Autor/in: Marcell

Alzheimer Patienten sinnvoll beschäftigen mit Taschentüchern
10 Minuten Aktivierung Thema Taschentücher

› 1. Art, respektive Thema des Angebotes:

Eine 10 Minuten Aktivierung mit einer Gruppe Dementer im stark fort geschrittenem Stadium der Erkrankung, das Thema ist Taschentücher …

2. Begründung des Themas respektive Aufbau des Angebotes.

Das Thema wurde gewählt, weil die 10 Minuten Aktivierung die beste Methode einen an Demenz egal, welcher Art ist es sei Alzheimer oder anderer Art, zu erreichen. Mit diesem Mittel können Erinnerungen wieder aufgetan werden, die für die Teilnehmer so verdeckt geblieben worden wäre, sie entdecken ein Stück ihrer Vergangenheit wieder und erleben so Freude. Das Angebot ist folgendermaßen grob aufgebaut: Die Bewohner werden von mir als anleitende Person abgeholt. Ein vorheriges Bescheid sagen ist wenig sinnvoll, da sie es wieder vergessen würden.

Das Mittel einer Einladungskarte ist dabei auch nicht so günstig, da man es nur am Anfang der Erkrankung noch gut anwenden kann. Als Erinnerungsstütze bei meiner Gruppe, die im weit fort geschrittenem Stadium der Erkrankung ist, würde sie nur eine Verunsicherung auslösen, dies ist aber nicht mein Ziel. Wenn nun alle Bewohner im Raum einen Platz haben.

Stelle ich einen Korb mit Taschentüchern auf den Tisch, und bitte alle sich aus diesem ein Tuch heraus zu nehmen, einige werden wahrscheinlich die Aufforderung nicht umsetzen können, denen helfe ich dann, indem ich ihnen ein Taschentuch reiche. Es sind verschieden Taschentücher in dem Korb, so gibt es sonntags Tücher, mit Stickereien, Kinder Tücher, Alltagstücher, mit Rand du ohne. Wenn jetzt alle ein Tuch haben, spreche ich etwas über die Taschentücher in ein paar kurzen, prägnanten Sätzen, damit es den Teilnehmer leichter ist sie zu verarbeiten.

Dann stelle ich gezielte Fragen zu den Tüchern, wobei ich direkt bestimmte Bewohner anspreche, da es sonst sein könnte, sie nicht reagieren. Dieses fragen erläutere ich unten genauer. Wenn wir ein Gespräch am Laufen haben, baue ich kleinere sportlicher Bewegungen ein, keine großen, sondern nur kleinere, die den Bewohner noch möglich sind. Dann bitte ich alle die Taschentücher zu falten und mir zu zeigen, wie man es richtig tut.

Je nachdem wie weit wir dann vorangeschritten sind, folgen noch kleinere Übungen oder ich komme zum Ende der Beschäftigung. Indem ich die Bewohner bitte, die Tücher alle zu falten, damit ich sie wieder in den Schrank legen kann, dabei soll das Wort Schrank eine Brücke zu ihrer Vergangenheit schlagen (eigener Wäscheschrank damals). Anschließend bringe ich alle Bewohner zurück auf ihre Zimmer oder wo sie in wollen.


› 3. Individuelle Situation (Besonderheiten) der Gruppe.

Die Gruppe besteht aus sechs Teilnehmern, die ich im Einzelnen kurz beschreiben möchte:

Frau W. war früher Schneiderin und hatte Alzheimer im fort geschrittenem Stadium, sie ist weder örtlich, räumlich noch zeitlich voll orientiert. Sie fragt öfters, wo sie ist und was sie hier solle aufgrund ihres Berufs müsste ihr das Thema besonders liegen:

Frau W1. Sie hat Alzheimer fast im Endstadium. Sie hat die Fähigkeit der verbalen Kommunikation vollkommen verloren, ihr Mimik spiel ist nicht genau zu deuten, es ist nicht bekannt, ob sie noch teilweise Wörter versteht oder ob diese Funktion des Gehirns bei ihr auch schon ausgefallen ist. Sie wird nur bei den Übungen mit machen können, indem sie es nachmacht, was die andere machen, es ist nicht sicher, ob es so gut gehen wird.

Frau K. leidet an keiner richtigen Demenz, bei ihr ist Hops diagnostiziert worden, leider ist dies eine Krankheits-Bezeichnung, die alles umfasst, was man nicht genau eingrenzen kann. Bemerkbar ist aber, dass ihr Kurzzeit Gedächtnis stark eingeschränkt ist, und das Langzeitgedächtnis auch nicht mehr vollständig intakt ist.

Frau S. hatte einen Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte, sie ist geistig, wenn man von einigen Einschränkungen absieht, recht fit. Sie nimmt teil, weil sie zu diesem Zeitpunkt immer im Raum sitzt und außerdem so etwas aus ihrer Isolation heraus kommt. Denn sie nimmt an keinen Beschäftigungen teil, hat nur viel Besuch von ihren Kindern, mit denen sie einen guten Kontakt hat.

