Autor/in: Faber

Soziale Gerontologie

  1. soziale Gerontologie
  2. ein Definitionsversuch

Was ist darunter zu verstehen?
Der Begriff soziale Gerontologie besteht aus den beiden Worten sozial und Gerontologie
Sozial
wird verwendet im Sinne von Miteinander, Umgang miteinander, bezogen sein auf andere. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass menschliches Leben sich nicht isoliert, sondern immer im sozialen Raum, im Miteinander vollzieht.
Was wir tun, wie wir denken, was wir fühlen, was wir wollen, hat immer auch mit anderen Menschen zu tun. Selbst Eremiten sind nicht allein auf der Welt. Sie leben zwar isoliert und zurückgezogen. Aber diese Isolierung bzw. dieser Rückzug vollzieht sich in Bezug auf andere.

Menschen sind soziale Wesen.


Gerontologie:

Gerontologie ist die Wissenschaft des menschlichen Alterns

Hierzu tragen unterschiedlichste Wissenschaftsbereiche bei:

  1. Medizin
  2. Soziologie
  3. Psychologie
  4. Pädagogik
  5. Psychiatrie
  6. Anthropologie
  7. Ernährungswissenschaften
  8. Jura
  9. Statistik
  10. Volkswirtschaftslehre

Wir werden uns im Fach soziale Gerontologie v.a. mit Fragen der Psychologie auseinandersetzen. Aber auch Aspekte der Fächer Soziologie, Pädagogik und Anthropologie werden einfließen. Dagegen bleiben Medizin und Psychiatrie weitgehend außen vor.

  1. Gerontologie als eigene Wissenschaft:

Welche Aspekte haben zur Entstehung eines eigenen Forschungsgebietes für alte Menschen, Gerontologie, beigetragen.

  1. Der zunehmende Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft. Ihnen allen sind die Veränderungen in der Alterspyramide bekannt.
  2. Ein veränderter Blickwinkel, der die alten Menschen nicht auf ihre Krankheiten und Gebrechen reduziert.

Hierdurch wird die Beschäftigung mit der Thematik Alter immer wichtiger.
Es ist nicht mehr allein eine Frage der Medizin, wie man mit Erkrankungen alter Menschen fertig wird. Welche medizinische Versorgung diese benötigen.

Vielmehr rückt der alte Mensch insgesamt in den Mittelpunkt. Eine Sichtweise, die die Altenpflege stark beeinflusst.
Sie als zukünftige Altenpfleger sollten nicht nur auf die medizinischen Aspekte des Alterns eingehen und nicht auf die rein pflegerischen Tätigkeiten begrenzt sein. Sie sollten den alten Menschen als Persönlichkeit wahrnehmen und respektieren sowie die Erkenntnisse der verschiedenen Wissenschaftsbereiche integrieren können.
Eine nicht ganz einfache Aufgabe, zumal die Rahmenbedingungen in der Arbeit mit alten Menschen nicht unbedingt besser werden oder besser geworden sind. Es herrscht verbreitet ein Mangel ein zeitlichen und personellen Ressourcen.

Soziale Gerontologie und verwandte Wissenschaften

Psychologie:

Eine Definition, die ich aus dem Lehrbuch ‚Gerontologie für Altenpflegeberufe’ entnommen habe, lautet:

Psychologie ist die Lehre des menschlichen Erlebens und Verhaltens

Einzelne Gebiete, mit denen sich die Psychologie beschäftigt, sind u.a.:

  1. Wahrnehmung
  2. Lernen
  3. Denken
  4. Motivation
  5. Einstellungen
  6. Emotionen, Gefühle

Eine andere Definition von Psychologie lautet:

Psychologie ist die Wissenschaft der erlebenden und erlebnisfähigen Person (William Stern)

Dabei wird eine Unterscheidung zwischen der allgemeinen Psychologie, die sich mit für alle Menschen gültige Aussagen beschäftigt und der differenziellen Psychologie, die sich mit Unterschieden zwischen Menschen beschäftigt, getroffen.
Meine Definition würde lauten:

Psychologie ist die Wissenschaft vom Menschen, die sich mit Verhalten, Erleben und Denken befaßt.

