Autor/in: Oliver Bayer

Seniorengymnastik Planung einer Gruppenstunde

Thema: Koordinationsübungen in der Gymnastikstunde

Situationsanalyse:

Die Gymnastikstunde wird mit einer Gruppe von acht Frauen im Alter zwischen 79 bis 91
Jahren gehalten. Fünf der Gruppenmitglieder sind ihrem Alter entsprechend aktiv. Sie
besitzen eine relativ hohe Bewegungsfreiheit.
Die anderen drei haben Einschränkungen, auf die noch näher eingegangen wird.

  • Frau M. leidet an Osteoporose.
  • Frau B. hat einen Schlaganfall erlitten, bei dem ihr rechter Arm sowie ihr rechtes Bein in
    Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Bewegungsfreiheit ist bei beiden Extremitäten leicht eingeschränkt.
  • Frau S. leidet an Herzinsuffizienz.

Grobziel:

Erlernen von Übungen, die Konzentration und Koordination beinhalten

Feinziele:

  1. Verständnis für die Wichtigkeit der Übungen erfassen lernen
  2. Erreichung relativer Elastizität durch Standardübungen
  3. Erlernen körpereigener Bewegungsabläufe
  4. Erlernen von allgemeiner Koordinationsübungen
  5. Erlernen spezieller Koordinationsübungen (siehe Krankheitsbilder)


Methodischer Weg:

Die Gymnastikstunde findet gegen 11.00 Uhr statt. Um diese Zeit ist das Frühstück mindestens 1 Stunde vorbei, gleichzeitig verbleibt bis zum Mittagessen im Schnitt ca. 1½ Stunden. Besucher kommen in der Regel erst nachmittags.

Um eine uneingeschränkte Körperfreiheit zu gewährleisten, benötigt man für die Koordinationsübungen einen viereckigen Raum in der Größe von ca. 5 × 5 Meter (ca. 25 m2).
Die Stühle werden in einer Kreisform hingestellt, mit ca. 1 – 1½ m Abstand. Es ist darauf zu achten, dass Frau M. am Eingang sitzt, damit man sie leichter zu ihrem Platz und wieder wegbringen kann.
Auf einem Tisch in der Ecke können Getränke bereitgestellt werden.

Die Bewohner sollten in der Regel leichte Kleidung tragen, in der sie sich wohlfühlen. Sie sollten am Anfang eine Strickjacke oder einen Pullover tragen, damit sie nicht frieren. Nach den Aufwärmübungen könnten dann diese bei Bedarf ausgezogen werden. Die Wohnbereiche werden über die Gymnastikstunde rechtzeitig informiert, um den Bewohnern entsprechende Kleidung anzuziehen respektive zurechtzulegen.

Da die Übungen im Sitzen durchgeführt werden, sind die Schuhe egal, sollten aber trotzdem gut am Fuß sitzen.
Die Gymnastikstunde dauert ca. eine ¾ Stunde, wobei nach ca. 25 Minuten eine fünf minütliche Pause eingelegt wird, in der eine kurze Reflexion stattfinden sollte, um flexibler auf die Bewohner eingehen zu können.
Ich, sollte ein Bewohner nicht mehr können, ist es selbstverständlich, dass eine Pause entweder für alle oder für die betreffende Person eingelegt wird.

Durchführung

Einleitung:

Ich begrüße die Bewohner und weise ihnen Plätze zu. Danach erkläre ich ihnen das Grobziel und den Weg dorthin, der über die Feinziele führt. Ich weise sie darauf hin, dass es wichtig ist, dass sie mir jede Veränderungen sofort mitteilen und sie jederzeit Pause machen können.

Ich erkläre ihnen auch, dass ich zuerst die Übungen allein vormache und die Bewohner dabei zusehen sollen. Erst dann üben die Bewohner sie nach meinen Angaben.
Nun beginne ich mit Stammübungen, die zum Aufwärmen dienen, d. h. die Muskeln werden gedehnt und gelockert, sowie das Herz-Kreislaufsystem langsam „in Schwung“ gebracht.

