nachlassend (remittierend) und am Morgen tief
  • Häufig bei septischen Prozessen› septisches Fieber, oder bakteriellen Entzündungen der Niere, Tuberkulose
  • Intermittierendes Fieber = Febris intermittens
  • Tagesdifferenz: kann 1,5 °C betragen, manchmal mehr
  • Im Verlauf eines Tages wechseln fieberfreie Intervalle mit hoher Temperatur, es kommt stundenweise zu Fieberanfällen
  • Rascher Fieberanstieg löst oft Schüttelfrost aus
  • Typische Erscheinung bei Blutvergiftung (Sepsis)
  • Rekurrierendes Fieber
  • Rückfallfieber
  • Mehrtägige Fieberschübe und fieberfreie Intervalle wechseln wiederholend (2 bis 15 Tage)
  • Bsp. Bei Borreliosen (Infektionskrankheiten hervorrufend), Malaria.
  • Undulierendes Fieber
  • Wellenförmige Fieberkurve mit langsamem Fieberanstieg, hohem Fieber über einige Tage und langsamen Fieberanfall, einige Fieberfrei tage und dann wieder von vorne
  • Bsp.: bei Brucellosen, bei Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenerkrankung?)
  • Biphasisches (= Diphasisches) Fieber
  • Tritt in zwei Phasen auf
  • Fieberanstieg und –abstieg verlaufen in einer typischen Form, ähnlich eines Dromedars (=Dromedar kurve)
  • Bei Bsp.: Infektionskrankheiten wie Kinderlähmung, Masern und Hepatitis epidemica

Pflegerische Maßnahmen

Ziele:

  • Wohlbefinden (psychisch, Physisch)
  • Regulierung der Körpertemperatur
  • Vermeidung von Komplikationen

Grundsätzlich: Patienten fragen, ob ihn warm (Temperaturabfall) oder kalt (Temperaturanstieg) ist, dementsprechend die Pflegemaßnahmen anwenden

Krankenzimmer

  • Rollos runter, Zimmer verdunkeln
  • Je nach Stadium: Fenster auf oder zu› Durchzug vermeiden
  • Für Ruhe sorgen (Besucher rausbitten, unnötige Störungen vermeiden)
  • Getränke in die Nähe stellen
  • Je nach Stadium: Heizung an oder aus
  • Je nach Stadium: 2. Decke oder nur Lacken.
  • Bei unruhigen Patienten Bettgitter: nicht ohne Einwilligung (wenn möglich), Arztanordnung

Körperpflege

  • Kühle Abwaschung mit Pfefferminztee
  • Wäschewechsel
  • Patienten eincremen (Haut hat viel Flüssigkeit verloren)
  • Mundpflege anbieten

Prophylaxen

  • Dekubitusprophylaxe (Grund: Flüssigkeitsverlust der Haut, Bewegungseinschränkung)
  • Pneumonieprophylaxe (Grund: keine tiefe Atmung während Fieber)
  • Thromboseprophylaxe (Grund: wenig Muskeltätigkeit, Flüssigkeitsverlust)
  • Soor- und Parotitisprophylaxe
  • Obstipationsprophylaxe

Kontrolle und Überwachung (bezieht sich auf das Aussehen und die Veränderungen, sowie die Vitalzeichen)

Puls

  • Anfangs: schnell, fadenförmig
  • 3. Phase: Pulsfrequenz sinkt

Atemfrequenz: Sinkt in der 3. Phase

RR

Temperaturkontrolle› Welcher Fiebertyp?

Bewusstseinslage› Verwirrtheitszustände?

Hautfarbe

  • blass, rosig
  • Schweiß?

Mimik, Gestik

Ausscheidungskontrolle

Konzentrierter Urin, evtl. Hauttugor

Mobilisation

  • Keine Mobilisation
  • Ruhe, Schlaf

Psychische Betreuung

  • Beruhigen
  • Auf Patienten eingehen
  • Evtl. in Ruhe lassen, schlafen lassen
  • Information

Ernährung

  • Je nach Stadium: kühle oder heiße Getränke
  • Leichte Kost, nicht belastend, fettarm, eiweißreich, kohlenhydratreich
  • FLÜSSIGKEITSZUFUHR
  • Mineralstoffhaltig
  • elektrolythaltig

Behandlung

  • Symptomatisch
  • Physikalische Maßnahmen
  • Wadenwickel
  • Mit Pfefferminztee abwaschen
  • Ätherische Öle
  • Lindenblütentee
  • Medikamentöse Maßnahmen
  • Fiebersenkende Mittel: Paracetamol; ASS
  • Ringer-Lactat
    • Therapeutisch: spezifisch medikamentöse Behandlung
    • Antibiotika: bei bakteriellen Infekten

Schüttelfrost

  • Wird durch im Blut kreisende Krankheitserreger oder deren Stoffwechselendprodukte (Toxine verursacht› Reizung des WRZ› rascher Temperaturanstieg)
  • WRZ „gibt einen Befehl“ zur Muskulatur sich rasch hintereinander zu kontrahieren› dadurch Wärmeentstehung
  • Typische Krankheiten mit Schüttelfrost: Sepsis, Nierenbeckenentzündung, Lungenentzündung

Einteilung in 4 Phasen

1. Phase: Temperaturanstieg

  • Patient ist blass bis zyanotisch, fröstelt, zitter, schlottert an den Extremitäten, klappert mit den Zähnen, Puls ist tachykard und fadenförmig
  • Maßnahmen der Pflege
  • Tee, 2. Decke, Fenster zu, Heizung auf› Wärme zuführen
  • Wärmflasche ist out
  • Nicht die Decke klauen
  • Keine rektale Messung

2. Phase: Fieberhöhe

  • Patient schwitzt, leidet unter Hitzegefühl, ist unruhig, Temperatur erreicht ihren Höhepunkt, Schütteln hört auf
  • Maßnahmen der Pflege
  • Günstige Möglichkeit, um Blutkulturen abzunehmen, da Bakterienzahl am höchsten

3. Phase: Entfieberung:

  • Kranke schwitzt, Temperatur sinkt. Puls- und Atemfrequenz sinken, Gefahr: kritischer Fieberabfall › Kollapsgefahr › besondere Beobachtung des Patienten.
  • Maßnahmen der Pflege
  • Pfefferminztee, Abwaschung, Heizung abdrehen, Wadenwickel, kühle Getränke, Lacken statt Decke
  • Keine Kühlelemente in die Leisten (könnte vaso vagalen? Reiz auslösen› Kollabieren.)

4. Phase: Erschöpfungsschlaf

  • Patient schläft, da er durch die enorme Strapaze des Schüttelfrosts erschöpft ist
  • Maßnahmen der Pflege
  • Wäschewechsel, Patienten erfrischen, eincremen, schlafen lassen, für Ruhe sorgen, Gardinen zu
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