Dabei kann man zwischen:
Alltagspsychologie (Alltagswissen über den Menschen)
und Psychologie als Wissenschaft unterscheiden
Alltagspsychologie umfasst das, was wir als gesunden Menschenverstand bezeichnen. Inwieweit dieser zutrifft, bleibt oft fraglich. Es handelt sich dabei eher um subjektive Eindrücke, die nicht systematisch überprüft werden. Vorurteile und vorschnelle Interpretationen fließen mit ein.
Die sogenannte Alltagspsychologie ist offen für Fehler, Vorurteile, zu schnelle Einschätzungen, Pseudowahrheiten.
Beispiele:

  1. Wer lügt, der stiehlt
  2. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
  3. Bartträger haben etwas zu verstecken

Psychologie als Wissenschaft versucht:
zu ‚objektiven‘, überprüfbaren Aussagen über die menschliche Psyche zu gelangen. Inwieweit dies im Einzelfall gelingt, kann hinterfragt werden.
Sie wendet verschiedene Methoden an, um ihre Aussagen kontrollierbar und überprüfbar zu machen:
Dies sind:
Befragung
Beobachtung
Test
Experiment
Ziele sind:
Beschreibung
Erklärung
Vorhersage
Beeinflussung

Wir werden später intensiver darauf eingehen.

Bereiche der Psychologie, die sich mit dem Alter befassen, werden auch als Gerontopsychologie bezeichnet.

Soziologie

  1. Soziologie gilt als Lehre von den gesellschaftlichen Prozessen

Die Soziologie versucht, gesellschaftliche Abläufe und Strukturen zu beschreiben und zu erklären.

Beispiele:

Fragen nach der Rolle der alten Menschen in unserer Gesellschaft, ihrer Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Wohnverhältnisse bestimmter Bevölkerungsgruppen, Bildungsniveau, z. B.. älterer Menschen finanzielle Ressourcen und Einkommen.

Soziale Situation im Heim.

  1. Ambulante Versorgungssituation
  2. Lebenssituation
  3. u.v.m.

Die Soziologie befasst sich somit:

  1. mit gesellschaftlichen Strukturen,
  2. mit sozialen Bezügen von und zwischen Gruppen und Individuen in der Gesellschaft.

Dabei gibt es Überschneidungen, Berührungspunkte mit der Sozialpsychologie
Der Bereich der Soziologie, der sich spezieller mit alten Menschen beschäftigt, wird auch als

Gerontosoziologie

bezeichnet.

Medizin

Aspekte der Medizin für ältere Menschen:

  1. Gesundheitsvorsorge, Vorbeugung
  2. Therapie und Heilung
  3. Medikamentöse Versorgung
  4. Hilfsmittelversorgung
  5. Linderung, Schmerztherapie
  6. Lehre von der Gesundheit (allgemein)
  7. Lebensweltbezogenheit

Verschiedene Lebenswelten, Umweltbedingungen, sozialer oder materieller Art bedingen ein unterschiedlich hohes Erkrankungsrisiko
Dabei hat die Lebensführung im jungen oder im mittleren Alter Auswirkungen auf unseren Gesundheitszustand im Alter.

Ein junger Körper scheint vieles zu verkraften (Schlafdefizit, Rauchen, Alkohol u.a.).
Die Auswirkungen auf Körper und Organe, der Verschleiß machen sich häufig nicht akut, sondern erst langfristig bemerkbar.
Leider ist es dann oft zu spät.
Das Alter ist durch eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit gekennzeichnet. Häufig treten mehrere Erkrankungen
gleichzeitig auf.

Dies bezeichnet man als Multimorbidität
Der Bereich, der Medizin, der sich schwerpunktmäßig mit dem alten Menschen befasst, wird als
Geriatrie
bezeichnet.

Psychiatrie

In ihrem Lehrbuch habe ich die Definition

Die Psychiatrie ist die Lehre von den psychischen Krankheiten und ihrer Behandlung

gefunden.

Dabei gibt es Überschneidungen zur klinischen Psychologie und psychologischen Therapien einerseits und zur Allgemeinmedizin andererseits. Als typische Gebiete der Psychiatrie gelten die Schizophrenien, die klinischen Depressionen, aber auch Veränderungen in der Persönlichkeit (Psychopathien) oder Suchterkrankungen.
Bei den Depressionen unterscheidet man klassischerweise zwischen den:

  1. endogenen Erkrankungen (von innen heraus kommend)
  2. körperlich begründbaren Depressionen (Hormonveränderungen in der Schwangerschaft, Hirnverletzungen oder Demenzen)
  3. reaktiven Depressionen. Letztere verstehbar als Reaktion auf belastende Lebensereignisse wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Berentung, Verlust von Angehörigen.

Während endogene und körperliche Depressionen Thema der Psychiatrie und nur am Rande der Psychologie sind, ist dies bei den reaktiven Depressionen nicht so eindeutig. Auch ist zu vermuten, dass endogene und externe Faktoren zusammen wirken. Wer eher zu Depressionen neigt, kann in Belastungssituationen eher depressiv reagieren. Und endogen scheinende Depressionen können bei näherer Analyse und Kenntnis der Lebenssituation und Lebensgeschichte teilweise als reaktiv verstanden werden.