Frau B. hat Alzheimer im fort geschrittenem Stadium, sie ist wie Frau W1. Weder noch zeitlich, räumlich, örtlich voll orientiert bei ihr kommt erschwerend dazu, da sie zeitweise sehr aggressiv reagiert.

Frau M. sie ist eine weiter Alzheimer Patientin, die weder noch zeitlich, räumlich, örtlich voll orientiert. Sie arbeitete früher in einem Blumenladen interessiert sich aber sehr für Taschentücher, denn sie fragt stets eine Schwester, ob sie eins bekommen könne, wenn sie keins hat …

› 4. Vorbereitung des Angebotes.

› 4.1 Gruppenteilnehmer

Ich begrüße jeden Teilnehmer in seinem Zimmer und erläutere, was ich vorhabe, damit sie wissen, was nun mit ihnen geschieht. Bevor ich die Teilnehmer mit zum Gruppenraum nehme, führe ich alle noch einmal zum WC, damit sie nicht das Bedürfnis während der Maßnahme verspüren. Dann führe ich sie in den Gruppenraum und lasse jeden sich den Platz aussuchen, den er sich wünscht, dies trägt wesentlich zum Wohlbefinden bei, weil sie sonst von vornherein sich nicht wohlfühle.

› 4.2 Raum respektive Ort

Als Ort habe ich den Aufenthaltsraum des Wohnbereich 5 ausgewählt, weil er günstig liegt. Er ist hell, hat große Fenster, es stehen dort schon ausreichend Tische und Stühle, äußerem kennen ca. 80 der Teilnehmer bereits diesen Raum, was dem Wohlbefinden weiter zu täglich ist. Ich habe bevor ich alle abhole bereits den Tisch ausgerichtet und genügend Stühle an diesen platziert, sodass später jeder sofort einen Sitzplatz finden kann.

› 4.3 Medien, Arbeitsmaterialien

Alle Taschentücher, die ich verwenden will, habe ich bereits von zu Hause mitgebracht, sie lagern alle in einem Korb, der später auf den Tisch gestellt wird. Es sind Tücher verschiedenster Art, die es so gibt: Sonntags Tücher, Taufe Tücher, Kinder Tücher, Arbeits-Tücher, mit und ohne Stickerei sowie mit und ohne Borde …

› 4.4 Zeit und Datum

Das Angebot findet an einem unbestimmten Nachmittag nach dem Kaffee im Aufenthaltsraum des Wohnbereich 5 statt, er steht dann zur Verfügung.

› 5. Ziele

› 5.1 Feinziele

  • Erklären, was es für Tücher sind durch die Bewohner
  • Nachmachen der Gymnastik Übungen
  • Falten und erklären der Verwendungszwecke

› 5.2 Grobziele

  • Freude empfinden
  • Wieder entdecken von alten Erinnerungen
  • Sich sicher/geborgen fühlen
  • Das Gefühl haben wichtig / nützlich zu sein

› 6. Durchführung

› 6.1 Motivationsphase

Die Motivationsphase starte ich in dem ich ein Taschentuch in die Luft halte, ich benenne das Taschentuch(in diesem Fall ein Alltagstuch ohne Schnickschnack). Erzähle etwas über Taschentücher in diesem Falle, woher ich dieses habe (es stammt von meiner Oma) und sage, dass sie es selbst gemacht hätte, und es mir zu Weihnachten geschenkt habe. Damit möchte ich eine Brücke schlagen, über die möglichst alle Teilnehmer gehen sollen, um ihren Zugang zum Thema zu finden. Ich reiche es einmal durch die ganze Gruppe und sage dann das sich jeder nun aus dem Korb (den ich nun auf den Tisch stelle) ein Tuch herausnehmen soll, ist dies geschehen geht es fließend über in die Erarbeitungsphase.

› 6.2 Erarbeitungsphase

Dort angekommen geht es jetzt weiter damit, dass ich die Frag ein die Runde werfe, ob jeder weiß, welches Taschentuch er sich genommen hat, welche Funktion es hatte, wann man es nahm und was er auf dem sieht. (Natürlich alles einzeln gefragt, um die Teilnehmer nicht zu überlasten). Dabei lasse ich den Teilnehmern viel Zeit zum Antworten, weil es aufgrund ihrer Erkrankung länger dauert, wenn eine Antwort kommt, greife ich diese auf und versuche die Antwort mit gezielten Fragen zu vertiefen.

