Soziologie Fragen und Antworten
a) Was heißt Soziologie von seinem Wortursprung und
b) Womit befasst sich Soziologie als Wissenschaft?
a) Sozio› lat. : socius: Gefährte, Mitmensch, Bundesgenosse
Logie› griech: logos: Wort, Lehre, Wissenschaft
b) Die Soziologie beschäftigt sich als Wissenschaft mit menschlichen Zusammenleben und Zusammenwirken, wobei nicht das Verhalten des einzelnen Menschen betrachtet wird, sondern das Verhalten von Gruppen in der Gesellschaft. Mithilfe der Soziologie wird ein Einblick in Zusammenhänge im Bereich des alltäglichen menschlichen Zusammenlebens ermöglicht, sie liefert uns Erklärungen und Erklärungsversuche für die Entstehung und Entwicklung bestimmter sozialer Sachverhalte. Der Soziologe arbeitet überwiegend in der Forschung. Eine vergleichbar praktische Funktion wie die des Mediziners, des Psychologen oder des Pädagogen in der Altenarbeit hat die Soziologie nicht, sie ist eher „theoretisch“ und übernimmt die Grundlagenfunktion.
Beispiel:
Soziologische Untersuchung: Wohnsituation älterer Menschen
Wie wohnen ältere Menschen (ab 60 Jahre)? Wie ist der Bedarf an Einrichtungen, gibt es Handlungsbedarf?
Ältere Menschen, die in verschiedene Wohnsituationen leben, werden jeweils als Gruppe befragt; d. h. alle selbstständig Lebenden, die in einer Wohnanlage leben (Betreutes Wohnen), Altenwohnheim, Altenheim, Pflegeheim. Es werden Zusammenhänge ermittelt in Hinblick auf z. B. Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Familiensituation, Einkommenssituation, etc. Der Soziologe ermittelt Daten über diese Gruppen und deren Verhalten. Er kann somit z. B. Aussagen über Zusammenhänge zwischen der Wohn- und Lebenssituation älterer Menschenkind bestimmten Merkmalen (siehe oben) deutlich machen. › Röntgenbrille.
Nennen Sie die Forschungsmethoden der Soziologie und erläutern Sie eine näher.
Die Soziologie bedient sich der empirischen Sozialforschung. (konkrete Fragestellung)
Die empirische (konkrete) Sozialforschung muss von konkreter Fragestellung aus dem Bereich des alltäglichen sozialen Lebens sein. Sie untersucht mithilfe von Methoden die Umstände vor Ort. Die wissenschaftlichen Aussagen müssen widerspruchsfrei, objektiv und intersubjektiv (unabhängig von der überprüfenden) Person überprüfbar sein. Aus diesem Grund muss das Wissen der Wissenschaft – im Unterschied zum Alltagswissen mithilfe bestimmter Erfahrungsweisen (=Methoden) gewonnen und kontrolliert werden. Nur wenn ein Forschungsprozess sorgfältig geplant und durchgeführt wird, kann von gesicherten empirischen Ergebnissen gesprochen werden.
Das Experiment
Im Experiment wird versucht, eine bestimmte Situation künstlich herzustellen, um störende Umwelteinflüsse auszuschalten. So kann das Verhalten der am Experiment beteiligten Personen (= Versuchspersonen) genauer beobachtet werden als in der Realsituation. Zusätzlich versucht man auch, für verschiedene Personen verschiedene Arten von experimentellen Bedingungen herzustellen, sodass man eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe bekommt.
Beispiel:
Um den Einfluss eines neuen Medikamentes zu überprüfen, stellt man zwei Gruppen von Personen zusammen. Die eine bekommt das Medikament (Versuchsgruppe), die andere bekommt ein Placebo (Kontrollgruppe). Zusätzlich werden noch andere Bedingungen gleichgemacht: Alle Versuchspersonen müssen das Medikament zur gleichen Zeit einnehmen, alle müssen die gleiche Menge einnehmen usw. Dadurch werden Störfaktoren ausgeschaltet, und auftretende Wirkungsunterschiede können auf das Medikament zurückgeführt werden.