Depressionen können zu einem ‚Krankheitsgewinn‘ führen, indem man Zuwendung erfährt.
Depressive machen häufig die Erfahrung, dass sie über Klagen Zuwendung erhalten, die sich in Ablehnung verkehrt, wenn es den Kontaktpersonen zu viel wird. Die Psychiatrie befasst sich weiterhin mit psychischen Veränderungen (Depression, Aggression, Misstrauen) als Folge körperlicher Prozesse bei:

Hirnverletzungen
Abbauprozessen, Demenzen
Vergiftungen
Erkrankungen
Der Bereich der Psychiatrie, der sich mit dem Alter beschäftigt, wird als Gerontopsychiatrie bezeichnet.

Pädagogik

Eine Definition lautet

Pädagogik als die Lehre vom Wesen der Erziehung

Hier stellt sich natürlich sofort die Frage:

Müssen alte Menschen noch erzogen werden? Dies erscheint doch eher unsinnig. Wieso taucht dann der Begriff der Pädagogik im Kontext der sozialen Gerontologie auf.
Die Antwort ergibt sich aus folgender Feststellung:

Pädagogik umfasst mehr als Erziehung
Bereiche der Pädagogik sind:

  1. Erziehung (und manchmal versucht man alte Menschen auch zu erziehen)
  2. Einflussnahme, Lenkung
  3. Bildung, Weiterbildung (Erwachsenenbildung, Seniorenuniversität, VHS Angebote für Senioren u.v.m.)
  4. Freizeitpädagogik

Pädagogik, die sich mit den älteren Menschen beschäftigt wird, auch als

Geragogik

bezeichnet.

  • Zusammenfassung

soziale Gerontologie als Fach für AltenpflegerInnen

Wieso müssen Sie sich als angehende AltenpflegerInnen mit dem Fach soziale Gerontologie auseinandersetzen? Wofür können Sie dieses Wissen gebrauchen? Bei alten Menschen handelt es sich nicht um Gegenstände, Dinge, mit denen Sie es in Ihrem Beruf zu tun haben werden. Und Menschen sollten nicht auf ihre Krankheiten, Defizite, pflegerischen Bedürfnisse reduziert werden.

Pflege, die dem Menschen gerecht werden will, muss ihn als Gegenüber ernst nehmen, versuchen, den Menschen in seiner gesamten Persönlichkeit und in seiner Geschichte zu verstehen. Wenn Sie alten Menschen begegnen, werden Sie manche seiner Eigenarten nur auf seinem biografischen Hintergrund verstehen können.

 Methoden der Psychologie

2.1.      Überblick
Nach dem Überblick über das Fach ‚soziale Gerontologie‘ erfolgt eine Darstellung der Methoden der Psychologie als einer Wissenschaft, die zu den Erkenntnissen der sozialen Gerontologie beiträgt.
Weiter oben wurde bereits ausgeführt, dass sich Psychologie als Wissenschaft von der Alltagspsychologie dadurch unterscheiden, dass Daten systematisch erhoben werden.
Die wissenschaftliche Psychologie erhebt den Anspruch,

  1. dass die Datenerhebung systematisiert und überprüfbar erfolgt.
  2. dass nachprüfbare und überprüfbare Methoden zu ihrer Erkenntnisgewinnung benutzt werden

Methoden der Datengewinnung sind:

  1. Beobachtung
  2. Befragung
  3. Test
  4. Experiment

2.2.      Beobachtung:
Im Alltag beobachten wir ständig, nehmen Dinge um uns herum wahr und deuten diese. Dies geschieht zum großen Teil unbewusst und zufällig. Beobachtung als wissenschaftliche Methode geschieht dagegen geplant und strukturiert.
Möchte man zum Beispiel beobachten, inwieweit sich Personen aggressiv verhalten, würde genau festgelegt, was unter aggressivem Verhalten zu verstehen wäre.   Schlagen, schubsen, anschreien, etwas wegnehmen, zerstören könnten mögliche Indikatoren sein.

Weiterhin würde festgelegt, wann und wie lange beobachtet wird. Um die Beobachtung zu erleichtern, wäre es denkbar, dass anstatt alles aufzuschreiben, vorgegebene Kategorien angekreuzt werden müssten.
Die Beobachtungen könnten parallel durch mehrere Beobachter erfolgen oder durch   Video aufgezeichnet werden, um die Objektivität und Überprüfbarkeit des    Beobachteten zu verbessern.