Ausgangssituation:
Die Bewohner sollen sich mit dem Gesäß soweit nach hinten auf die Sitzfläche setzen, wie es ihnen möglich ist. Der Rücken lehnt locker an der Stuhllehne. Der Körper ist aufrecht und der Kopf ist gerade. Die Augen schauen gerade aus. Die Arme liegen locker auf den Oberschenkeln.
Die Füße stehen in Hüftbreite parallel zueinander fest auf dem Boden.
Ich weise die Bewohner darauf hin, dass sie versuchen sollen diese Sitzposition immer aufrecht zu halten.

Übung Nr. 1: Kopfdrehen
Den Kopf so weit nach links drehen, bis das Kinn etwa über der linken Schulter steht – dann langsam in die gleiche Stellung nach rechts – jetzt wieder nach vorne und zurück in die Ausgangsstellung kommen. 3 – 4 Wiederholungen.

Übung Nr. 2: Kopf – Seitneigung
Linkes Ohr der linken Schulter zuneigen (Blick geradeaus), gleichzeitig die linke Hand über den geneigten Kopf hinweg auf das rechte Ohr legen und ein wenig drücken – zuerst in die Ausgangsstellung und das Ganze gegengleich wiederholen. 3 – 4 Wiederholungen.

Übung Nr. 3: Schultern lockern
Nun mehrere Male Drehbewegungen im Schultergelenk ausführen, sodass die Handflächen abwechselnd nach außen – nach hinten gerichtet sind. – Pause. Drei Wiederholungen.

Übung Nr. 4: Schulter – Arm – Bewegung
Rücken strecken, Kopf heben und abwechselnd – Ellenbogen etwa in Nasenhöhe zusammenführen – weit öffnen – zurück zur bequemen Haltung. 3 – 4 Wiederholungen.

Übung Nr. 5: Allgemeine Beweglichkeit (Trockenschwimmen)
Die rechte Handinnenfläche auf den Handrücken der linken Hand legen. Etwa in Brusthöhe die Arme langsam nach vorne strecken und dabei den Oberkörper mit nach vorne bewegen. Die Augen blicken weiter geradeaus, darauf achten, dass die Hände weiterhin übereinander liegen – wenn Arme gestreckt sind, die Hände in einer auswärts-einwärts Bewegung wieder in Ausgangsstellung, dabei geht der Oberkörper auch wiederholt zurück. 3 – 4 Wiederholungen.

Die Aufwärmübungen sind hiermit abgeschlossen. Ich erkundige mich nach dem Zustand der Teilnehmer und gehe auf eventuelle Probleme ein.
Danach erkläre ich den weiteren Verlauf der Übungsstunde und weise noch einmal auf die o.g. Sitzposition hin.

Hauptteil:

Koordinationsübung Nr. 1: „Das Spinnrad“

Die rechte Hand macht die Bewegung des Garn-Auswickelns, während gleichzeitig der linke Fuß treten muss, als ob er ein Rad in Bewegung setzte. Dieses etwa 30 Sekunden lang üben, dann umgekehrt.

Koordinationsübung Nr. 2: Vertauschen

Hände im Schoß, Linke Hand über dem Kopf zur Faust ballen, rechte Hand klopft auf den linken Oberschenkel. Hände wieder in den Schoß, Rechte Hand über dem Kopf zur Faust ballen, linke Hand klopft auf den rechten Oberschenkel, Hände wieder in den Schoß. 5 – 6 Wiederholungen.

Koordinationsübung Nr. 3: Handwechselspiel

Hände liegen im Schoß, linke Hand klopft auf den Oberschenkel, linke Hand stricht über den Oberschenkel, Hände liegen wieder auf dem Schoß, dann gegengleich. 5 – 6 Wiederholungen.