Der Test:
Definition: Test — Tests werden heutzutage fast in allen Bereichen angewandt: in der Forschung (in der Gerontologie z. B. zur Messung der Fähigkeiten älterer Menschen), in Industrie und Wirtschaft, Arbeitsämtern, Ausbildungsstätten, in der Verwaltung, in Kliniken, in Beratungsstellen usw. Überall dort, wo man auf objektive Verfahren zur Ermittlung z. B. von:
- geistigen Fähigkeiten
- Begabungen
- Interessen
- Leistungen
- Eigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmalen
nicht verzichten kann, werden solche wissenschaftlichen Tests verwendet. Entsprechend diesen Kriterien lassen sich folgende Testarten nennen:
- Intelligenztests
- Begabungstests
- Interessentests
- Leistungstests
- Persönlichkeitstests
Soll nun ein solcher Test als wissenschaftlich anerkannt werden, so muss er bestimmten Gütekriterien entsprechen:
- Er muss objektiv sein. Ein Test gilt dann als objektiv, wenn verschiedene Testleiter mit demselben Test bei ein und derselben Person zum gleichen Ergebnis kommen.
- Er muss zuverlässig sein. Ein Test gilt dann als zuverlässig, wenn er das, was er messen möchte, exakt misst.
- Er muss gültig sein. Ein Test gilt dann als gültig, wenn er wirklich das misst, was er messen möchte.
- Er muss standardisiert sein. Ein Test gilt dann als standardisiert, wenn er so geeicht ist, dass seine Ergebnisse zwischen einzelnen Testpersonen oder -gruppen verglichen werden können.
Fehlerquellen
Selbst wenn ein Test wissenschaftlich gut ausgearbeitet ist und allen Gütekriterien entspricht, können Fehler durch das Testverfahren nicht ausgeschlossen werden.
Bekanntheit des Tests, ein Test liefert dann keine genauen Ergebnisse mehr, wenn der Test der Testperson schon bekannt ist. Das Ergebnis ist nicht mehr mit anderen Testergebnissen Vergleich bar.
Testangst, manche Testpersonen haben Angst und sind nervös. Das kann die Leistungsfähigkeit einschränken.
Fehlende Motivation Wenn eine Testperson am Testergebnis nicht interessiert ist, wird er eine nur geringe Leistungsmotivation aufweisen, was ebenfalls die Leistungsfähigkeit einschränkt.
Krankheit ist eine Testperson krank oder fühlt sich nicht wohl, so kann auch dies ein falsches Bild ergeben.
Die Beobachtung
Von der Sprachbedeutung her siegt jeder Beobachtung ein Akt der Interessiertheit zugrunde, ein „Darauf-Achten“. Es ist also mehr als ein bloßes Sehen oder Wahr nehmen. Die Beobachtung selbst wird aber auch noch einmal unterschieden in:
- Laien Beobachtung
- Wissenschaftliche Beobachtung
Definition wissenschaftliche Beobachtung:
Die wissenschaftliche Beobachtung ist eine geplante und zielgerichtete Wahrnehmung, die sich nur auf ganz bestimmte Teilaspekte des Geschehens richtet. Ihre Ergebnisse müssen objektiv, zuverlässig und überprüfbar (wiederholbar) sein,
Die wissenschaftliche Beobachtung geht gegenüber der laienhaften Beobachtung systematisch vor. Das soll ermöglichen, dass diejenigen Faktoren näher bestimmt werden können, die den Verlauf eines Ereignisses steuern. Es gibt nicht teilnehmende Beobachtung (Der Wissenschaftler ist nicht am Geschehen beteiligt) und Teilnehmende Beobachtung (Der Wissenschaftler ist am Geschehen beteiligt)
Objektivität, Zuverlässigkeit, Gültigkeit, Standardisierung
Will man einen solchen Verlauf besser verstehen, muss man die Faktoren beschreiben können, die z. B. die Verhaltensweisen einer bestimmten Bewohnerin beeinflussen. Dabei kann man z. B. beobachten:
Verhalten z. B. der Bewohnerin, der Angehörigen, des Personals usw.