Beobachtung von außen und teilnehmende Beobachtung

Bei der teilnehmenden Beobachtung nimmt der Beobachter am Geschehen in der Gruppe teil und beobachtet sozusagen nebenher. Dies hat den Vorteil, dass die Beobachtung zwangloser und weniger auffällig erfolgt. Man ist quasi Teilnehmer. Der Nachteil dieser Variante ist, dass sie weniger standardisiert erfolgen kann. Es fehlt der Abstand. Man muss seine Aufmerksamkeit zwischen Beobachtung und Teilnahme aufteilen.

Beobachtung von außen: Der Beobachter fungiert als Zuschauer und nimmt nicht am Geschehen teil.
Dies hat den Vorteil distanzierter, objektiver sein zu können. So fällt es z. B.. leichter, sich Aufzeichnungen zu machen. Auch kann man sich allein auf das Beobachten konzentrieren. Ein Nachteil ist die Künstlichkeit der Situation. Hilfsmittel wären Einwegscheiben, Band oder Videoaufzeichnungen.

Strukturierte versus unstrukturierte Beobachtung

Bei der unstrukturierten Beobachtung, wie wir sie in der Regel im Alltag praktizieren, erfolgt die Beobachtung ungerichtet. Man beobachtet und registriert alles, was einem auffällt. Da man nicht alles, was um einen herum passiert, gleichzeitig verarbeiten und bewusst abspeichern kann, geht viel an Information verloren, ohne dass man eine bewusste Vorauswahl dahin gehend trifft, was wichtig und unwichtig wäre. Ins Auge fallen Ereignisse, die ungewöhnlich, neu oder unerwartet sind, aber auch solche, die die eigene Meinung, das eigene Bild unterstützen. Die Vorauswahl erfolgt unbewusst.

Bei der strukturierten Beobachtung, wie sie zum Beispiel im wissenschaftlichen Bereich, verwendet wird, erfolgt die Beobachtung anhand vorgegebener Kategorien. Das heißt: Ich entscheide vorher, was ich beachten will und was nicht. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass ich in die Beobachtung keine voreiligen Interpretationen und Schlüsse eingehen lasse. Nicht: er war wütend, sondern er hat geschrien. Die Beobachtungskategorien sind am Verhalten zu orientieren. Interpretationen erfolgen in einem gesonderten Schritt.
Folgendes wird festgelegt:

  1. Beobachtungseinheiten
  2. Beobachtungskategorien
  3. Zeitintervalle
  4. Hilfsmittel (Video, Bandaufnahmen)

Offene versus verdeckte Beobachtung

Bei der verdeckten Beobachtung ergibt der Forscher seine Identität nicht zu erkennen. Er beobachtet anonym als Teilnehmer oder durch eine Einwegscheibe. Dies wirft die Frage nach der ethisch-rechtlichen Position auf. Darf ich jemanden beobachten, ohne dass dieser informiert ist? Reicht es, wenn die Angehörigen informiert sind?

Fremdbeobachtung versus Selbstbeobachtung

Bei der Selbstbeobachtung beobachte ich mein eigenes Verhalten, meine eigenen Gefühle und meine eigenen Gedanken oder physiologischen Reaktionen. Bei der Fremdbeobachtung beobachte ich andere.

Beobachtungsfehler

  1. Zu frühe Wertung, es wird direkt interpretiert.
  2. Identifikation mit dem Beobachteten, gefühlsmäßige Verstrickung. Jemand, den ich mag, wird positiver beurteilt, jemand, den ich nicht mag, negativer.
  3. Verfälschung durch Vorurteile, Meinungen, Interpretationen. Beispiel: wer laut ist, ist aggressiv, wer weint, ist hilfsbedürftiger als jemand, der ruhiger reagiert.
  4. Falsche Beobachtungskategorien, z. B.. soziale Kompetenz statt Beschreibungen auf Verhaltensebene.
  5. Logischer Fehler/vorschnelle Analogien: wer dick ist, ist gemütlich, wer singt, ist freundlich, wer lügt, der stiehlt.

     Befragungen

Eine weitere Methode, Informationen zu erhalten, ist Ihnen ebenfalls bekannt. Dies sind Befragungen.
Im Folgenden werden verschiedene Formen der Befragung unterschieden:

nicht standardisiertes Interview
Hierbei handelt es sich um einen Interviewleitfaden. Es werden nur einige Punkte vorgegeben, die als Gesprächsleitfaden dienen sollen. Zum Beispiel wird festgelegt, dass Fragen zur Wohnsituation gestellt werden. Die einzelnen Fragen werden nicht vorgegeben, sondern sind dem jeweiligen Interviewer überlassen.
Der Vorteil liegt bei einer relativ großen Flexibilität. Der Interviewer kann sich auf sein Gegenüber und die gegebene Situation gut einstellen. Der Nachteil liegt in der geringen Vergleichbarkeit.

standardisiertes Interview
Die Fragen und der Ablauf des Interviews sind fest vorgegeben. Hiervon darf nicht abgewichen werden. Ziel ist eine bessere Vergleichbarkeit.

