Autor/in: Rainer Frühsammer

Einsatz ambulante Pflege

Eindrücke und Gedanken vor dem Einsatz

Morgen ist es so weit. Mein Einsatz in der Sozialstation steht mir bevor. Ich verspüre etwas Nervosität vor dem, was auf mich zukommt. Es sind nicht die Patienten, eher die Wohnungen, aber auch die Anforderungen, denen ich vielleicht noch nicht gewachsen bin. Wie komme ich bei den Mitarbeitern der Sozialstation an? Akzeptieren sie mich, mein Alter, meine Art?
Ich habe mich heute während meines Frühdienstes mit meiner Mentorin, Schwester Waltraut, über meine Gefühle unterhalten. Sie findet, dass mir dieser Einsatz sicherlich gefallen wird und ich dafür bestens gerüstet bin. Ich soll meine Umsicht, den Respekt gegenüber den Patienten und meine Arbeitseinstellung beibehalten, dann würde es ein fruchtbarer Einsatz werden.

Ich freue mich schon neue Erfahrungen, vielleicht auch eine neue Zukunftsperspektive, kennenzulernen. Auch darauf, wie ich mich in der Pflege auf neue Situationen einstellen werde und wieweit meine Kenntnisse sind.

Im Vorfeld habe ich auch zweimal mit der PDL, Frau Will er, telefoniert und sie hatte vor, mich dem Kollektiv am vergangenen Mittwoch bei der wöchentlich stattfindenden Teambesprechung vorzustellen. Leider ist diese Besprechung ausgefallen, da sich die Geschäftsführung angemeldet hatte.


Der erste Tag

6.30 Uhr sollte ich mich in der Sozialstation einfinden. Um pünktlich zu sein, war ich bereits um 6.15 Uhr da, jedoch die Tür war noch verschlossen. Ich wartete und wurde langsam unsicherer, ob ich richtig bin, als die Uhr nur noch ein paar Minuten vor halb 7 zeigte. Es wurde später und später, ich war mehrmals von der Tür zum Innenhof gelaufen, aber keiner zusehen. 20 Minuten vor 7 kam eine Mitarbeiterin, die wusste, dass ich heute anfangen soll. Da sie gleich auf Tour musste, schloss sie mir die Station auf, begleitete mich ins Büro und meinte, dass meine Mentorin später kommt und ich möchte hier warten.

Nun war ich allein in der Sozialstation, was ich als Vertrauensbeweis wertete. So gegen 7.00 Uhr kam meine Mentorin, Schwester Sandra. Nach einem kurzen Kennenlerngespräch merkte ich, dass sie einen guten Eindruck auf mich machte. Wir richteten alles für die Tour her und starteten. Während der Autofahrt erzählte sie etwas über sich und ich über mich. Es war ein offenes und vertrautes Gespräch. Schnell fühlte ich mich wohl.

Unser Gebiet reicht von Oststadt, Neuostheim bis Neuhermsheim und teilweise Schwetzinger Vorstadt. Vor jedem Patientenbesuch hat sie mich auf die Persönlichkeiten und Krankheitsbilder hingewiesen.
Schwester Sandra fährt die Tour seit mehr als 3 Jahren. Ihr Bezug zu den Patienten ist sehr eng, respektvoll und korrekt.

Wir besuchten 19 Patienten. Behandlungspflege wie Verbandswechsel, Kompressionsstrümpfe, Injektionen und Medikamentengabe wurden am häufigsten durchgeführt. 3 Patienten benötigten Hilfe bei der Körperpflege.

Ein Patient machte die Tür nicht auf, was er meist nicht tut, da er keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen will. Es handelt sich um einen 82-jährigen Patienten, der an Diabetes mellitus leidet und zweimal täglich eine Insulininjektion bekommen sollte. Er ist seit mehreren Wochen nicht mehr in der Lage, an sich selbst die Injektion durchzuführen. Vor 3 Wochen ist er sogar in ein diabetisches Koma gefallen.
Wir haben den in der Nachbarschaft wohnenden Hausarzt aufgesucht und ihm den Verlauf geschildert, sowie seinen Sohn informiert.

Gegen 12.45 Uhr hatten wir unsere Tour beendet und fuhren zur Station. Dort wurde ich dem Team vorgestellt und durch die Station geführt.

Ich war sehr beeindruckt von erstem Tag. Mit der körperlich und psychisch anstrengenden Arbeit im Heim nicht zu vergleichen. Wenn ich da an die letzte Woche zurückdachte, in der ich 4 Tage „nur zu zweit“ auf der Station arbeiten mussten und ich von der PDL nach meiner Beschwerde die lapidare Antwort bekam, „ich habe kein Personal“, ein echtes Honiglecken.