Situationen z. B., beim Frühstuck, bei Begrüßungen, beim Waschen usw.
Prozesse z, B. bei Beschäftigungen, in Diskussionen, bei Besuchen usw. Ein gezieltes Beobachten ist aber nur dann möglich, wenn vorher genau festgelegt ist, was man beobachten möchte. Man kann nicht alles in einer Situation gezielt beobachten, sondern nur bestimmte Teile des Gesamtverhaltens, die man Kategorien nennt. Will man z. B. die Kategorie „Aggressivität“ dieser Bewohnerin beobachten, so muss definiert sein, welche Verhaltensweisen als aggressiv gelten sollen.
Wichtig: Die Beschreibung der beobachteten Bewohnerin darf keine Interpretation enthalten. Nur das tatsächlich beobachtbare Verhalten gilt hierbei, jedoch keine Folgerungen oder Erklärungen.
Der Fragebogen
Der Fragebogen ist das am häufigsten verwendete Instrument für die Erkenntnis-Gewinnung in den Sozialwissenschaften. Hierbei werden zu einem bestimmten Problem Fragen zusammengestellt, die mündlich oder schriftlich beantwortet werden. Um die Befragten hinsichtlich ihrer Antworten vergleichen zu können, müssen die Fragen für alle gleich sein, d. h. der Fragebogen muss standardisiert sein. Im Wesentlichen werden drei Formen von Fragen dabei benutzt:
Geschlossene Fragen:
Die Fragen sind so formuliert, dass der Befragte zwischen vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zu wählen hat.
Offene Fragen:
Hierbei werden keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Solche Fragen werden i. d. R. dann verwendet, wenn die Antwortmöglichkeiten vor der Untersuchung noch nicht abgeschätzt werden können.
Indirekte Fragen:
Die Fragen werden so formuliert, dass verborgen bleibt, was das eigentliche Erhebungsziel ist. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Befragte durch Vermuten oder Erkennen des Erhebungszieles bewusst oder unbewusst die Antworten verfälscht.
- Erklären Sie, warum der Mensch ein soziales Wesen ist.
- In den ersten Lebensjahren kann der Mensch ohne den Mitmenschen nicht existieren, weil das Neugeborene und Kleinkind solch unfertige Anlagen besitzen, dass die erst im menschlichen Miteinander zu lebensfähigen Lebewesen heranreifen müssen. Aber auch dem erwachsenen Individuum bringt der Zusammenschluss von Menschen in Gruppen und Gesellschaften Vorteile. Da alle Bedingungen, die das Überleben einer Rasse sichern, an die Nachkommen weitergegeben werden, wurde das Zusammenleben im sozialen System als Überlebens-fördernd weitergegeben. Diese Entwicklung über Jahrtausende hat den Menschen zu einem gesellschaftlichen Wesen geformt, das selbst dann nicht ohne soziale Kontakte existieren kann, wenn es die Vorteile gar nicht in Anspruch nehmen will.
a) Erläutern Sie den Begriff Sozialisation und
- nennen Sie soziale Verhaltensweisen, die etwa bis zum 10. Lebensjahr gelernt werden. (Insgesamt 5)
- Sozialisation umfasst alle jene Prozesse, durch die ein neugeborener Mensch im Laufe seiner Entwicklung zum handlungsfähigen Partner einer Gruppe b.z.w. einer Gesellschaft wird.