Standardisierte Aufzeichnungen:
Um eine größere Objektivität zu erzielen, können die Interviews über Tonband oder Video aufgezeichnet werden. Hierdurch werden folgende Effekte erzielt:
Genaue Aufzeichnung von Fragen und Antworten
Erfassen von Mimik und Gestik des Interviewers
Erfassen von Mimik und Gestik des Befragten

Fragebogen
Eine Besonderheit stellen standardisierte Fragebögen dar. Diese sind als ‚Weiterentwicklung‘ von Interviews und Befragungen anzusehen. Die Fragen sind fest vorgegeben. Die Antworten werden nicht einzeln bewertet. Man wertet Antwortkategorien aus. So kann ein Fragebogen Fragen enthalten, die in Richtung soziale Belastbarkeit oder Ängstlichkeit zielen. Aus dem Beantwortungsmuster werden Aussagen über die soziale Belastbarkeit und Ängstlichkeit gezogen. Neben eine Auswertung nach Plausibilität tritt der Vergleich mit einer Norm-Gruppe. Das heißt, man vergleicht die Antworten mit denen von Personen, von denen man weiß, ob sie sozial belastbar oder ängstlich sind.

2.4. Experiment
Man schafft standardisierte, fest vorgegebene Situationen und untersucht, wie sich Menschen oder auch Tiere in dieser Situation verhalten. Dabei kann versucht werden, allgemeine Aussagen über menschliches (oder auch tierisches) Verhalten zu gewinnen. Oder man untersucht, ob sich verschiedene Gruppen oder Einzelne in einer solchen Situation unterschiedlich verhalten. Zum Beispiel, ob Männer oder Frauen hilfsbereiter sind.
Bekannte Experimente sind:

Milgram Experiment:

Dabei wurde untersucht, inwieweit Personen auf Aufforderung durch eine ‚Autoritätsperson‘ hin anderen Versuchsteilnehmern, die angeblich an einem Lernexperiment teilnahmen, als Strafe Stromschläge zu verabreichen, bereit waren, wenn diese Fehler machten. Die Stromstöße waren dabei fingiert. Die Untersuchung zeigte, dass die meisten Versuchspersonen bereit waren, Stromstöße bis zu einer gesundheitsgefährdenden oder gar tödlichen Dosis zu geben, wenn sie in einer solchen Situation dazu aufgefordert wurden.

  1. Pawlowscher Hund
    Hierbei wurde nachgewiesen, dass die Kopplung einer Essen-Situation und einem Klingelton dazu führt, dass Hunde auf den Klingelton hin zu speicheln beginnen. Ein Verhalten, das ursprünglich nur in Verbindung mit dem Geruch und Geschmack des Fressens selbst auftrat. Eine bestimmte physiologische Reaktion (Speicheln) wurde somit von einem Reiz (Fressen) auf einen anderen Reiz (Klingelton) übertragen.
  2. Versuche zur unterschwelligen Wahrnehmung
    Hier stellte man fest, dass physiologische Reaktionen wie Veränderung der Herzschlagfrequenz, dem Hautwiderstand u.a. bei einer unterschwelligen Wahrnehmung eintraten. Dabei wurden Dias so kurz gezeigt, dass das Gezeigte nicht bewusst wahrgenommen werden konnte. Dennoch trat eine körperliche Wirkung auf. Diese Erkenntnis wurde versucht, für die Werbung umzusetzen.

Die Experimentalsituation ist für alle gleich; sie muss überprüfbar und wiederholbar sein
Und was nun sollen wir unter Stressoren verstehen:

Stressoren sind Anforderungen, die als Bedrohung oder Schaden bewertet werden. Dabei handelt es sich um Anforderungen, die als wichtig und bedeutsam empfunden werden.

Der biologische Sinn des Stressmechanismus:

Stressreaktionen gehören zu unserer Grundausstattung als Mensch. Stressreaktionen sollen der Lebenserhaltung dienen, in dem der Körper auf unmittelbare Angriffs oder Fluchtreaktionen vorbereitet wird. Es kommt zu einer Anregung des Sympythicus. Dadurch werden unmittelbar Energien freigesetzt. Die Körperreserven werden aktiviert. Puls, Blutdruck und Atemfrequenz steigen. Verdauungsaktivitäten und Sexualität werden heruntergesetzt.
Diese Alarmreaktion des Körpers ist bei bestimmten Bedrohungen von außen sinnvoll und war dies bestimmt in früheren Zeiten, in denen sich Menschen gegen wilde Tiere und andere Gefahren unmittelbar zur Wehr setzen mussten.

