Autor/in: Andi

Allgemeine Arzneimittellehre

Definition Arzneimittel (Lt. § 2 des Arzneimittelgesetzes, 1986)

Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen pflanzlicher, mineralischer, tierischer oder chemischer Herkunft, die dazu dienen, Krankheiten zu verhüten, zu erkennen, zu lindern oder zu heilen.

Herkunft der Arzneimittel

Pflanzlicher Herkunft› Pflanzenbestandteile, z. B. … Baldrianwurzel, Kamillenblüten, Melissenblätter.
Mineralischer Herkunft› Salze, wie z. B. Kalzium, Magnesium, Kalium.
Tierischer Herkunft› Lebertran, Insulin vom Rind oder Schwein.
Chemischer Herkunft› Aus dem Labor, z. B. Aciclovir gegen Herpes.

Einteilung der Arzneimittel

  • Frei verkäufliche Arzneimittel.
  • Apothekenpflichtige Arzneimittel.
  • Rezeptpflichtige Arzneimittel (verschreibungspflichtig).
  • Betäubungsmittel (nur nach Vorlage eines Betäubungsmittelrezeptes, BTMG).

Aufgabe von Arzneimitteln

Krankheiten verhüten› Prophylaxe, z. B. Vitamin C, aktive Impfung, Heparin.
Krankheiten erkennen› Röntgenkontrastmittel
Krankheiten lindern› Symptome lindern, z. B. mit Schmerzmitteln.
Krankheiten heilen› Ursachen beseitigen, z. B. Antibiotika gegen Bakterien.


Wahl der Arzneiform

Sie ist abhängig:

1. Wirkort› lokale Wirkung®wirkt an Ort und Stelle.
Systemische Wirkung®wirkt auf den ganzen Körper, Arzneimittel wird in den Blutkreislauf aufgenommen.

2. Verträglichkeit
3. Zeitpunkt des Wirkungseintritts› Z. B. Tropfen wirken schneller als Tabletten.
4. Praktische Gründe› z. B. bei Schluckbeschwerden Tropfen und keine Kapseln.

Arzneiformen

a)fest
b)flüssig
c)fest/flüssig
d)gasförmig

zu a)feste Arzneiform

1. Pulver
2. Puder
3. Granulat
4. Tablette

5. Dragee (Lacktablette
6. Kapseln
7. Zäpfchen (= Suppositorium = Supp.)
8TTS-Pflaster
9. Tee

zu 1. Pulver› zum Schlucken.
Nachteil: feuchtigkeitsempfindlich
zu 2. Puder› feiner, äußerliche Anwendung
zu 3. Granulat› Grobe Körner, mit zuckerhaltiger Schicht umhüllt.
Zu 4. Tablette› In Form gepresstes Pulver.

Anwendung:

Zum Schlucken, mit viel Flüssigkeit einnehmen, in aufrechter Körperhaltung. Sonderform einer Tablette = Filmtablette, mit glattem Überzug.

Zum Auflösen, Brausetablette in ausreichend Wasser auflösen.
Vorteil: Schnellerer Wirkungseintritt als bei Tabletten.

Zum Lutschen, Lutschpastillen oder Kautabletten.
Vorteil: Schnellerer Wirkungseintritt.

Zu 5. Dragee (Lacktablette)› Tablette mit zuckerhaltigen, farbigen Überzug.
Zu 6. Kapseln› a) Gelatine-Kapseln, mit Flüssigkeit gefüllt, z. B. Lebertran.

b) Hartkapseln aus Boden- und Deckenteil. Sie enthalten Pulver, Granulat oder kleine Tabletten.
Sonderform: Zerbeiß kapseln (Resorption des Wirkstoffes über die Mundschleimhaut ® schneller Wirkungseintritt).

Zu 7. Zäpfchen› Wirkstoff (Suppositorium = Supp.) in Zäpfchen Grundmasse schmilzt bei Körpertemperatur.
Vorteil: keine Magenbelastung.
Nachteil: Unsichere Wirkstoff-Aufnahme durch Stuhldrang.