- Die Sozialisation ist ein wechselseitiger Prozess! (Veränderung der gesellschaftlichen Normen)
- Sozialisation ist ein dynamischer Prozess, in dem sich das Gesellschaftsmitglied auf der einen Seite und die Gesellschaft auf der anderen Seite wechselseitig beeinflussen.
Sozialisation Abschnitte:
primäre Sozialisation =
grundlegende Fähigkeiten und Voraussetzungen zum sozialen Verhalten. Vertrauen, verbale und nonverbale Kommunikation, Anpassung der eigenen Bedürfnisse an die Umwelt, geschlechtstypisches Verhalten. Mit dem Herauswachsen aus der Familie endet die primäre Sozialisation. Beispiele der primären Sozialisation: grundlegende Fähigkeiten und Voraussetzungen zum sozialen Verhalten. Vertrauen, verbale und nonverbale Kommunikation, Anpassung der eigenen Bedürfnisse an die Umwelt, geschlechtstypisches Verhalten.
Sekundäre Sozialisation =
Es werden keine grundlegenden sozialen Fähigkeiten mehr erlernt, sondern die vorhandenen Fähigkeiten werden erweitert. Durch Schule (lesen, rechnen, schreiben.) Gruppenwerte von Gleichaltrigen werden erworben (Kameradschaft, Solidarität.) Das Individuum übernimmt Pflichten und erbringt Leistungen, die dem Funktionieren und Überleben der Gesellschaft dienen.
Kirche, Militär, Vereine, Parteien u.s.w. Bei Pensionierung, weil dadurch Jüngeren die Chance zum Nachrücken geboten wird.
Man kann von einer lebenslangen Sozialisation sprechen, da in unserer komplexen Gesellschaft nicht alle sozialen Fähigkeiten in Kindheit und Jugendzeit gelernt werden können. Beispiele sekundäre Sozialisation: Durch Schule (lesen, rechnen, schreiben.) Gruppenwerte von Gleichaltrigen werden erworben (Kameradschaft, Solidarität.) Das Individuum übernimmt Pflichten und erbringt Leistungen, die dem Funktionieren und Überleben der Gesellschaft dienen.
Kirche, Militär, Vereine, Parteien u.s.w. bei Pensionierung.
Warum ist die Wissenschaft von der Soziologie für uns als Altenpfleger wichtig?
- Durch Erkenntnisse aus soziologischen Untersuchungen kommen wir (Pflegekräfte) von unserer subjektiven Alltagsperspektive zu einer objektiven soziologischen Ansicht. Soziologie vermittelt wichtige Informationen und Kenntnisse über ältere Menschen und dem Prozess des Älterwerdens. Zusammenhänge zwischen Verhalten älterer Menschen und gesellschaftliche Bedingungen und Erwartungen werden betrachtet. Solche wichtigen Erkenntnisse sind zum Beispiel: veränderte Altersstruktur, Heterogenität des alten / Menschen, gesellschaftliche Bedingtheit von Altersprozessen.
Wie sieht die Sozialisation für einen Menschen zu Beginn seines Ruhestandes aus?
- Alte Menschen bekommen in dieser Gesellschaft keine positiven neuen Aufgaben, müssen keine neuen Fähigkeiten oder Fertigkeiten mehr entwickeln. Es läuft ein langsamer Prozess der Desintegration ab, ein Rückzug und eine Ausgliederung aus der Gesellschaft. Dieses ist im Interesse der Gesellschaft, weil damit der Verlust durch Krankheit und Tod leichter ertragbar ist. Dieser Vorgang kann folglich als Desozialisation bezeichnet werden.
Erläutern Sie die Vorgehensweise von Längsschnitt und Querschnittuntersuchung und nennen Sie Beispiele!
- Querschnittuntersuchung: Einmalige Untersuchung zu einem bestimmten Zeitpunkt, die Untersuchung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (Querschnitt) zu einem bestimmten Thema. Beispiele: Meinungsumfrage, Wahlprognose, Trendbefragung vor Wahlen.