Sie ist dagegen wenig hilfreich bei modernen Stressoren wie Leistungsdruck in der Arbeit oder sozialem Stress wie Mobbing. Hier nutzen Flucht oder Angriffsreaktionen wenig; die bedrohliche Situation kann hierdurch nicht aufgelöst werden. Die körperliche Alarmbereitschaft mit den physiologischen Begleitsymptomen bleibt bestehen, hier kann körperliche Aktivität (Sport) hilfreich sein, um Anspannungen abzubauen. Aber Vorsicht vor neuem Stress!
Stressablauf im ursprünglichen Sinn der biologischen Ausstattung:

  1. Orientierung: Eine mögliche Gefahr wird registriert (Geräusch, Wahrnehmung)
  2. Aktivierung: Das Gehirn entscheidet, ob eine Gefahr vorliegt und leitet die entsprechenden physiologischen Reaktionen ein.
  3. Anpassung: Diese Reaktion wird so lange wie notwendig aufrechterhalten (z. B.. bis der Kampf vorbei ist oder eine Flucht beendet)
  4. Erholung: Danach kommt es zur Erholung. Der Stress wird abgebaut
  5. Überforderung: Gelingt keine Lösung der Situation (moderner Arbeitsstress), so schaltet der Körper auf Daueralarm; es kommt nicht zur notwendigen Erholung.
  6. Erschöpfung: Es tritt ein Erschöpfungszustand ein.

Stressanalyse

Soll Stress abgebaut werden, so ist es notwendig zu wissen, welche Faktoren Stress erzeugen, welches die individuellen Stressoren sind.
Stress ist dabei individuell. Was für den einen Stress bedeutet, muss für den anderen noch lange kein Stress sein.

Kurzfristiger Stress kann positiv sein!/Es kommt zu einer Stärkung der Leistungsfähigkeit

Aber:

Dauerstress schadet

Unterforderung bei zuwenig Stress/ unterer Stressbereich

            Man fühlt sich unwohl
ist gelangweilt
die Leistung ist schlecht
es kommt zu Leichtsinnsfehlern

Mittlerer Stressbereich

Man fühlt sich wohl
Arbeit und Freizeit machen Spaß
es treten nur wenige Stresssymptome auf
man fühlt sich angespannt
man hat gute Ergebnisse

Überforderungen/hoher Stressbereich

Man fühlt sich überfordert
man zeigt zunehmend Stressreaktionen
man wird planlos oder deprimiert
die Leistung nimmt ab
Fehler häufen sich
man wird krank.

Ebenen der Stressreaktionen:
Kognitive Ebene (Gedanken)
Emotionale Ebene
Vegetative Ebene: Die Hauptstresshormone sind Adrenalin, das u.a. mit einer Steigerung der Herzfrequenz, der Atmung und des Blutdruckes ein hergeht als Begleiter einer ‚aktiven Stressbewältigung` und der Gefahr von Herzkreislauf-Erkrankungen, sowie das Cortisol bei einer eher passiven Stressbewältigung, mit dem   Risiko einer Schwächung des Immunsystems.
Muskuläre Ebene

Stressbewältigung:
Hier unterscheidet man zwischen kurzfristigen (wie Vermeidung oder Abreaktion) und langfristigen Strategien (wie Situationsveränderungen). Auf Dauer sind nur letztere wirklich Erfolg versprechend.
Zu den kurzfristigen Strategien gehören:

  1. Spontane Entspannung
    Musik hören
    Kinobesuch
    Fernsehen
    Essen gehen
  2. Wahrnehmungslenkung
  3. über etwas positives Nachdenken
  4. nicht mehr an die Arbeit denken, sich ablenken
  5. Positive Selbstgespräche
  6. ‚Ich schaffe das schon‘
  7. Es ist doch nicht so schlimm‘
  8. Abreaktion
  9. Schreien
  10. Sport
  11. Aktivität

Zu den langfristigen Bewältigungsstrategien gehören:

  1. Entspannung mit zielgerichteten Methoden
  2. autogenes Training
  3. Muskelentspannung
  4. Zeitmanagement
  5. Kontakte
  6. Problemlösung
  7. Einstellungsänderungen
  8. Zufriedenheit Erlebnisse

2.5.      Tests
Beispiele für Testverfahren:

  1. Intelligenztests
  2. Kreativitätstests
  3. Konzentrationstests
  4. Reaktionstests
  5. Schuleignungstests
  6. Tests zur visuellen Wahrnehmung
  7. Sprachentwicklungstests
  8. Persönlichkeitstests
  9. Projektive Testverfahren wie TAT und Rohrsschach

Die Ursprünge von Tests liegen bei Anwendungen in der U.S. Armee, sowie bei Versuchen, Schulerfolg vorhersagen zu können. (Intelligenztests)

Tests machen Wahrscheinlichkeitsaussagen. Sie verkünden keine Wahrheiten.