Zu 8. TTS-Pflaster› Arzneistoff auf Pflaster. (Transdermale Anwendung: Auf fettfreier, unbehaarte, gut durchblutete Körperstellen, z. B. Östrogen pflaster, Nikotinpflaster,

Morphin pflaster, Herzpflaster.

Zu 9. Tee› Getrocknete Pflanzenteile, z. B. Blüten, Wurzel, Blätter, Samen.
Anwendung: mit heißem Wasser, Teebeutel oder Trockenextrakt übergießen.

Zu b) flüssige Arzneiformen
1. Lösung
2. Emulsion
3. Suspension

zu 1. Lösung = liqu = liquidum = flüssig
zum Schlucken› ° Tropfen = gtt = Guttae.

Trinkampullen
Sirup = zuckerhaltiger Saft

nasal› Nasenspray
konjunktival› Augentropfen (müssen steril = keimfrei und reizlos sein).
aural ›Ohrentropfen.

Zu 2. Emulsion
Besteht aus Öl und Wasser, ist nicht mischbar, vor Gebrauch gut schütteln.

Zu 3. Suspension
Besteht aus Flüssigkeit und Pulver, das sich nicht ganz auflöst. Aussehen trüb, vor Gebrauch gut schütteln.

Anwendung› kutan (Haut)
parenteral, z. B. Insulin
als Trockensaft + Wasser = Suspension

zu c) flüssig-feste Arzneiform

Salben = Unguentum (Ungt)

Salben formen:
Paste ›Hoher Pulveranteil, zieht nicht ein, muss abgewaschen werden.
Creme ›Hoher Wasseranteil, zieht gut ein.
Gel›Hoher Wasseranteil + Quellstoff, ist durchsichtig, zieht ein.
Fettsalbe ›Hoher Fettanteil, zieht nicht gut ein.

Zu d) gasförmige Arzneiform

GaseIn Metallflaschen (z. B. Narkosegas oder Sauerstoff).
Anwendung: pulmonal
Wirkung: systemisch (= auf den ganzen Körper)
Dosier-AerosoleSysteme mit Tröpfchen oder Pulver (fein verteilt), mit oder ohne Treibgas.
Anwendung: pulmonal
Wirkung: lokal

Weg eines oral verabreichten Arzneimittels im Körper

Mund› Speiseröhre› Magen› Dünndarm› Pfortader› Leber› untere Hohlvene› rechte Herzhälfte› Lunge› linke Herzhälfte› Körperkreislauf

Arzneimittelwirkung am Rezeptor

Mit dem Blutstrom werden die Arzneimittel im ganzen Körper verteilt. Ihre Wirkung entfalten sie in, respektive an den einzelnen Körperzellen. Auf der Oberfläche jeder einzelnen Körperzelle (Membran) befinden sich verschiedene Rezeptoren (Empfängerstationen), die mit griechischen Buchstaben unterschieden werden. Man unterscheidet z. B. Alpha- und Beta-Rezeptoren. Hier können sich an bestimmten Aufnahmeeinrichtungen chemische Stoffe ankoppeln. Wie ein Schlüssel, der in ein passendes Schloss passt. Auf diese Art und Weise können Informationen übertragen werden, die die Zelle zu einer bestimmten Zelltätigkeit anregen können.

Wirkstoff+Rezeptor› Zelle› Effekt

Möglichkeiten der Rezeptor Wirkung

Agonisten sind Stoffe, die sich an den Rezeptor anheften und so auf die Zelle einwirken, dass die normale Zellaktivität verstärkt wird. Sie unterstützen damit die Natürlichen. Botenstoffe des Körpers (= Verstärker).
Antagonisten sind Gegenspieler. Diese Stoffe heften sich ebenfalls an die Rezeptoren ; sie hemmen oder blockieren jedoch die normale Zellaktivität.

Antagonistisch wirkende Arzneimittel erkennt man schnell an ihrem Namen. Sie heißen z. B. Beta-Rezeptoren-Blocker oder Calcium-Antagonisten.

