Autor/in: Anonym

Gewalt in der Pflege

Gewalt fängt an, wenn einer sagt: „Du bist krank, du musst tun, was ich sage.“ Aggression und Gewalt sind in unserer Gesellschaft vielfältig. Gewalt heißt, dass ein nicht angesprochenes oder angesprochenes Bedürfnis des „Opfers“ missachtet wird.

Ansätze zur Gewalt

Frustration
Aggression & Hormone (→Frauen verüben weniger Gewalt als Männer)
Angst (→ Patientenansicht~> Einsamkeit, Isolation, Ungewissheit, Scham Verletzung und Hilfslosigkeit)
(→ Pflegende~> Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit, Beschimpfungen etc.)

Formen von Aggressionen

1. Physisch

Der physischen Form geht einer körperlichen Beeinträchtigung hervor. Aktiv durch Schläge oder andere Misshandlungen passiv sind sie durch Vernachlässigung als Unterlassung von Pflegehandlungen gekennzeichnet.


2. Non – Verbal.

Non verbale Formen sind ein verkrampfter Gesichtsausdruck, angespannte Körperhaltung, hastiges, nervöses Gestikulieren, unruhiges Fingerspiel, Abwehr des Blickkontaktes, hektisches Ordnen der Kleidung, verziehende Mundwinkel nach unten usw.

3. Verbal

Verbale Formen äußern sich in Beleidigungen des Patienten, schwarzer Humor auf Kosten des Patienten, Verweigerung der Kommunikation usw.

Gewalt ist auch

→ Medikamentenmissbrauch
→ Machtmissbrauch
→ nicht erwachsen gerecht behandelt werden
→ unbarmherzige Sprache

Formen der Gewalt

strukturelle ~ indirekte Gewalt

Unter „struktureller Gewalt“ versteht man eine „indirekte“ Gewalt, die unabhängig von Personen existieren kann. Eingeschränkte Lebenschancen, wie sie durch Armut oder Hunger hervorgerufen werden, sind in diesem Sinne Ausdruck einer strukturellen Gewalt, die von den Opfern nicht einmal direkt so empfunden werden muss, weil die eingeschränkten Lebensnormen bereits internalisiert sein können.

Personale ~ direkte Gewalt

Unter personaler Gewalt oder Aggression lässt sich – im wissenschaftlichen Diskurs – die beabsichtigte physische oder psychische Schädigung von Menschen, Sachen oder Lebewesen verstehen. Sie allein auf Triebfaktoren, ethnische oder religiöse Hintergründe zu reduzieren, dürfte nicht ausreichend sein.

Ursachen von Aggressionen und Gewalt bei Pflegenden

  • Belastungsfaktoren (Erleben und Umgang, individuell sehr unterschiedlich!)
  • Pflegender Angehöriger
  • Professionelle Pflegekraft
  • konflikthafte Beziehung
  • Ähnlichkeit zu einer unsympathischen Person
  • familiäre Probleme
  • schlechtes Betriebsklima
  • Schlafdefizit
  • Vereinsamung aufgrund der Pflege
  • Rollenwechsel
  • Hadern mit dem Schicksal / unerfüllte Wünsche
  • unzureichende Kenntnisse vom Krankheitsbild
  • mangelndes Verständnis für die Situation des Kranken
  • Überlastung (Burn-out), Gedankenlosigkeit, Unachtsamkeit, Ignoranz
  • finanzielle, soziale, gesundheitliche Probleme, Ekel
  • körperliche Angriffe des zu Pflegenden
  • Beschuldigungen, Misstrauen, Verhaltensstörungen des Kranken
  • Konflikte wurden schon immer gewalttätig „gelöst“ …

Auslöser von Aggressionen und Gewalt bei Pflegenden

  • Häufung verschiedener Belastungsfaktoren
  • Überschreiten der Belastungsgrenze
  • vorübergehender Wegfall der Hemmschwelle
  • plötzliche Enttäuschung