- Längsschnittuntersuchung: Untersuchung einer bestimmten Personengruppe, zu einem bestimmten Thema, aber über einen längeren Beobachtungszeitraum, um Veränderungen respektive das Beibehalten bestimmter Verhaltensweisen zu beobachten.
Beispiele: gerontologische Untersuchungen, Konsumentenforschung,
Entwicklungsfragen, Verhaltensveränderungen, Berufsgruppenentwicklungen
Geben Sie jeweils ein Beispiel für einen Interrollenkonflikt und einen Intrarollenkonflikt und erklären Sie näher.
- Von einem Rollenkonflikt spricht man, wenn ein Positionsinhaber widersprüchlichen und miteinander unvereinbaren Erwartungen ausgesetzt ist.
- Ein Rollenkonflikt besteht auch, wenn der Rolleninhaber an sich selbst und seine Rolle Erwartungen stellt, mit denen er sich überfordert.
- Der Interrollenkonflikt ist ein Konflikt zwischen vorhandenen, eingenommenen Rollen. Beispiel: die Rollen Mutter und Ehefrau. Die Kinder und der Ehemann stellen unterschiedliche Anforderungen, z. B.bezüglich Aufmerksamkeit an die Mutter und Ehefrau. Die Mutter und die Ehefrau möchten, in den Rollen alle Anforderungen erfüllen. Da aber die Kinder und der Ehemann nicht gleichzeitig die geforderte Aufmerksamkeit bekommen können, kann es da zum sogenannten Interrollenkonflikt kommen.
- Der Intrarollenkonflikt ist ein Konflikt innerhalb einer einzigen eingenommenen Rolle. Beispiel: die Rolle als Pflegekraft. Die Heimleitung erwartet von der Pflegekraft eine rationelle, zeitsparende und kostengünstige Pflege. Die Bewohner erwarten von der Pflegekraft hingegen Zeit für Pflege und Gespräche. Dabei entsteht dann ein Intrarollenkonflikt, da beide Anforderungen nicht gleichzeitig erfüllt werden können.
Wie können Rollenkonflikte gelöst werden?
- Prioritäten setzen = Aufgaben, die wichtig sind und hinter denen ein Termin steht, dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden
- Konfliktgespräch, direkte Auseinandersetzung mit dem oder den Konfliktbeteiligten
- Mit einem neutralen Dritten über den Konflikt und denkbare Lösungen sprechen.
- Rollendistanz, d. h. die Verhaltenserwartungen der verschiedenen Positionen zu überschauen und seine eigenen Wertvorstellungen und Bedürfnisse davon getrennt zu betrachten.
- Kompromisse schließen
Wann kommt es zu Sanktionen (im Sinne der Soziologie) und wie können Sanktionen aussehen?
- Sanktionen (wertneutral) gesellschaftliche Reaktion sowohl auf normgemäßes (= positives) als auch abweichendes (=negatives) Verhalten. Einerseits werden für die Erfüllung einer Norm Vorteile gewährt, andererseits dient die Sanktion bei deren Verletzung als Druckmittel zur Durchsetzung Norm respektive Rollen gerechten Verhaltens – positive Sanktionen: Belohnung – negative Sanktionen: Bestrafung, z. B. Haft- und Geldstrafen, Gruppendruck, oder Ächtung – entsprechend der Hierarchie der Normen sind beim Nichtbefolgen die Sanktionen unterschiedlich stark respektive streng.
- Weicht das Verhalten des alten Menschen von der Norm ab, so belegt die Gesellschaft ihn mit negativen Sanktionen. Beispiele: Ächtung, Verachtung und Ausgrenzung bei zu flippigen Aussehen oder schriller Kleidung.
- Verhält sich der alte Mensch gemäß den Erwartungen der Gesellschaft, so erfährt er positive Sanktionen. Beispiele: Lob, Anerkennung oder Integration.