Sozialstation

Die Sozialstation St. Elisabeth, ist ein ambulanter Pflegedienst, die seit 1974 tätig sind. Der Träger ist die Franziskushaus gGmbH, Speckweg 6, 68305 Mannheim. Der Spitzenverband ist der Caritasverband der Erzdiözese Freiburg, der die Verhandlungen und Außenverantwortung auf Landesebene führt. Der Caritasverband Mannheim e. V. übernimmt dieselben Aufgaben auf Stadtebene.

St. Elisabeth versorgt in den Stadtteilen Oststadt, Neuhermsheim, Neuostheim, Lindenhof, Schwetzinger Vorstadt, Innenstadt und Jungbusch pflegebedürftige Menschen. Die Aufgabe der Sozialstation besteht darin, kranken, alten, pflegebedürftigen und behinderten Menschen eine Alternative zur stationären Betreuung zu bieten, ihnen durch professionelle Pflege und hauswirtschaftlicher Unterstützung ein Leben in Würde und Eigenständigkeit in gewohnter Umgebung zu ermöglichen. Hilfe wird jedem Menschen, egal welcher Glaubenszugehörigkeit oder Weltanschauung, gewährt.

Räumlichkeiten und Ausstattung

Im R 7 Quadrat Nr. 12–13 ist die Sozialstation zu Hause. Vor ca. 2 Jahren hat sie ihrem angestammten Platz in der Schwetzinger Vorstadt verlassen, um dort im Marienhaus, Haus für betreutes Wohnen, ihre moderne Zentrale einzurichten. Die Verwaltung, die Hauswirtschaft und die Pflege teilen sich die Räume, was für eine funktionierende Kommunikation und einen schellen reibungslosen Ablauf von Vorteil ist.

Jede Abteilung hat ihre eigenen Büros, verteilt über 2 Etagen. Moderne Nasszellen, einen gemütlichen Aufenthaltsraum unterstützen das angenehme Betriebsklima. Das Schwesternzimmer ist modern und übersichtlich eingerichtet.

Die technische Ausstattung der Büros (Fax. Kopierer, Computer usw.) sind auf dem notwendigen Stand.
Für Teambesprechungen und Veranstaltungen können die großzügigen Veranstaltungsräume des Marienhaus im Untergeschoss mitgenutzt werden. Um auch beim Außeneinsatz schnell reagieren zu können, ist jeder Mitarbeiter mit einem Handy ausgestattet. Die Geschäftswagen sind Opel Corsa, die regelmäßig gewartet werden. Jeder Pflegemitarbeiter hat eine professionelle Ausstattung an Hilfsmittel wie Blutdruckmessgeräte, Desinfektionsmittel, Handschuhe usw. Er hat selbst die Verantwortung zu tragen, dass diese Hilfs- und Arbeitsutensilien in ausreichender Menge mitgeführt werden.

Personal

Die Leitung der Sozialstation unterliegt der PDL Frau Willer. Im Pflegedienst sind zur Zeit 11 Mitarbeiter (2 männlich) tätig. Davon arbeiten 6 Vollzeit, 3 arbeiten 75 % und 2 a. 25 %. Für den hauswirtschaftlichen Bereich sind sechs Mitarbeiterinnen tätig. Die Verwaltung ist mit 2 Mitarbeiter besetzt. Ein Zivildienstleistender steht momentan für alle Bereiche einsetzbar zur Verfügung.

Dienstzeit

Frühdienst: 06.30 Uhr -13.30 Uhr
Großer Spätdienst: 15.30 Uhr – 20.30 Uhr
Kleiner Spätdienst: 16.30 Uhr – 20.00 Uhr
Wochenende / Feiertage: 06.30 Uhr -13.00 Uhr
Nach Absprache meist: geteilter Dienst
Rufdienst per Handy: 19.00 Uhr – 07.00 Uhr

Nach 6 Arbeitsstunden: eine halbe Stunde Pause

Teambesprechungen

Diese finden in regelmäßigen Abständen, jeden Mittwoch Nachmittag, statt.
An den Dienstbesprechungen sind alle Pflegekräfte, die Frühdienst hatten und die PDL anwesend. Schüler werden mit einbezogen. Es werden neben organisatorischen Punkten, Bewohner und praxisbezogene Themen, Neuheiten, Fortbildungen, Erfahrungen besprochen. Bei der ersten Teambesprechung wurde ich offiziell von der PDL vorgestellt und begrüßt und hatte die Möglichkeit etwas über, mich zu sagen. Einmal vierteljährlich findet nach Absprache eine große Dienstbesprechung mit allen Abteilungen statt.