Applikation (= Verabreichung)› Resorption (= Aufnahme) Distribution (= Verteilung) Elimination (= Ausscheidung)

Applikationsarten

Äußerlich
Kutane oder dermale Applikation=auf der Haut.
Innerlich
Orale Applikation=Durch den Mund.

Sonderformen:

Sublingual  = unter der Zunge zergehen lassen.
Bukkal  = In der Wangentasche zergehen lassen.
Nasale Applikation=Über die Nasenschleimhaut.
Konjunktivale Applikation=Über die Augenbindehaut.

Aurale oder otale Applikation=In den Gehörgang einbringen.
Pulmonale Applikation=Durch Inhalation in die Lunge.
Rektale Applikation=In den After einbringen (über die Enddarmschleimhaut).
Vaginale Applikation=In die Scheide einbringen.
Parenterale Applikation=Durch Injektion (durch die Haut, mithilfe von Instrumenten).

Dazu gehört:

Intravenös  =i.v.=In die Vene.
Intramuskulär  =i.m.=In den Muskel.
Intraarterielle  =i. a. =In die Arterie.
Subkutan  =s.c.=Unter die Haut.
Intrakutan  =i.c.=In die Haut.

Orale Applikation

Tabletten, Kapseln, Dragees

In aufrechter Körperhaltung mit reichlich Flüssigkeit schlucken.

Warum? ›Mundtrockenheit, Schluckstörungen bei älteren Menschen, Verletzung der Speiseröhre durch aggressive Arzneistoffe, bessere Ausscheidung des Wirkstoffes über die Niere.

Flüssige Arzneimittel

Erst unmittelbar vor der Verteilung stellen.
Tropfen in Einnahmegläschen + Wasser oder Teelöffel + Wasser (keine Milch!)
Mixturen und Suspensionen vor Gebrauch schütteln.
Trockensäfte herstellen, mit Herstellungsdatum und Namen versehen, auf geringe Haltbarkeit und Kühlung achten.

Rektale Applikation

›Mittels Fingerling oder Applikator bis in den Schließmuskel einführen.

Konjunktivale Applikation

›In den Bindehautsack.

Auf Hygiene achten (Pipette nicht berühren).
Augentropfen körperwarm einträufeln. Vorsicht mit Pipette am Auge!
Augensalbe durch Lido respektive Augenbewegungen verteilen.

Applikation am Ohr

Ohrentropfen körperwarm in den Gehörgang, Verschluss mit Watte.

Kutane Applikation

Einreibung mit Handschuh vornehmen oder anschließendes Händewaschen.

Nasale Applikation

Tropfpipette gedrückt aus der Nasenöffnung ziehen.

Pulmonale Applikation =Handhabung des Dosier-Aerosols

Kappe entfernen.
Dosier-Aerosol schütteln.
Gründlich ausatmen.
Öffnung mit den Lippen umschließen.

Sprühknopf drücken.
Einige Sekunden die Luft anhalten (nicht durch die Nase ausatmen).
Gründliche Reinigung des Mundstücks mit Wasser.
Bei kortisonhaltigen Dosieraerosolen etwas nach Trinken oder Einnahme vor dem.

Essen (Verhinderung von Pilzinfektionen).

Parenterale Applikation

Trockenampullen erst unmittelbar vor der Injektion mit Lösungsmittel vermischen, auf Vollständigkeit achten!
Klare Injektionslösungen können überallhin gespritzt werden.
Kristall Suspensionen dürfen nicht intravasal (nicht in ein Blutgefäß) gespritzt werden.
Ölige Injektionslösungen dürfen nur intramuskulär gespritzt werden.

Beachtung des Beipackzettels!

Arzneimittel zur intravenösen Injektion dürfen nicht automatisch i.m. oder s.c. gespritzt werden›lokale Reizungen oder Gewebsschäden durch langsamen Abtransport des Arzneistoffes.

Wichtig: Die Verabreichung eines Medikaments muss in eine Dokumentenmappe eingetragen werden.

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Weitere Quellen allgemeine Arzneimittellehre
Allgemeine Arzneimittellehre

Arzneimittellehre – Allgemeine Grundlagen
allgemeine Arzneimittellehre

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