- Erklären Sie den Begriff Normen aus soziologischer Sicht und erklären Sie, warum ältere Menschen oft als „nicht der Norm entsprechend“, tituliert werden.
- Normen sind Verhaltensanweisungen, also Verhaltensgebote und -verbote, die sich aus den Werten einer Gesellschaft ableiten lassen – Normen sind Erwartungen an die Mitglieder einer Gesellschaft, was man tut oder was man nicht tut, – Hierarchie von Normen (Gesetze, Gruppennormen, Sitte) – Zweckmäßigkeit Normen: Hände waschen, anklopfen, etc. – Normen → Ordnung des gesellschaftlichen Lebens, Orientierung für das Individuum, aber auch Einschränkung.
- Ältere Menschen werden oft als – nicht der Norm entsprechen – tituliert, weil die Gesellschaft andere Werte und Normen mit dem „Älter werden“ verbindet, als der ältere Mensch selbst. Beispiel: Die Gesellschaft erwartet von den älteren Menschen, nach Erreichen des Rentenalters, einen langsamen, aber erkennbaren Rückzug aus dem beruflichen Leben. Viele der heute „Alten“ möchten sich diese Aktivität aber nicht so schnell aus der Hand nehmen und lassen und selbst entscheiden. Die älteren Menschen verhalten sich also nicht so, wie es die Gesellschaft erwartet, aufgrund ihrer Normen und Werte und gelten somit als „nicht der Norm entsprechend“.
Erklären Sie den Begriff Werte aus soziologischer Sicht!
Werte einer Gesellschaft werden vermittelt. Werte sind allgemeine Urteilsmaßstäbe, mit deren Hilfe das Individuum Objekte, Einrichtungen, Handlungen und Ideen einschätzt. – entscheidende Wertschätzung bereits in der Kindheit – bei Wertschätzung können frühkindliche Beeinflussungen aus der Herkunftsfamilie mitwirken – Veränderungen durch spätere Informationen möglich – Gruppenwerte wirken stärker als allgemeingültige Werte.
Altern ist ein multidimensionaler Prozess. Erklären Sie!
Beim Altern handelt es sich um einen Prozess, der aus verschiedenen spezifischen, eigentümlichen, einander beeinflussenden Vorgängen im Individuum und in gegenseitiger Auseinandersetzung des Individuums mit seiner sozialen Umwelt ergibt.
Üblicherweise wird zwischen biologischem, psychologischem und soziologischen Altern unterschieden. Dementsprechend gibt es in der Gerontologie die biologische, die psychologische und die soziologische Dimension!
Altern als multidimensionaler Prozess
- biologisches Altern: – Reduktionsvorgänge, die die Anpassungsfähigkeit eines Organismus verringern
- Multimorbidität
- Leistungsminderung
Altern ausschließlich aus biologischer Perspektive zu betrachten, wäre ebenso falsch wie die Missachtung biologischer Tatsachen. In allen Phasen der biologischen Entwicklung, die qualitativ gleichwertig angesehen werden sollen, gibt es aufbauende und rück schreitende Vorgänge.
Psychologisches Altern:
Entfaltung seelischer Eigenschaften und geistige Produktivität
Veränderung der psychisch-intellektuellen Leistungsfähigkeit
Veränderung der Persönlichkeitsstruktur
Widerlegung des Defizitmodells veränderte Bedingung z. B. für Lernen
soziologisches/soziales Altern
Leben und damit Altern verläuft immer in gesellschaftlichen Bezügen. Der Mensch wird zeit seines Lebens von „adäquaten“ Ansprüchen begleitet, denen er Folge zu leisten hat, wenn er als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft angenommen werden will. Aufgrund eines bestimmten kalendarischen Alters werden bestimmte Forderungen und Erwartungen an das Individuum gestellt. Es ist die Einstellung der anderen Menschen, die den Menschen zu „altersgerechten“ Verhalten zwingt. (Fremdbild beeinflusst Selbstbild!) der soziologische Alternsprozess, der durch Positions- und Rollen-Zuweisungen bestimmt wird, scheint ab einer bestimmten Altersgrenze abrupt zu vereinheitlichen. Der Mensch ist plötzlich auf die Rolle des „Alten“ reduziert.