Dabei muss darauf geachtet werden, dass sich die Teilnehmer nicht „Interviewt“ vorkommen, denn dann ist, die Maßnahme fehlgeschlagen, weil es sie unsicher macht und sie sich unwohl fühlen werden. Einige werden nicht Antworten im speziellen gerade Frau W1. Nicht weil es ihr nicht möglich ist sich verbal zu äußeren, ich beobachte daher bei ihr intensiv das Spiel ihrer Mimik um daraus Rückschlüsse schließen zu können, was sicher nicht einfach sein wird. Wenn nun alle respektive ein großer Teil etwas zu seinem Taschentuch erzählt hat. Fahre ich mit fort, in dem ich frage, ob sie denn noch wüssten, welche Taschentücher sie selbst früher besessen hätten und welches sie zu welchem Anlass genommen haben.

Und ob sie diese heute noch haben (heute sind Taschentücher aus Stoff außer Mode und es gibt fast nur noch Cellulose haltige) deshalb stelle ich die Frage, um zu sehen, wer noch immer Stofftücher hat. Aufkommende Gefühle werde ich dabei aufnehmen und ihnen entsprechen, um ein Gefühl der Sicherheit (Geborgenheit?) zu vermitteln. Auf keinen Fall werde ich den Gefühlen widersprechen oder sie infrage stellen, dies wäre das automatische Scheitern der Maßnahme aufgrund nicht erreichen der Ziele.

Ich bitte jetzt alle Teilnehmer das Tuch auf den Tisch zu legen und es auszubreiten. Wenn jede sein Tuch vor sich liegen hat, kündige ich an, dass wir uns etwas mit dem Tuch bewegen wollen. Dabei nehme ich die Position des Vormachers ein, ich nehme mein Tuch und fasse es an beide Enden an und hebe und senke die Arme so als wenn ich winken wolle, anschließend bitte ich die Teilnehmer, dies nachzumachen. Wenn alle es ein paar mal getan haben, wechsele ich die Art, nun nehmen wir das Tuch in eine Hand und winken so wie wenn man mit einem Taschentuch zum Abschied winkt. Dabei frage ich die Teilnehmer wann sie so gewinkt haben (abschied, grüßen).

Dann sollen sie das Tuch auf den Tisch legen und zu einem drei Ecke falten, ich frage sie jetzt, wann man dies gefaltete Form benutzte und ob es einer vormachen könne, es gibt drei arten. Ich versuche, mit kleinen, genau platzierten Hinweisen die Teilnehmer selbst darauf, kommen zu lassen, die Möglichkeiten sind. Als Regenschutz auf dem Kopf, dafür müsste man es allerdings als Quadrat belassen, als Kopftuch, oder bei Zahnschmerzen.

Wen wir uns darüber unterhalten habe, frage ich, ob mir eine Teilnehmerin zeige könne wie ich ein Einstecktuch für die Brusttasche falten muss. Weil ich dies nicht beherrsche, einen entsprechenden Kittel habe ich an (mit Brusttasche) damit dadurch eine Verbindung hergestellt werden kann. Die Aktivierung kommt an diesem Punkt zu Ende.

› 6.3 Abschlussphase

Ich bitte alle Teilnehmer das Taschentuch wieder zusammenzufalten und dann wieder zurück in den Korb zu legen, dabei spreche ich noch an, wie schwer es ist Taschentücher zu bügeln und wie widerspenstig diese manchmal beim Falten sind. Ich lasse mir zum Ausklingen dann noch einmal zeigen, wie dieses korrekt geht. Dies stärkt das selbst Bewusstsein der Teilnehmer, dass sie noch etwas können und anderen etwas beizubringen vermögen, dies ist essenziell, deshalb achte ich auch stets darauf nicht besserwisserisch aufzutreten oder alles, was sie sagen, zu korrigieren versuche. Ich begleite nun alle Teilnehmer zurück auf ihr Zimmer, wie in der Nachbereitung beschrieben …

› 7. Nachbereitung des Angebotes.

› 7.1 Gruppenteilnehmer

Ich begleite alle Teilnehmer zurück auf ihre Zimmer, frage sie, ob sie noch einen Wunsch haben und etwas möchten, anfallende Wünsche erledige ich und verabschiede mich dann von der Teilnehmerin …

› 7.2 Raum respektive Ort sowie Arbeitsplatz

Ich richte, die Tische wieder und stelle die Stühle wieder so hin, wie ich sie vorgefunden habe als ich den Raum betrat. Eventuell öffne ich kurz ein Fenster zum Durchlüften.

› 7.3 Medien, Arbeitsmaterialien

Die Taschentücher verstaue ich in alle in dem Korb und diesen nehme ich mit aus dem Raum zu meinem spinnt dort stelle ich diesen rein und nehme ihn am Abend wieder mit nach Hause, weitere Materialien habe ich nicht …

› 8. Anhang

Kein Anhang …

Weitere Quellen Alzheimer Patienten sinnvoll beschäftigen, mit Taschentüchern
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Handbuch 10-Minuten-Aktivierung
Die 10 Minuten Aktivierung für Senioren –

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