Gütekriterien von Tests

  1. Objektivität
    Ein Test muss zum gleichen Ergebnis kommen, egal, wer den Test durchführt. Deshalb sind über die Testanweisung hinausgehende Hilfen nicht zulässig, wenn ich den Test exakt auswerten will. In der Testpraxis wird davon manchmal abgewichen. Wenn etwa der Eindruck entsteht, dass die Aufgaben gekonnten werden, die Testanweisung aber in der standardisierten Form nicht verstanden wird. Solche Abweichungen sind zu dokumentieren, damit dies bei der Interpretation der Testergebnisse mit berücksichtigt werden kann. Test sollten nur von Personen durchgeführt und vor allem ausgewertet und interpretiert werden, die über entsprechendes Hintergrundwissen verfügen.
  2. Zuverlässigkeit (Reliabilität)
    Hiermit ist die Genauigkeit gemeint, mit der ein Test das misst, was er zu messen vorgibt. Ein Intelligenztest sollte bei wiederholter Durchführung (abgesehen vom Lerneffekt) zu ähnlichen Ergebnissen führen. Dies gilt ebenso für Parallelformen des gleichen Tests.
  3. Gültigkeit (Validität)
    Dieses Kriterium scheint das banalste. Dabei ist es wahrscheinlich das schwierigste. Ein Test ist dann gültig, wenn er das misst, was er zu messen vorgibt. Dass dies nicht so ganz einfach und eindeutig ist, zeigt sich beispielsweise bei Intelligenztest. Es gibt durchaus unterschiedliche Vorstellungen darüber, was man unter Intelligenz verstehen kann. Und entsprechend auch unterschiedlich aufgebaute Intelligenztests.
  4. Standardisierung

Fehlerquellen bei der Testauswertung/Bewertung

  1. Bekanntheit des Testverfahrens
  2. Testangst
  3. Fehlende Motivation, fehlendes Interesse
  4. Krankheit, Müdigkeit, Tagesform

     Längsschnitt und Querschnittuntersuchungen

Hierbei handelt es sich um Methoden, menschliche Entwicklungsprozesse bzgl. des Lebensalters zu untersuchen.
Bei Längsschnittuntersuchungen werden die gleichen Personen über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder befragt, beobachtet oder getestet, um Entwicklungen festzustellen und zu dokumentieren.
So könnte man einen Intelligenztest im Alter von 4 Jahren, von 8 Jahren, von 15 Jahren und von 25 Jahren durchführen, um festzustellen, wie sich die Intelligenz mit dem Alter verändert.

Bei Querschnittuntersuchungen werden verschiedene Altersgruppen zum gleichen Zeitpunkt miteinander verglichen, man testet an einem festgelegten Tag die Intelligenz von 4-jährigen, 8-jährigen, 15-jährigen und 2-jährigen, um die Intelligenz verschiedener Altersgruppen miteinander zu vergleichen.
Der Vorteil der Längsschnittuntersuchungen liegt darin, dass man die gleichen Personen untersucht. Man kann somit ausschließen, dass andere Einflüsse als das Alter zwischen den Personen das Ergebnis verfälschen.
Bei einer Querschnittuntersuchung ist es möglich, dass sich die ausgewählten Personen hinsichtlich der Intelligenz unabhängig vom Alter unterscheiden.

  1. Ziele psychologischen Forschens und Handelns

Ziele des psychologischen Forschens und Handelns sind:

  1. Beschreibung (was nehme ich wahr?)
  2. Erklärung (wieso?, warum?)
  3. Vorhersage (was wird passieren?)
  4. Beeinflussung (was kann ich tun, damit…..?)

des menschlichen Erlebens und Verhaltens

3. Wahrnehmung

Ist Wahrnehmung objektiv? Nehmen wir alle unsere Umwelt gleich wahr oder gibt es Unterschiede. Zunächst mag man versucht sein zu sagen, dass durch unsere Wahrnehmung ein genaues Bild unserer Umwelt entsteht. Dies ist aber offensichtlich nicht so. In unserer Wahrnehmung lassen wir uns leicht täuschen. Es schleichen sich Wahrnehmungsfehler ein.
Was wir von der Welt wahrnehmen und wie wir sie wahrnehmen, entspricht keinem objektiven Abbild.
Möchte man hierfür ein Bild finden, so könnte man sagen:
Es handelt sich nicht um eine Fotografie, sondern eher um ein Gemälde.
Dies hängt mit unterschiedlichen Faktoren zusammen:

Beschaffenheit unserer Wahrnehmungsorgane

Dies scheint unmittelbar einleuchtend. Bestimmte Frequenzen können wir nicht sehen   oder hören. Wir haben kein Wahrnehmungsorgan für Ultraschall oder elektromagnetische Schwingungen. Und verschiedene Menschen sehen, hören, riechen unterschiedlich gut.