Ursachen von Aggressionen und Gewalt beim Gepflegten

  • krankhafte Ursachen (Veränderungen im Gehirn)
  • krankheitsbedingter Kontrollverlust über die Gefühle
  • Ähnlichkeit zu einer unsympathischen Person
  • Konflikte wurden schon immer gewalttätig „gelöst“ …
  • Hadern mit dem Schicksal / unerfüllte Wünsche (fehlende Lebensqualität)
  • fehlende Selbstbestimmung, Abhängigkeit, Rollenwechsel
  • Hilflosigkeit, Angst, Verzweiflung,
  • früher geübte Arten der Konfliktbewältigung stehen krankheitsbedingt nicht mehr zur Verfügung
  • Medikamente
  • Milieu (Temperatur, Reizüberflutung, Unruhe …)
  • Freiheitsentzug

Zwang, Misshandlung und Gewalt können in der Pflege ausgeübt werden bei:

Dem Umgang mit existenziellen Erfahrungen des Lebens.

1. Kommunikation

  • unaufgefordertes duzen
  • Kritik vor anderen Menschen
  • Rügen, z. B. „Haben Sie sich schon wieder vollgemacht?“
  • Abfällige Äußerungen, z. B. „Frau X sabbert.“
  • Lautes Reden, besonders bei Schwerhörigen
  • Verwendung von Schimpfwörtern
  • Bevormundung
  • Zwang zur Kommunikation
  • Sprechverbot
  • Verweigern von Hörgeräten oder des Putzens der Brille
  • Entzug von Zuwendung
  • Konfliktvermeidung, Unterlassung
  • Unaufmerksamkeit, Nichtbeachtung, Desinteresse
  • Unterschätzung
  • Unterhaltung m. Dritten über den Kopf des älteren Menschen hinweg
  • Vermeidung von Blickkontakt auch beim Sprechen
  • Verniedlichung des Namens, respektlose Anrede z. B. „Oma“

2. sich bewegen

  • Liegenlassen im Bett
  • Fixierung (körperlich, medikamentös)
  • „Seniorensessel“ aufzwingen (Sessel mit indirekter Fixierung durch angebrachten Tisch)
  • Einschränkung des Bewegungsspielraums, B. Rollstuhl zu eng an den Tisch schieben
  • Blockieren der Ausgänge
  • unangemessene Unterstützung der Bewegungen zu fest, zu grob, zu unachtsam
  • unangemessene Form der Berührung

3. vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten

  • „Durchzug machen.“
  • Lüften oder zu viel Lüften
  • Lüften, wenn jemand nackt ist
  • schlechte Gerüche belassen
  • Wassertemperatur bestimmen
  • den Bedürfnissen nicht angepasste Kleidung anziehen, zu warm oder zu kalt
  • falsches Bettzeug zuteilen
  • Rationalisierung von geäußerten Bedürfnissen: z. B. „Sie brauchen keine Decke, es ist doch nicht kalt draußen

4. sich pflegen

  • nächtliches Waschen
  • Zwang zur Körperpflege, Vollbad, Dusche oder Haarwäsche
  • zwanghafte Anwendung eigener Hygienevorstellungen
  • feste Einrichtung eines Badetags
  • unzureichendes oder übertriebenes ab frottieren
  • Haare schneiden gegen den Willen
  • ungewolltes Fingernägel schneiden
  • ungewolltes Rasieren respektive Belassen eines Bartes
  • Zwangs-parfümieren
  • ungewollte Anwendung von Babypflegemitteln
  • Organisation einer „Waschstraße“ (mehrere Bewohner des Heims werden gleichzeitig im Bad gewaschen)

5. essen und trinken

  • Vorenthaltung von Ess- oder Trinkhilfen
  • Missachtung gewohnter Esssitten und Essgewohnheiten
  • Anwendung von Lätzchen oder Plastikgeschirr
  • Einflößen von Nahrung
  • Stopfen, zu schnelles „Füttern“
  • Verwendung des Wortes „Füttern“
  • nicht ausreichend Nahrung und Flüssigkeit geben
  • unerreichbare Platzierung des Essens
  • durch starre Essenszeiten in festen Tagesablauf zwingen
  • Verabreichung des Essens auf dem Nachtstuhl
  • Anwendung von keiner oder zu viel Mundpflege
  • Vorenthaltung der Zahnprothese
  • Festlegung des Speiseplans
  • routinemäßige Verabreichung passierter Kost