Koordinationsübung Nr. 4: Fingerübung

Im Rhythmus berühren die einzelnen Finger beider Hände (gleichzeitig oder im Wechsel) den Daumen. Verschiedene Kombinationen sind dabei möglich. 3 – 4 Wiederholungen.

Dies waren hauptsächlich Übungen, die alle Teilnehmer unabhängig ihrer Einschränkungen ausüben konnten. Nun folgen jeweils eine Übung zu den speziellen Krankheitsbildern der o.g. Teilnehmer, die aber trotzdem alle Bewohner mitmachen sollen.

Spezielle Übung Nr. 1: Partnerübung

Zwei Bewohner sitzen sich gegenüber. Die Arme sind in Richtung des Gegenüber ausgestreckt, wobei einmal die Handfläche nach oben zeigt und einmal nach unten, der Gegenüberliegende legt seine Hände dementsprechend auf respektive unter die Hand des anderen.
Jetzt versuchen beide gegen die Hand des anderen zu drücken, ca. 5 Sekunden halten, dann die Hände umdrehen und noch einmal 5 Sekunden. 3 – 4 Wiederholungen.

Spezielle Übung Nr. 2:

Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Jeder Teilnehmer legt seine linke Hand auf die Schulter des rechten Nachbarn, gleichzeitig schlägt jeder Teilnehmer sein rechtes Bein über das Linke.
Diese Position ca. 5 – 7 Sekunden halten, dann wieder in die Ausgangsposition und die gleiche Übung gegengleich wiederholen. 3 – 4 Wiederholungen.

Spezielle Übung Nr. 3:

Die Teilnehmer sitzen in Ausgangsposition.
Die rechte Hand greift über den Kopf an linke Ohr, die linke Hand greift mit den Fingern unter die Sitzfläche des Stuhls, die Knie drücken gegen einander und die Füße stehen fest auf dem Boden. Auf Kommando drückt die rechte Hand gegen den Kopf, ohne dass dieser sich bewegt, die linke Hand unter der Sitzfläche drückt nach oben, die Knie gegen einander und die Füße auf den Boden. Diese Position sollte ca. 5 Sekunden gehalten werden, dann wieder in die Ausgangssituation zurück, nun greift die linke Hand über den Kopf ans rechte Ohr und die rechte Hand unter die Sitzfläche. 2 – 3 Wiederholungen

Schlussteil

Als allgemeiner Schlussteil werde ich mit den Teilnehmern einen Sitztanz üben.
Auf das Lied „Crazy Daisy“
– rechte Schulter hochziehen – linke Schulter – rechte Schulter – linke Schulter
– Rechtes Bein strecken – linkes Bein – rechtes Bein – linkes Bein
– Rechte Schulter hochziehen – linke Schulter – rechte Schulter – linke Schulter
– Rechtes Bein strecken – linkes Bein – rechtes Bein – linkes Bein
– Mit der linken Hand dem rechten Nachbarn zuwinken und dabei den rechten Nachbarn anschauen – dasselbe gegengleich
– Die linke Hand wird am linken Knie ausgeschüttelt, dabei den Oberkörper leicht nach vorne beugen – dann dasselbe gegengleich
Der ganze Tanz läuft im Takt und ich gebe jeweils die Teilübungen laut an.

Nachdem das Lied zu Ende ist und jeder Teilnehmer in die Ausgangsstellung zurückgekehrt ist. Bedanke ich mich für die Mitarbeit und frage jeden der Teilnehmer nach seiner Meinung und versuche noch einmal den Sinn der Übungen zu erklären, gleichzeitig weise ich darauf hin, dass die Übungen auch allein durchgeführt werden sollten.

Weitere Quellen zur Seniorengymnastik
Seniorengymnastik

Seniorengymnastik: 9 Übungen im Sitzen und Stehen
17 min. Senioren-Gymnastik im Stehen für Zwischendurch

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