Nennen Sie die vier verschiedenen Altersbegriffe und
erläutern Sie eine näher!
Man unterscheidet:
- Das biologische Alter
- Das kalendarische Alter
- Das soziologische / soziale Alter
- Das psychologische / psychische Alter
Das biologische Alter geht von einer allgemeinen durchschnittlichen körperlichen und geistigen Entwicklungsnorm aus. Danach haben 30-jährige, eine 60-Jährige oder eine 80-jährige Frau einen bestimmten Entwicklungsstand, d. h. sie verfügen über ein bestimmtes messbares, körperliches und geistiges Leistungsvermögen. Da das biologische Alter von einer durchschnittlichen Entwicklungsnorm ausgeht, kann eine 80-jährige Frau aufgrund von guter Gesundheit, Interesse und bewusster, altersgerechter Ernährung, die Vitalkapazität einer durchschnittlichen 70-jährigen Frau haben. Ihr biologisches Alter wäre demnach erst 70 Jahre.
Das kalendarische Alter ist die gängigste Altersbestimmung bei uns. Ich bin 65 Jahre alt! Das ist eine eindeutige Altersbestimmung. Alle am gleichen Tag Geborenen sind gleich alt, alle im gleichen Jahr geborenen, sind im gleichen Jahrgang (Die 65-jährigen), alle innerhalb bestimmter Altersgrenzen geborenen, gehören zu einer bestimmten Altersgruppe (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren). Ausschlaggebend ist also nicht die körperliche oder geistige Verfassung / Reife eines Menschen oder sein alters adäquater Entwicklungsstand. Es wird automatisch vorausgesetzt, dass dies vorhanden ist. Mit dem Erreichen eines bestimmten Alters, erwirbt man Rechte und Pflichten, so zum Beispiel mit der Volljährigkeit, mit Vollendung des 18. Lebensjahres.
Das soziologische / soziale Alter, die Erwartung der sozialen Umgebung, dazu gehören z. B. Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn, gesamte Gesellschaft, beeinflusst unser Verhalten. Soziales Alter bedeutet: ab einem bestimmten Alter darf / muss man bestimmte Verhaltensweisen zeigen, die von der sozialen Umgebung erwartet werden. Die soziale Umgebung gibt Rechte und fordert Pflichten in Abhängigkeit von dem Erreichen eines bestimmten Alters. In unserer Gesellschaft unterteilen wir in die vier Altersgruppen – Kind, Jugendlicher, erwachsener, alter Mensch. An jede Altersgruppe / Altersstufe sind typische Erwartungen geknüpft, jede Altersstufe hat bestimmte Aufgaben. Das soziale Alter ist also eng mit dem kalendarischen Alter verknüpft.
Beim psychologische / psychische Alter geht es um das innere Erleben eines Menschen. – „Man ist so alt, wie man sich fühlt“. Die Selbstbeobachtung bestimmt das Alter, losgelöst vom kalendarischen, sozialen oder biologischem Alter. Trotz hohem kalendarischem alter, kann man sich jung fühlen. Es gibt vorzeitig gealterte Junge, genauso wie ewig jung gebliebene Alte. Einschränkende altersbedingte Ereignisse, wie unter anderem die Verrentung verbunden mit einem Rollenverlust, Verlust des Ehepartners oder Übersiedlung in ein Altenheim, bewirken, dass man sich selbst eher als „Alt“ fühlt oder als „Alt“ bezeichnet.
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