6. Ausscheidung

  • Sitzen lassen auf der Toilette
  • „Drin liegen lassen.“
  • Anbringen eines „Dauerkatheters“
  • Einrichtung von„Abführtagen““
  • Einführen von „Analtampons“ / Fäkal Kollektoren
  • Waschen auf dem Toilettenstuhl
  • zu wenig Toilettengänge
  • Verabreichung von Abführmitteln anstelle von entsprechender Kost

7. sich kleiden

  • Einschließen von Kleidung
  • ungewolltes Anziehen
  • ungewolltes Anziehen von Jogginganzügen, Morgenmänteln oder Strumpfhosen statt Strümpfen
  • auch tagsüber nur Nachthemden oder Nachtkleider anziehen
  • „Strampel Sack.“
  • Anziehen von ungewollter Rollstuhlkleidung
  • generell Kleider von Verstorbenen als Station Kleider anbieten
  • Verweigern von Miederwäsche
  • zwanghafte Lagerung
  • Zwangsmobilisation
  • Verweigerung oder Nichtanpassung von Gehhilfen
  • Verweigerung eines speziell angepassten Rollstuhls
  • Nichtanpassung an motorische Fähigkeiten (z. B. beim Gehen: zu schnell gehen, mitziehen)
  • Ausführen von ruckartigen Bewegungen
  • Anbringen eines „Bewegungsmelders“ wider Willen

8. ruhen und schlafen

  • zu zeitiges Wecken
  • nächtliche Waschungen
  • Verabreichung von Schlafmitteln ohne Information oder ungewollt
  • Anstrahlen der Bewohner mit Taschenlampen während der Nachtwachen
  • Verordnung von Zwangsruhe oder Mittagsschlaf
  • Verweigern des Mittagsschlafes
  • Heimbetten statt eigenem Bett
  • Heimbettwäsche statt eigener Bettwäsche

9. sich beschäftigen, wohnen, Lebensfeldgestaltung

  • Vorenthalten von Orientierungshilfen
  • Kindergartenspiele
  • Missachtung der persönlichen Sphäre (z. B. nicht anklopfen)
  • Anstaltsmöbel
  • keine Möglichkeit zur Eigenmöblierung lassen
  • Zwang zum Einhalten eines starren Tagesablaufs
  • Zwang zum Feiern oder fröhlich sein
  • Vorenthalten von Feiern
  • älteren Menschen Tätigkeiten aufzwingen,
  • die üblicherweise junge Menschen gerne tun, (z. B. Basteln mit Salzteig, Seidenmalerei usw.)
  • private Möbel ungefragt zum Sperrmüll geben
  • Verkümmern lassen von geistigen Aktivitäten

10. sich als Mann oder Frau fühlen oder verhalten

  • Verhindern von zwischengeschlechtlichen Beziehungen
  • Schneiden von Einheitsfrisuren
  • Frauen ungewollt in „Jogginghosen stecken.“
  • Schamgefühl verletzen
  • Waschungen im Intimbereich ohne Sichtschutz oder bei offener Tür
  • sexuelle Äußerungen älterer Menschen negativ kommentieren oder belächeln
  • Anbringen eines Katheters
  • Anbringen eines Urin-Kondom (in der Gebrauchsanweisung steht, Personal soll das Glied erigieren)
  • unreflektierter Einsatz von Inkontinenzmaterial, Netzhosen
  • keine Beachtung des jeweiligen Geschlechts bei der Zuteilung des beim Waschen behilflichen Pflegepersonals

11. für eine sichere Umgebung sorgen

  • Fixierung oder Bettgitter
  • Überversorgung
  • Entzug von Maßnahmen zur Sicherheit
  • Vertrauensbruch
  • Nichteinhaltung von Verabredungen
  • unterstützende Mittel vorenthalten (z. B. Brille in den Nachtschrank legen oder Gehhilfen wegstellen)
  • defekte Steckdosen nicht reparieren
  • Legen eines Kabels mitten durchs Zimmer
  • Entwenden der Klingel
  • zu feuchtes Wischen
  • Stehen lassen von Wasserlachen
  • Uhren und Kalender nicht aufhängen
  • keine Handläufe anbringen