Für die tägliche Übergabe liegt ein Übergabebuch im Schwesternzimmer aus. Nach Rückkehr vom Außeneinsatz werden im Buch (Art Berichtsblatt) besondere Vorkommnisse eingetragen. Derjenige, der die Nachfolgeschicht übernimmt, muss per Handzeichen bestätigen, dass er die Eintragung zur Kenntnis genommen hat.

Die Rolle als Schüler

Ich konnte mich recht schnell ins Team einfinden und wurde von den Mitarbeitern geschätzt und freundlich aufgenommen. Der Kontakt zur PDL war sehr offen und konstruktiv. Mit meiner Mentorin habe ich mich gut verstanden und wir konnten uns aufeinander verlassen. Bei den Patienten hat sie mich vorgestellt und bereits im Vorfeld angekündigt. Sie hat sich viel Mühe gegeben, mir die Krankheitsbilder, die Therapien und Behandlungen bis hin zum Ziel zu erklären. Erstmals zeigte sie mir die durchzuführende Maßnahmen, lies mich dann zu Werke gehen und dann selbstständig verrichten. Ich fühlte ich mich nie vernachlässigt oder alleingelassen.
Eigenkreativität sowie aktive Mitarbeit wurden unterstützt und gefördert.

An den wöchentlichen Teambesprechungen konnte ich Teil nehmen und mich rege daran beteiligen.
Die Zeit in der Sozialstation, die Durchführung der Maßnahmen und der Behandlungspflegen, die Zusammenarbeit mit dem Kollektiv haben mir außergewöhnlich viel Spaß gemacht. Ich konnte viel Neues lernen und einiges abschauen.

Nachdem ich nun die Arbeiten auf Station, in der BT und der Sozialstation kennenlernen konnte und mich jetzt für einen Bereich entscheiden müsste, würde mir sicherlich die Arbeit bei der Sozialstation viel Spaß machen und erfüllen. Doch der Gedanke, dass gerade die Bewohner in dem Heim einen noch dringender benötigen, Pfleger, die sie achten, respektieren und würdevoll behandeln, bin ich mir fast sicher, trotz schwerere körperliche Arbeit meine Kraft im Heim einzusetzen.

Im Heim wird man täglich mit Pfleger u. innen konfrontiert, welche die Bewohner kommandieren, befehlen und als Kinder behandeln. Wenn alle, die eine andere Pflegeeinstellung haben, die Heime verlassen, wird sich der Zustand nie ändern. Hier gilt: Hinschauen und selbst handeln.

Patienten

Unterschiedliche Persönlichkeiten, Charakteren, Interessen, Wünsche, Vergangenheiten, Vorstellungen, Lebensweisen, natürlich auch Geschlechter und Krankheitsbilder trifft täglich in der Sozialstation vor.
Die Menschen, die zu Hause, wirken auf mich meist glücklicher und lebensfroher. Sie stehen mitten im Leben und kämpfen täglich darum, ihren Lebensstandard und Lebensunterhalt zu meistern. Die meisten haben Angst vor einer Heimeinweisung, sehen das Altenheim als letzte Stadion in Leben als Abschiebeanstalt und Sterbelager.

Dies gibt mir zu denken, ob unsere Arbeit im Heim die Qualität hat, von der wir doch so überzeugt sind. Es stellt sich mir die Frage, ob im Vergleich zu den Menschen im eigenen Heim wir an der Integration unserer Heimbewohner versagt haben, obgleich auch das Heim das eigene Zuhause ohne Einschränkungen ersetzten soll. Es ist mir klar, dass die meisten Bewohner durch ihre Krankheiten oder physischen und psychischen Einschränkungen nicht mehr allein zu Hause leben können.

Aber kann das Heim nicht eine identische und auf die Lebensgewohnheiten orientierte Alternative darstellen? Ich wünsche mir, dass in Zukunft solche Fragen mit zu den Prioritäten gehören und Visionen umgesetzt werden. Ich selbst setzte mir als Ziel, Konzepte zu entwerfen und zu verwirklichen.

Dienstleistungen und Aufgabe der Sozialstation

Nachfolgende Punkte habe ich aus dem Imageprospekt der Sozialstation St. Elisabeth herausgearbeitet und teilweise übernommen.

