Der Magen
Der Magen (Gaster) ist eine 25 – 30 cm lange, sackartige, Erweiterung des Verdauungskanals. Die Längsachse des Magens verläuft von links oben nach rechts unten. Der Magen liegt im Oberbauch, unterhalb des Zwerchfells und ist zur Verbesserung seiner Beweglichkeit vom Peritoneum (Bauchfell) überzogen. Sein Fassungsvermögen liegt bei ca. 30 ml beim Neugeborenen und etwa 1,6 bis 2,4 Liter beim Erwachsenen. Größe, Form und Lage können stark in Abhängigkeit von Füllungszustand, der Körperlage respektive dem Körperbau, sowie dem Lebensalter und der Muskelanspannung verschieden sein.
› Der Magen wird in 5 Abschnitte unterteilt
Kardia: Speiseröhreneinmündung
Fundus: Magengewölbe, liegt unter dem linken Zwerchfell
Korpus: Körper ist der größte Abschnitt
Antrum: Abschnitt vor dem Magenausgang
Pylorus: der sogenannte Pförtner am Magenausgang zum Zwölffingerdarm
› Die Magenwand ist aus vier Schichten aufgebaut
Von innen nach außen:
1. Schleimhaut (Mukosa)
2. Gefäß- und Verschiebe Schicht (Submukosa)
3. Muskelschicht (Muskularis)
4. Bauchfell (Serosa) (Peritoneum)
› Funktion
Ein menschlicher Irrtum ist, dass der Magen auch für die Aufnahme der Nährstoffe dienen soll. Nein, im Magen wird die aufgenommene Nahrung durchgemischt und zerkleinert. Der Magen dient als Zwischenspeicher der aufgenommenen Nahrung und deren Vorbereitung für die eigentliche Verdauung im Darm. Der Magen gibt den Speisebrei dabei portionsweise an den Darm ab. Die Steuerung der Abgabe des Speisebreis (Chymus) an den Darm erfolgt durch einen Muskel im Pförtner (Pylorus). Dieser kann den Magenausgang verschließen und damit die Weiterleitung der Nahrung zum Darm beeinflussen.
Übrigens – schon gewusst, dass der Durchschnittsmensch neun Monate seines Lebens auf der Toilette verbringt?
Inhaltsverzeichnis
Die Magenschleimhaut
Die Magenschleimhaut verfügt über zahlreiche Drüsen, welche neutralen Schleim zum Schutz der Schleimhautoberfläche, aggressive Magensäure und Verdauungssekrete produzieren. Die Magenschleimhaut (Mukosa) ist normalerweise rötlich grau und bei entleertem M. in Längsfalten gelegt. Die Oberfläche der Magenschleimhaut besteht aus einer Lage zylinderförmiger Zellen, die ein Epithel mit tiefen Falten bilden, wodurch schlauchförmige Drüsen entstehen. Diese Drüsen produzieren ca. 2 l sauren Magensaft pro Tag und kommen hauptsächlich im Magengrund und im Magenkörper vor. Vornehmlich drei Arten von Drüsenzellen werden unterschieden.
Die Belegzellen stellen die Salzsäure (HCl) her, die dem Magensaft seinen niedrigen pH-Wert von 1,0-2,0 verleiht (Magensäure). Salzsäure greift sämtliche Eiweiße der Nahrung an, leitet so die Verdauung ein und tötet aufgenommene Bakterien ab. Zudem produzieren die Belegzellen den Intrinsic factor, der für die Aufnahme von Vitamin B12 benötigt wird.
Die Hauptzellen bilden Pepsinogene, aus denen unter Einwirkung der Salzsäure die eiweißspaltenden Pepsine entstehen. Die Nebenzellen bilden den aus einem Gemisch von Kohlenhydraten und Eiweißen bestehenden Magenschleim, der auf der Oberfläche der Zellen haftet und einen geschlossenen Film bildet. Der den gesamten Mageninnenraum auskleidet und die Schleimhaut vor Selbstverdauung durch die aggressive Salzsäure und die Pepsine schützt. Im Vorraum des Pförtners (Antrum) und im Pförtner (Pylorus) selbst findet man noch eine vierte Art von Zellen, die wegen ihrer Produktion des Gewebshormons Gastrin G-Zellen genannt werden. Gastrin wird in das Blut abgegeben, steigert die Magenbeweglichkeit und regt die Haupt- und Belegzellen zur Bildung auch Sekretion von Salzsäure und Pepsinogene an.
› Der Magensaft
Unser Magen enthält eine im wahrsten Sinn des Wortes „ätzende“ Flüssigkeit: den sauren Magensaft!
Alle Drüsen des Magenfundus und -korpus bilden zusammen, in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme, durchschnittlich
2 l Magensaft pro Tag. Der Magensaft besteht aus einer Mischung aus ziemlich hoch konzentrierter Salzsäure (pH = 2) und Pepsinogene – Pepsine, ein Eiweiß verdauendes Enzym. Aufgabe des Magensaftes:
der erste Schritt der Verdauung des Nahrungsbreis (hier werden vor-
allem Eiweiße in ihre Bestandteile zerlegt) und Schutz vor unerwünschten Eindringlingen aller Art.
Und deshalb findet man auch im Magen normalerweise keine lebenden Bakterien; ganz im Gegensatz zum Darm, wo sich Millionen von Mikroorganismen tummeln und bei der Verdauung helfen.
› Magenmuskulatur
Die Magenwand besteht aus drei übereinander verlaufenden Muskelschichten: der äußeren Schicht mit längs verlaufenden Muskelfasern, der mittleren Schicht mit ringförmigen Muskelfasern und der inneren Schicht mit schrägen Muskelfasern. Diese Anordnung erlaubt dem Magen, sich auf vielfältige Weise zusammenzuziehen. Die Muskeln des Magens ziehen sich zusammen, kneten den Nahrungsbrei und vermischen ihn mit dem Magensaft, wodurch er zerkleinert und zum Pylorus geleitet wird. Hier wird der Mageninhalt in kleinen Portionen mittels peristaltischer Bewegung durch den Pförtner, auch Pylorus, in den Zwölffingerdarm weitergegeben.
› Magenentleerung
1) portionsweise Weitergabe des Mageninhalts an den Zwölffingerdarm. Dabei gehen vom Antrum, dem Vorraum des Pförtners, starke peristaltische Kontraktionswellen aus, der Pförtner (Pylorus) öffnet sich kurzzeitig und ein kleiner Teil des Speisebreis kann in den Zwölffingerdarm übertreten. Stimulierend auf diesen Vorgang wirken die Dehnung der Magenwand durch den Mageninhalt sowie das von den G-Zellen produzierte Hormon Gastrin. Die Verweildauer der Nahrung im Magen hängt stark von ihrer Zusammensetzung ab, sodass die Magenverweilzeit zwischen 2 – 7 Stunden schwankt. Kohlenhydratreiche Speisen haben die kürzeste, fettreiche Speisen die längste Magenverweilzeit.
2) pathologische Entleerung des Magens durch Erbrechen bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
3) therapeutische Entleerung des Magens mittels Magenspülung