12. soziale Bereiche des Lebens sichern

  • jemand sich selbst überlassen
  • „Aus dem Zimmer werfen.“
  • Beaufsichtigung („ins Zimmer setzen“)
  • Mehrbettsäle einrichten
  • „Taschengeld“ verweigern
  • Einrichten von festen Besuchszeiten
  • keine Außenkontakte ermöglichen oder fördern
  • reizarmes Umfeld

13. Umgang mit existenziellen Erfahrungen des Lebens.

  • Missachtung oder Nichtbeachtung der Religiosität
  • Vermitteln von Hoffnungslosigkeit
  • Verbreiten von plumpem Optimismus. B. in Form von Floskeln wie: „Na, das wird schon wieder!“
  • „Negativgespräche“
  • Abblocken von Gesprächen
  • Versuch, Gespräche über das Sterben und den Tod zu unterdrücken.

Maßnahmen um Aggressionen des Pflegenden vorzubeugen

  • Pflegender Angehöriger
  • Professionelle Pflegekraft
  • Psychische Entlastung, z. B. durch
    – Psychosoziale Einzel- und / oder.
  • Familienberatung
    – Krisenintervention
    – Angehörigengruppen
  • Teamgeist stärken
  • Supervision
  • ggf. Personal austauschen
  • ggf. Stelle wechseln (u.U. im Haus)
  • Physische / zeitliche Entlastung, z. B. durch
    – ambulante Dienste …
    – Tagesstätte, Kurzzeitpflege
    – häusliche Entlastungsbetreuung
    – Heimeinweisung
  • Rückzugsmöglichkeiten
  • Pausen
  • ausreichendes Personal
  • Pflegekurse z. Umgang m. Dementen
  • Fort- und Weiterbildung
  • Selbsthilfekontakte nutzen
  • Berufsverband
  • Umgebung der Krankheit anpassen
  • Selbstwahrnehmung und rechtzeitiges Gegensteuern schulen
  • persönliche Entlastungsstrategie entwickeln (z. B. sich selbst belohnen)
  • technische Hilfsmittel nutzen

Maßnahmen, um Aggressionen des Gepflegten vorzubeugen

  • eigenes Verhalten und Umgebung der Krankheit anpassen
  • angenehmes Milieu schaffen oder erhalten
  • aggressive Gefühlsäußerungen beachten: falls möglich, Situation verlassen
  • Zwang, Misshandlung, Gewalt so weit wie möglich vermeiden
  • Biografie, Rituale, Gewohnheiten, Vorlieben, Abneigungen beachten (den Kranken verstehen)
  • Wohlbefinden des Kranken über die Wahrheitsliebe stellen, ggf. Medikation wechseln
  • Bedürfnisse und Gefühle wertschätzen und ausleben lassen
  • Ähnlichkeit zu Personen vermeiden, die der Kranke nicht mag

Maßnahmen, um Aggressions- und Gewalthandlungen zu beenden

Zwang, Misshandlung, Gewalt wird ausgeübt vom

  • Gepflegten
  • Pflegenden
  • Verhalten spiegeln
  • Situation übernehmen
  • Situation vorübergehend verlassen
  • Situation beenden
  • Situation ändern
  • das hinter dem Verhalten liegende Gefühl ansprechen
  • hinterher Situation taktvoll besprechen
  • die auslösende Ursache beseitigen
  • Schuld auf sich nehmen
  • Tonfall ändern

> „ICH WEISS NICHT; OB ES BESSER WIRD ~ WENN WIR ES ÄNDERN! ICH WEISS ABER DASS ES NICHT BESSER WERDEN KANN WENN WIR ES NCIHT ÄNDERN!“

Weitere Quellen zur Gewalt in der Pflege
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Gewalt in der Pflege: Formen, Ursachen und Auswege
Gewalt in der Pflege
Gewalt in der Pflege 2

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