Begrenzung der Aufnahmekapazität.

Diese ist begrenzt. Würden wir alles gleichzeitig wahrnehmen, so wären wir völlig orientierungslos. Wir kämen mit dem Chaos nicht zurecht.
Menschen, denen es nicht gelingt, Reize zu unterdrücken, die zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht wichtig sind, haben große Probleme, sich zu zentrieren oder zu konzentrieren. (Etwa Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom)

Wahrnehmungserfahrung

Eskimos können wesentlich mehr verschiedene Farben des Schnees differenzieren als wir, da sie hier eine bessere Wahrnehmungserfahrung besitzen. Urwaldbewohner    verfügen über eine bessere Differenzierungsmöglichkeit bzgl. der Farbe Grün usw. Katzen, die in einem Experiment in einer bestimmten Entwicklungsphase keine             optischen Reize wahrnehmen konnten, entwickeln nur eine eingeschränkte Sehfähigkeit

Interpretationen gehen in die Wahrnehmung ein:

Wir neigen dazu, vorschnell Verhalten oder andere Beobachtungen zu interpretieren. Jemand, der weint, gilt als traurig. Bei Kindern scheint die Sonne, um sie zu erfreuen.
Gesichtsausdrücke oder Handlungen von Mitmenschen werden in Abhängigkeit von der eigenen Laune interpretiert.

Optische Täuschungen

Hierzu finden sich einige sehr interessante Beispiele in dem Buch von Wirsing. Bereits auf dieser sehr konkreten Ebene lassen wir uns täuschen.

Wahrnehmung ist aufmerksamkeits-, Interessen und bedürfnisorientiert.

Je nachdem, worauf ich mich in einer bestimmten Situation konzentriere, werde ich unterschiedliches wahrnehmen. Beim Museumsbesuch können die Bilder oder aber die Cafeteria oder Hinweisschilder für eine Toilette von Interesse sein.

In die Wahrnehmung gehen Vorurteile ein

Habe ich von jemandem ein negatives Bild, so werde ich eher Dinge wahrnehmen, die mein Bild bestätigen. Man ist versucht, die eigene Wahrnehmung zu stützen.

Hierzu einige weitere Ausführungen:
Zwei Personen, die einen Stadtbummel machen oder zu einer Pflege fahren, werden Unterschiedliches wahrnehmen.
Redet ein Angehöriger mit dem zu Pflegenden sehr laut, so wird dies einem Pfleger, der regelmäßig kommt, möglicherweise nicht mehr auffallen. Ein Kollege, der zum ersten Mal mitfährt, wird dies möglicherweise sofort registrieren, da er es nicht gewohnt ist. Wie er dies dann bewertet (wahr nimmt) mag wiederum von anderen Faktoren abhängen. Er mag dies als aggressiv, übertrieben oder hilfreich empfinden.

Sich körperlich unwohl fühlen und sich an Situationen erinnern, in denen er selbst angeschrien wurde. Oder er mag sich erinnern, dass alte Menschen häufig schwerhörig sind und es notwendig ist, lauter zu reden. Oder er mag den Angehörigen als überlastet, schlecht gelaunt und aggressiv erleben und bewerten. Dabei mag er Verständnis oder Unverständnis entwickeln. Dies mag wiederum davon abhängen, inwieweit er den Angehörigen oder den alten Menschen als sympathisch oder unsympathisch empfindet.

Und sein Erleben wird die weitere Wahrnehmung dieses Menschen beeinflussen.
Dies und vieles andere ist möglich. Die Dinge scheinen kompliziert zu sein und doch denken wir im Alltag nicht lange darüber nach. Dies ist schlicht nicht möglich und würde uns völlig handlungsunfähig machen.
Wir greifen auf Schablonen zurück, um die Eindrücke verarbeiten zu können – nur, wir sollten uns dessen bewusst sein und bedürfen vereinzelt der Korrektur. Und gerade in einem Beruf, dessen Schwerpunkt der Umgang mit anderen Menschen ist, ist es wichtig, hierüber etwas zu wissen. In der Praxis bedürfen wir der Ergänzung, Korrektur durch Kollegen.

Weiter lesen auf Seite 2 …

Weitere Quellen zu soziale Gerontologie
soziale Gerontologie

Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie e.V.
Gerontologie

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