Pflege und Betreuung von alten und kranken Menschen

  • Hilfe bei der Körperpflege
  • Hilfe beim an u. Auskleiden
  • Lagern / Betten / Umbetten
  • Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
  • Mobilisation / Aktivierung

Ausführung ärztlicher Verordnungen

  • Injektionen
  • Verbände und Wickel
  • Vitalwerte-, Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle
  • Medikamentengabe
  • Wundpflege
  • Künstliche Ernährung

Haus und Familienpflege

  • Vertretung der Hausfrau und Mutter in besonderen Notsituationen (z. B. bei Krankenhausaufenthalt, Kuraufenthalt, Überlastung usw.)

Hauswirtschaftliche Versorgung – Nachbarschaftshilfe

  • Hilfe im Haushalt
  • Einkaufen
  • Betreuung nach einem Krankenhausaufenthalt
  • Begleitung bei Arztbesuchen
  • Behördengänge

Verleih von Pflegemitteln wie:

  • Kranken- und Pflegebetten
  • Nachtstühle
  • Rollstühle u.s.w.

Hilfe für Pflegende

  • Kurse in häuslicher Kranken- u. Altenpflege
  • Gesprächskreis für pflegende Angehörige

Beratung und Information

  • Erarbeitung eines Hilfeplans
  • Vermittlung ergänzender Hilfen
  • Pflegeanleitung
  • Gesundheitsberatung
  • Beratung pflegender Angehöriger
  • Hilfe bei Finanzierung
  • Ausstattung von Krankenzimmern

Leistungsmodule

Die ambulanten Pflegeleistungen sind im in Baden-Württemberg zu Leistungsmodulen zusammengefasst worden. Die Leistungspakete beinhalten alle Tätigkeiten, die in Anlehnung an die Lebenspraxis oder nach fachlichem Standard damit verbunden sind. Der Vorteil dieser Module ist die Transparenz und Vereinfachung der Abrechnung. Die Preise für das einzelne Leistungsmodul richten sich nach der Qualifikation der Pflegekräfte. Unterschieden wird zwischen Pflegefachkraft, ergänzende Hilfen, Zivildienstleistende. Die ergänzende Hilfe und die Zivildienstleistende können aber nur in zugelassenen Fällen eingesetzt werden und wenn die verantwortliche Pflegekraft keine fachlichen Einwände hat.

Abrechnung

Grundsätzlich werden alle vom Arzt verordneten Leistungen mit der Krankenkasse abgerechnet. Anderen Leistungen werden über die Pflegekasse gedeckt. Übersteigt der Betrag den Pflegekassensatz, muss der Patienten selbst dafür aufkommen. Um Leistungen mit der Krankenkasse abzurechnen, ist ein vom Arzt ausgestellter und vom Patienten unterzeichneter Verordnungsschein zwingend nötig. Eine erstmalige Ausstellung wird für einen Zeitraum von 14 Tagen gewährt, Folgescheine können quartalsmäßig eingereicht werden. Der Verordnungsschein muss nachfolgende Angaben enthalten:

  • Weshalb die Maßnahmen nützlich sind, z. B. zur Fortsetzung der ärztlichen Behandlung oder Therapie usw.
  • Art der Behandlung
  • wie oft die Maßnahme durchgeführt werden muss, z. B. 1x täglich, 2x täglich usw. sowie die Behandlungsdauer.
  • Die Diagnose

Grundsätzlich kann der Arzt drei Leistungen (Grundpflege, Behandlungspflege, hauswirtschaftliche Versorgung) verordnen. Zusätzlich können im besonderen Fall Zuschläge abgerechnet werden, wenn Leistungen wie: Infusionen, Infusionsüberwachung oder Sondenernährung angeordnet ist. Aber auch wenn das Erbringen der Leistung zwischen 20.00 Uhr und 6.00 Uhr oder an Sonn- und Feiertagen oder bei Kindern zwischen 0 und 6 Jahren erbracht werden müssen. In bestimmten Fällen kann auch vom Arzt eine Haushaltshilfe verordnet werden.

Dokumentation

Bei den Patienten liegt die Dokumentenmappe aus. Die Pflegekraft unterschreibt täglich die geleisteten Arbeiten. Am Ende des Monats werden die Blätter der Stationsverwaltung übergeben.
Die Dokumentationsmappen enthalten zusätzlich:
Anamnesebogen
Patientenstammblatt
Kopie der Verordnungsscheine
Pflegeplanung
Medikamentenblatt
Je nach Patient: Wundbehandlungsblatt, Blutzuckerwerteblatt u.s.w.Dokumentenblatt.

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Praktikum im Pflegedienst
Praktikumsbericht

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